Rage - Wien

21.04.2006 | 10:33

08.04.2006, Planet Music

RAGE sind einfach ein Phänomen für sich, und man kann zu ihren musikalischen Outputs stehen wie man will, doch live beeindrucken sie immer wieder aufs Neue. Technische Perfektion und eine, laut Plakat-Ankündigung, ganz neue Setliste sollten uns erwarten. Grund genug, mal wieder das Planet Music in Wien zu besuchen, wo ich RAGE schon Anno 2000 mit NIGHTWISH als Support gesehen habe. (Ein Dankeschön an dieser Stelle auch an Veranstalter Mike von Noise Factor, der mir Last Minute noch einen Photopass gesichert hat.)

Den Anfang machen FREEDOM CALL, die mir bis jetzt nicht wirklich bekannt waren, und nach den ersten Songs weiß ich sofort warum: Dieser Sound ist einfach so gar nicht meine Baustelle und die teilweise frech geklauten Melodien und der schrille Gesang veranlassen mich dazu, erstmal die Flucht zu ergreifen und den RAGE-Merchstand zu studieren, wo sich allerlei Interessantes verbirgt. Nicht nur, dass man schicke Tourshirts anbietet, nein, auch die Musikerriege kann hier ihr Ego ausleben und so gibt es für Mike Terrana und Victor Smolski eigenes Merchandise! FREEDOM CALL dudeln immer noch vor sich hin, und auch wenn sich einige Fans zu Begeisterungsstürmen mitreißen lassen, so wird doch schnell klar, dass RAGE hier die eigentlichen Helden des Abends sind und viele Anwesende nur auf das Trio mit neuem Album im Gepäck warten.

Als RAGE endlich auf die Bühne kommen, Peavy sich an seinen mit Totenkopf verzierten Mikroständer lehnt und Victor wild über die Bretter wuselt ist die Stimmung von Begeisterung geprägt. Arschtight und technisch perfekt geben RAGE mächtig Gas und legen eine unglaubliche Routine und Professionalität an den Tag, ohne dabei hölzern zu wirken. Den bewegten Gegenpart zur statischen Rhythmus-Fraktion übernimmt Victor, der keine Minute still steht, zwischen irren Soli und fetten Riffs in seiner eigenen Welt schwebt und eine unglaubliche Spielfreude ausstrahlt. Untermalt von einer beeindruckenden Lichtshow und mit einem astreinen Sound im Rücken schaffen es RAGE tatsächlich, einige Überraschungen ins schon gewohnte Set zu bringen. Klassiker wie 'Baby, I'm Your Nightmare' kommen besonders gut an, doch auch die neuen "Speak Of The Dead"-Songs verfehlen ihre Wirkung nicht. Leider kommen die Orchesterparts hier vom Band, doch ist dies wohl die einzige Lösung, die symphonischen Stücke ohne Mega-Aufwand auf die Toursetliste zu packen. Besonders beeindruckend sind natürlich die traditionellen Solo-Einlagen der Spitzenmusiker: Mike Terrana hämmert wieder präzise auf sein cooles Drumkit ein und bekommt dazu im Hintergrund eine progressive Melodie vom Band eingespielt. Das Drumsolo wird dadurch nicht so schnell langweilig, im Gegenteil, Terrana steigert sich dermaßen rein, dass hier nur bewunderndes Schweigen herrscht. Man mag es gar nicht glauben, dass der Trommelgott ein paar Tage zuvor noch eine Entzündung am Finger hatte und vom Arzt eigentlich Spielverbot bekam! Fast schon kurios mutet mitten im RAGE-Set allerdings eine Signing-Session von FREEDOM CALL am eigenen Merch-Stand an. Zwar kommen doch einige Fans, um Autogramme abzustauben, allerdings sind die Meisten damit beschäftigt, RAGE zu huldigen. Ein Frickelgitarrensolo später und nachdem man noch mit 'War Of Worlds' begeistert, ist es endlich soweit für einen der RAGE-Hits schlechthin: 'Don't Fear The Winter' kündigt Peavy als uralten Song an und RAGE präsentieren uns eine Jazzversion des Ohrwurms, interessant! Leider wird die Stimmung durch ein technisches Problem während des Songs gedrückt. Peavy bricht das Stück ab und entschuldigt sich mit einem sympathisch Grinsen bei der Menge, die daraufhin im Chor "er hats kaputt gemacht, er hats kaputt gemacht" gröhlt. Aber RAGE wären nicht RAGE, wenn sie den Song selbstverständlich nochmal von vorne spielen würden! Als Zugabe gibt's dann noch 'Full Moon' und die RAGE-Hymne 'Higher Than The Sky', bei der das ganze Publikum im Chor singt, tanzt, springt und einfach nochmal alle Energiereserven mobilisiert. Und selbst nach dem Ende der Show und beim Verlassen der Halle gröhlen die Fans immer noch den Refrain des Klassikers und und geben das Gefühl weiter, hier gerade etwas Besonderes erlebt zu haben.

Setlist:
Speak Of The Dead
No Fear
Down
Turn The Page
Crucified
Straight To Hell
Drum Solo
Enough Is Enough
Baby, I'm Your Nightmare
Suite Lingua Mortis
Guitar Solo
War Of Worlds
Human Metal
Don't Fear The Winter
Full Moon
Higher Than The Sky

Redakteur:
Caroline Traitler

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