Officum, Eusophobia - Kiel

21.12.2001 | 05:19

08.12.2001, Alte Meierei

Es war mal wieder soweit, dass in Kiel ein schwermetallisches Konzert meine Ohren erfreuen sollte: Death Metal Abend in der Alten Meierei. Im Vorfeld rechnete ich mit einigen verstreuten gestalten, doch oh Wunder, die Meierei war gut gefüllt. Man sollet mit Schätzungen zwar vorsichtig sein, aber ich denke so um die 100 Metaller waren doch da, wovon die Hälfte damit beschäftigt war, diverse Flyer unters Volk zu bringen. Losgehen sollte es um neun, dass sich der Anfang aber verspätete, war auch irgendwie klar.

Die Braunschweiger CORNUCOPIA kamen etwas verspätet vom Essen zurück, stiegen dann aber ohne großen Firlefanz auf die Bühne und legten los und wie! Das Schlagzeug schepperte ordentlich und war für meinen Geschmack etwas zu laut. Naja, wie dem auch sei, ohne viele Ansagen knallten CORNUCOPIA ihr durchaus interessantes Death Metal/Grindcore Gemisch in die Menge. Straighte Death Metal Parts wechselten mit wüstem Grindcore Geballer und zwischendurch fühlte man sich gar an BOLT THROWER, dann wieder an Relapse Lärmkommandos wie CEPHALIC CARNAGE erinnert. Cool auch die Band: während der Bassist der Fels in der Brandung war (und sich auch so bewegte, nämlich gar nicht), bot der Sänger und Gitarrist eine lupenreine Death Metal Show. Der ziemlich jung wirkende Drummer knüppelte sein Kit hingegen gekonnt in Grund und Boden. Und wenn die Songs nicht immer so abrupt geendet hätten, wäre es ein richtig cooler Auftritt gewesen, so kann man von einem Achtungserfolg sprechen und auch das Publikum klatschte ordentlich.

Dann kam allerdings das unumstrittene Highlight des Abends: die Kieler EUSOPHOBIA legten mit ihrem aggressiven Death/Thrash Metal los wie die Feuerwehr und konnten gleich einige Banger vor die Bühne ziehen. Das einzig negative war eigentlich der Sound, denn schepperte das Schlagzeug vorher wie nichts gutes, so konnte man jetzt kaum noch die Doublebass hören (oder waren meine Ohren schon so ruiniert von CORNUCOPIA?), das machte aber überhaupt nichts, denn EUSOPHOBIA boten eine astreine Show, die keine Wünsche offenließ. Sehr gutes Stageacting, trotz der beengten Verhältnisse, ein souveräner Sänger, der richtig böse wirkte und darüber hinaus gekonnt ins Mikro brüllte, eine versierte Rhythmusfraktion und zwei verdammt gute Gitarristen, die die spielerischen Glanzlichter setzten. Anstatt stumpf rumzuprügeln, boten EUSOPHIBA technisch gut gemachten und eingängigen Death Metal, angereichert mit thrashigen Killerriffs. Einfach nur geil. Und obwohl das Publikum gut mitging, hielten sich die Zugaberufe in Grenzen, das störte die Band aber nicht weiter und so gab es noch eine coole Zugabe. Am Ende dieser verdammt guten Death Metal Show blieb eigentlich nur eine Frage offen: wieso haben EUSOPHOBIA noch keinen Deal?? Es gibt Bands mit Plattenvertrag, die schlechter sind.

Der Gig von OFFICUM war dann einer der merkwürdigsten Underground Gigs, die ich je gesehen hatte. Nicht nur, dass der Gitarrist ewig brauchte, bis seine Gitarre so klang, wie er wollte, nein auch die Resonanzen des Publikums waren reichlich komisch. Vor der Bühne war zwar nichts los, sieht man mal von den drei Besoffenen ab, die dort herumtorkelten, aber trotzdem gab es am Ende jedes Songs frenetischen Jubel. Ein Blick in die Runde offenbarte dann auch ein Grüppchen von Bekannten und Freunden, denen man ansah, dass sie nicht unbedingt die Metaller schlechthin waren. Denn um ehrlich zu sein, OFFICUM konnten zu keiner Sekunde mit EUSOPHOBIA mithalten. Ihre eigenwillige midtempolastige Mischung aus Black und Heavy Metal kam zwar gut rüber, da aber jedes gute Riff bis zum Erbrechen ausgewalzt wurde, wurde die Show irgendwann langweilig, zumal sich die Songs zum Teil auch gleich anhörten und definitiv zu lang waren. Trotz aller guten Ansätze, irgendwann sehnte ich nur noch das Ende herbei, auch wenn der Anhang natürlich noch einer Zugabe brüllte, die OFFICUM dann auch spielten. Wie gesagt, Potenzial hat die Band auf jeden Fall, nur muss sie das noch in gute Songs umsetzen.

Insgesamt gesehen trotzdem ein gelungener Abend mit einem absolutem Highlight (EUSOPHOBIA) und zwei unterhaltsamen Bands. Hat mir gefallen und ich kann nur jedem raten, auch mal ein Underground Konzert in der Nähe zu besuchen, es gibt mehr gute Bands, als man denkt. Support your local scene!

Redakteur:
Herbert Chwalek

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