Summer Breeze - Dinkelsbühl

11.09.2007 | 23:19

15.08.2007, Festivalgelände

KARKADAN: Kommen früher

Robbys Karkadöner darf den freitäglichen Reigen eröffnen - und das zunächst mal vor einer ziemlich armseligen Meute. Naja, ist ja noch früh. Trotzdem Gratulation, Jungs, dass ihr die Eier hattet und gleich als zweiten Song ein deutlich überlanges (nettes Viertelstündchen), dem Publikum noch unbekannten neuen Song zu bringen. Nachdem das OPETH-haltige, melancholisch-brachial pendelnde Monstrum vorüber ist und ich mich umdrehe, haben sich schon eine ganze Menge mehr Besucher eingefunden - sehr zur Freude von KARKADAN, die dann gleich noch ein bisschen aufdrehen, Posen an den Tag legen und vor allem musikalisch absolut überzeugen können. Das ist definitiv der richtige Weg, und meine Wenigkeit freut sich schon wie Oschi auf's neue Album. Wenn dann noch ein bisschen Abwechslung beim Gesang reinkommt ('Tschuldigung), dann sieht die Zukunft richtig toll aus. In der Gegenwart weht 'Passing Away' das Haupthaar durcheinander und sorgt dafür, dass der Tag nicht besser hätte beginnen können.
Übrigens sehr Metal: noch früher anfangen, um etwas länger spielen zu können!
[Rouven Dorn]

DAGOBA: Französisches Frühstück

Ein orchestrales Intro ertönt, ehe sich das, was vom Bandnamen her eher spacigen Prog vermuten lässt, als ordentliche Metalcore-Dampfwalze entpuppt. Die Franzosen lassen die Haare oder die Glatze fliegen, und der Sänger erinnert nicht nur optisch an MACHINE HEAD-Frontmann Robb Flynn. Auch verbal versucht er, diesen Umstand durch ein herziges "Cheers, Motherfuckers!" zu unterstreichen. Dann bedankt er sich artig fürs zahlreiche Erscheinen zur frühen Mittagsstunde, und nach Klavierklängen und einem - etwas arg langen - Zwischenintro geht's mit Doublebass weiter. Der Basser lässt die tätowierten Beine zum Kung-Fu-Kick durch die Luft fliegen, während im Publikum Hexenhüte im Takt mitwippen. Nett.
[Carsten Praeg]

ELUVEITIE: Flöten + Bangen = Stimmung (Oder: "Pagan Metal mit Tüdeldü")

Was die Schweizer Dudelbrigade auf die Reihe kriegt ist jedes Mal ein Spektakel. Kaum sind die Jungs und Mädels auf der Bühne, heißt es: Party!
Dieses Mal genau das Gleiche. Speziell die beiden Waldschrat-Zwillinge Sevan (Flöten, Dudelsack, Gesang) und Rafi (Bass, Gesang) gehen ab wie zwei Eichhörnchen auf Speed. Und es ist doch immer wieder erstaunlich mit anzusehen, was der gute Sevan da mit seiner Flöte alles hinkriegt: Er bangt nämlich heftigst beim Spielen und kommt dabei nicht aus dem Takt. Nebenbei hüpft er noch fröhlich über die Bühne und hampelt mit Rafi herum. Respekt meinerseits!
Der Rest der Band steht eher ruhig auf den Brettern und spielt im Höchsttempo auf ihren Instrumenten. Die meiste Stimmung machen also die Brüder, die damit gut beim Publikum ankommen, was in viele kreisende Häupter resultiert und sogar einige durch die Reihen tanzen lässt. Besonders nach dem Spruch "In den Niederlanden sind die viel lauter!" ist erstmal die Hölle los.
Gegen später holt ELUVEITIE einen neuen Song aus ihrem Repertoire. Ich kann leider den Namen nicht verstehen, aber so ziemlich jedes Bandmitglied fängt auf einmal an zu singen, geführt von der attraktiven Drehleierdame Anna. Der Song geht direkt ins Mark und lässt Vorfreude auf das im Dezember erscheinende neue Album aufkommen.
Ein super Gute-Laune-Gig. Genau das Richtige am frühen Morgen.
[Sebastian Schneider]

KOLDBRANN: Pandas im Sonnenschein

Skandinavischer Akzent schallt über den Platz: "Hallo, wir sind KOLDBRANN aus Norwegen!" Das wird niemandem in Hörweite entgangen sein, auch wenn der Sound anfangs etwas leise ist und knackst. So ganz scheinen die Boxen dem Getrümmer nicht stand zu halten. Jenem Getrümmer zu Folge hätte ich ja übrigens die Norweger eher in ENDSTILLE-Nähe gerückt, während mein Kollege eher für SATYRICON stimmt. Gut, kommt soundtechnisch auch hin, aber optisch versucht der Sänger auf jeden Fall, ENDSTILLE-Frontmann Iblis mit seinem riesen Stachelnieten-Armband Konkurrenz zu machen. Das Knacksen ist inzwischen verschwunden, und 'Kaosmanifest' vom ersten Album kracht aus den Boxen. "Black Metal funktioniert nur im Dunkeln", meint Metal-Hammer-Knipser Gunnar neben mir. Und dabei fällt mir auf: Tatsächlich hat das Breeze dieses Jahr kaum eine Panda-Band nachts gelegt, mal abgesehen von den live absolut gar nicht gehenden DARK FUNERAL. Kleiner Tipp fürs nächste Jahr!
[Carsten Praeg]

ILLDISPOSED: Gehirnpups leichtgemacht

Ich finde, man sollte ILLDISPOSED auf jedem Festival zur Pflicht machen. Erstens wäre das toller, als jedes Mal wieder AMON AMARTH, FINNTROLL, ENSIFERUM oder sonstwen gerade angesagtes zu sehen, und zweitens haben die Dänen einfach eine eingebaute Stimmungshoch-Garantie. Alleine die Ansagen von Sänger Bo sollte man langsam mal komplett mitschneiden und vielleicht als seperate Scheibe veröffentlichen. Einfach zu herrlich, was dieser Kerl für einen ausgemachten Blödsinn von sich gibt, während der skandinavische Akzent noch seinen Teil dazu beiträgt, dass man sich wie in einer Comedy-Show vorkommt. Kabarett würde ich dem Guten jetzt noch nicht ganz zutrauen, aber anstelle dessen gibt's ja schtampfende Groovemonster der Marke 'Now We're History', 'Throw Your Bolts' oder 'Near The Gates' (die Anspielungen alleine sind schon der Brüller), die nicht nur in den Songpausen für zufriedenes Grinsen sorgen.
[Rouven Dorn]

DISILLUSION: Bitte nur auf Konserve

Mit dem "Back To Times Of Splendor"-Material konnte ich DISILLUSION live einiges abgewinnen. Auch auf dem Summer Breeze mit exklusiver Riesenbesetzung zusammen mit DARK SUNS, das war ein Ereignis für sich. Aber auch nur zu dritt ging das in Ordnung, war zumindest schön anzuhören.
"Gloria" hab ich auch wirklich lieb. Ehrlich. Deshalb ist die Vorfreude groß, als das Trio, verstärkt durch Ex-PAIN-Bassdame Alla, die Bretter betritt. 'The Black Sea' klingt okay, aber durchwachsen. Vurtox' Stimme scheint nicht für Live-Aufgaben gemacht zu sein, zu oft klingen die von Platte abweichenden Gesangslinien schlichtweg daneben, ab und an auch kraftlos. Schade. Gerade von den neuen Songs hatte ich mir viel erwartet, da man hier gegenüber der Studioversion viel variieren kann. Der unglaublich miese Sound trägt allerdings seinen Teil dazu bei, dass ich fast stetig das Gesicht verziehe, anstatt mich über 'Avalanche' oder 'Alone I Stand In Fires' freuen zu können. Dass die Spielzeit für eine Band wie DISILLUSION zu kurz bemessen ist, ist ohnehin klar, weshalb auch nur eine editierte Version von '...And The Mirror Cracked' zum Zuge kommt, bevor 'Don't Go Any Further' den Schlusspunkt setzt. Sehr durchwachsen, auch weil für mein Empfinden viel zu viel von Band kommt - dann sollte man sich lieber auf das Studio konzentrieren oder live anders spielen, denn DISILLUSION leben von Emotionen, die von den auf der Bühne aktiven Leuten ausgehen.
Auf Platte bleibe ich aber beim Prädikat "unschlagbar" ...
[Rouven Dorn]

EISBRECHER: Guten Morgen, lieber Alexx

Zum Arbeitseinstieg in den Freitag kann mir nix besseres als EISBRECHER passieren. Zum einen, weil schon ordentlich Zeit in die Lande gestrichen ist, und zweitens, weil das bisschen Industrailgepuste jedem Ohr ganz gut tut. Schön, wenn auch Alexx Wesselsky, seine Zeichens Ex MEGAHERZ- und nun EISBRECHER-Sänger, auch ein klein wenig verplant ist. So gibt er schon am Anfang zu, eine andere Uhrzeit für seinen Auftritt erwartet zu haben und sich nun eigentlich ganz woanders sehen würde. Sowieso hat der Sangessympath mit seiner Lockerheit die Menge in der Hand. Den Rest erledigen die Songs, hauptsächlich vom neusten Werk. Neben der Single 'Ohne Dich' und dem Titeltrack gibt es auch den schönen Sicko 'Leider' zu hören. Insgesamt funktioniert das neue Album wahnsinnig gut live, auch wenn die Liebestexte immer noch stören. Als Gruß an die alte Band gibt es dann noch den MEGAHERZ-Song 'Miststück', bevor es schön bedudelt zurück an die Arbeit geht. Toller Einstieg.
[Lars Strutz]

HEVEIN: Laaangweilig!

Ich frage mich immer noch, wieso HEVEIN eigentlich solch einen guten Platz im Billing bekommen haben. Okay, die Jungs aus Helsinki gibt es immerhin schon seit 1992. Trotzdem gibt's mit "Sound Over Matter" nur eine richtige Scheibe bisher, und die muss natürlich auch als Programm herhalten. Dank Cello-Unterstützung von Ex-APOCALYPTICA-Schrammler Max Lilja hat die Truppe zwar etwas Besonderes zu bieten, aber das kann den schlafmützigen Gig auch nicht retten. Es kommt sogar so weit, dass sich HEVEIN genötigt fühlen, PANTERAs Aggro-Hymne 'Walk' zu covern, was mich dann endgültig zum entnervten Abstampfen treibt. Nö, geht mal so gar nicht.
[Rouven Dorn]

SIRENIA: Starke neue Stimme

SIRENIA sind eine dieser Bands, die im Gothic Metal trotz wenig Innovation oder spektakulär spannender Songs einfach rausstechen. Vielleicht liegt das auch daran, dass SIRENIA einfach nichts Neues mehr machen müssen, denn immerhin ist dies die Band von Morten Veland, der damals mit TRISTANIA neue Wege ging und diese nun mit SIRENIA konsequent fortsetzt. SIRENIA sind einfach die rechtmäßigen Erben von TRISTANIA und können zudem mit einer neuen, talentierten und ultrasympathischen Sängerin punkten. Monika Pedersen ist das Beste, was der Band passieren konnte, denn die süße Dänin, die schon bei SINPHONIA ihr Talent unter Beweis stellte, hat eine absolut starke Stimme. Und auch wenn die Dame noch etwas schüchtern auf der großen Bühne wirkt und der Sound anfangs noch etwas matschig ist, so verzeiht man ihr das spätestens ab der ersten Ansage und dem ersten Lächeln - Sympathiebonus pur! Und Songs wie der Ohrwurm 'Sister Nightfall', das neue 'The Other Side' oder 'Meridian' machen die Setliste zu einem wahren Ohrenschmaus für alle SIRENIA-Fans. So macht Gothic Metal anno 2007 Spaß!
[Caroline Traitler]

NECROPHOBIC: Ein bisschen böse und ein bisschen leer

Einer der Gründe, warum ich das Summer Breeze besuche, stürmt zu einer recht guten Zeit und vor einer doch recht lausig gefüllten Gruppe Summer-Breezlern auf die Bühne, um ihren herrlich melodischen Black Metal zu präsentieren. Doch schon zu den schönen Klängen von 'The Slaughter Of Baby Jesus' traut sich kein Bösling so recht an die Bühne, was sich auch beim eigentlichen Songmaterial nicht ändert. Was zum Teil an dem etwas seltsamen Sound liegen kann, schließlich wird die für die Songs so wichtige Gitarre derbst nach hinten gemischt, so das die "Melodie" fast nur noch von der Rhythmusfraktion übernommen wird. Dass sich das Ganze dann nach einer normalen Knüppelorgie anhört, ist genauso klar wie schmerzhaft. Jeder Vorbeigehende kann sich dann die übliche Ladung des undifferenzierbaren Black-Metal-Lärm-Klischees abholen, während die Fans nicht mal von der Livepremiere von 'Eternal Winter' begeistert werden können. Schade, wenn eine so gute Band von so einem Sound um einen guten Auftritt gebracht werden kann.
[Lars Strutz]

L'ÂME IMMORTELLE: Spiderschwein rockt

Mit ihrem Gothic-Rock sind L'ÂME IMMORTELLE auf dem Summerbreeze eher Exoten. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass das Publikum nicht gerade mit überschwänglicher Begeisterung auf die Österreicher reagiert. Für Anhänger der Szene biete sich jedoch eine gelungene Mischung aus rockigen, härteren Songs und ruhigen Stücken, die sich keyboardlastig zeigen. Generell präsentieren sich L'ÂME IMMORTELLE rockiger als von mir erwartet, da ich sie bisher mehr als Elektroformation wahrgenommen hatte. Erfolgreiche Stücke wie '5 Jahre', 'Aus Den Ruinen' und 'Judgement' sorgen beim gotischen Teil des Publikums für Stimmung. Sänger Thomas Rainer lässt es sich nicht nehmen, am Ende des Auftritts mit "Spiderschwein"-Rufen zu überraschen, was teils Belustigung, teils Befremden auslöst. Am Ende bleib die Erkenntnis, dass L'ÂME IMMORTELLE das Summer Breeze mit ihrer Musik bereichern und sich als starke Live-Band präsentieren!
[Isabel Moosmann]

END OF GREEN: Wer war nochmal CREMATORY?

END OF GREEN statt CREMATORY scheint nicht nur mir Freude zu machen, denn die Lokalhelden schaffen es, eine beachtliche Fanschar vor die Bühne zu locken - und seien wir uns mal ehrlich, was wäre ein Summer Breeze-Jubiläum ohne END OF GREEN? Eben! Auf jeden Fall ist der Verlust von CREMATORY schnell vergessen und das, was END OF GREEN hier zaubern, lockt sowieso wieder alle in ihren Bann, denn die Jungs rocken besser denn je, haben sichtlich frische Energie getankt und präsentieren Ohrwürmer zum Mitsingen wie den Hit 'Dead End Hero'. Dass END OF GREEN auch fleissig am neuen Album werkeln, beweisen zwei neue Stücke: 'Dead City Lights' und 'My Crying Veins', die Lust auf mehr machen. Und mehr kommt bald, hoffentlich. So bleibt am Ende das Gefühl, dass END OF GREEN einfach auf's Summer Breeze gehören ... wer war nochmal CREMATORY?
[Caroline Traitler]

FINNTROLL: Humppa zum Hundertsten

Mit den Erfindern des Humppa Metal ist das ja so eine Sache, seit sie ihre quadratisch-runde Frontsau gegen den ranken, schlanken Sänger Vreth ausgetauscht haben. Der dürfte nun schon seit anderthalb Jahren zwar deutlich mehr weibliche Fans anziehen, aber einige alte Fans befinden ihn als doch ziemlich verloren [und schüchtern - Anm. Sebastian] wirkend auf der großen Bühne. Mancher meint, er könne die Masse nicht mitreißen, aber aus der sicheren Entfernung hinter Bierstand und Hammer-Bus sieht die Menge der empor gereckten Teufelshörnchen beim neuen 'Gryning' doch recht stattlich aus. Auch wenn altes Material wie 'Rivfader' natürlich noch größeren Applaus erntet. Irgendwie kommt es einem aber doch so vor, als hätte man das ganze Spektakel schon aber hundert Mal gesehen. Es ist zwar nett, wenn beim bierseeligen Plausch mit KARKADAN-Klampfer Phil im Hintergrund der Evergreen 'Trollhammaren' läuft, aber mehr als ein nettes Hintergrundgeplänkel ist es eben auch nicht. Bei den zahlreichen Fans kommen 'Sång', 'Slagbröder' und 'En Mäktig Här' vom neuen Album "Ur Jordens Djup" jedoch gut an, und am Ende ernten Vreth & Co. auch ihren standesgemäßen Applaus.
[Carsten Praeg]

VOLBEAT: Für Elvis und Johnny Cash

Bei VOLBEAT herrschen gute Laune, Fanfreude und eine klasse Mischung aus Rock 'n' Roll der Marke Elvis und Metal! Die Dänen haben sich im Laufe der Jahre eine beachtliche Fanbasis erarbeitet, und waren sie letztes Jahr noch ganz am Anfang des Billings angesetzt (und kamen dann leider auch noch zu spät), so sind sie dieses Jahr für eine Sonnenuntergangs-Show auf der Pain Stage gebucht und lassen es vor einem Haufen begeisterter Fans krachen. Vor allem Sänger Michael Poulsen (Elvis lebt!) ist wieder bestens gelaunt und hat in seinen Ansagen auch mal nette Worte für die "swulen Dänen" von ILLDISPOSED parat oder huldigt musikalischen Helden wie Johnny Cash (und dass er Elvis mag, muss ich wohl nicht extra erwähnen, oder?).
VOLBEAT sind Energie und gute Laune, eingängige Musik und Melodien, die man einfach nicht mehr aus dem Kopf kriegt, und bei Songs wie 'Rebel Monster', 'Pool Of Booze' oder dem neuen 'Gardens Tale' kann man einfach nicht still stehen. Dazu lädt Poulsen auch immer wieder mal einen Gastgitarristen zur akustischen Untermalung auf die Bühne ein und scheut auch nicht davor zurück, mal selbst ins Publikum zu springen. Einfach sympathisch, und man kann nur hoffen, dass dieser unvergessliche Gig bald auf DVD gebannt wird und den Weg in unsere Wohnzimmer findet, damit wir uns immer und immer wieder daran erinnern, wie genial VOLBEAT eigentlich sind. Dänenpower! [Swule Dänen? - Augenzwinkernd, Carsten]
[Caroline Traitler]

BOLT THROWER: Panzer auf'm Flugfeld

Er rollt und rollt und rollt und ... ja, er ist einfach nicht aufzuhalten, der mächtige britische Tank, erst recht nicht auf einem glatten Flugfeld. Unbarmherzig pflügt er alles nieder, hinterlässt nur platt gewalzte Erde und zuhauf fertige aber zufrieden grinsende Fans. Die Death-Metal-Urgesteine BOLT THROWER sind live einfach immer eine Bank und verstehen es, mit ihren brachialen, simplen, aber äußerst effektiven Mitteln, ihr Publikum vollends zu begeistern. Und was im kleinen Club klappt, das funktioniert auch auf dem Summer Breeze, auf welchem die Band ihre einzige Deutschland-Show des Jahres bestreitet, bestens.
Spärliches Licht, viel Nebel, fetteste unverwechselbare Monsterriffs mit Melodien, welche sich im Ohr festsetzen, massive Gitarrenwände, kraftvolle, präzise Rhythmen und das unnachahmliche Organ des bestens aufgelegten Karl Willets zeichnen den mitreißenden Auftritt der Engländer aus. Und mit solchen Evergreens wie 'Fourth Crusade', 'For Victory', 'Mercenary' und 'Cenotaph' kann man auch nicht viel falsch machen. Aufgrund der hohen Anzahl dürften sich die Diver gegenseitig abklatschen können, jedenfalls hat die Security alle Hände voll zu tun, das ist schon fast Krieg, auch was im Moshpit abgeht. BOLT THROWER überzeugen mal wieder auf ganzer Linie, aufgrund der kurzen Spielzeit fehlen allerdings einige Songs. Trotzdem absolutes Stimmungshoch!
[Endres - metal.de]

POISONBLACK: Ville, bist du's?

Mit POISONBLACK kommt die SENTENCED-Ersatzdroge auf die Bühne, um Freunde des melancholisch angehauchten Gitarrengedröhns wieder glücklich zu stimmen. Obwohl, so viel hat die Band mit SENTENCED ja leider nicht gemein, die größte parallele Schnittmenge erreicht sie durch den gemeinsamen Sänger, Ville Laihiala, da POISONBLACK doch etwas härter und rockiger sind, und auf dem ersten Album ja auch nur Hintergrundvocals unseres Lieblings-Villes hatten. Und da ich mich als POISONBLACK-Fan aufgrund mangelnden Ersatzes für SENTENCED halte, ist mein Enttäuschung entsprechend groß, als das Götterstimmchen dann zum Stimmklang ansetzt. Ist das wirklich Ville da oben? Hört sich mal überhaupt nicht so an. Und irgendwie schafft es, obwohl sich die Stimme etwas erholt, diese kleine Änderung doch, die ganze Show für mich zu versauen, wozu der maue Gitarrensound sein Übriges tut. Sogar der komplett neue Song ließ irgendwie das Zünden sein, da das Organ des Meisters nicht meine hohen Ansprüche traf. Und, vielleicht irre ich mich, aber was die Reaktionen des Publikums betrifft, hatte ich fast schon das Gefühl, damit nicht allein zu sein. Ansonsten gibt es eine gute, natürlich mehr aufs aktuelle Werk bezogene Show, die noch ein kleines bisschen Ruhm der letzten Band Villes' atmen darf.
[Lars Strutz]

IN EXTREMO: Et tu, In Ex?

Ja, sie sind wirklich omnipräsent, die guten Jungs von IN EXTREMO. Doch auch wie AMON AMARTH haben sie sich mit dauernden Auftritten und qualitativ hochwertigen Alben einen Platz in die Herzen ihrer Fans gespielt. Dass sie sich trotz der häufigen Präsenz auf Mittelalter- und Metalfestivals einen Headlinerposten erspielen dürfen, zeigt die Band bereits sehr früh mit ihrem Bandklassiker 'Spielmannsfluch'. Zwar war es das dann auch schon mit den Überraschungen (als Rausschmeißer gibt es die 'Merseburger Zaubersprüche'), doch auch die altbekannten Spielchen wie etwa Feuerspucken zünden genauso wie die Mische aus MTVIVA-Singles und alten Bandhits. Das großzügig angeheizte Publikum weiß das zu würdigen, und obwohl das jetzt mein fünfter Abend mit den Mittelalterfetischisten ist - noch funktioniert der Kram hervorragend.
[Lars Strutz]

DARK FUNERAL: Zum Einschlafen?

So ein Campingstuhl unterm Arsch und ein leckeres kühles Bier in der Hand, das ist doch was Feines! Dann noch gemütlich auf die schwedischen Pandabärchis DARK FUNERAL warten und dann entspannt vor die Bühne treten. So sieht meine Planung im Moment aus. Als ich dann spontan aufwache (Vom Einschlafen hab ich einfach nichts mitbekommen) ist mein Bier schal, mein Körper fast unterkühlt und DARK FUNERAL so gut wie zu Ende. Das Einzige was ich noch mitbekomme, sind die Menschenmassen und Corpsepaint-Kiddies vor der Stage. Tja, Pech gehabt. [Der endgültige Beweis, dass DARK FUNERAL live einfach zum Einschlafen sind. - Anm. Carsten]
[Sebastian Schneider]

Partyzelt

BLACK MESSIAH: Ruhrpott-Wikinger herrschen

Halb totgefroren von meiner Einschlafaktion bei DARK FUNERAL laufe ich nun zum Partyzelt, wo ich eine warme Menschenmenge erwarte und auch nicht enttäuscht werde. Überall stehen betrunkene und (wie ich) beleibte Pagan-Metal-Fans und warten nur darauf, mir etwas von ihrer Körperwärme abzugeben. Im endlich warmen, engen Gedränge schön eingekuschelt und vor lauter temepraturbedingten Glücksgefühlen fast sexuell erregt, kommt die Band endlich auf die Bühne und heizt der Menge kräftigst ein.
Überall gehen die Leute ab und propellernde Haare bewedeln mich, bis die Band - nach einigen alten Stücken - gegen später mit folgenden Worten ihren "Partyhit" 'Sauflied' anstimmt: "Habt ihr gut gefeiert? (Getöse) Habt ihr gut gesoffen? (Noch mehr Getöse) Wollt ihr noch mehr saufen? (Pure Euphorie)". Spätestens ab jetzt geht die Menge so ab, wie es sich die selbsternannten Ruhrpott-Wikinger wünschen. Das fröhliche Gedudel mit der Fiddle tut sein Übriges. Alle grölen mit und die Stimmung ist am Kochen. Auch bei der besten Coverversion von 'Moskau' kann sich die Menge nicht mehr halten und gewaltige Männerchöre dröhnen aus dem Zelt. Ein wahrlich geiler Gig!
[Sebastian Schneider]

SQUEALER A.D.: Auch ohne Gus Chambers klasse

Nach einem Abend voller Highlights wie VOLBEAT, END OF GREEN und BOLT THROWER ist zwei Uhr schon eine ziemliche Quälerei, aber da SQUEALER sich live eher rar machen und durchaus einen Blick wert sind, machte ich mich (mit einem beständig nörgelndem Ex-Chef-Red) auf zum Partyzelt, um mich von den Qualitäten der Jungs zu überzeugen. Sei es die Kälte oder die Uhrzeit, jedenfalls will es vor der Bühne nicht so richtig voll werden. Schade eigentlich, denn SQUEALER legen eine durchweg gute Performance bei blendender Laune vor und nebenbei auch noch brennende Fragen wie "Wer is'n der Sänger, das is' doch gar nich' Gus Chambers?" und um A.D. oder nicht A.D. klären können. Ein kleiner Wehmutstropfen ist das extrem dünn gesäte (um es freundlich auszudrücken) Material von der genialen "Made for Eternity"-Scheibe, aber was soll's - SQUEALER haben eine tolle Show abgeliefert.
[Pro - metal.de]

ABSOLUTE: Moderne und Langeweile

Es ist fast drei Uhr und eigentlich schon lange Zeit für den gepflegten Absturz am heimischen Zelt, da wollen ABSOLUTE im Partyzelt noch Gehör finden. Wer ist überhaupt ABSOLUTE? Müdes Schulterzucken macht sich breit. Die Antwort kommt bald darauf: ein Haufen junger Menschen, der versucht, Musik für junge Menschen zu machen. Dabei will er wohl möglichst alle erreichen und stopft so ziemlich alles in einen Sack, was ihm in die Quere kommt. Crossover meets Electro-Trash meets Sprechgesang (!) meets das, was man heutzutage generell als "modern" zu bezeichnen pflegt, wenn mehr Samples als Instrumente verwendet werden. Wirklich überzeugen können ABSOLUTE absolut niemanden. Es sind sogar einige Boden-Bühne-Geschosse zu sichten. Wenigstens dauert das ganze "nur" eine halbe Stunde. ABSOLUTE überflüssig.
[Thomas - metal.de]

PRESIDENT EVIL: Feierstimmung früh am Morgen

Einen passenderen Rausschmeißer als PRESIDENT EVIL hätte es an diesem Abend bzw. Morgen wohl nicht geben können. Die Bremer schaffen es doch tatsächlich, um vier Uhr in der Früh die Leute noch einmal zu mobilisieren. Geschuldet ist das voll und ganz ihrem hochenergetischem Auftritt, der selbst zwölf Stunden früher kaum hätte fideler ausfallen können. Das Publikum rottet sich noch einmal zusammen und geht mit dem dreckigen Sound der Band ordentlich mit. Band und Crowd liefern noch einmal eine sehr respektable Leistung zu unchristlicher Uhrzeit ab und sorgen dafür, dass danach wirklich nichts mehr geht. Die Aftershow-Party im Campingstuhl fällt entsprechend kurz aus. Gute Nacht!
[Thomas - metal.de]

Redakteur:
Lars Strutz

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