Never Say Die-Tour - Hamburg

08.11.2011 | 10:09

16.10.2011, Markthalle

Die "Never Say Die Tour" mit (u.a.) THE HUMAN ABSTRACT, DEEZ NUTS und SUICIDE SILENCE macht Halt in Hamburg. Und gestorben wird trotzdem!

Bereits im Vorfeld ging die Nachricht rum, dass die "Never Say Die"-Tour in Hamburg ausverkauft sei, was sich vor der Markthalle in einer endlos scheinenden Schlange niederschlägt. So viele Ohrtunnel (Ohr was? - Anm. d. Red.) auf einem Haufen habe ich zuvor noch nicht gesehen. Mit VANNA, THE HUMAN ABSTRACT, AS BLOOD RUNS BLACK, THE WORD ALIVE, DEEZ NUTZ, EMMURE und SUICIDE SILENCE öffnen sich die Pforten der Markthalle, um fünf Lehrstunden in Sachen Core zu geben. Allerdings mit einigen Exkursen.

Den Opener übernehmen VANNA aus Boston. Ihr Postcore/Hardcore kommt gut an, besonders die Wechsel zwischen Klargesang und Shouts von den beiden Sängern wissen zu überzeugen. Das neue 'Scarlet Shroud' wird von der bereits gut gefüllten Markthalle ordentlich abgefeiert, das darauffolgende 'Trashmouth' macht keine halben Sachen und verlangt bereits alles von den Fans ab.

THE HUMAN ABSTRACT sind eigentlich viel zu intelligent (sprich: musikalisch zu anspruchsvoll) für die Tour und würden sich beispielsweise super auf einer Prognation-Tour machen. Entsprechend sorgen die Amis für einige offene Münder und machen das Headbangen nicht unbedingt einfach. Wie erwartet liegt der Fokus auf der neusten Veröffentlichung "Digital Veil". 'Holographic Sight' (live die Macht!) geht nach der Hälfte über in 'Vela, Together We Await The Storm' von "Nocturne", anschließend geht es weiter mit 'Faust', 'Complex Terms' und dem obligatorischen 'Digital Veil'. Leadgitarrist AJ soliert sich in den siebten Himmel, Neuzugang Ryan Devlin am Gesang überzeugt auf ganzer Linie und kann live sogar mehr Punkten als Travis Richter, welcher die Band überraschend verließ. Wie mir die Band steckt, wird Ryan leider kein vollwertiges Mitglied werden. Sobald man zu Hause ist, werden sich THE HUMAN ABSTRACT auf die Suche machen müssen. Die ersten Luftboxer machen ihre Gymnastikübungen, wie zuvor ist nach nur zwanzig Minuten Schluss. Trotzdem ein intensives Erlebnis!

Bühne frei für AS BLOOD RUNS BLACK, die ein krasses Kontrastprogramm zu THE HUMAN ABSTRACT aufweisen, denn hier wird eher konservativer Metal Core geboten. Den Anfang macht das zermarternde 'In Dying Days', 'In Honor' hätte allerdings nicht unbedingt "den Vaterland dienenden" gewidmet werden müssen. 'Angel City Gamble' lässt die Schweißperlen von der Halle tropfen.

Einige Breakdowns später wird die Bühne für THE WORD ALIVE geräumt. Die aus Phoenix/Arizona stammende Postcore/Mathcore-Kombo ergänzt die vorherige Monotonie um Klargesänge und (unnötige) Keyboardeinlagen. Das Ganze wirkt allerdings öfters ziemlich uninspiriert und abgeleckt. Der Opener 'The Hounds Of Anubis' und das anschließende 'The Wretched' fegen gut über die anwesende Fanschar, die trotz schneller Breaks und Dynamikwechsel alle Circle Pits und Sprungorgien mitmacht. Der Drummer zerlegt ordentlichst sein Set, die feinen Gitarrensoli können auch punkten.

Mit DEEZ NUTS zieht der oldschool Hardcore mit ordentlicher Crossoverschlagseite in die Markthalle ein.  Sie zelebrieren einen Sound, den es so heute kaum noch gibt, er pendelt sich irgendwo zwischen SUICIDAL TENDENCIES, BIOHAZRD und HATEBREED ein. Die Menge singt, schreit, pogt, stagedived und mosht zum Groove von 'Damn Right', 'Your Mother Should've Swallowed You' oder 'Rep Your Hood' als ob es keinen Morgen gäbe. Ganz groß!

Mit EMMURE folgt die letzte Band vor SUICIDE SILENCE und zeigen was es heißt, das Publikum in Griff zu haben. Dazu liefern sie einen Groove, der sofort in die Glieder geht, die Breakdowns wirken im Vergleich zu einigen anderen Bands des Abends nicht aufgesetzt, sondern wie ein wichtiger Teil des Songs.

SUICIDE SILENCE füllen die Markthalle bis in die letzte Ecke. Der lebende Buntstift Mitch Lucker ist gut aufgelegt, scheint jedoch etwas heiser zu sein, seine Shouts erklingen zumindest relativ kraftlos. Die Kalifornier bieten eine solide und professionelle Deathcore-Show, bei der Songs wie 'Wake Up', 'Unanswered' oder 'No Pity For A Coward' - bei dem die Bühne nach allen Registern gestürmt wird - nicht fehlen dürfen. Die Wall of Death von allen Seiten (selbst die Treppen runter) wird immer wieder gerne genommen, kein Song erklingt, ohne einen Circle Pit auszulösen.

Ein gelungener Abend, der wohl kaum jemanden unzufrieden in die Herbstnacht entlässt, wobei man beim Line Up die eine oder andere Band hätte einsparen können, was wiederum mehr Spielzeit bedeutet hätte.

Redakteur:
Jakob Ehmke

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