Siegen Death Attack Pt: 1 - Siegen

09.02.2013 | 15:27

01.02.2013, Vortex Musikclub

OBSCENITY, DESERTED FEAR, OBSCURE INFINITY, SARX und viele mehr haben zwei Tage das Vortex in Siegen belagert und dabei dem Todesblei gehuldigt.

Wie auch schon am ersten Tag verpasse ich, aufgrund einer kurzfristigen Planänderung bei der Anfahrt, einen Teil des Openers. Dies mal erwischt es die Westerwälder OBSCURE INFNITY, die bereits ihr halbes Set gezockt haben, als ich vor der Bühne stehe. Ziemlich ärgerlich, da ich so auch das göttliche 'Collecting A Disastrous Sun' vom aktuellen Album verpasse. Dafür trösten mich die ebenfalls exzellenten Nummern 'Ascension-Kenosis' und 'Putrefying Illusions' über diesen Verlust hinweg. Gitarrist Stefan ist wie immer eine Macht am Sechssaiter und haut ein geniales Solo nach dem anderen heraus, während Fronter Jules eine super Show abliefert und ausgiebig mit seinem relativ neuen Bühnenmaskottchen (einem Schädel) für Atmosphäre sorgt. Wie immer viel zu früh ertönen die ersten Takte von 'Maniac Destroyer', die davon künden, dass der sich der Gig der Rheinland-Pfälzer dem Ende zuneigt, was aber nicht heißen soll, dass auch hier nicht noch mal gefeiert werden darf. Wie auch schon am Tag zuvor bei DESERTED FEAR steht nämlich auch heute eine ganze Meute von treuen Fans um mich herum, die passende Bandshirts tragen und ordentlich für Stimmung sorgen. Trotz erneut schlechten Sounds direkt vor der Bühne, zeigt auch diese erste Band des Abends, dass es sich lohnt bereits bei der eröffnenden Kapelle anwesend zu sein.
Weiter geht es mit noch einer Truppe aus dem Roster von FDA Rekotz. Die Schwaben REVEL IN FLESH sind zwar an sich Newcomer, bestehen aber mit z.B. dem Fronter Haubersson aus alt-gedienten Szene-Veteranen. Daneben bietet das aktuelle Album "Deathevokation" haufenweise Sweden-Death-Hits wie 'Wings Of Death', 'Shadowbreeder' oder auch 'Slavish Obedience', die auch durchaus 20 Jahre alt sein könnten. Mit tiefer Inbrunst growlt Haubersson die Vocals heraus und sucht immer den Kontakt zu den vorderen Reihen. Auch Statistiker dürfen sich freuen, denn man nimmt es hier genau mit den Songtiteln und den Releases. Fast jeder Song wird angekündigt und näher erläutert. So erfährt man auch, dass bald ein neues REVEL IN FLESH Album ins Haus steht, das die selbst-betitelte Bandhymne enthalten wird. Ein echt feiner Vorgeschmack, der die Vorfreude ordentlich steigen lässt. Bis zum Release kann man sich aber noch die Zeit mit einer Split-Single vertreiben, die mit 'Bonecrusher' ebenfalls einen Track enthält, der auf der heutigen Speisekarte steht. Dieser Song macht seinem Namen alle Ehre, denn nach genau sieben Minuten ist das Genick so ausgeleiert, dass die Birne beinahe beim Bangen von den Schultern purzelt. Die allerletzten Reserven fordert dann aber noch der BENEDICTION-Tribut 'Subconscious Terror', der den Schlusspunkt eines weiteren Hochglanz-Auftritts, eines bislang fehlerfreien Festivals darstellt.
Nach so viel Bewegung wird es aber Zeit für ein etwas gezügeltes Tempo. Da kommt vielen der Auftrifft von VENENUM gerade Recht. Die Death-Doomer haben nicht viel zu sagen und hüllen sich in eine mystische Atmosphäre ein. Die Bühne ist fast stock-finster. Kerzen brennen, Schädel liegen herum und Blut klebt in den teils bärtigen Gesichtern der wortkargen Musiker. Keine Ansagen, keine Begrüßungen und erst Recht keine Kommunikation soll hier die Stimmung stören. Das macht es zwar etwas schwer zu beschreiben welche Songs gespielt wurden, aber da es sowieso nur eine selbst-betitelte EP gibt, werden die Songs wohl davon stammen. Die Jungs sind eigentlich eine typische Düster-Band, die auch Freunde von SONNE ADAM, NECROS CHRISTOS und ALCHEMYST mögen werden. Hypnotisch, okkult und mysteriös geben sich die Männer und wirken dabei auch etwas abgehoben. Während nämlich in der Death-Metal-Szene normalerweise eine gewisse Kameradschaft herrscht, hat man bei dieser Art Bands den Endruck, dass hier die Affektiertheit des Black Metals und die Pseudo-Spiritualität von THE DEVIL'S BLOOD in den Todesstahl eingeschleppt werden soll. So was braucht der Old-School Death Metal eigentlich nicht, aber gerade die Schwarzmetall-Affinen im Publikum geben sich dem Rausch der Soundwände und der Dichte der Riffs hin, die durchaus ihren Reiz hat. Mich allerdings nicht durchgehend fesseln kann. Ab einem gewissen Zeitpunkt schalte ich ab und beschäftige mich via Smartphone lieber damit wie die Frankfurter Eintracht an diesem Wochenende gespielt hat und wundere mich als der Spuk dann irgendwann einfach so zu Ende ist. Wortlos legen VENENUM ihre Instrumente ab und stampfen von der Bühne, auch das erinnert mich fatal an einen THE DEVIL'S BLOOD Gig. Alles in allem hat solcher Death Metal sicherlich seine Daseinsberechtigung, aber ich jedenfalls brauche ihn nicht.
Wesentlich besser ist da schon der Headliner des Abends. OBSCENITY ist sicherlich eine der bekanntestenBands des Festivals und das nicht zuletzt auch weil sie bereits seit den Anfängen der Death-Metal-Bewegung mit dabei waren. Inzwischen bringen es die Oldenburger bereits auf acht Studioplatten und wirken immer noch so frisch und lebendig wie eine junge Band der aktuellen Todeblei-Generation. Der noch recht neue Sänger Jeff Rudes aus Florida wirkt ziemlich sympathisch und erinnert leicht durch seinen amerikanischen Akzent an Howard Carpendale. Allerdings nur bei den Ansagen, seine Grunzer hingegen sind amtlich und machen mächtig Spaß. Selbiges gilt auch für Instrumentalfraktion. Das tighte und technisch hervorragende Zusammenspiel der einzelnen Saitenhexer liegt irgendwo zwischen alter Schule, Brutalität und kompetenter Technik. Auch das zweite noch recht neue Bandmitglied Jörg macht eine super Figur am Bass und spielt sein Instrument so smooth wie man es selten im Death Metal sieht. Die Songauswahl orientiert sich sehr stark am neuen Werk "Atrophied in Anguish", das fast in Gänze dargeboten wird. Ältere Songs wie 'The Arrival' sind da eher die Ausnahme. Nichtsdestotrotz überzeugen die Niedersachsen das Publikum und bilden einen guten Abschluss für die erste Auflage des Siegen Death Attack, das man auf jeden Fall wiederholen sollte. Super Musik, günstige Getränke und eine gute Orga haben dieses Wochenende gelingen lassen, auch wenn das Vortex eigentlich etwas klein für so viele Besucher ist (besonders Freitags gab es zeitweise kaum ein durchkommen und lange Wartezeiten an Theke). Jedoch ist das nur ein kleiner Markel eines ansonsten tollen Events des Winters 2013. Wer auf Traditionellen Death Metal steht und gerne neue Bands kennenlernen will, ist mit diesem Festival gut beraten. Die nächstjährige Auflage wird auf jeden Fall im Kalender fett markiert.

Text und Fotos: [Adrian Wagner]

Redakteur:
Adrian Wagner

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