SUBSIGNAL - München

02.11.2015 | 15:09

28.10.2015, Backstage

SUBSIGNAL holt neue Lieder und die Keule raus.

Das vierte Album, der vierte Volltreffer. Ja, da muss man mich wohl als Fanboy bezeichnen, denn keine Band hat mich in den letzten zehn Jahren so beeindruckt wie SUBSIGNAL. Da ist es selbstverständlich, dass ich zum Tourauftakt in München zugegen bin.

Beim Eintreffen am in großen Umbaumaßnahmen steckenden Backstage wundere ich mich erstmal über die Masse an Leuten, die gen Auftrittsort pilgern. Wer es nicht weiß, im Backstage gibt es drei Konzerthallen, in aufsteigender Größen-Reihenfolge Club, Halle und Werk genannt. Ich hoffe, dass ich da nichts verwechsele, aber ich bin eh meistens im Club, dem kleinsten der drei Locations. Jedenfalls sind die Mengen, die mit mir in die Richtung ziehen, ein Vielfaches der Kapazität des Clubs. Muss also noch etwas Anderes stattfinden. Aufgeklärt werde ich durch eine SMS des Kollegen Thomas Becker, der mich fragt, ob ich bei SUBSIGNAL sei. Er wäre nämlich nebenan bei SOLSTAFIR. Aha, daher weht der Wind.

Doch auch der Club ist ausgesprochen voll. Da geht nicht mehr viel! Es ist schön zu sehen, dass sich die Beständigkeit, mit der die Band starke Alben veröffentlicht und diese betourt, auszuzahlen scheint. Zumal SUBSIGNAL ohne Vorband spielt, sodass jeder Einzelne hier ausschließlich ihretwegen gekommen ist. Und das wiederum, obwohl ihr neues Album erst in zwei Tagen zu kaufen sein wird, wie Markus im Laufe des Gig seinen Frontmann, der die CD anpreist, aufklärt. Sind das Vorschusslorbeeren? Gehört hat das Ding ja bis auf zwei anwesende Journalisten noch niemand.

Es dauert recht lange, bis die Band endlich die Bühne betritt. Angekündigt war 20:00 Uhr, es wird 20:40 Uhr, bis es dann endlich losgeht. Locker und entspannt kommt zuerst Arno auf die Bühne und intoniert 'Beautiful And Monstrous', bis die ganze Band dann einsetzt. Die Verteilung ist, wie man es von der Band kennt. Ralf rockt und post am Bass, Markus versinkt still mit seiner Gitarre in den Kompositionen und Arno macht Faxen. Interaktion wird groß geschrieben, Arno schüttelt Hände, kommt von der Bühne herunter und schaut sich ein Gitarrensolo an, begrüßt einen Rolli-Fahrer und ist überhaupt ein ständiger Aktivposten. Doch da war noch etwas: Richtig, die Band hat zwei neue Mitglieder. Da ist zum einen Luca Di Gennaro an den Keyboards, der David Bartok auf dem Album abgelöst hat. Auf dem neuen Album "The Beacons Of Somewhere Sometime" konnte er Akzente setzen, denn sein Keyboardspiel unterscheidet sich doch deutlich von dem Bartoks. Er ist plakativer im Stil, auch mal kitschiger, direkter in allem, was er tut. Allerdings ist er auf der Tour nicht dabei, sondern wird durch Markus Maichel vertreten, der ein wenig im Hintergrund steht, aber vor allem beim Backgroundgesang ebenfalls eine gute Figur macht. Stilistisch scheint er Di Gennaro gut zu vertreten, da er auch etwas simpler spielt als es bei Bartok der Fall gewesen war.

Der zweite Neue ist Schlagzeuger Dirk Brand, der wenig auffällig agiert mit Ausnahme eines Drumsolos. Ganz ehrlich: Ich bin ja sowieso kein großer Fan solcher Rumpeleinlagen, und bei einer Prog-Band brauche ich das noch weniger. Ausnahme ist natürlich Neil Peart, aber der sitzt hier nicht an den Kesseln. Da SUBSIGNAL heute wirklich lange spielt, halte ich mich mit Kritik daran zurück, dass man dafür ein weiteres Lied hätte spielen können, denn das tat die Band sowieso, aber spannend ist die Einlage dennoch nicht.

Interessanterweise unterscheidet sich der Auftritt heute von den bisherigen drei Tourneen dadurch, dass die Band die Entwicklung, die sie auf dem aktuellen Album gemacht haben, auch live vorführt: SUBSIGNAL klingt anno 2015 mehr nach Progressive Metal als nach Progressive Rock. Offensichtlich haben die beiden Köpfe der Band, Markus Steffen und Arno Menses, ihre Freude an harten Klängen gefunden, denn aus der ruhigen, nachdenklichen Band ist ein echter Metalact geworden. Auch die Lieder der ersten drei Alben klingen kraftvoller und härter, sodass ich mich auch erst einmal einhören muss. 'The Colossus That Bestrode The World’ ist der zweite Song des Abends. Eine ungewöhnliche Wahl, und danach folgt gleich der erste Song des neuen Albums. Kein Einstieg mit großen Hits, sondern ein insgesamt sehr ausgeglichenes Set, das die homogene Stärke des Materials der bisherigen Karriere der Band deutlich vor Augen führt. Es ist egal, was die Band wählt, es gibt einfach keine schwachen Songs. Aber natürlich gibt es ein paar Lieder, die doch noch positiv herausragen. 'The Sea' ist so eines, auch 'Feeding Utopia', das aber erst spät zum Zuge kommt.

Was leider gar nicht mehr kommt, ist ein SIEGES EVEN-Song. "The Other Band", wie sie im Bandkontext genannt wird. Verständlich, wenn man selbst bereits mehr als vier Stunden Musik unter dem eigenen Banner zur Verfügung hat, aber ein 'Lonely View Of Condors' ist einfach zu gut, als dass ich es nicht weiterhin fordern werde, egal wieviele Alben SUBSIGNAL irgendwann gemacht haben werden. Das ist aber auch der einzige Akt der Rebellion meinerseits, denn es gibt an dem Auftritt überhaupt nichts auszusetzen. Das Publikum ist begeistert und geht mit, die Band wirkt zufrieden. Was nach Aussage Arnos bis heute Nachmittag noch nicht so sicher gewesen war, denn im Vorverkauf hatte man gerade einmal zwei Eintrittskarten verkaufen können und die Band hatte schon befürchtet, ein ziemliches Debakel zu erleben. Glücklicherweise ist der Fall nicht eingetreten, es haben, wie ich später erfahren habe, über 150 zahlende Zuschauerm, die den kleinen Club füllten.

Nach 90 Minuten verlassen die Musiker die Bühne. Ich bin gespannt, denn der Longtrack des neuen Werkes, der Titelsong, wurde bislang nicht gespielt. Dabei wäre diese Tour ja die optimale Chance. Dagegen spricht, dass das Album erst in zwei Tagen erscheinen wird, es kennt kaum jemand das komplexe Stück. Was sich wohl die Band auch gedacht hat, und den Abend lieber mit zwei Krachern, nämlich 'Paraiso' und 'Paradigm', beschließt. Einen Abend, der SUBSIGNAL lauter und härter gezeigt hat als je zuvor, was ihnen aber ausgezeichnet zu Gesicht stand. In einigen Wochen wird die Band auf dem Generation Prog-Festival spielen. Vielleicht werden sie da ja dann 'The Beacons Of Somewhere Sometime' spielen. Und den besagten Song der "anderen Band". Heute bin ich sehr zufrieden und glücklich und freue mich jetzt schon auf diesen nächsten Auftritt.

Setliste: Beautiful And Monstrous, The Colossus That Bestrode The World, Ashes Of Summer, The Sea, Echoes In Eternity, A Myth Written In Water, My Sanctuary, A New Reliance, Wingless, Feeding Utopia, Tempest, TheTrick Is To Keep Breathing, Zugabe: Paraiso, Paradigm

Redakteur:
Frank Jaeger

Login

Neu registrieren