Party.San 2019 - Schlotheim

12.09.2019 | 11:15

08.08.2019, Flugplatz Obermehler

Große Geburtstagssause zum 25. PSOA: Präsentiert von POWERMETAL.de reißen mehr Bands denn je und allen voran die Headliner HYPOCRISY, TESTAMENT und BLOODBATH den Obermehler Flugplatz ab.

Nach den traditionellen Schüssen aus der Esmiralda und der Eröffnungsrede darf VULVODYNIA aus Südafrika den letzten Tag der 2019er Ausgabe des Party.San Festivals eröffnen. Obwohl nicht ganz so viele Fans anwesend sind wie gestern bei GUTALAX ist der Bereich vor der Hauptbühne trotzdem sehr gut gefüllt. Die Mischung aus Slam, Brutal Death und Deathcore läuft auch zu dieser frühen Stunde bereits wunderbar rein, weshalb der erste Pit des Tages nicht lange auf sich warten lässt. Im Fokus steht natürlich die aktuelle Scheibe "Mob Justice", aber VULVODYNIA bringt auch einige ältere Songs im leider viel zu kurzen Set unter. Frontmann Duncan betont mehrmals, wie sehr sich VULVODYNIA freut, auf einem der besten Extrem-Metal-Festivals der Welt spielen zu dürfen. Einen Gastauftritt vom STILLBIRTH-Sänger gibt es noch, dann ist die Show leider auch schon vorbei. Aber immerhin hat VULVODYNIA hier ein amtliches Brett hingelegt, so startet man doch gerne in den Tag.

 

Eine dunkle Gewitterfront aus Richtung Island ist im Anmarsch. Damit meine ich nicht etwa das Wetter, sondern viel mehr die Show von SVARTIDAUDI, welche jetzt über das Party.San hereinbricht. Bis auf Sänger und Basser Sturla Viðar erscheint die Band komplett maskiert auf der Bühne, was allerdings optisch perfekt zu den teilweise ungewöhnlichen Klängen passt, die SVARTIDAUDI im Gepäck hat. Diese gleichermaßen herrlich atmosphärischen wie verstörenden Dissonanzen sind das Markenzeichen der Isländer. Auch blasten können die Herren ganz gut, wie sie immer wieder unter Beweis stellen. Diese bitterböse Mischung sorgt auch bei den Zuschauern gelegentlich für erstaunte Gesichter, denn so einen Sound hört man selbst im Black Metal nicht alle Tage. Je länger die Show dauert, umso mehr lässt sich das Publikum sichtlich von den Klängen fesseln. Ansagen werden keine gemacht, Sturla Viðar kommuniziert jedoch über Gesten immer wieder mit den Fans. Abgesehen davon, dass es für diese Musik die völlig falsche Tageszeit ist, bin ich schon ziemlich beeindruckt von dem, was die Isländer hier veranstalten. Absolut mitreißend und einzigartig.

[Hermann Wunner]

 

Der Oldschool Death Metal von JUNGLE ROT wirkt auf Platte sicherlich etwas stumpf und lässt an manchen Stellen schon die notwendige Abwechslung vermissen, aber live ist das eine andere Sache. Bei einem kühlen Bier weiß der Gig überaus kurzweilig zu gefallen und es ist kaum möglich, die nun schon ordentlich strapazierte Nackenmuskulatur zu Songs wie 'Terror Regime' oder 'Paralyzed Prey' nicht nochmal aufzuwärmen. Der Aufforderung, ein paar Crowdsurfer auf die Reise zu schicken, kommen zwar nur wenige nach, aber bei 'Face Down' zeigt sich Frontman Dave Matrise auch damit zufrieden. Der Mann macht dies immerhin schon seit über 25 Jahren aus tiefster Überzeugung und blickt auf einen kleinen, aber stetig wachsenden Moshpit. Ein ums andere Mal grooven sich die Amis durch den Death-Metal-Dschungel, der heute in Schlotheim nach einer Mischung aus Schweiß, Bier und Napalm riecht. Insgesamt ein ordentlicher Gig, der rundum glückliche Gesichter zurücklässt.

 

Die Griechen SUICIDAL ANGELS legen mal wieder wie der Teufel los. Getreu dem Motto "mit Vollgas voraus" gibt es als Opener die rasende Thrash-Apokalypse 'Apokathilosis'. Mit einer beeindruckenden Energieleistung schafft es SUICIDAL ANGELS auch zu den nachfolgenden Songs 'Bloodbath' und 'Born Of Hate', fast durchgängig die Matten im Takt kreisen zu lassen. Thrash Metal funktioniert am besten, wenn er schnell ist und kompromisslos nach vorne geht. Obwohl die Band die letzten Jahre fast pausenlos auf Tour war, wirkt sich das nicht zum Nachteil aus, denn von Müdigkeit ist nichts zu merken. Die folgende Ansage "Always to the Frontgate" passt dann mal wieder wie die Faust aufs Auge. Ansagen gibt’s eigentlich nur, um mal kurzzeitig etwas nach Luft oder einem Kaltgetränk zu schnappen. Auch der Midtempo-Stampfer 'Seed Of Evil' bietet dann nur eine kurze Verschnaufpause, denn spätestens zu 'Moshing Crew' wird das große Finale eingeläutet. Zusammenfassendes Fazit: Verdammt guter Thrash-Auftakt, der Lust auf mehr macht.

[Christian Gaum]



Dann gehen die Pommesgabeln für VOMITORY in die Höhe. Jene Band, die bis auf einen einzigen Gig seit 2013 quasi nicht existiert hat und in diesem Jahr ihre Rückkehr feiert. Die Schweden brettern mit 'The Voyage' amtlich los und schieben ohne große Umschweife mit 'Gore Apocalypse' gleich die nächste Todessalve nach. Bühnenacting gibt es wenig bis aufs Bangen der Saitenfraktion, derweil Schlagzeuger Tobias Gustafsson auf seine Schießbude eindrischt. Und auch mal durchaus elegant sowie taktgenau den nächsten Drumstick aus dem Köcher fischt, sollte einer der Stöcke im Eifer des Gefechts mal davon fliegen. Während Basser Erik Rundqvist wie früher die Growls übernimmt, zeichnet sich Gitarrist Peter Östlund für die kurzen, wenigen Ansagen verantwortlich. Der eine oder andere Augenzwinker ist dabei ("Are you still here? Of course you have a nice festival, VOMITORY is here!"), dann wird auch schon weiter getrümmert. Hier wird bodenständiger Elchtod mit amerikanischer Schlagseite ohne viel Tam Tam geboten, mit der letzten Granate 'Raped In Their Own Blood' ist dann auch Schicht im Schacht.

[Carsten Praeg]

 

SATAN aus Großbritannien ist nichts anderes als eine der wichtigsten klassischen Metal-Bands und verfügt mit den Herren Russ Tippins und Steve Ramsey an den Gitarren über eines der zehn stärksten Gitarrenduos der Metal-Geschichte. Doch was erblicken die Augen der Zuschauer? Gitarrist Russ Tippins steht heute allein auf weiter Flur. Sein Gegenpart Steve Ramsey fehlt heute. Wer die doppelläufigen, superben Gitarrensoli der beiden kennt, der kann erahnen, wie eklatant Ramsey an der zweiten Gitarre vermisst wird. Doch dies ist leider nicht zu ändern, denn Steve Ramsey hat sich laut Frontmann Brian Ross eine Rückenverletzung zugezogen, die es ihm unmöglich machte, den Auftritt zu spielen. SATAN macht das Beste aus der Situation und bietet spielerisch eine sehr gute Performance. Vor allem der mittlerweile 65-jährige Frontmann Brian Ross ist stimmlich wieder einmal top heute und überzeugt mit witzigen Ansagen und seiner tollen Ausstrahlung. Die Setlist lässt keine Wünsche offen, egal, ob der sehr starke Opener 'Blades Of Steel' (tolle Publikumsreaktionen) oder auch neue Sternstunden wie 'The Doomsday Clock', 'Into The Mouth Of Eternity', das schnelle 'Time To Die' oder 'Twenty Twenty Five' von der Bühne dringen. Zu guter Letzt gibt es noch 'Break Free' und 'Alone In The Dock', bevor die Band mit sattem Applaus verabschiedet wird. These: Wäre Steve Ramsey am Start gewesen, so hätte dies ein kleinerer musikalischer Triumphzug vor einem nicht gerade typischen SATAN-Publikum werden können.

 

Nach klassischem NWoBHM-Sound folgt nun eine klassische Ladung gepflegten US-Death-Metals. IMMOLATION legt eine gute Show auf das Bühnenparkett. Auch das Material des noch immer aktuellen Albums "My Atonement", wie beispielsweise das streckenweise sehr schleppende 'Fostering The Divide' oder 'The Distorting Light', zünden beim Publikum und reihen sich ebenso gut in den Set ein wie Klassiker vom Schlage 'Father, You're Not A Father' oder 'Dawn Of Possession' von 1991. Hitverdächtig ist wie gewohnt das Gitarren-Posing von Robert Vigna, der wieder einmal mit hektischen und zugleich routiniert wirkenden Gitarren-Schwingern die Blicke auf sich zieht. Über allem thront Sänger und Bassit Ross Dolan mit seinen kraftvollen Growls. Den Schlusspunkt setzt IMMOLATION wiederum mit einem aktuellen Stück: 'When The Jackals Come' illustriert, dass diese US-Legende mitnichten vom Ruf vergangener Tage zehrt, sondern auch heute noch markante Songs rausschleudert. Live ist IMMOLATION ohnehin eine Bank.

[Martin Loga]



Was gibt es zu den Jungs von DESTRUCTION und ihren Auftritten noch zu sagen? Seid über 35 Jahren beherrschen die Jungs ihr Handwerk und zeigen bisher keine Ermüdungserscheinungen. Routiniert beginn die vier Jungs aus Baden-Württemberg mit Pyros und 'Curse The Gods' vom Album "Eternal Devastation" aus dem Jahr 1986. Gleich gefolgt von 'Nailed To The Cross', womit sie beweisen, dass sie nichts verlernt haben und immer noch nicht in den Metal-Ruhestand wollen. Zu Liedern aus dem ganzen Munitionsstand der Band wird eine Wahl getroffen: 'Born To Perish', 'Mad Butcher', 'Betrayal' und 'The Butcher Strikes Back' sind nur eine kleine Auswahl – und offensichtlich keine schlechte. Den Abschluss gibt’s dann mit 'Bestial Invasion'. [Danke auch an Schmier für die später verabreichten Halstabletten, haben mir echt den letzten Abend gerettet – augenzwinkernd, Carsten] Erneut ist DESTRUCTION auf dem Party.San ein Garant für einen lustigen Partyspaß für die gesamte Familie im Moshpit.

[Benjamin Kutschus]



Auf den Auftritt von NAGLFAR freue ich mich besonders, denn die Schweden zählen nicht nur zu meinen absoluten Favoriten im Bereich Black Metal, man kann auch nicht behaupten, dass die Jungs in letzter Zeit übermäßig oft in unseren Breitengraden unterwegs waren. Zudem musste der Auftritt beim Ragnarök Festival im April aufgrund des Flugstreiks leider ausfallen. Mittlerweile alles Schnee von gestern, denn heute steht NAGLFAR auf der Bühne und verschwendet keine Zeit. Kernigen, melodischen Black Metal gibt es auf die Ohren, ein Kracher jagt den nächsten. Frontmann Kristoffer ist sichtlich erfreut über den lauten Jubel, mit dem jeder Song von den Fans in Schlotheim absolut berechtigt abgefeiert wird. "It’s been too long..." merkt er noch an und trifft damit den Nagel auf den sprichwörtlichen Kopf, denn es war tatsächlich viel zu lange viel zu ruhig um die Band. Als er noch erzählt, dass NAGLFAR aktuell an einem neuen Album arbeitet, welches wohl noch in diesem Jahr erscheinen wird, bin nicht nur ich hoch erfreut. Zeit wird es, denn "Téras" hat auch schon sieben Jahre auf dem Buckel mittlerweile. Mein Lieblingssong 'Through the midnight spheres' vom Debütalbum "Vittra" wird leider nicht mehr gespielt, aber das kann ich angesichts des absolut genialen Auftritts und der freudigen Botschaft ohne Probleme verschmerzen. Im Bereich Black Metal war das hier eben ganz klar mein Highlight des Festivals.

 

Weiter geht es mit LEGION OF THE DAMNED aus den Niederlanden. Die Truppe zockt eine Mischung aus Death und Thrash und hat mit "Slaves Of The Shadow Realm" auch eine aktuelle Scheibe am Start, die mich, wie bereits alle Vorgänger, erneut mehr als zufrieden stellen konnte. LEGION OF THE DAMNED liefert eben ab, sowohl auf Platte als auch live, wovon ich mich gerade überzeugen kann. Etwas anderes hätte ich, ehrlich gesagt, auch nicht erwartet von den Jungs. Die Setliste enthält neben aktuellen Stampfern wie 'Slaves Of The Southern Cross' natürlich auch ältere Granaten wie 'Son Of The Jackal', was dem Publikum natürlich wunderbar schmeckt. Dass der Pit nicht lange auf sich warten lässt, versteht sich fast schon von selbst. Feuer gibt es auch, wobei es hier wesentlich akzentuierter eingesetzt wird als bei BELPHEGOR, wo es mir schon fast zu viel des Guten war. Und habe ich eigentlich schon mal die wirklich geniale Lichtshow auf der Hauptbühne gelobt? Da macht die ohnehin schon geile Mucke gleich nochmal mehr Spaß. Kurzum, LEGION OF THE DAMNED hat auch live auf ganzer Line mehr als überzeugt und reiht sich damit in die mittlerweile echt lange Liste der Highlights auf dem Party.San 2019 ein.

[Hermann Wunner]

 

Wenn auch Island nicht viel mehr zu bieten hat als Ponys, EVE-Online und geothermale Quellen – wir kennen es von anderen Ländern, die den Polarkreis berühren. [Was für Klischees, du vergisst Thor Björnsson, Eyjafjallajökull und die Fußball-Nationalelf – Anm. v. Carsten] Sobald es mal ein halbes Jahr dunkel ist, bleibt viel Zeit für Wodka und gemeinsames Musikmachen, zumeist dann doch Metal in allen Variationen. Ab und an fällt auch mal etwas Gutes ab. SÓLSTAFIR gehört mit Sicherheit dazu. Nach einem sehr langen, etwa zweiminütigen Intro legen die vier Isländer los. Zur Atmosphäre möchte ich anmerken, dass mich die gesamte Bühnenshow an alte Auftritte von FIELDS OF THE NEPHILIM erinnern – optisch jedenfalls nicht weit entfernt. Bei 'She Destroys Again' und 'Goddess Of The Ages' vom Album "Köld" kann sich jeder selbst davon überzeugen, dass der Co-Headliner sein Handwerk beherrscht. Bei letzterem Song, welcher zugleich der Abschluss ist, geht Adalbjörn Tryggvason sogar sprichwörtlich auf Tuchfühlung mit dem Publikum: Von der Bühne in den Fotograben ans Absperrgitter. Natürlich durfte 'Fjara' auch nicht fehlen. Wie es nicht anders zu erwarten war, kommt SÓLSTAFIR trotz einer Stunde Spielzeit nur auf fünf Songs. Dennoch ein in Erinnerung bleibendes Erlebnis. SÓLSTAFIR, jedes mal wieder gerne!

[Benjamin Kutschus]

 

BLOODBATH hat in diesem Jahr die Ehre, das Party.San zu beenden. Nach den verhältnismäßig ruhigen Klängen von SOLSTAFIR gerade eben wird jetzt also der Knüppel noch ein letztes Mal aus dem Sack gelassen. Auch die Fans vor der Bühne mobilisieren noch einmal die letzten Kraftreserven und lassen erneut die Matten kreisen. BLOODBATH ist sichtlich erfreut, dass am letzten Tag zu so später Stunde trotzdem noch so viele Fans anwesend sind und legt sich daher auf der Bühne auch mächtig ins Zeug. Pyrotechnik gibt es auch wieder, das hat BLOODBATH offenbar auch nicht alle Tage, denn Nick kommentiert die Flammenstöße mit seinem trockenen, britischen Humor wie folgt: "Holy shit…I lost an eyebrow, I can tell you". Er ist heute scheinbar in guter Stimmung, denn zwischen den Songs hat er des Öfteren einen lockeren Spruch parat. Das gefällt mir gut, wobei Songs wie 'Cancer Of The Soul' oder 'Warhead Ritual' auch allein schon unterhaltsam genug sind.

Auch die Lichtshow ist wieder hervorragend, das kann man nicht oft genug lobend erwähnen. Von der aktuellen Scheibe "The Arrow Of Satan Is Drawn" schaffen es sogar eine ganze Menge an Songs in die Setliste, aber auch die Klassiker von BLOODBATH kommen natürlich nicht zu kurz. So gibt es unter Anderem noch 'Chainsaw Lullaby' und 'Outnumbering The Day' zu hören, bevor sich BLOODBATH zunächst aus dem Staub macht. Wenig später kommen die Musiker zurück und es gibt noch einige Zugaben. Da darf der Stampfer 'Eaten' natürlich nicht fehlen, der vom Publikum frenetisch abgefeiert wird. Auch vor BLOODBATH kann ich nur meinen Hut ziehen, das war eine geile Show und ein absolut würdiger Abschluss für das ohnehin bockstark besetzte Party.San Festival 2019. Wer immer noch nicht genug hat, kann in der Metaldisco noch weiterfeiern bis in die Morgenstunden. Abschließend kann ich nur sagen, dass mir diese drei Tage mit seinen unzähligen Highlights in absolut guter Erinnerung bleiben werden und ich mich schon auf nächstes Jahr freue.

[Hermann Wunner]



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Redakteur:
Carsten Praeg

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