Summer Breeze 2009 - Dinkelsbühl

21.09.2009 | 19:16

13.08.2009,

Wie jedes Jahr steht gegen Ende des Festivalsommers als finales Highlight das Summer Breeze in Dinkelsbühl an. Die Bands rufen, die Fans kommen, fertig ist der zünftige Abgang der Saison 2009.

Nach der ersten Auferstehung des Festivals geht es sofort zu KATRA, der süßen rothaarigen, ähem, Sängerin, die so manchem langhaarigen Bombenleger nette Träume ermöglichen sollte. Mit ihrem charmanten Gothic Metal erfinden sie zwar das Rad nicht neu, können aber zur Mittagszeit doch jede Menge Zuhörer begrüßen. "Guten Morgen", entschlüpft es ihrem Mund, bevor mit 'Forgotten Bride' und 'Swear' die ersten Batzen aus der Hüfte geschossen werden.

Richtige Stimmung will trotz ansprechender Darbietung nicht aufkommen, was aber sicher an der alkoholischen Rückkopplung des Vortages liegen dürfte. Als Basser Johannes auf Mitleid macht und erzählt, dass er bisher nur Wasser trinkt, fangen die ersten Metaller an, über das dritte Bier des Tages nachzudenken. Als er dann jedoch meint, dass er sich nach dem Gig mit Jägermeister zuschütten wird, kommt mir eine gute Idee. Aber die muss warten, denn mit 'Kuun Poika' und dem abschließenden 'Beast Within' gibt es noch was Leckeres auf die Ohren.

Guter Gig. Zu erwähnen sei noch, dass Katra nicht nur auf der Bühne Vollgas gibt, sondern jeden Abend im Backstage-Bereich ordentlich an ihren Leberwerten arbeitete. Kippis!
[Enrico Ahlig]

Setlist KATRA:
Forgotten Bride
Swear
Delirium
Grail Of Sahara
Alcazar
Kuun Poika
Baski
Beast Within

Im Anschluss geht's rüber zur Pain Stage mit DEADLOCK, die gleich zu Beginn mit technoiden Beats den Vogel abschießen. Alles tanzt und klatscht begeistert; der Rest, der diese Meute noch nicht kennt, macht ein fragendes Gesicht, welches sich verabschiedet, als deftig losgegrunzt wird. Sängerin Sabine unternimmt zu Beginn noch einige Abstecher in die Schieflage, fängt sich aber wieder recht schnell und liefert einen schönen Kontrast zu dem Gegrunze von Sänger Johannes.

Mit 'Martyr To Science' und 'Code Of Honor' werden hier gleich einige der größten Brocken abgeworfen – überzeugender Frühstücks-Metalcore!

Musikalisch erinnert mich das Ganze zwar stark an LACUNA COIL, und optisch ist der Sänger auch knapp an einem der Waliser von BULLET FOR MY VALENTINE vorbeigeschlittert, aber sei es drum.

Das Publikum ist im Freudenrausch und gibt Gummi, zusätzlich nehmen Crowdsurfer Fahrt auf. Da zieht Johannes sofort nach: "Ihr habt euch lange genug ausgeruht." Er will einen Circle Pit, aber einen großen. Und ab dafür! Konsequenz einer Zeit des illegalen Downloads: Johannes hofft, dass einige der Fans das aktuelle Album "Manifesto" auch legal erworben haben. "Also packt die Basecaps aus." Mit 'Deathrace' und 'Dark Cell' hagelt es noch tierisch auf die Fresse, bevor 'End Begins' passenderweise den Abschied einleitet. Saubere Show!
[Nadine Ahlig]

Nachdem die Mädels die letzten Stunden beherrschten, ist nun Zeit für richtige Männermusik. VADER aus Polen haben gerade ihren neuen Streich "Necropolis" aus dem Boden gestampft, von dem es leider nur 'Rise Of The Undead' auf die Setlist schafft. Schade. Daher präsentieren uns VADER einen erstklassigen Old-School-aufs-Maul-Gig, der gerade zu Beginn leider unter heftigen Soundschwierigkeiten leidet. Man fühlt sich fast an den grauenhaften IN FLAMES-Gig auf dem diesjährigen Wacken Open Air erinnert. Zum Glück checken die Soundleute, was hier falsch läuft, so dass spätestens ab 'Epitaph' ein einigermaßen zu ertragender Sound aus den Boxen wabert.

Die Fans sind zur Kaffeekränzchen-Zeit auch noch nicht richtig wach, daher nimmt so mancher sein lilafarbenes Kopfkissen gleich mit vor die Bühne. Doch an Schlaf ist bei VADER nicht zu denken. Hier wird dermaßen nach vorne geprügelt, dass unser toller Innenminister Schäuble vor Freude drei Luftsprünge gemacht hätte. Was ist besser als jede russische Schlägerbande? VADER! Ganz einfach.
[Enrico Ahlig]

Setlist VADER:
Intro
Dark Age
Sothis
Black To The Blind
Epitaph
Rise Of The Undead
Shadowfear
Carnal
Wings
This Is The War
Lead Us!!!

So richtig schön war der Vormittag mit Regenschauern und Wirbelsturm ja nicht, möglicherweise hat dieses Unwetter aber auch nur die Ankunft der groovenden Doom-Rocker von GRAND MAGUS auf dem Gelände angekündigt. Auf dem Rock Hard Festival war das Trio schon sehr mächtig, heute können sie sich im Vergleich zu dem Auftritt im Pott aber noch mal steigern.

Mystische Hymnen tragen neuere Titel wie 'Iron Will' und 'I Am The North' oder heißen eher klassisch 'Kingslayer'.

Der Auftritt ist auf jeden Fall bemerkenswert, macht die Band um Janne "JB" Christoffersson (Gesang und Gitarre) nicht viel, um das Publikum in ihren Auftritt einzubinden. Doch die Musik ist in ihrem Schulterschluss aus groovendem Okkultrock à la SABBATH und moderneren Elementen genau die richtige Melange, um es sich um kurz nach vier so richtig besorgen zu lassen – musikalisch, versteht sich. Um rechtzeitig vor UNHEILIG im VIP-Zelt zu sein, begleiten uns die letzten Töne von 'Kingslayer' auf unserem Weg quer über das Festivalgelände.
[Julian Rohrer]

Jedes Jahr beglücken uns die Organisatoren des Summer Breeze mit einem wirklich abwechslungsreichen Programm. Darin ist auch jedes Jahr eine Gothic-Kapelle versteckt. In diesem Jahr dürfen der Graf und UNHEILIG die Hauptbühne beackern. Auf den ersten Blick passen die Schlager-Kings of Goth nicht auf das Summer Breeze, doch wer ihren Auftritt beim Wacken Open Air vor einigen Jahren erleben durfte, der weiß, dass auch ein langhaariger Bombenleger gerne mal schunkelt.

Mit 'Lampenfieber' und 'Spiegelbild' empfängt der Graf seine Fans in typischer Art und Weise. Er tanzt, er zappelt, und er zelebriert seine Gesangskunst mit einer Leidenschaft, die man bei den meisten Bands vergeblich sucht. Während wir uns ungläubig umschauen und uns fragen, wieso UNHEILIG auf einem Metalfestival mehr Stimmung fabrizieren als VADER, sehen meine Augen bei 'Feuerengel' sogar einen Crowdsurfer. Wahnsinn.

Der Graf scheint selbst von dieser Akzeptanz völlig überrascht zu sein und bedankt sich nicht nur einmal mit einer ganzen Ladung Luftküsse. Bei 'An deiner Seite' weint sogar der Himmel leicht. Hach, ist das schön hier. Das emfindet offensichtlich nicht jeder so. Ich sage nur: "Das hältst du doch im Kopp nicht aus!"

Nach 'Maschine' und 'Freiheit' haben UNHEILIG und ihr neuer Keyboarder Olli bewiesen, dass auch die sanfteren Töne bei den harten Jungs gut ankommen. Mehr davon!
[Enrico Ahlig]

Setlist UNHEILIG:
Lampenfieber
Spiegelbild
Astronaut
Feuerengel
An deiner Seite
Sage ja
Maschine
Freiheit

Und wie so oft: EQUILIBRIUM sind einfach immer für Überraschungen gut. Der wahre Headliner des gesamten Festivals spielt am Donnerstag um 17.25 Uhr und kommt aus München. Ja, meine Freunde, nicht anders sieht die Situation vor der Pain Stage aus: Es ist voll, voller, überfüllt. Von der Jägermeistertribüne aus betrachtet zeigt sich das gesamte Ausmaß dieses heidnischen Höllenritts. Ein wahres Meer an Händen, Köpfen und fliegenden Leibern über dem gesamten Platz. Ich bin mehr als überrascht, und die Kinnlade hängt auf Höhe des Unterleibs.

Neben alten und neueren Klassikern performen die sympathischen Wilden eine kurze MICHAEL JACKSON-Hommage zu den Tönen von 'Billie Jean', zu denen Sänger Helge seinen wahren Sopran auspackt und mit dem kultigen Hut über die Bühne rockt – unerwartet, aber witzig.

Ja, Entertainer mit einem entertaining Sound sind die Pagan-Metaller mit der Mission Spaß auf jeden Fall. 'Wurzelbert', 'Blut im Auge' und 'Unbesiegt' sind da nur eine kleine Auswahl aus dem Kabinett der ewigen Unterhaltung und lassen Blut, Bier und Schweiß fließen, ganz so, als gäbe es kein Morgen mehr. 'Nordheim' beendet den Triumphzug, den Beginn einer kleinen Völkerwanderung, den Auftritt eines wahren Phänomens: EQUILIBRIUM.
[Julian Rohrer]


Vor ihrem Auftritt werden J.B.O. erst mal von uns auf den Jägermeister-Hochsitz eingeladen. Schlagzeuger Wolfram und Frontmann Hannes ("Da habt ihr euch genau die zwei Richtigen von uns ausgesucht!") trotzen der Höhenangst und haben sichtlich Spaß an der Bar in luftiger Höhe. Nur eins gibt Wolfram zu denken: "Hoffentlich gibt's hier auch was Anti-Alkoholisches zu trinken, sonst spiel ich so schlecht." Hannes setzt einen oben drauf: "Wenn wir zu besoffen sind zum Spielen, müssen die Leute eben noch mehr trinken, damit's keinem auffällt."

Alles andere als schlecht ist dann der Auftritt der fränkischen Spaßköpfe. Voller Lust und Schabernack liefern die Jungs eine einstündige Dauerwitzparade - Vito und Hannes an vorderster Front: "Könnt ihr schon singen?" Aber hier zählt nicht nur Quantität, sondern auch Qualität. So werden erst mal zwei Mädels zurechtgewiesen, die falsch mitgeträllert haben "Na ja, drauf geschissen". Nach "Ausziehen!"-Rufen und "Mach deine Hausaufgaben!"-Aufforderungen, wechseln wir zügig die Themen und gehen über zu den obligatorischen Autobahn- oder Applausschildern.

Die Kommunikation mit dem Publikum ist großartig, und zwischen all den Witzeleien wird jeder Song mitgegrölt, -getanzt, -gebrüllt und -getrunken. Mittendrin männliche Badeanzug- und BH-Träger, Papptütenmenschen und Osterhäschen. Auf die Bühne darf sich dann auch ein Pfarrer schleichen und mit Rosenkränzen drohen. Doch auch er scheißt auf Dogmen und spielt kurzerhand Luftgitarre mit seinem umgedrehten Kreuz.

Typisch quietschbunt hangeln wir uns musikalisch und optisch durch den Gemüsegarten. Musikalisch mit den BEATLES, Ghostbusters und neueren Songs wie 'Geh mer halt zu Slayer', optisch mit rosaroten Securities (harte Männer können auch rosa tragen). Doch nach der Bierumfrage fängt auch der Regengott an, nach Aufmerksamkeit zu wimmern. Den Crowdsurfern ist das wurst, sie surfen fröhlich unter Einfluss von griechischem Wein und fränkischem Bier weiter.

Wer lieber auf dem Boden bleibt, grölt lautstark 'Ein guter Tag zu sterben' mit oder schnickt überdimensionale rosa Bälle zu 'Verteidiger des Blödsinns' in die Luft. Diese Schlacht haben J.B.O. eindeutig gewonnen! Die Blödel-Franken verneigen sich denn auch brav vor ihrer Fanschar und dürfen zur Belohnung hinter der Bühne noch eifrig für Erinnerungsfotos mit der Bühnencrew posieren.
[Nadine Ahlig/Carsten Praeg]

Setlist J.B.O.:
Im Verkehr
Kuschelmetal
Ich möchte so gerne Metal hörn
Geh mer halt zu Slayer
Rock Muzik
Fränkisches Bier
Gimme Doop Joana
Bolle
Head Bang Boing
Ein guter Tag zu sterben
Verteidiger des Blödsinns
Ein Fest

Man mag ja gemeinhin denken, dass es an der faulen Band liegt, wenn ein Gig später anfängt. KREATOR-Frontmann Mille hingegen würde am liebsten schon früher als geplant auf die Bühne – und ist sichtlich angepisst, als ihn der Bühnenmanager trotz lautstarker "KREATOR! KREATOR!"-Chöre der Fans auf die Uhr verweist. Zunächst scheint sich die schlechte Stimmung auch auf die übrigen Bandmitglieder zu übertragen, was aber wie verflogen scheint, als der Ruhrpott-Vierer zum Opener 'Hordes Of Chaos' endlich hinter den schwarzen Vorhängen hervoreilen darf. Mal abgesehen davon, dass sie ein unheimliches Aggressionspotenzial in ihre Songs stecken. So werden mit dem Gassenhauer 'Phobia' und 'Terrible Certainty' auch gleich die nächsten Nackenbrecher nachgeschoben.

Orangene Nebelsäulen steigen vor dem apokalyptischen Backdrop des aktuellen "Hordes Of Chaos"-Albums empor, während der Moshpit im Publikum immer weitere Kreise zieht. Auch dank eifriger Anfeuerung von Mille. Der Kultfronter des vielleicht wichtigsten deutschen Thrash-Exports lässt sich nicht lumpen, fragt Fans vor 'Pleaure To Kill' standesgemäß, ob sie sich mal eben gegenseitig umbringen könnten, und rennt zur Zugabe 'Flag Of Hate' auch schon mal mit einer Fahne über die Bühne. 'Tormentor' bildet den Schlusspunkt eines furiosen Gigs, der den hohen Zuschauerzuspruch absolut rechtfertigt.
[Carsten Praeg]

Setlist KREATOR:
Choir Of The Damned (Intro)
Hordes Of Chaos
Phobia
Terrible Certainty
Betrayer
Enemy Of God
Destroy What Destroys You
Pleasure To Kill
Violent Revolution
Extreme Aggressions
Coma Of Souls
Warcurse
Flag Of Hate
Tormentor

Soso, dafür, dass die BACKYARD BABIES ja mal jeglicher Credibility entbehren, haben sich nach KREATOR dennoch eine ganze Menge Leute vor der Pain Stage eingefunden. Im Laufe eines in jedem Fall unterhaltsamen Gigs macht man in der Horde sogar eine ganze Reihe tanzender Menschen (auf einem Metalfestival!) aus, allein dafür haben die Schweden um Sänger Nicke Borg schon meine Hochachtung. Nicht zuletzt liegt dies wohl am begnadeten Stage-Acting der Schweden - allen voran Gitarrist Dregen, der aussieht wie eine Mischung aus Iggy Pop und Captain Jack Sparrow und vom Angus-Young-Move bis hin zum Powerslide alles auf der Bühne gibt. Wobei besagter Powerslide einiges an Respekt verdient, da der Herr doch tatsächlich mit Anlauf in die Höhe springt, senkrecht auf den Knien landet und sein Solo beinhart weiterspielt. Aua! Da kenne ich einige gestandene Knüppelmusiker, die nicht so hart im Nehmen sind.

Der Sound bei den BABIES ist gut, die Stimmung passt, und mit Songs wie 'Degenerated' und 'Minus Celcius' ist auch die Setlist mit tanzbaren Nummern gespickt. Definitiv ein guter Auftritt mit ordentlich Unterhaltungscharakter, lediglich auf die Turbojugend, die mir ständig über die Glatze gestrichen hat, hätte ich verzichten können.
[Hagen Kempf]

Etwas spontan hat es sich ergeben, dass ich mir die Headliner des Abends nicht nur ansehe, sondern auch noch darüber schreibe, von daher möge man mir meinen Dilettantismus verzeihen, denn so richtig überzeugen kann mich keiner der beiden. Doch der Reihe nach.

CANTUS BURANUS haben natürlich ein massives Problem: Nach Rock erster Güte, Party ohne Ende und Wein, Weib, Gesang jeglicher Couleur ist das vor allem auf visuelle Reize ausgelegte Spektakel im ersten Augenblick ein wenig fehl am Platze. Doch in Verbindung mit dem Böhmischen Sinfonieorchester Prag, Chor und Sopranistin entfaltet sich ein intensives und höhepunktreiches Festival der Sinne auf dem Festival des Sommers.

Eine Fülle an Kostümen, Lichteffekten und pyrotechnischer Spielereien ergibt eine atemberaubende Show des Kuriosen, aber die Musik läuft dabei an mir vorbei. Natürlich, wenn es treibend und trommelnd vonstattengeht, ist das der Sache durchaus zuträglich, doch richtig zu packen weiß mich der Spaß einfach nicht. In den Farben und Klangmandalas zu versinken fällt da doch deutlich leichter. Und ja, dagegen konnten auch die beiden Go-Go-Girls im VIP-Zelt schwer ankommen – obwohl diese ganz eigene Reize ganz ohne Farbe zu bieten hatten.

Sehr wenig Farbe beinhaltet auch der Gig der Schweden, die nun auf die Bühne kommen: KATATONIA. Gut, mich konnte der Sound der Kult-Combo noch nie überzeugen, aber gerade solche Abende sind eigentlich der perfekte Rahmen, um sich von objektiv kaum wegzudiskutierenden Qualitäten überzeugen zu lassen.

Nun, um es vorwegzunehmen: Mich hat auch die Live-Performance nicht gepackt, ich bin auch nach 60 Minuten Live-Beschallung dieser depressiven Hymnen kein Fan geworden. Was ein Glück, wenn man da neben einem echten Verehrer der Band steht, der dann auch zu allem Überfluss den Backkatalog auswendig kennt und mir dankenswerterweise mehr oder minder professionelle Einschätzungen zum Thema bietet. Fakt ist, dass ihn die Setlist als Fan durchaus überzeugen kann, viele Klassiker haben sich nach Dinkelsbühl verirrt, wobei es natürlich außer Frage steht, dass es immer noch mehr hätten sein können. Am interessantesten für mich ist zweifellos der Songdoppelpack zum Schluss, 'Evidence' und 'Murder', in sich durchaus spannende und packende Songs, deren Qualität es anzuerkennen gilt.

Den Fans hat es gefallen, recht voll war es auch, die Band hatte sichtlich Spaß an dem Auftritt, doch insgesamt haben wir damit wohl den schwächsten Headliner des diesjährigen Summer Breeze erlebt.
[Julian Rohrer]

PARTY TENT

Nach VADER schaffen es erst BENEATH THE MASSACRE, mich auf das Festivalgelände zu locken. Nachdem mich die Kanadier mit der wahnsinnigen Frickelei auf technisch allerhöchstem Niveau auf "Dystopia" ziemlich überzeugen konnten, habe ich mich auf eine Live-Darbietung dieses Könnens schon länger gefreut. Also ins Partyzelt gestiefelt und der Dinge geharrt, die da kommen.

Wie zu erwarten sind die Publikumsreihen wesentlich dünner besetzt als noch am Vorabend bei VOMITORY; BENEATH THE MASSACRE gehören leider doch immer noch eher in den Untergrund als zu den bekannteren Combos. Die Bühne ist im "Dystopia"-Look gehalten und sieht durchaus ansprechend aus.

Die nächsten dreißig Minuten erwartet das Publikum dann dermaßen rücksichtsloses Geballer und Gerumpel, dass es einigen schon nach den ersten Songs die Schuhe auszieht, weshalb sich die Reihen dabei noch weiter lichten. Die Technik der Kanadier ist dabei allererste Sahne. Es ist ein wahrer Genuss, Saitenhexer Christopher Bradley bei seinen Frickelorgien zuzusehen. Extrem sauer stößt allerdings der miese Sound auf, der Bradleys Gitarre fast gänzlich verschluckt. Das ist schon bei Bands mit weniger komplexer Musik ätzend, bei einer Combo aber, die dermaßen brutale Musik macht und in der der einzige "Anhaltspunkt" für den Hörer die wahnwitzigen Achterbahnfahrten der Leadgitarre sind, um eine Struktur in die Songs zu kriegen, ist das fatal. Sehr traurig, denn die Jungs reißen sich sichtlich den Arsch auf und geben die kurzen dreißig Minuten lang alles, was die Fingerspitzen hergeben. Gedankt wird es ihnen am Ende mit einer kleinen Wall Of Death, bevor BENEATH THE MASSACRE die Bühne wieder verlassen.
[Hagen Kempf]

Ein weiterer Höhepunkt auf dem Summer Breeze 2009 sind für mich definitiv MISERY INDEX, die (wie so viele hervorragende Bands) völlig unverständlicherweise auf der Party Stage spielen müssen. Gäbe es auf eben jener nicht ständig Soundprobleme und wäre im Zelt genug Platz, könnte ich mich damit ja abfinden, aber unter den gegebenen Umständen sollte an der Lage im Zelt nächstes Jahr definitiv was geändert werden.

Da es hier aber mehr um den Gig von MISERY INDEX geht als die Infrastruktur des Summer Breeze, konzentrieren wir uns lieber auf eben diesen. Der Sound bei den Amis geht gerade so in Ordnung, zumindest im Vergleich zur Soundkatastrophe bei BENEATH THE MASSACRE.

Die Jungs aus den Staaten nutzen die ihnen zur Verfügung stehende Zeit wie die meisten Kollegen voll aus und knüppeln von der ersten Sekunde an nach vorne. Die Massen gehen ordentlich mit, die Stimmung ist sehr gut, auch wenn sich lange nicht so viele Fans eingefunden haben wie tags zuvor bei VOMITORY. Wir bekommen Granaten wie 'Retaliate' und 'Traitors' um die Ohren gefeuert, und ich freue mich wie verrückt, der halbgaren Kitschorgie von CANTUS BURANUS entkommen zu sein.
[Hagen Kempf]

Eine Stunde nach MISERY INDEX betreten dann SUFFOCATION die Bühne des Party Tent und zeigen der immer noch nach Musik gierenden Meute, wo in New York der Hammer hängt. Das Zelt ist vollgepackt bis oben hin, die Bässe dröhnen, die Gitarren sägen, und Frontsau Frank Mullen grunzt sich bitterböse die Seele aus dem Leib, dass es eine wahre Freude ist. Der Sound ist relativ dumpf, geht aber größtenteils in Ordnung.

In punkto Songs greifen die Kanadier eher auf neueres Material zurück als auf die Klassiker, dies tut der Stimmung im Zelt dennoch keinen Abbruch. Wohin man blickt, sieht man Moshpits und Circles. Respekt muss man an diesem Abend aber nicht nur der Band zollen, die es schafft, die Massen zu dieser späten Stunde noch dermaßen aufzuheizen, sondern auch den Fans, die nach zwei harten Festivaltagen immer noch alles geben und bei dem starken Gig der Amis eine hervorragende Performance abliefern.

Viel zu früh (wieder mal) ist die Gewaltorgie der Jungs vorüber, und mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht endet für mich der zweite Tag eines bis dato sehr unterhaltsamen Summer Breeze.
[Hagen Kempf]

Redakteur:
Julian Rohrer

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