NIGHTWISH - Helsinki

02.10.2009 | 10:35

19.09.2009, Hartwall Arena

Das Abschlusskonzert mit APOCALYPTICA als Support.

Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht: Im Oktober 2009 ist es bereits vier ganze Jahre her, dass die musikalischen Überflieger von NIGHTWISH sich von ihrer Frontfrau Tarja Turunen trennten. In der Zwischenzeit ist natürlich viel passiert, die vier Jungs haben mit der Schwedin Anette Olzon nicht nur einen würdigen Ersatz gefunden und das Album "Dark Passion Play" fertiggestellt, man ist auch zu einer zweijährigen Tour aufgebrochen, die in der Heimat Finnland den Abschluss finden soll. Auch die letzte Tour mit Tarja endete in Helsinkis Hartwall Arena. Ein Grund, die Luft anzuhalten? Gerade vielleicht auch weil der letzte Tourabschnitt unter dem Namen Déjà-vu-Tour lief. Aber nein, Bandkopf Tuomas Holopainen machte bereits im Vorfeld in den Medien klar, dass dieses Mal kein Bandmitglied gefeuert werden würde. Dementsprechend sind die Fans relaxt und guter Dinge, als es um 19.30 Uhr das erste Mal dunkel in der ausverkauften Halle wird.

Und schon entern die drei Cellisten von APOCALYPTICA die Bühne, Drummer Mikko ist selbstverständlich auch dabei. Es ist etwas ungewöhnlich, einen so großen Act als Vorband an diesem Abend zu sehen, aber umso besser, denn hier bekommt man wirklich zwei Spitzenbands zum Preis von einer.

In dem etwa einstündigen Set werden nicht nur die obligatorischen METALLICA-Cover untergebracht, man findet auch noch genug Zeit, um eigene Kompositionen vorzustellen. Bei den Singles 'I'm Not Jesus' und 'I Don't Care' bekommen die Herren in Gestalt von STAM1NA-Sänger Hyrde sogar noch Verstärkung am Mikrofon. Eine sehr nette Abwechslung, denn wenn man ehrlich ist, kann das ständige Gefidel ansonsten schon etwas auf die Nerven gehen. Doch den meisten scheint es zu gefallen, und die Jungs verstehen es, dem Publikum richtig einzuheizen.

Irgendwann ist dann aber doch einmal Schluss, APOCALYPTICA bedanken sich artig, und während die Bühne umgebaut wird, gehen erstaunlich viele Besucher noch einmal nach draußen, um eine zu rauchen oder Essen und Trinken zu sich zu nehmen.

Doch natürlich ist jeder pünktlich wieder da, denn den Anfang will hier niemand verpassen. Zu Recht, denn nur Tuomas Holopainen und Gastmusiker Troy Donockley betreten die Bühne, um das Sibelius-Stück 'Finlandia' als Intro anzustimmen, bei dem nach und nach die anderen Bandmitglieder von NIGHTWISH hinzustoßen. Gänsehaut pur von der ersten Minute an, doch dann darf erst etwas gefeiert werden. Mit '7 Days To The Wolves', 'Wishmaster' und 'Amaranth' haut das Quintett gleich einmal einige richtige Kracher in die Menge.

Dann ist es Zeit für einen weiteren Gastmusiker: den Geiger Pekka Kuusisto. Dieser verschönert mit seinem Spiel nicht nur 'The Siren', sondern lässt auch das ansonsten nur von Marco, Tuomas und Jukka dargebotene 'While Your Lips Are Still Red' noch melancholischer als sonst erscheinen. Das düstere 'The Poet And The Pendulum' ebnet den Weg für zwei weitere Partylieder: 'Nemo' und 'Sahara'.

Danach ist es Zeit für einen etwas ruhigeren Teil. Troy stößt wieder dazu und untermalt Marcos atmosphärischen Gesang bei 'The Islander'. Es folgt eine kleine Premiere, denn heute Abend ist das erste Mal, dass Anette 'Walking In The Air' singen darf. Auch das wunderschöne 'Meadows Of Heaven' konnte man zuvor nur bei einem von Anettes Soloauftritten im Rahmen eines Kulturfestivals hören. Die Fans sind begeistert, und die Band darf auf eine wahre Flut von Feuerzeug- beziehungsweise Handy-Lichtern hinunterblicken.

Schließlich ist das offizielle Set vorbei, doch natürlich darf hier niemand so einfach verschwinden. Tut auch keiner, denn es gibt noch eine Zugabe. Diese beginnt mit dem epischen 'Ghost Love Score', dann neigt sich der Abend dem Ende zu. Zuvor aber bedanken sich Marco und Anette bei allen Anwesenden, ihrem Management und anderen Leuten, die die Band auf der Tour unterstützt haben. Außerdem startet nach Aufforderung des Sängers eine La-Ola-Welle in der Arena, die sich sogar über mehrere Runden halten kann.

Als dann die ersten Takte von 'Wish I Had An Angel' erklingen, wird allerdings doch lieber ordentlich abgerockt. Und dann ist es endgültig vorbei. Die vier Finnen und ihre Schwedin lassen sich noch einmal richtig feiern, bevor sie sich mit ihren zwei Gastmusikern verbeugen und sich für eine zweijährige Schaffenspause zurückziehen. Während der Verabschiedung läuft an diesem Abend ein ganz besonderes Outro: 'The Heart Asks Pleasure First', ein bekanntes Thema des Films "Das Piano", das Tuomas mit Lyrics versehen hat, aber durch das Veto des Komponisten Michael Nyman nie veröffentlichen darf.

Auch wenn man sich, was die Setlist angeht, vielleicht noch ein paar mehr Überraschungen gewünscht hätte (oder mindestens noch ein schnelleres Stück), so bildet das Konzert dennoch den würdigen Abschluss einer sehr erfolgreichen Tour. Neben den üblichen Pyro-Einlagen gibt es in der Hartwall Arena noch ein wenig mehr Bomben und Feuer. Auch der typische "Schnee" darf natürlich nicht fehlen, und der bereits von der "Once"-Tour bekannte Wasservorhang feiert an diesem Abend ebenfalls ein kurzes Comeback.

Das erste Kapitel der neuen Ära ist zu Ende geschrieben und macht definitiv Lust auf eine Fortsetzung. Auf diese müssen Fans aber noch einige Zeit warten, denn auf den Leinwänden wird am Ende das Konzerts groß verkündet: "Thank you very much! See you in 2011!" Gern geschehen, wir können den Dank nur zurückgeben.

Setlist NIGHTWISH:
Intro: Finlandia
7 Days To The Wolves
Ever Dream
Wishmaster
Romanticide
Amaranth
The Siren
While Your Lips Are Still Red
The Poet And The Pendulum
Nemo
Sahara
Dark Chest Of Wonders
The Islander
Walking In The Air
Last Of The Wilds
Meadows Of Heaven
Ghost Love Score
Wish I Had An Angel
Outro: The Heart Asks Pleasure First

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

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