Satyricon - Berlin

23.10.2006 | 16:12

12.09.2006, Kato

SATYRICON habe ich das letzte Mal als Support von PANTERA gesehen (Oh je, wie lange gibt es PANTERA schon nicht mehr?). Höchste Zeit also, sich die Norweger um Satyr und Frost wieder aus der Nähe anzuschauen und vor allem anzuhören.

Viel zu spät betrete ich das Kato, und es erklingen gerade die letzten Songs von INSOMNIUM. Der Saal ist schon gut gefüllt, in den hinteren Reihen wird zu dem progressiven Stil mitgenickt, vorne gemosht. Das in meinen Augen sehr junge Publikum macht es der Band gleich und lässt die Haare wehen. INSOMNIUM schaffen es ohne Probleme, einen Platz auf meiner "das muss ich mir auf jeden Fall noch mal anhören"-Liste zu ergattern.

Nach einer ausgesprochen kurzen Umbaupause übernehmen KEEP OF KALESSIN die Bühne. Kollege Henri hatte mir schon prophezeit, dass die Jungs gut sind, aber was mir da geboten wird, übertrifft die Erwartungen deutlich. Der Sound ist brachial und schnell. Sehr schnell. Hauptverantwortlicher ist Vyl, der hinter den Drums ohne mit der Wimper zu zucken locker aus dem Handgelenk alles wegknüppelt. Wow. Nicht nur ich bin begeistert, das restliche Publikum teilt die Euphorie und geht gut ab. Nach einer guten halben Stunde ist der Orkan vorüber gezogen und hinterlässt leuchtende Augen. "Mit welcher Leichtigkeit die solche Dinger raushauen ... unglaublich!" ist die einhellige Meinung der ersten Reihen.

Der Umbau vor SATYRICON dauert etwas länger (jede der unzähligen Gitarren wird noch mal gestimmt und poliert), und so kann das Rack von Frost ausgiebig bewundert werden, das schon fast an die Percussion-Konstruktionen von CORVUS CORAX erinnert. Begeisterung ruft auch Satyrs Mikrofonständer hervor, der aus diabolisch verschlungenen Hörnern aufgebaut ist.

Inzwischen verdichtet sich das Publikum merklich und ich bekomme eine Vorahnung, was vor der Bühne abgehen wird. Letzte Vorbereitungen finden statt: in der ersten Reihe werden die Haare gekämmt, ich klammere mich an meine Fototasche. SATYRICON betreten ohne viel Pathos die Bühne und werden euphorisch gefeiert. Los geht es mit 'Walk The Path Of Sorrow', was sofort Bewegung ins Publikum bringt.

Vor 'K.I.N.G.' wird erstmal getestet, ob das Publikum auch in der Lage ist, den Refrain mitzubrüllen. Wie sich herausstellt, ist es das: Unzählige, mit Festivalbändchen verzierte Arme recken sich synchron in die Luft, hunderte Kehlen brüllen 'K.I.N.G.' - nicht besonders anspruchsvoll aber wunderbar mit anzusehen. Als 'A New Enemy' erklingt, bin ich der glücklichste Mensch im Saal: Nichts massiert mein Trommelfell sanfter, als der von Frost ausgelegte, akustische Bombenteppich. Sehr bezaubernd ist auch Jonna Nikula, der man eigentlich einen eigenen Artikel widmen müsste. Nicht nur, dass sie extrem süß aussieht, auch macht sie hinter dem Keyboard eine hervorragende Figur und mosht fleißig mit.

Zwischen den Songs fordert das Publikum immer energischer 'Mother North' ein. Die Band geht cool darüber hinweg und kündigt 'Fuel For Hatred' an. Nun gibt es kein Halten mehr, der Mob tobt und reißt alle mit, mich inklusive. Ich lande fasst auf dem Schoß des in der ersten Reihe parkenden Rollifahrers. Egal, er nimmt es locker, ich entschuldige mich wortreich und hüpfe weiter, in einer Hand die Kamera.

Die Band verlässt die Bühne, doch das Publikum lässt nicht locker, 'Mother North' muss ja eine Top-Puppe sein, so wie alle danach schreien. SATYRICON lassen sich nicht lange bitten und kehren für zwei weitere Songs auf die Bühne zurück. Als könenden Abschluss gibt es auch endlich 'Mother North'. Hunderte Arme recken sich in die Luft, der gesamte Saal wird zum Chor und übertönt fast die PA. Großartig, SATYRICON, großartig, Berlin! Diese Stimmung ist wirklich einmalig, so stelle ich mir einen gelungenen Beatabend vor.

Setlist:
Walk The Path Of Sorrow
Dominions Of Satyricon
Now, Diabolical
Filthgrinder
K.I.N.G.
Repined Bastard Nation
A New Enemy
Forhekset
The Pentagram Burns
Fuel For Hatred
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Darkness Shall Be Eternal
Mother North

Redakteur:
Thomas Mellenthin

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