Summer Breeze 2012 - Dinkelsbühl

26.10.2012 | 22:21

15.08.2012,

Für viele wie immer der krönende Abschluss des Festivalsommers: Das Summer Breeze. Szenegrößen wie AMON AMARTH, IMMORTAL oder SUBWAY TO SALLY geben sich die Klinke in die Hand.

Den ersten eigentlich richtigen Festivaltag darf der Gewinner des vorabendlichen Bandcontests eröffnen: Die Ehre wird den Polen OBSCURE SPHINX zuteil, vielleicht hat letztlich doch der weibliche Charm von Frontrau Zofia gegeben. Dann beehren schon zum zweiten Mal BE'LAKOR das SUMMER BREEZE Open Air, trotzdem müssen die Australier von dem kolossalem Zuspruch überwältigt sein. Das Feld vor der Hauptbühne ist um 13:30 Uhr schon voller Menschen und offensichtlich sind auch die neuen Songs von dem kürzlich erschienenen Album "Of Breath And Bone" schon sehr gut bekannt. Trotz der frühen Stunde wird schon heftig gemosht. Gut geübt werden von den Australiern neue wie alte Songs dargeboten. Mehr als sauberes Instrumentenspiel ist auf der Bühne jedoch nicht zu sehen, an der Bühnenperformance muss also noch gearbeitet werden! Dagegen überzeugen die Lieder vollkommen! Da die Songs relativ lang sind und die Spielzeit sehr kurz ist, fällt die Setlist mit vier Liedern sehr knapp aus. Das frühe Aufstehen hat sich aber auf jeden Fall gelohnt, wie die ausgelassene Stimmung der Menge zeigt, als wären BE’LAKOR endlich mal wieder heim gekommen. Wie bald werden die Australier wieder zu uns kommen? Nach diesem Gig werden sie bestimmt nicht lange auf sich warten lassen!
[Stefan Brätsch]

Auch wenn man es angesichts der frühen Nachmittagsuhrzeit meinen könnte, handelt es sich bei DARKEST HOUR garantiert nicht um irgendwelche Jungspunde. Schließlich sind die US-Ostküstler schon seit 1995 in der Melo-Death-Szene unterwegs und haben ihren Sound inzwischen lediglich mit einer Brise Metalcore aufgepimpt. Entsprechend souverän haut der Ami-Fünfer um Sänger John Henry den Opner 'The World Engulfed in Flames' vom aktuellen Album "The Human Romance" raus. Die Jungs haben sichtlich Spaß, ebenso wie die Fans im Moshpit, wo auch Körperwelten- und Guy-Fawkes-Verkleidungen zu sichten sind. Warmlaufen wohl für den Catwalk. Derweil legen DARKEST HOUR den Schwerpunkt mit 'Savor The Kill', 'Violent By Nature' und dem melodischen Hit 'Love as a Weapon' klar auf ihre derzeitige Langrille. Geht direkt ins Ohr und erinnert manchen sogar an DARK TRANQUILLITY.
[Carsten Praeg]

Vier Jahre ist es her, dass NOCTE-OBDUCTE-Sänger Torsten mit seiner eigenen Avantgarde-Schwarzmetall-Band AGRYPNIE in Dinkelsbühl aufgetreten ist. Seitdem hat sich einiges getan: Außer Schlagzeuger René wurde die gesamte Mannschaft ausgetauscht, neben einer neuen Saitenfraktion ist nun auch NOCTE-Keyboarder Flange am Start. Gerade mal vier Songs hat das Sextett am Start, aber die reichen vollkommen – und haben es wahrhaft in sich! Angefangen bei der vorwärtstreibenden Hymne 'Der tote Trakt' bis hin zum emotionalen 'Morgen'. Gänsehaut pur! Torsten erinnert mit etwas schwarz-weißer Tünche und nacktem, zutätowierten Oberkörper heute mal ein wenig an DIMMU-Fronter Shagrath. Er lebt seine Texte, hängt sich voll rein, deutet mit dem Daumen an, sich die Kehle aufzuritzen und greift zur Krönung selbst zur Klampfe. Das Publikum geht voll mit und feiert die sympathische Truppe. Torsten wird zur Belohnung im späteren Verlauf der Nacht im VIP-Zelt noch jede Menge Freidrinks spendiert bekommen – doch das ist eine andere Geschichte und soll kein anderes Mal erzählt werden. ;-)
Setlist: Der tote Trakt, Augenblick, Gnosis, Morgen
[Carsten Praeg]

Bei EPICA wird es nun richtig voll vor der Hauptbühne. Symphonic Metal steht auf dem Programm und Sängerin Simone ist bestens aufgelegt. Für viele ist sie natürlich das Highlight des Gigs. Aber singen kann sie auch und das sogar sehr gut. Während die neueren Sachen vom aktuellen Album "Requiem For The Indifferent" wie zum Beispiel 'Monopoly On Truth' oder 'Storm The Sorrow' etwas verhaltener aufgenommen werden, geht bei 'Cry For The Moon' regelrecht die Post ab. Jetzt sind alle munter und feiern mit der Band. Die beendet das Set mit 'Consign To Oblivion'. Danach gibt es noch einmal viel Beifall für die Holländer und die bedanken sich prompt mit ein paar Wasserflaschen, die sie in die Menge werfen.
[Swen Reuter]

Wer könnte der Pain Stage alle Ehre machen, wenn nicht die Urväter des Grindcore: NAPALM DEATH nehmen wie immer keine Gefangenen. Nach dem Intro des aktuellen Longplayers "Utilitarian" metzeln die vier Briten gleich mal mit dem neuen 'Errors In The Signals' drauf los. Front-Philosoph Barney rennt wie eh und je über die Bühne, als hätte er die jüngsten Olympischen Spiele in seinem Heimatland verpasst. Und spätestens ab dem dritten Song tut es ihm auch die Anhängerschar mit einem Moshpit gleich. Wer derweil glaubt, Barneys Saitenkollege Shane hätte seine Wuschelmähne samt mönchsartiger Aussparung endlich durch eine modischere Fleischmütze ersetzt, der irrt: Der Bassist kränkelt und wird durch einen Freund der Band ersetzt. Die Grindcore-Legende präsentiert nach Material neuerem Datums gegen Ende des Sets, wenn die Songlänge traditionell kürzer wird, natürlich auch Klassiker wie 'Suffer The Children' oder 'Nazi Punks Fuck Off'. Und spätestens 'Scum' weckt in jedem Zuschauer einen kleinen Barney. Kult!
[Carsten Praeg]

Von Hysterie und History: Wer ICED EARTH kennt weiß, dass diese Band eine sehr bewegte Geschichte hat und im Laufe dieser Zeit ihren eigenen Stil mehrmals geändert haben. Ich, der seiner Zeit mit Matthew Barlow groß geworden bin und der Band den Rücken gekehrt hatte, als Tim Owens dazu kam, denke mir: Nutze die Gelegenheit, ICED EARTH eine weitere Chance zu geben mit neuem Frontmann Stu Block. Instrumentalisch klingen ICED EARTH klasse wie eh und je. Der neue Mann am Mikro ist für alt eingesessene ICED EARTH-Fans wie mich eine Gewöhnungssache - dennoch weitaus besser als ein gewisser Herr Owens. Störenden und unstimmigen Einfluss üben auf mich die Chaps und der sonst auch eher recht eigene Bekleidungsstil, welcher eine Mischung aus 80er-Jeans-Biker und Südstaatler aussieht. Musikalischer Opener ist 'Dystopia', gefolgt von 'Burning Times'. Leider merkt man gerade im direkten Vergleich, dass die neuen Lieder auf Stu Blocks Stimme zugeschnitten sind - und dass er die Lieder, welche in der Zeit von Barlow geschrieben wurden, mit seiner Stimme regelrecht versaut (entschuldigt für diesen Ausdruck aber es ist so). Dennoch: Im Großen und Ganzen ist es eine wunderbare Sache, ICED EARTH nach langem Entzug wiedermal live zu sehen. Und auch der "neue" Frontmann lässt die Tür zu ICED EARTH nicht komplett zufallen.
[Benjamin Kutschus]

Ein Höhepunkt auf dem diesjährigen Breeze dürfte für viele Besucher wohl der Auftritt der Apokalyptischen Reiter sein. Nur fünf Minuten zu spät an der Schmerzbühne angekommen, ist auch schon kaum mehr ein Durchkommen in weiter vorne gelegene Ränge möglich. Die Reiter starten mit 'Vom Ende der Welt' in den Gig und die Stimmung ist mal wieder von Anfang an am Überkochen. Denn die Mannen um Fuchs wissen, wie man einen guten Sud aus hartem Metal und dynamischen Rhythmusbädern kocht. Zu "Revolution" wird natürlich wieder Flagge gezeigt (und geschwenkt), das Publikum gröhlt, hüpft und bangt mit, was das Zeug hält. Anweisungen und Mitmachaufforderungen von Fuchs sind eigentlich nicht nötig, werden aber trotzdem brav vom Volk befolgt. Ein kleines Highlight gibt's dafür nochmal obendrauf: Eine gezündete Konfettikanone hüllt den Platz vor der Painstage in rote und weiße Papierschnippsel ein, ein richtiges Augenschmankerl bei der schon tief stehenden Sonne. Es sind jetzt schon so viele Crowdsurfer unterwegs, dass die Grabensecurity ganz schön arbeiten muss. Selbst bei den ruhigeren Liedern wie 'Wir reiten' reißt der Strom nicht ab. Zu 'Seemann' kommt dann auch schon das nächste Highlight: Die zuvor von den Reitern angekündigte T-Shirt-Aktion wird mittels eines Gummibots und einer heißen Kapitänin gestartet. Die Schönheit reicht die exklusiven Souvenire dem Fußvolk runter, während sie über die Menge segelt. Mit 'Die Sonne scheint' beenden die Reiter ihren - wie immer - grandiosen Auftritt und lassen eine erschöpfte, aber glückliche Menge vor der Bühne zurück.
[Janine Kremnitz]

Nach dem genialen Auftritt von BEHEMOTH ist es gar nicht so einfach, sich zu ELUVEITIE aufzuraffen. Doch da ein Gig der Eidgenossen immer unterhaltsam ist, geht das irgendwie schon. Die Band ist gut drauf und Chrigel gibt wie gewohnt den Ton an. Er ist es auch, der die Menge immer wieder anstachelt, zu tanzen oder einen Pit zu starten. Auf die Ohren gibt es einen guten Schnitt aus neuem und altem Material. Klar wird das aktuelle "Helvetios" ordentlich beackert, doch die Live-Klassiker 'Inis Mona' oder 'A Rose For Epona' werden selbstredend nicht vernachlässigt. Die Menge ist voller Eifer dabei und feiert mit der Band eine tolle Party, die viel zu schnell zu Ende geht.
[Swen Reuter]

Als Überbrückung bis zur nächsten Band, die auf meiner Liste steht, finde ich mich zufällig im Zelt wieder - pünktlich zum Auftritt von WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER. Viel ist Anfangs vor der Bühne noch nicht los, aber ein paar Hardcore Fans warten schon gespannt auf die junge Truppe. Und man merkt auch, wie sich der Altersdurchschnitt langsam immer mehr senkt, je größer die Menge im Zelt wird. Was man auch unweigerlich mitbekommt: Die Menge will Party machen! Und dazu eignen sich WBTBWB anscheinend hervorragend, denn mit jedem Lied wird die Stimmung besser. Die Musikmischung aus Metalcore, Death Metal und Electro lockt nach und nach doch noch weitere Interessierte ins Zelt, die sich die nachvertonten Kinderlieder wie 'Alle meine Entchen' oder 'Schlaf Kindlein Schlaf' anhören und abfeiern. Spätestens beim DEICHKIND-Cover 'Remmidemmi' machen alle mit und auch in den hinteren Reihen wird mitgetanzt, während vor der Bühne fleißig gemosht wird. Es gibt sogar kleine Circlepits und Walls of Death - der Grabensecurity wird hier zumindest auch nicht langweilig. Zum Ende der Show lassen die Mannen dann auch noch eine kleine Pyro-Show samt Konfettikanone los. Ein schöner Abschluss nach der sehr agilen und energiegeladenen Show und eine gute Einstimmung auf die nächste Partyband, die gleich auf der Zeltbühne steht.
[Janine Kremnitz]

Seit 17 Jahren produzieren DIE KASSIERER Lärm mit provokanten, aber einfachen Texten und haben so schon den ein oder anderen Evergreen etabliert. Man fragt sich wie lange die, mittlerweile schon angegrauten, Chaoten noch mit Ihrem Set begeistern können. Wer bei diesem Gig im Zelt ist, der weiss: Es wird wohl noch ewig funktionieren! Vor dem Gig brodelt das Zelt schon und ist gut gefüllt, ebenfalls wie die Zuschauer gut mit Bier befüllt sind und einen lieblichen Chor ertönen lassen: 'Mein schöner Hodensack' oder auch 'Besoffen sein' sind die Favoriten, bis die Mannen um Wölfi endlich die Bühne entern. Das Publikum ist eine wilde Mischung aus Jung und Alt, man sieht ein paar Iros, und schon nach dem physikalischen Intro gröhlt das ganze Zelt ausnahmslos mit: "Saufen, saufen, jeden Tag nur saufen!" Der Grund, warum meine Augen bereuen, dass ich an den Crachbarriers stehe und das restliche Publikum den Rest des Gigs die ganze Zeit "ausziehen!" skandiert, folgt zugleich: Beim Song 'Mein schöner Hodensack' lässt Wölfi die Hüllen fallen und präsentiert seinen Astralkörper der geneigten Menge.
Das tut der Partystimmung jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil, man ist ja nichts anderes gewöhnt von den Kassierern. Und so geht es feucht fröhlich weiter mit 'Sex mit dem Sozialarbeiter' oder auch Hits wie 'Blumenkohl am Pillemann'. Beim Lied 'Kein Geld für Bier' scheint Wölfi pötzlich eine Textschwäche zu entwickeln, denn er muss auf einen Zettel zurückgreifen und ablesen... vielleicht war aber auch einfach nur zuviel Dosenbier im Spiel. Mit seinem Zettel bekommt er's dann aber doch noch hin, während die Menge weiter fleißig mitgrölt und das Bier eher in Flüssen als in Strömen fließt. Nach 'Ich töte meinen Nachbarn und verprügel seine Leiche' kommt dann noch eine männliche Gummipuppe geflogen, mit der die Chaoten sichtlich Ihren Spaß haben. Mit dem Klassiker 'Stinkmösenpolka' verabschieden sich die Kassierer schließlich von der Tentstage.
[Janine Kremnitz]

Derweil haben sich auf der Zeltbühne GHOST BRIGADE angesagt. Bis dato noch nicht live gesehen sind wir gespannt, denn seit ihrem Auftritt hier vor drei Jahren sind sie gerade mit Lob überschüttet worden. Dazu kommt noch der Hinweis meiner Begleitung: "Das sind Finnen, die müssen gut sein!". Und in der Tat, die Jungs können von Anfang an die Menge in ihren Bann ziehen. Und das um die Uhrzeit! Unter permanenter Gänsehaut wälzt sich das Doom-Brett quer durch das Zelt und lässt viele offene Münder zurück. Sänger Manne Ikonen singt, schreit und leidet mit Inbrunst an diesem Abend. Während das schleppende und alles niederwalzende 'Lost In A Loop' den Abend eröffnet, avanciert 'Into The Black Light' zum Highlight des Abends. 'Soulcarvers' beendet ein Konzert, was man ohne Zweifel als genial bezeichnen kann. Hier passt einfach alles zusammen!
[Swen Reuter]

Die Finnen von GHOST BRIGADE gelten nun schon lange als Geheimtipp. Erfolgreich haben sie sich bei Touren unter anderem mit INSOMNIUM und ENSLAVED einen Namen erspielt und stehen nun im Partyzelt vor einer beachtlichen Menge, die auch noch durchgängig die Texte mitsingen kann! Mal wieder werden beim Liveset die Songs des ersten Albums "Guided By Fire" ignoriert. Der Fokus liegt ganz klar beim neuen Material der aktuellen Scheibe "Until Fear No Longer Defines Us". Manne Ikonen glänzt heute am Mikrofon mit einer selten dagewesenen Stimmkontrolle. Growls und Clearvocals im Wechsel aus der gleichen Kehle zu bekommen ist eben eine Kunst! Die Ansagen sind, wie man es von Finnen gewöhnt ist, knapp, was der kurzen Spielzeit jedoch zu Gute kommt. Der Song 'Into the Black Light' ist der Höhepunkt des Sets und definitiv ein Highlight des Festivals. Die Ergriffenheit des Publikums ist schwer zu beschreiben, dieser Gig ist einfach episch. Leider ist die Show nach drei weiteren Songs bereits vorüber und die Bühne wird der nächsten Band überlassen.
[Stefan Brätsch]

Nachdem GHOST BRIGADE die Partymeute wieder etwas runtergefahren haben und für einen kompletten Publikumswechsel im Zelt gesorgt haben, wird es schon wieder Zeit fürs Abfeiern: und das natürlich stilecht mit den EXCREMENTORY GRINDUCKERS. Wie die letzten Jahre auch war das Zelt zu jenem Gig bis zum Brechen gefüllt. Die Jungs gibt's jetzt immerhin auch schon über zehn Jahre und sie werden gefeiert wie nie zuvor. Mit einen Platz in der ersten Reihe kann man auch die Aufblas-Bühnendeko ausgiebig bewundern. Da gibt es unter anderem riesige Palmen und kleine Äffchen, die Band selbst hat wieder keine Mühen gescheut, sich auch selbst entsprechend zu kostümieren: Hawaiihemden, Strandshorts, Taucherbrillen und Schnorchel gehören hier zum exklusiven GRINDFUCKER-Vier-Sterne-Urlaub im Partyzelt. Das Publikum kennt natürlich jeden Song, es wird mitgegröhlt und mitgefeiert, was das Zeug hält. Spätestens bei "Excrementory" sind wirklich alle dabei und es wird fleißig "Grindfuckers!" skandiert. Bei 'Crack' werden Unmengen an aufblasbaren Strandbällen in die Menge geworfen. Viele kommen allerdings wieder zurück und so ist die Grabensecurity eine Weile mit Ballspielen beschäftigt, bis auch wirklich alle verteilt sind. Es folgen noch weitere GRINDFUCKERS-Hits, die ordentlich abgefeiert werden wie 'Looking for Grindcore', 'Hawaii', 'Vater Morgana'. Zum Abschluss gibts natürlich - wie sollte es anders sein - den 'Final Grinddown', bei dem noch großzügig Shirts an die Menge verteilt werden. Wer nach dem Gig noch ausharrt, kann sogar Teile der aufblasbaren Bühnendeko abgreifen, denn diese werden ebenfalls komplett an die Meute verteilt.
[Janine Kremnitz]

Nach dem schweizerischen Folk Metal wird es jetzt draußen mittelalterlich. SUBWAY TO SALLY haben ordentlich Feuer mitgebracht, um der Menge nicht nur musikalisch einzuheizen. Jetzt wo es dunkel ist kommt der Pyromane voll auf seine Kosten und man könnte durchaus die Musik zu großen Teilen weglassen. Zwar legen die Musiker einen guten Job hin, aber mit der neueren Musik der Truppe werde ich einfach nicht warm. So sehr Eric Fish auch den Entertainer gibt, bei Songs wie 'Eisblumen' oder 'Sieben' muss ich zwingend an den Bierstand gehen, um das Ganze zu ertragen. Natürlich ist es schön mal wieder 'Kleid aus Rosen' und 'Veitstanz' live zu hören. Aber der Rest ist größtenteils nicht mehr so umwerfend. Aber den anderen gefällt es und das ist ja die Hauptsache. [Gerade aufgewacht nach zuvor 37 Stunden Schlafentzug darf man derweil auf dem VIP-Zeltplatz in eigenartigen Diskussionen ein paar osteuropäischen Kollegen auf Englisch erklären, warum SUBWAY erfolgreicher sind als IN EXTREMO. Hilft eigenartiger Weise besser als Kaffee - Anm. v. Carsten]

Mit den DEATHSTARS erfolgt im Anschluss ein abrupter Musikwechsel. Auch optisch wird jetzt alles ganz anders. Die Herrschaften aus Schweden lassen sich recht lange bitten, ehe sie auf die Bühne kommen. Doch irgendwann geht es endlich los und die Party der anderen Sorte kann beginnen, denn normal ist anders. Obwohl es outfittechnisch heute gar nicht mal so schlimm beziehungsweise ausschweifend wird. Die schwedischen "Damen" servieren beispielsweise 'Tongues' oder 'Metal'. Vor den meisten Songs gibt es natürlich ein paar wirre Worte von Sänger "Whiplasher Bernadotte", die man aber nicht wirklich ernst nehmen kann. Immer wieder fordert er sein Publikum mit "Scream!" auf, laut zu schreien. 'Blitzkrieg' startet wie gewohnt mit lautem Sirenengeheul. Die Einwohnerinnen ihres Heimatlandes bekommen erst in einer kleinen Ansprache und dann bei 'Blood Stains Blondes' ihr Fett weg. Tja, so sind sie eben die DEATHSTARS. Mit 'Revolution Exodus' endet das gut einstündige Set mit viel Beifall und zufriedenen Gesichtern. Damit geht der erste Festivaltag draußen zu Ende.

Nach dem Gig der DEATHSTARS geht es rüber zur Party Stage. Auf dem Weg dahin kommt man an der Camel Stage vorbei, die an diesem Tag von SKI’S COUNTRY TRASH bespielt wird. Wer hier spielt ist gewissermaßen Lückenfüller zur Zeltbühne, aber das muss ja nichts Schlechtes sein. Und so ist es auch bei dieser Band, die richtig Stimmung macht. Nur blöd, dass die Auftritte immer gerade mal 20 Minuten lang sind. Da muss man sich mit Feiern beeilen. Geboten werden allerlei Coversongs mit viel Stimmungspotenzial. Das reicht von 'Walk The Line' bis hin zu 'Staying Alive'. Besonderes Highlight ist die Dame am Kontrabass, die in den verrücktesten Stellungen ihr Instrument bedient. Respekt!

Im Zelt geht es weiter mit IN SOLITUDE. Ist der Sänger mit seinem Fuchs um den Hals der Bruder der ARKONA-Sängerin? Man könnte es vermuten, denn er rennt mit gleichem Accessoire genauso wild über die Bühne wie besagte Dame. Allerdings sind diese Herrschaften aus Schweden. Vielleicht ist man ja doch verwandt oder verschwägert. Man weiß es nicht. Jedenfalls wird vor Beginn die Bühne mit massig Räucherstäbchen präpariert. Allerdings gibt es kein Esoterik-Gedudel auf die Ohren, sondern ordentlichen Heavy Metal. Was Sänger Pelle Åhman vorher genommen hat, will man lieber nicht wissen. Irgendwie macht er einen Angst, so apathisch wie er schaut. Man weiß wirklich nicht, ob er das so spielt oder ob der immer so ist. Musikalisch stimmt aber alles und so können sich die Besucher über 'Demons' oder 'To Her Darkness' freuen. Keine Frage, das hier ist kein gewöhnlicher Auftritt.
[Swen Reuter]

Redakteur:
Swen Reuter

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