ORDEN OGAN - Siegburg

07.11.2017 | 09:39

01.11.2017, Kubana

Revolverhelden und Western-Feeling im Kubana!

Los geht es zum zweiten Teil der Heavy-Metal-Sause im Sieburger Kubana in dieser Woche, denn nachdem die Schweden PAIN den Liveclub bereits am Vorabend zu Halloween zum Beben gebracht haben, laden nun die Sauerländer ORDEN OGAN zur "Gunmen"-Tour in die Kellergewölbe des Wellness Parks. Für den Vierer ist es erst die zweite Headliner-Tour ihrer Karriere, trotzdem konnten Seeb und seine Mitstreiter bereits mehrfach einen Ausverkauf bei den vergangenen Konzerten vermelden. Und auch Siegburg macht hier keine Ausnahme, denn bereits mehrere Tage vor der Show sind alle Tickets verkauft und so schauen einige Zuhörer, die auf eine Karte an der Abendkasse gehofft hatten, in die Röhre. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, weil wir das Quartett vor gerade einmal drei Jahren vor halbleerer Halle als Headliner beim "Christmas Metal Meeting" an gleicher Stelle gesehen haben. Diese Zeiten scheinen jedoch vorbei zu sein, denn heute ist der Laden bereits zu Konzertbeginn um 19:30 Uhr gerammelt voll.

Davon profitiert vor allem der Opener UNLEASH THE ARCHERS, der sich nämlich nicht wie sonst üblich vor spärlichem Publikum abmühen muss. Stattdessen blicken die Kanadier auf ein Meer von gereckten Fäusten, als sie mit dem Titeltrack des aktuellen Silberlings "Apex" ihr Set eröffnen. Unglücklicherweise haben Brittney Slayes und ihre Mitstreiter allerdings mit leichten Sound-Problemen zu kämpfen, denn zwischen den dröhnenden Drums gehen die Dual-Gitarren im besten IRON MAIDEN-Stil, die ja einen großen Anteil am speziellen Sound des Fünfers haben, etwas zu sehr unter. Die Zuhörer stört das offensichtlich nicht wirklich, denn Tracks wie 'Test Your Metal' oder 'Cleanse The Bloodlines' werden trotzdem ausgiebig bejubelt und auch die ersten Headbanger haben in den vorderen Reihen sichtlich ihren Spaß. Nur mich kann die Truppe aus Vancouver auch auf der Bühne nicht so recht überzeugen, was beileibe nicht an der blitzsauberen Performance der Musiker liegt. Viel mehr ist es das Songmaterial, das mir immer zu sehr nach einem IRON MAIDEN-Abklatsch klingt und das mir ähnlich wie auf den Studioalben auch heute Abend zu einförmig daherkommt. Mit der Meinung stehe ich aber offensichtlich alleine da, denn  einen Großteil des Publikums haben die Kanadier locker von sich überzeugt und können sich damit nach dem Abschluss ihrer Show mit 'Tonight We Ride' sicher sein, auch heute Abend einige neue Fans dazugewonnen zu haben.

Im Anschluss folgt dann ein kleines Überraschungspaket, denn ganz ehrlich gesagt habe ich bei RHAPSODY OF FIRE inzwischen den Überlick verloren, wer denn jetzt in welcher Inkarnation der Power-Metaller aus Italien aktiv ist. Daher war ich mir auch nicht so recht sicher, welche Formation uns heute erwarten würde, doch spätestens als Alex Staropoli hinter das Keyboard tritt ist klar, dass wir es hier mit den Überbleibseln der ursprünglichen Band zu tun haben. Außer Staropoli ist dabei allerdings inzwischen keines der Gründungsmitglieder mehr mit von der Partie, denn auch Fronter Fabio Lione wurde im vergangenen Jahr durch Giacomo Voli ersetzt. Dementsprechend hat man heute auch eher das Gefühl, einer sehr guten Coverband zu lauschen, denn auch wenn die Songs noch die gleichen sind, so ist doch von dem typischen RHAPSODY-Feeling wenig übrig geblieben. Das ändert allerdings nichts daran, dass die Musiker eine perfekte Performance abliefern, wobei vor allem Gitarrist Roby De Micheli mit akrobatischen Gitarren-Licks überzeugt. Auch die Songauswahl bietet mit Klassikern wie 'When Demons Awake', 'Flames Of Revenge' oder der Ballade 'The Magic Of The Wizard's Dream' eine gelungenen Querschnitt durch den bisherigen Backkatalog und so ist es kein Wunder, dass die Italiener zum abschließenden und unvermeindlichen 'Emerald Sword' einen ordentlichen Schlussapplaus ernten. Alles in allem eine kurzweilige und unterhaltsame Show, nach der trotzdem hinterfragt werden darf, ob das hier wirklich abgesehen vom Songmaterial noch viel mit RHAPSODY OF FIRE zu tun hat.
Setliste: Distant Sky; Dargor, Shadowlord Of The Black Mountain; Flames Of Revenge; Dawn Of Victory; The Magic Of The Wizard's Dream; Holy Thunderforce; The March Of The Swordmaster; When Demons Awake; Emerald Sword


Im Anschluss wird es dann aber schon einmal Zeit, die "Fist Of Fate" aufzuwärmen, denn ORDEN OGAN verwandelt das Kubana nun mit aufwändigen Bühnenaufbauten und zwei elektonisch betriebenen Revolverhelden in einen echten Western-Saloon. Doch anstatt mit einem Track der aktuellen Scheibe "Gunmen" wird die Show mit dem Klassiker 'To New Shores Of Sadness' eröffnet, der bei den Zuhörern direkt die gewünschte Wirkung zeigt, denn das Siegburger Publikum ist sofort voll dabei und frisst Seeb und seinen Mitstreitern von der ersten Sekunde an aus der Hand. Egal ob lautstarker Chor bei 'F.E.V.E.R' oder pumpende Fäuste zu 'Here At The End Of The World' von der vorletzten Platte "Ravenhead", Seeb fordert auf und die 400 Seelen im Kubana folgen. Besser wird es sogar noch bei der aktuellen Single 'Gunman', bei der die mitsingenden Zuhörer im Chorus sogar fast die Band übertönen und damit lautstark unter Beweis stellen, dass die Stimmung kaum besser sein könnte.

Ermutigt von den hervorrragenden Reaktionen auf der aktuellen Tour sind die Sauerländer auch bei der Zusammenstellung der Setlist durchaus ungewohnt unterwegs. So wird das reguläre Set ausschließlich von Tracks der beiden aktuellen Alben "Ravenhead" und "Gunmen" bestimmt, während die Frühphase nur mit dem "Vale"-Song 'Lord Of The Flies' und dem bereits erwähnten 'To New Shores Of Sadness' zum Zuge kommt. Noch mutiger ist es, dass die Jungs den Hauptteil der Show kurzerhand mit drei Tracks vom aktuellen Silberling beenden, anstatt auf die üblichen Klassiker zu setzen. Doch das Experiment geht auf. Die verkürzte Version von 'Come With Me To The Other Side', die direkt in 'Forlorn And Forsaken' übergeht, kommt bestens an und auch das abschließende 'One Last Chance' verlangt dem Publikum noch einmal die letzten Gesangsreserven ab. Die perfekte Performance des Vierers und die wie immer sympathischen Ansagen von Seeb sorgen schließlich dafür, dass hier noch keiner gewillt ist, den organschen Orden jetzt schon ziehen zu lassen, und so bringen lautstarke "Zugaben"-Rufe das Quartett schnell wieder auf die Bühne zurück.

Und jetzt kommt sie auch endlich, die allseits beliebte und fast schon zum Markenzeichen gewordene "Fist Of Fate", denn der Titeltrack von "To The End" eröffnet den Zugabenblock standesgemäß. "Habt ihr Bock auf ein bisschen alten Kram?" fragt Seeb im Anschluss, was natürlich bejaht wird, und so geht es mit dem Klassiker 'Angels War' zur Freude aller Anwesenden in die Anfangstage der Band zurück. Doch der Vierer hat seinen Hit-Fundus noch lange nicht erschöpft und liefert mit 'We Are Pirates' direkt noch einen weiteren Fan-Favoriten, der das Kubana noch einmal so richtig zum Brodeln bringt. Doch auch damit ist noch lange nicht Schluss, denn Tobi, Niels, Dirk und Seeb haben mit dem Übersong 'The Things We Believe In" noch ein letztes Großkaliber im Ärmel, das zum Abschluss nach gut 90 Minuten mit dem bekannten "Cold, Dead And Gone"-Chor die Stimmbänder der Zuhörer in den verdienten Feierabend schickt.
Setliste: To New Shores Of Sadness, F.E.V.E.R, Here At The End Of The World, Gunman, Deaf Among The Blind, Sorrow Is Your Tale, Fields Of Sorrow, The Lord Of The Flies, Come With Me To The Other Side, Forlon And Forsaken, One Last Chance, To The End, Angels War, We Are Pirates, The Things We Believe In

Alles in allem endet damit ein großartiger Konzertabend, an dem mich wohl am meisten freut, dass die Sauerländer endlich den Erfolg ernten, den sie sich mit harter Arbeit und jeder Menge Shows erarbeitet haben. Egal ob mit technischen Problemen auf Burg Satzvey, im halbleeren oder ausverkauften Kubana, der Vierer gibt immer alles und hat sich die aktuelle Erfolgswelle damit redlich verdient. Solltet ihr also bisher noch keine Show des Ordens besucht haben und die Platten noch nicht kennen, dann wird es höchste Zeit das nachzuholen, noch könnt ihr nämlich auf den Zug aufspringen, bevor der Hype so richtig losgeht. Ich jedenfalls prophezeie schon einmal mutig, dass wir die Jungs in den kommenden Jahren noch ganz oben auf dem Billing vieler Festivals neben aktuellen deutschen Power-Metal-Größen wie POWERWOLF oder HELLOWEEN sehen werden.

Redakteur:
Tobias Dahs

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