Subway To Sally - Stuttgart

02.04.2003 | 08:04

30.03.2003, LKA

Die potsdamer Vieltourer von SUBWAY TO SALLY riefen anlässlich der Vorstellung ihres neuen Streichs „Engelskrieger“ ins LKA zu Stuttgart, und die Leute kamen (was auch sonst? :-)). Vor fast ausverkauftem Hause begann zur besten Spielfilmzeit um 20.15 Uhr das Licht zu verlöschen und den Fokus auf die Bühne zu lenken. Die Spiele mochten beginnen... .


„Nein, wir sind nicht PINKOSTAR“ - es hätte mich auch gewundert, wenn deren Sänger Daniel plötzlich eine Affinität zu langen schwarzen Samtkleidern und knallrotem Lippenstift entwickelt hätte. Natürlich war dem nicht so: Der gute PINKOSTAR-Fronter hatte Gerüchten zufolge schwer mit Pollenallergie und dicken Augen zu kämpfen, weshalb kurzfristig die Bielefelder von XANDRIA um Goldkehlchen Lisa ihren Posten als Supportband des Abends (wie auch schon bei den Konzerten in Mannheim und Heidelberg) übernommen hatten. Grob irgendwo in der Schnittmenge aus LACUNA COIL, WITHIN TEMPTATION oder alten THE GATHERING angesiedelt - Gothic Metal mit atmosphärischem Touch und gutrockenden Gitarren, zentriert um eine charismatische Sängerin mit beachtlichem Stimmvolumen - stellte der Fünfer fast das komplette Debut-Album „Kill The Sun“ (VÖ-Termin: 05.05.) vor und konnte sowohl mit emotionalen Balladen als auch zündenden Songs erhöhtem Härtegrades überzeugen. Dabei wusste sich vor allem Lisa dem Publikum zu präsentieren und heimste durch sympathische Ansagen und gestenreiches Untermalen der Musik Pluspunkte ein. Die Zuschauer dankten es mit artig-angemessenem Applaus und wohlwollenden Rufen - Mission erfolgreich, neue Hörer- und sicher auch Fanschaften erschlossen.
Als Vorband von SUBWAY TO SALLY konnten XANDRIA summa summarum mit ihrem knapp 45minütigen Auftritt einen beachtlichen Erfolg verbuchen. Guter Sound, gute Show, gute Songs. Und wer kann außerdem schon von sich behaupten, noch vor der Veröffentlichung des ersten eigenen Longplayers im Vorprogramm einer der größten deutschen Rock-/Metalbands die Bühnenbretter bestiegen zu haben. Daumen hoch für die Truppe aus Nordrhein-Westfalen.

Setlist XANDRIA:

Mermaids
Casablanca
Forever Yours
She’s Nirvana
Wisdom
Ginger
Kill The Sun
So You Disappear
Isis/Osiris


Die gutgeölte Maschinerie SUBWAY TO SALLY lieferte auch am Abend des 30.03. das, was man von ihr hinlänglich gewohnt ist bzw. erwartet: Eine gut zweistündige Show voll Rock, Metal, mittelalterlichen Weisen und Ausflügen in romantische Balladenwelten - mit dem neuen Album „Engelskrieger“ im Gepäck fiel jedoch erwartungsgemäß der Anteil an harter und rauer Songkost wesentlich höher aus als noch zu früheren Zeiten. Diese Marschrichtung untermauerten gleich zu Konzertbeginn drei Kracher der aktuellen Scheibe in Form von „Der Geist des Kriegers“, „Unsterblich“ und „Knochenschiff“: Donnernde Riffs und treibende Rhythmen, dazu eine wie immer routiniert aufeinander eingespielte Band und mittendrin der herumspringende Eric, der sich groß das Wort ‚Peace’ auf die bald schweißtriefende Stirn gemalt hatte - STS kontra Krieg, wer hätte von den sympathischen Potsdamern auch anderes erwartet.
Nach Begrüßung und einigen Anti-Kriegs-Worten ans anwesende Volk ging es gleich weiter, hakenschlagend durch die erfolgreichen Alben der letzten Jahre und natürlich primär durch die Eingeweide des „Engelskriegers“, von dem bis auf das „Abendlied“ sämtliche Stücke ihren Weg auf die Setlist gefunden hatten. Zwar gab es gut Applaus für das neue Material, aber am meisten Begeisterung fuhren nach wie vor Klassiker wie „Henkersbraut“, „Ohne Liebe“ und „Liebeszauber“ oder die „Herzblut“-Kracher „Die Schlacht“ und „Veitstanz“ ein, bei denen das in den ersten Reihen ohnehin schon kochende Publikum noch um einige Level aufdrehte. Ansonsten: Ablösestimmung bzgl. des Programms, wo früher die gute alte „Maria“ für schmelzende Herzen an der Balladenfront sorgte, scheint sich nun endgültig die „Herrin des Feuers“ etabliert zu haben und „Kleid aus Rosen“ fungiert mittlerweile als DER Mitsinghit schlechthin - da erbebte gleich das ganze LKA angesichts der schallenden Fan-Chöre. Und trotz all der Wechsel blieb doch irgendwie (glücklicherweise) alles beim Alten - Erics Schreispiele mit dem Publikum, Aufforderungen zum lautstarken Mitinterpretieren der Songs, scherzhafte Ansagen und der Sprung in den Fotograben zum High-Five mit den Fans. Da fühlte man sich, neue STS-Metalmania hin oder her, doch gleich wieder zu Hause.
Nachdem „Kuzifix“ und eine geile härtere Version von „Wenn Engel hassen“ den ersten Zugabepart beschlossen, kam man, zur Freude der feiernden Menge, nochmals für zwei finale Songs auf die Bühne und brachte „Abendland“ und - juhu - „Julia und die Räuber“ mit, den „Blut, Blut, Räuber saufen Blut“-Chören sei’s gedankt.

Was soll ich sagen, mittlerweile bin ich wohl eh an dem Punkt angelangt, an dem SUBWAY TO SALLY kinderliedersingend mit rosa Tütüs über die Bühne springen könnten und mir würde es immer noch gefallen. Also möchte ich versucht objektiv über diesen Gig in Stuttgart folgendes zu Protokoll geben:
Neben gutem, ausdifferenziertem Sound erzeugten besonders das im Stil des neuen „Engelskrieger“-Artworks gehaltene Bühnenbild und die bombastische Lightshow klasse Atmosphäre; zwar gab es zugunsten letzterer kaum Pyroeffekte (die Feuerspuck-Einlagen während „Das Opfer“ mal ausgenommen), aber das fiel bei dem ausgefeilten Farb-, Leucht- und Lichtspiel kaum auf.
Setlistentechnisch vermisst habe ich ein wenig Stücke wie „Böses Erwachen“, „Die Hexe“, „Sag dem Teufel“ und „Grabrede“, die sich sicherlich gut im Ablaufplan gemacht hätten, aber man kann ja schließlich nicht alles haben.
Abschließend schien die Stimmung (oder kam mir das nur so vor?) nicht ganz in die roten Siedegefilde steigen zu wollen bzw. zu können, die STS-Auftritten normalerweise zu eigen sind - zwar feierte das Publikum gut mit, hüpfte, sang und gröhlte, aber das habe ich bei früheren Konzerten schon wesentlich exstatischer miterlebt. Ob das nun am neuen Songmaterial oder dem Stuttgarter Publikum lag, sei in den Raum gestellt.

Alles in Allem jedoch trotzdem ein weiterer astreiner Gig von SUBWAY TO SALLY, den ich auf meiner Konzertbesucher-Liste vermerken kann. Die Potsdamer sind einfach eine Institution für sich, und würden sie zum 2487ten Mal bei mir in der Gegend spielen, ich würd’s mir trotzdem immer wieder ansehen.

Setlist SUBWAY TO SALLY:

Der Geist des Kriegers
Unsterblich
Knochenschiff
Mephisto
Die Schlacht
2000 Meilen unterm Meer
Narben
Minne
Verloren
Kleine Schwester
Kleid aus Rosen
Henkersbraut
Das Opfer
Wolfstraum
Herrin des Feuers
Liebeszauber
Ohne Liebe
Falscher Heiland
Veitstanz
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Kruzifix
Wenn Engel hassen
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Abendland
Julia und die Räuber


Nach dem Konzert ging es im gemütlichen Backstage-Lokal des LKA noch ein Weilchen mit allerhand Plauderei und Feierabendbierchentrinken weiter, wobei mehr oder weniger jugendfreies Bildmaterial seinen Weg auf diverse Videokameras fand, Dutzende von Fotos geschossen wurden (auszugsweise in unserer Fotosektion zu begutachten), und nicht nur eine gewisse Powermetal.de-Redakteurin hatte ständig alle Hände voll zu tun, sich gegen eine äußerst frivole XANDRIA-Sängerin zur Wehr zu setzen (Lisa, Kathy ist mein Name, nicht ‚geile Ische’ – trotzdem danke für die Massage :-)). Doch auch ein schöner Abend geht mal zu Ende, und irgendwie war ich dann doch ganz froh, um 3 Uhr morgens endlich in mein Bett sinken zu können... .

Redakteur:
Kathy Schütte

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