Subway To Sally - Frankfurt

27.04.2001 | 13:46

23.04.2001, Batschkapp

Same procedure as every year, Miss Sophie - wie fast jedes Jahr seit ihrer Gründung im Jahre 1992 des Herrn gaben sich SUBWAY TO SALLY auch anno 2001 wieder die Ehre. Müßig zu erwähnen, dass die frankfurter Batschkapp restlos ausverkauft war (STS hängten am darauffolgenden Tag noch ein Zusatzkonzert an - d. Verf.), und schon kurz nach Einlass konnte man die ersten „Blut, Blut, Räuber saufen Blut...\"-Chöre vernehmen. Mit im Tourgepäck befanden sich die noch recht unbekannten deutschen Newcomer ZOMBIE JOE.
Die Erwartungshaltung war hoch - und SUBWAY TO SALLY schafften es tatsächlich, selbst die anspruchsvollsten Gemüter zum Tanzen zu bewegen.

„Eine gute Band am falschen Ort\" - diesem Kommentar von Rouven den Support-Act ZOMBIE JOE betreffend kann man sich eigentlich nur voll und ganz anschließen. Denn trotz der Verwendung deutscher Texte wollte die gebotene, am New Metal orientierte Musik, stilistisch nicht so recht ins Vorprogramm von SUBWAY TO SALLY passen. Aber nichtsdestotrotz bot das Quartett um seinen rastabezopften Sänger Ochs eine sowohl technisch wie auch visuell gute Show: Gitarrist, Bassist und Drummer verstanden ihr Handwerk und erschufen einen soliden Sound, während der Frontmann durch exzentrische Verrenkungen, Strangulationsakte mit dem Mikrokabel, irres Augenrollen, einer gehörigen Portion Arroganz und natürlich mit seiner Stimme, welche an eine Mischung aus Robin (LETZTE INSTANZ) und Ville Valo (HIM) erinnerte, brillierte. Abgerundet wurde das Ganze durch eine stimmunsvolle Flutung der Bühne mit Schwarzlicht, das die mit entsprechender Farbe bemalten Bandmitglieder im wahrsten Sinne des Wortes zum Leuchten brachte.
Als interessant erwies sich die Idee des Stimmbandakrobaten, beim letzten Song seine Vocals durch eine Tuba zu jagen, was eine nette blecherne Verzerrung des Gesangs zur Folge hatte. Und wie es sich für „echte\" Metaller gehört, wurde zum Schluss hin kurzerhand noch ein bisschen das Bühnenequipment mit dem Mikroständer attackiert.
Das Publikum schien dem Auftritt von ZOMBIE JOE wohl eher mit gemischten Gefühlen gegenüber zu stehen, denn einerseits wurde nach den einzelnen Songs stets ordentlich applaudiert, aber andererseits brandete auch immer wieder der SUBWAY TO SALLY Song „Julia Und Die Räuber\" in den Reihen auf, ein Zeichen dafür, wem der Abend des 23.04.2001 in der Batschkapp in Frankfurt unumstritten gehörte. Nun, als Vorband von Eric Fish und seiner Truppe hat man es auch wahrlich nicht leicht. Aber auch, wenn man im Nachhinein mehrere missbilligende Stimmen ZOMBIE JOE betreffend vernahm, so bin ich mir doch ziemlich sicher, dass sie unter anderen Umständen und mit dem richtigen Publikum ein echter Reißer sein könnten – spätestens, wenn sie nach der Veröffentlichung ihres Debüt-Albums im Mai die Möglichkeit haben, sich einer breiteren Masse zu präsentieren.
(Kathy)

Muss man zu einem Konzert der potsdamer Ausnahmecombo noch großartig Worte verlieren? Richtig, eigentlich nicht. Denn dass die Band um den charismatischen Frontman Eric live mehr als eine Institution ist, sollte jedem hinlänglich bekannt sein, der guten Musikgeschmack sein Eigen nennt.
Nach einem kurzen, im gregorianischen Stil gehaltenen Intro ging’s los mit „Wenn Engel Hassen\" von der brandneuen „Herzblut\"-Scheibe, gefolgt von „Das Messer\". Als dann mit „Henkersbraut\" der erste ältere Song im Programm angestimmt wurde, war die Stimmung im Publikum schon längst bestens, Bewegung wohin man auch schaute.
Auf der doch recht kleinen Batschkapp-Bühne kamen sich die sieben Musiker erstaunlicherweise nicht in die Quere, obwohl Eric in altbekannter Derwisch-Manier über die Bretter hüpfte. Meisterkomponist Ingo Hampf hielt sich diskret im Hintergrund auf und kam nur für die Soli ins Rampenlicht, während Geigerin Frau Schmitt graziös umhertänzelte, flankiert von den Gitarristen/Chorsängern Bodenski und Simon. Alle Bandmitglieder bis auf Eric trugen blütenweiße Gewänder, Frau Schmitt stellte in ihrem roten Kleid den Blutstropfen vom Albumcover dar und Eric stach in seinem schwarzen Outfit als der Mittelpunkt des Geschehens hervor.
Die Halle tobte, als Eric die Trommeln beschwor, und, eingeleitet von einem kurzen Drumsolo, stürzte man sich in „Die (Tanz-)Schlacht\". Eine Riesenüberraschung war das darauffolgende „Kleid Aus Rosen\" - auf dem Album als gewöhnungsbedürftige Dancebeat-Version vertreten, wurde das Stück live zum Oberhammer. Überhaupt lässt sich sagen, dass die neuen Songs live eine absolute Bereicherung für das ohnehin schon geniale STS-Songprogramm darstellen.
Nach „So Rot\" durfte einer der unterbewertesten Musiker überhaupt alle Register seines Könnens ziehen: Ingo trat zum Gitarrensolo an - und was dann folgte, habe ich in meiner gesamten Konzertkarriere noch nicht erlebt. Eine perfekte Darbietung muskalischen Könnens, ohne dabei in angeberische Fiedelei zu verfallen oder irgendwie mal langweilig zu werden. Von ruhig und gefühlvoll über schnell, wirr und ungewöhnlich (der schnelle Solopart begann mit einer 12-Ton-Tonleiter - d. Verf.) reichte das Spektrum, und nun dürfte auch der begriffsstutzigste Mensch kapiert haben, dass Ingo nicht nur ein begnadeter Komponist ist (fast alle SUBWAY-Songs stammen aus seiner Feder), sondern auch ein absoluter Ausnahmemusiker.
Zum Entspannen folgte dann „Maria\" und der wunderbare a capella-Song „Horo\" - Nein, Eric, wir können den Text immer noch nicht auswendig mitsingen!
Bei „Unterm’ Galgen\" gab Erics Mikro den Geist auf, und zur Zeitüberbrückung der Reparaturversuche surfte der Fronter über die Menge hinweg zum Mischpult und wieder zurück.
Danach ging’s ohne technische Probleme weiter, „Veitstanz\" und das obligatorische „Julia Und Die Räuber\" waren die letzten Höhepunkte des in mehrerer Hinsicht atemberaubenden Gigs, bevor SUBWAY TO SALLY mit „Carrickfergus\" Abschied vom restlos begeisterten Publikum nahmen, oder besser gesagt nehmen wollten. Denn drei (!) Mal wurden die Jungs und das Mädel nochmals auf die Bühne zitiert, um u.A. die wunderschöne Akustikversion von „Kleid Aus Rosen\" (Gänsehaut!) und die „Grabrede\" zum Besten zu geben, bevor mit dem Mittelalter-Stück „Accingite Vos\" endgültig Schluss war.
Fast zweieinhalb Stunden (lasst’s euch auf der Zunge zergehen: einhundertfünfzig Minuten!) Musik in ihrer reinsten Form und Power pur, daran sollten sich eine Menge anderer Bands mal ein Beispiel nehmen, und auch die absolut makellose Performance aller Bandmitglieder, gesanglich wie instrumental (ich kann gar nicht aufzählen, wie viele verschiedene Instrumente verwendet wurden, alleine Eric spielte nebenher Dudelsack, Schalmei und Tin Whistle), möchte ich an dieser Stelle noch mal erwähnen - das grenzte schon an Perfektion.
Bleibt schlussendlich noch zu sagen, dass SUBWAY TO SALLY mitsamt den neuem Album im Gepäck noch einen Tick sehenswerter geworden sind, als sie es ohnehin schon waren. Wer sie jetzt noch nicht live gesehen und erlebt hat, ist wohl ein hoffnungsloser Fall.

Setlist SUBWAY TO SALLY:

Wenn Engel Hassen
Das Messer
Henkersbraut
Das Opfer
Mephisto
Die Schlacht
Kleid Aus Rosen
Die Rose Im Wasser
So Rot
Gitarrensolo Ingo
Maria
Horo
Liebeszauber
Unterm’ Galgen
Die Hexe
Herrin Des Feuers
Veitstanz
Krötenliebe
Sag’ Dem Teufel
Ohne Liebe
Julia Und Die Räuber
Carrickfergus
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Böses Erwachen
Grabrede
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Kleid Aus Rosen (Akustikversion)
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Accingite Vos

Redakteur:
Rouven Dorn

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