ROCK AM RING - Nürburgring

08.07.2004 | 10:33

04.06.2004, Eifel

Rock Am Ring
Seit 1994 gehört für mich "Rock Am Ring" zum Sommer wie die Sonne, auch wenn diese heuer nur sporadisch vor Ort war. Trotz der negativen Wetterprognosen im Vorfeld, sind wir alle wettertechnisch noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Das diesjährige Billing war mit ANTHRAX, MACHINE HEAD, MOTÖRHEAD, KORN oder IN FLAMES wohl das härteste was "Rock Am Ring" bisher anzubieten hatte. Die Voraussetzungen schienen also ideal, um eine gewaltige Metalparty zu feiern. (Frank)


FREITAG

Der Freitag stand ganz im Zeichen der Centerstage, da hier die Metal-Vollbedienung geboten wurde. Ausflüge in Richtung "Alternastage" oder "Talent Forum" erübrigten sich bei diesem Programm von selbst… (Frank)

SOIL
Als SOIL kurz nach Mittag mit ihrer halbstündigen Show starteten, waren die meisten Fans bereits bis auf die Haut nass. Trotzdem ließ man sich den offiziellen Festivalbeginn und diese viel versprechenden Newcomer, welche im letzten Jahr noch auf dem Talent Forum heranmussten, nicht entgehen. Gelohnt hat es sich allemal, da SOIL das Haus zu diesem frühen Zeitpunkt schon kräftig rockten und die Fans vor dem Wellenbrecher die Fäuste immer wieder gen Himmel reckten. SOIL dankten es ihnen mit einigen neuen Songs des aktuellen Albums "Redefine", von dem unter anderem der Titeltrack gespielt wurde und natürlich dem Klassiker 'Breaking Me Down'. Als man dann schließlich den letzten Song ankündigte, wussten alle was kam, und unter lauten `Halo´-Rufen starteten die Alternative Metaller schließlich ihren größten Hit. Fazit: Starke Show von einer Band, von der wir in Zukunft sicherlich noch Großes erwarten dürfen.
(Björn)


H-BLOCKX
Die H-BLOCKX sind wohl so etwas wie Stammgäste am Nürburgring, weil man sie in steter Regelmäßigkeit auf dem ehemaligen Pfingstfestival antrifft. Erstmals war man im Jahre 1994 dabei und räumte voll ab. Noch heute sehe ich die hüpfenden Massen vor der Hauptbühne. Heuer durften die Jungs dann auch wieder auf der Hauptbühne heran und zeigten sich deshalb auch besonders motiviert. Henning Wehland nutzte dabei den ganzen Raum der Bühne und hielt auch während der gesamten Spielzeit die Kommunikation mit dem Publikum aufrecht, bedankte sich artig für die euphorischen Reaktionen und kürte die Zuschauer schließlich zum besten Publikum, welches die Band je gehabt hat. Auch die Rückkehr von ex-Sänger Dave Gappa macht sich positiv bemerkbar und verleiht den H-BLOCKX einen Schub. Dave war nach seinem Ausstieg erstmals wieder auf der neuen Scheibe mit von der Partie und begleitet die Band vorerst nur bei den Festivals als Ehrengast. Eine Rückkehr als festes Bandmitglied ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Sichtlich gerührt bedankte sich Dave bei Henning, dass er noch einmal bei einem Festival wie "Rock Am Ring" dabei sein durfte.
Die Setlist ließ natürlich auch kein Wünsche offen, wobei speziell `How Do You Feel´ vom zweiten Album "Discover My Soul" mächtig rüberkam. Auch die erste Singleauskopplung der neuen Platte `Leave Me Alone´ und der "Oldie" `Revolution´ wurden sehr gut aufgenommen, auch wenn Wehland aufgrund seiner Bewegungsfreudigkeit den ein oder anderen Ton nicht so ganz traf. Dies machte sich dann schließlich auch bei `Little Girl´ bemerkbar, bei welchem die Menge dann letztendlich auch die Vocals beisteuern durfte. Zum Dank brachte Henning dann noch drei Tage vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin drei Exemplare der neuen Scheibe "No Excuses" - aufgeklebt auf einer Frisbee-Scheibe - an den Mann/Frau.
Kurz vor Schluss erwähnte der Sänger dann, dass dies das tausendste Konzert der Band sei und man aus diesem Anlass auch ein Aufnahmegerät unter der Bühne versteckt habe. Das stachelte die Zuschauer zum Ende hin dann auch noch mal zu lautstarken Beifallsbekundungen an, die auch nach dem standesgemäßen Ausklang `Move´ (heute in einem Medley mit `Risin´ High´) kein Ende hatten.
Fazit: Trotz einiger kleiner Schwächen lieferten die H-BLOCKX am späten Nachmittag eine souveräne Show ab. (Björn / Frank)

Setlist H-BLOCKX:
Push Me
Revolution
Step Back
How Do You Feel
No Excuses
Little Girl
Leave Me Alone
Ring Of Fire
Medley (Move/Risin` High)


MACHINE HEAD
Vor einer Woche beim Rock Hard-Festival räumten die Maschinenköpfe mächtig ab und belegten noch einmal nachhaltig, dass sie nach einer kleinen Schwächephase zum Jahrtausendwechsel endgültig wieder zurück sind. Und wie sich im weiteren Verlaufe des heutigen Gigs herauskristallisierte, sollte der Triumphzug auch am Nürburgring eine Fortsetzung erfahren. Bereits zu dem Zeitpunkt, als Robert Flynn ganz langsam und erhobenen Hauptes zu den Klängen der neuen Single `Imperium´ auf die Bühne stolzierte, waren alle Fäuste in Richtung Bühne gereckt und als man dann mit eben jener Thrash-Granate loslegte, startete die meiner Meinung beste Show des gesamten Wochenendes, die selbst von den beiden Headlinern KORN und RED HOT CHILI PEPPERS nicht mehr übertroffen wurde. Man konnte förmlich das Adrenalin in der Luft schmecken. Die Masse vor der Bühne verwandelte sich in einen rotierenden und bangenden Haufen.
Seien es nun ältere Nummern wie `Ten Ton Hammer´ und `Take My Scars´ vom "The More Things Change"-Album oder aber die neueren Stücke wie das überlange emotionale `Descent The Shades Of Night´ - was MACHINE HEAD an diesem Tag anpackten, war pure Magie. Die Begeisterung merkte man auch Robb an, der sich nach der Hälfte des Sets breit grinsend ein Bierchen genehmigte. Wer hätte das gedacht, dass MACHINE HEAD einmal so bei "Rock Am Ring" abräumen werden, wohl niemand! Als besonderes Plus stellte sich dabei der ehemalige VIO-LENCE-Gitarrist Phil Demmel heraus, welcher der Band anscheinend noch einmal einen ordentlichen Schub gegeben hat und auch am Nürburgring im Hintergrund die Basis für den fetten Neo Thrash der Bay-Area-Gruppe legte. Als nach einer Stunde dann mit dem obligatorischen `Davidian´, was leider nicht ganz so laut mitgesungen wurde und dem ebenfalls von "Burn My Eyes" stammenden `Block´ der Vorhang fiel, gingen MACHINE HEAD triumphierend von der Bühne, wohlwissend, dass dies eine der besten Shows ihrer gesamten Kariere gewesen war. (Björn / Frank)

Setlist MACHINE HEAD:
Imperium
Take My Scars
The Blood, The Sweat, The Tears
Ten Ton Hammer
Descent The Shades Of Night
Davidian
Block


MOTÖRHEAD
Obwohl MOTÖRHEAD schon seit über 25 Jahren im Rockzirkus dabei sind und eigentlich jeder Anwesende diese Band kennen müsste, war ich ein bisschen darüber verwundert, dass Mr. Kilmister und seine Mannen einen relativ hohen Platz im Billing erhaschen konnten. Wie auch immer, der Anfang des Gigs war cool wie immer: Lemmy stolzierte auf die Bühne, begrüßte die Menge, schmiss seine Kippe weg, stellte die Verstärker an und legte los. Doch wie erwartet konnte das Trio nicht ganz so laute Reaktionen herbeibeschwören wie die vorher aufspielenden MACHINE HEAD, was zum einen an deren genialen Auftritt gelegen hat und zum anderen daran, dass die meisten Zuschauer wohl nur `Ace Of Spades´ kannten. Schwamm drüber, Lemmy ist ein alter Hase und als er merkte, dass die Leute bei Songs wie `No Class´, `Civil War´ und `Metropolis´ nicht auftauten, befahl er ihnen laut "Fuck you" zu schreien. Und siehe da: innerhalb weniger Sekunden wurde MOTÖRHEAD der verdiente Respekt in Form von Beifall und Jubel entgegengebracht.
Der Entertainment-Faktor war dabei von Feinsten, denn Lemmy hatte mal wieder einige Sprüche drauf, die einfach nur kultig waren. Da kündigte er einen Song mit "That's an old song" an und meinte bei der nächsten Nummer "That's another old song, the second in series" – trockener Humor mit dreckigem Beigeschmack, so kennen wir MOTÖRHEAD und so lieben wir sie auch.
Und trotzdem konzentrierten sich die Engländer im Grunde genommen nur auf die Musik und läuteten schon relativ früh das Finale mit `Killed By Death´, `Sacrifice´ und natürlich den beiden Klassikern `Ace Of Spades´ und `Overkill´ ein. (Björn)

Setlist MOTÖRHEAD:
We Are Motöhead
No Class
Shoot You In The Back
Civil War
God Save The Queen
Metropolis
Doctor Rock
R.A.M.O.N.E.S.
Over The Top
Damage Case
Sacrifice
Going To Brazil
Killed By Death
Ace Of Spades
Overkill


EVANESCENCE
Letztes Jahr sind EVANESCENCE schon einmal an gleicher Stelle aufgetreten und hatten noch den Überraschungseffekt ihres gerade veröffentlichten, heuer schon mit Multiplatin überschütteten Debüts auf ihrer Seite. Seitdem hat es in der Band ordentlich gekriselt, was Amy Lee und ihre Mannen aber trotzdem nicht davon abhalten konnte auf allen nur erdenklichen Events präsent zu sein.
Aufgrund der großen Nachfrage haben sich Marek Lieberberg und sein Team deswegen auch ein weiteres Mal darum bemüht, die amerikanischen Stars für das diesjährige Festival zu sichern, jedoch war die Gegenliebe beim Publikum diesmal nicht mehr so groß wie noch im vergangenen Jahr. Bereits im Laufe des Tages gab es Pfeifchöre, wenn der Name EVANESCENCE vom Ansager ausgesprochen wurde und auch als die Band locker auf die Bühne stiefelte, waren die ersten Reaktionen nicht gerade euphorisch. Ob sich die Band davon hat anstecken lassen, ist mir nicht bekannt, fest steh aber, dass EVANESCENCE an diesem Abend eine einzige Enttäuschung waren. Gerade zu Beginn, als man die eher härteren Nummern preisgab, konnten einen die Songs nicht gerade mitreißen. Negativ dazu beigetragen hat auch der Sound, welcher dermaßen leise war, dass man sich auch in den ersten Reihen problemlos unterhalten konnte, ein Effekt, mit dem auch IRON MAIDEN im letzten Jahr zu kämpfen hatten. Aber das soll dann auch die eher durchschnittliche bis schwache Leistung der Amerikaner in keinster Weise entschuldigen, und wenn schon die Singles `Going Under´ und `Bring Me To Life´, die schon zu einem frühen Zeitpunkt zum Zuge kamen, nur mäßig beklatscht werden, dann ist doch echt was faul.
Die einzige, die an diesem Abend in Form zu sein schien, war die junge Sängerin, die auch der Aktivposten einer ansonsten hüftsteifen Band war und gesanglich kaum was anbrennen ließ. Gerade im letzten Abschnitt der Show, als Amy sich an den Flügel setzte und unter anderem die aktuelle Hit-Ballade `My Immortal´, `Zero´ (im Original von den SMASHING PUMPKINS) und das KORN-Cover `Here To Stay´ spielte, zeigte sie, welche Qualitäten eigentlich zurecht mit EVANESCENCE verbunden werden, doch änderte auch das nur wenig am insgesamt enttäuschenden Gesamteindruck. Bezeichnend war, dass man die gesamte Spielzeit von 75 Minuten nicht mal ganz ausnutzte und schon zehn Minuten früher von der Bühne stieg.
Die Gruppe arbeitet gerade an neuen Songs, vielleicht sollte sie damit dann auch erst einmal weitermachen und erst dann wieder zurück auf die Bühne gehen, denn der heutige Auftritt hat mit Sicherheit keinem geholfen. (Björn)

Anmerkung von Frank: Ich fand den Auftritt von EVANESCENCE ebenfalls sehr bescheiden. Überhaupt, der ganze Rummel um die Amis ist mir unverständlich. Sängerin Amy Lee läuft wie Aschenputtel verkleidet wirr auf der Bühne umher, was der Gesangsqualität nicht gerade allzu zuträglich war. Überhaupt war die livehaftige Umsetzung der Stücke mehr als dürftig. Die Mitmusiker wirkten insgesamt sehr unmotiviert und agierten mehr als Statisten. Den Vogel schießt die Coverversion der PUMPKINS-Nummer 'Zero' ab. Das Stück ist im Original eine richtig geile Nummer, doch die lustlose Darbietung von Amy gehörte eigentlich verboten. Wie schon im letzten Jahr enttäuschten EVANESCENCE auf ganzer Linie! Viel Rauch um Nichts…

Setlist EVANESCENCE:
Haunted
Going Under
Taking Over Me
Everybody's Fool
Thoughtless
My Last Breath
Here To Stay
Breathe No More
My Immortal
Bring Me To Life
Tourniquet
Imaginary
Zero
Whisper


KORN
Eigentlich sollten KORN gar nicht Headliner sein, denn noch vor wenigen Wochen standen die Pioniere der New-Metal-Bewegung weiter unten im Billing. Warum sie jetzt aber trotzdem die führende Rolle am Freitag übernehmen durften, liegt entweder daran, dass man keine weitere Headliner-würdige Band verpflichten konnte oder daran, dass man schließlich doch einsehen musste, dass Jonathan Davis und seine Mannen groß genug sind um einen derartigen Event als letzte Band zu beschließen.
Nun ja, alles Spekulationen, denn es zählte schließlich nur, was auf der Bühne passierte und das war verdammt fett. Ich habe KORN erst einmal zuvor live gesehen und fand sie gar nicht mal so stark, weil der damalige Auftritt (auf dem Dynamo Open Air 2000) sehr routiniert und emotionslos war. Doch wenn ich die Band im Jahre 2000 mit der Band vergleiche, die an diesem Abend bei "Rock am Ring" auftrat, dann ist das schon ein Unterschied wie Tag und Nacht. Vor allem Jonathan Davis wirkte wie ausgewechselt und zeigte keine Anzeichen seiner Depressionen, sondern turnte stattdessen wie ein Derwisch über die Bühne und bot auch gesangstechnisch eine einwandfreie Performance. Man merkte der Gruppe dabei auch an, dass sie wirklich jede Sekunde dieses gefeierten Auftritts auskostete, sich auch gerne vom Publikum bejubeln ließ und so die Pausen zwischen den einzelnen Songs ein bisschen streckte. Der Sound war nach dem Desaster bei EVANESCENCE auch wieder sehr gut, auch wenn man (wie ich mir nachher habe berichten lassen) am Ende der Boxengasse kaum etwas verstehen konnte, was aber am Gegenwind gelegen haben muss, denn vorne kam der Klang sehr wuchtig aus den Boxen.
Die Setlist wurde zum größten Teil vom "Follow The Leader"-Album beherrscht, von welchem unter anderem `Dead Bodies Everywhere´ und die beiden Singles `Got The Life´ und `Freak On A Leash´ gespielt wurden. Dazwischen gab es auch ein paar neue Songs und allseits Bekanntes wie `Falling Away From Me´, `Did My Time´ und natürlich den Song, mit dem damals alles angefangen hat, nämlich das ordentlich groovende `Blind´.
Wenn es an diesem Auftritt überhaupt etwas auszusetzen gab, dann wohl die kurze Spielzeit von 90 Minuten, aber nach einer solchen Energieleistung wären KORN wohl auch nicht zu mehr im Stande gewesen. Das merkte man auch dem völlig erschöpften Jonathan Davis an, der sichtlich angeschlagen und von einem Roadie gestützt die Bühne verließ.
Wenn wir also noch einmal auf das Thema Headliner zu sprechen kommen, dann kann ich die Veranstalter nur darin bestätigen sich am Freitag für KORN entschieden zu haben, da wohl außer den CHILI PEPPERS auch keine andere Band so stark abgefeiert wurde. (Björn)

Anmerkung von Frank: KORN waren mehr als FETT! Der Bass und die Bass-Drum haben mir vor der Bühne fast die Beine weggezogen. Lediglich der Gesang ging aufgrund der brachialen Soundgewalt hier und da ('Here To Stay') ein wenig unter. Im Vorfeld war ich gegenüber der hohen Position im Billing von KORN auch sehr skeptisch. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Amerikaner so gut bei den Massen ankommen würden. Glücklicherweise wurde ich eines besseren belehrt und KORN waren ein würdiger Headliner. Selten wurde eine Band dermaßen am Ring abgefeiert. Jonathan Davis und Co. haben auf ganzer Linie abgeräumt.

Setlist KORN:
Right Now
Break Some Off
Got The Life
Here To Stay
Falling Away From Me
Blind
Shoots And Ladders
One More Time
Freak On A Leash
A.D.I.D.A.S.
Dead Bodies Everywhere
Did My Time
Clown
Kill You
Faggot
Somebody Someone
Y'all Want A Single


Redakteur:
Frank Hameister

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