Summer Breeze 2013 - Dinkelsbühl

14.10.2013 | 22:29

14.08.2013,

Das Wacken des Südens sorgt mal wieder für mächtig Laune und kommt einem trotz vier Bühnen doch immer wieder erstaunlich volksnah vor.

Donnerstag

ALESTORM (Pain Stage)

Ich glaube, jeder, der zu diesem Zeitpunkt vor der Bühne steht, auch wenn es Mittag ist und die Sonne einen austrocknen lässt wie auf einem Ruderboot im Atlantik - solange Rum in der Flasche ist und ALESTORM läuft, ist man dort nie alleine! Der Opener ist 'The Quest' vom vorletzten Album "Black Sails At Midnight" und macht schon ordentlich Druck. Gleich gefolgt von 'The Sunk'n Norwegian'. Nach einer kleinen Pause und einer ausreichenden Begutachtung des eigentlich doch sehr ungewöhnlichen Instruments des Frontsängers, Christopher Bowes - einer Keytar - geht es weiter mit 'The Huntmaster', 'Shipwrecked' und 'Nancy The Tavern Wench'. Was einem ähnlichen Konzerthöhepunkt entspricht wie das Entern eines feindlichen Schiffes unter Captain Morgans Kommando. Auf eine akustische Zeitreise ins 17. Jahrhundert wird man mit 'Back Through Time' vom gleichnamigen Album geschickt und kann auch direkt in die Bar gehen mit 'Wenches & Maed'. Woraufhin man auch gleich aus selbiger wieder rausgeworfen sird zum 'Keelhauled', um am nächsten Morgen 'Captain Morgan's Revange' zu fühlen und dann wieder einen 'Rum' zu trinken. Alles in allem ein sehr gelungenes Konzert, und da ich selbst noch nicht die neueste Platte besitze, werde ich sie mir nun zulegen - weiter so!
[Benjamin Kutschus]

SOILWORK (Main Stage)
Wer SOILWORK kennt, der weiß, was einen erwartet: solider Melodic Death der Extraklasse, welcher im gleichen Atemzug mit IN FLAMES, AT THE GATES und DARK TRANQUILLITY genannt wird. Dies stellen die Herren aus Schweden auch an jenem Donnerstag wieder unter Beweis. Der Opener 'This Momentary Bliss' vom neuen Album "The Living Infinite" reißt das Publikum gleich mit, selbiges Album steht am heutigen Nachmittag im Vordergrund. So ist nach 'Weapon of Vanity' auch gleich ein weiterer Song vom Album dabei, 'Spectrum of Eternity' lässt das Publikum in kleine Moshpits versinken. Und das in gewohnter melodischer SOILWORK-Qualität. Elf Jahre zurück in der Zeit wird man mit 'Follow the Hollow' katapultiert, um dann mit 'Tongue' wieder in der Gegenwart zu landen. Als Abschluss spielen die sechs Schweden 'Stabbing the Drama' vom gleichnamigen Album und die Menge dankt es ihnen mit einer Unzahl an in die Höhe gereckter Pommesgabeln. Damit verabschiedet sich SOILWORK in diesem Jahr vom SUMMER BREEZE und kommt im November im Rahmen einer Europatournee wieder nach Deutschland zurück. Alles in allem sehr gelungen und mit "Zugabe"-Rufe stimmt das Publikum sichtlich mit mir überein.
[Benjamin Kutschus]

ILLDISPOSED (Party Stage)
- hier weiter!
Zum ersten Mal zieht es mich am Donnerstag zu ILLDISPOSED vor die Bühne, die auch beinahe pünktlich mit zu spielen beginnt. Wir hören nach einem kurzen Intro Songs wie 'War' oder 'Weak Is Your God', die Meute geht gut mit und hat sichtlich Spaß am Auftritt. Der Sound ist erträglich, wenn auch nicht besonders gut. So erscheint besonders die Rhythmusgitarre etwas matschig, auch mag das Lautstärkeverhältnis zwischen Toms und Snare nicht so recht gefallen. Trotzdem gibt ILLDISPOSED alles, inklusive des inzwischen schon zum Standardrepertoire gehörende Coming-Out ("Wir sind ein bisschen schwul und ein bisschen behindert.") in bestem gebrochenen Deutsch. Insgesamt ein solider Auftritt, der Lust auf mehr macht.
[Hagen Kempf]

FEAR FACTORY (Main Stage)
Wer rastet, der rostet. Dieses bekannte Sprichwort gilt auch für FEAR FACTORY. Während Sänger Burton C. Bell vergangenes Jahr eher einen uninteressierten und gesanglich fragwürdigen Auftritt hinlegte, scheint er langsam wieder zu alter Form aufzulaufen, was bereits beim ersten Song 'Industrialist' deutlich zu spüren ist. Der Mann kann heute sogar lächeln! So zocken sich die Jungs recht unbeschwert durch ihr Set und die Fans können sich beispielsweise über 'Edgecrusher' oder 'Self Bias Resistor' freuen und dabei ausgelassen feiern. Die cleanen Vocals sitzen zwar nicht immer perfekt, aber Mr. Bell macht das heute mit guter Laune wett. Am Ende erklingt noch 'Replica', was die Menge frenetisch aufnimmt.
[Swen Reuter]

EVOCATION (Party Stage)
Gleich nach ILLDISPOSED ist es nun EVOCATIONs Chance, die Gunst der Massen zu gewinnen. Leider lichten sich die Reihen ziemlich zügig, nachdem die Dänen die Bühne verlassen haben. So ist bei EVOCATION deutlich weniger los, als ich zugegebenermaßen erwartet habe. Anmerken lassen sich die Schweden davon nichts und legen von Anfang an mit Vollgas los. Die Fans bekommen eine ausgewogene Mischung aus Altem und Neuem um die Ohren, untermalt mit überraschend vielen Pyros. So richtig in Schwung kommen die wenigen Verbliebenen dabei aber leider nicht. Erst gegen Ende der Show ('Through The Darkened Peril') wird die Menge langsam größer und nimmt Fahrt auf, es gibt sogar einen kleinen Circle-Pit. Der Sound ist zu Beginn nicht besonders gut, besonders die Lead-Gitarre klingt verwaschen und zu hoch. Glücklicherweise hört das auch die Technik und regelt nach. Das kann den Sound zwar nicht retten, ist aber dennoch eine ordentliche Korrektur nach oben. Richtig gut weiß außerdem 'Silent Sleeps' vom 2008er Output "Dead Calm Chaos" zu gefallen, von dem wir ebenfalls 'Angel Of Torment' auf die Ohren bekommen. Zusammenfassend eine ordentliche Leistung und Respekt an die Band, die sich von den leeren Reihen nicht entmutigen lässt.
[Hagen Kempf]

SOLSTAFIR (Party Stage)

Die isländische Band SOLSTAFIR ist in den letzten Jahren von Geheimtipp zu einer festen Größe auf Festivals avanciert. Somit ist das Zelt recht gut gefüllt, als die Band auf die Bühne kommt. Die lässt es jedoch erst einmal mit dem langen Intro 'Náttfari' ruhig angehen, während die Fans schon fleißig klatschen. Anscheinend haben die Jungs die Coolness gepachtet, denn sie geben sich abgeklärt und souverän. Was aber vollkommen im positiven Sinne zu verstehen ist. Nach einer kurzen Erläuterung des Sängers, wo die Band herkommt und was es in Island alles so gibt, geht es mit 'Ljós í Stormi' los. Eisige Schauer laufen einem da über den Rücken, obwohl es draußen warm ist. Keine Frage, SOLSTAFIR verwandeln das Zelt für die Dauer ihres Auftrittes in einen Eispalast voller schleppender und wehklagender Momente. Dem kann man sich wirklich nur schwer entziehen. Vorausgesetzt man lässt sich auf den Sound ein, denn einfach ist er wahrlich nicht. Extra für die Damen wird 'Fjara' angekündigt, was aber letztlich allen gefällt. Mit 'Goddess of the Ages' geht ein genialer und schwer in Worte zu fassender Gig zu Ende. Das war ganz großes Kino! Einziger Makel: Bis auf den letzten Song gibt es "nur" Material vom letzten Album "Svartir Sandar". Da das aber recht gut ankommt, ist dieser Fakt verschmerzbar.
[Swen Reuter]

Necrophobic (Party Stage)
Nachdem EVOCATION die Party Stage geräumt haben, machen sich die fünf Schweden von NECROPHOBIC auf den Weg zur Bühne, um Ihre Mischung aus Black und Death Metal zu zelebrieren. Allerdings in ungewohnter Aufstellung, da Sänger Tobias Sidegård gefängnisbedingt ausfällt und dessen Platz von Kristoffer Olivius eingenommen wird. Dieser ist nebenher auch noch ganz zufällig Fronter bei den Kollegen von NAGLFAR und so manchem bekannt. Mit 'The Slaughter of Baby Jesus' ist der Anfang zum melodischen Black-Death-Thrash-Höhepunkt des Tages gesetzt. Das Zelt ist voll, die Fans gut drauf und die Augen von Kristoffer bekannterweise so groß, dass man sie selbst mit Boxhandschuhen herausnehmen könnte. Mit dem anfänglich zu leisen Gesang ist es spätestens bei ´Darkness´ vorbei, was das Konzert zu einem der Wenigen macht, an dem der Sound im Zelt akzeptabel ist. Die Songs sind bunt aus der Diskographie gemischt und kommen "Satan sei Dank" nicht nur von den neueren Scheiben, sondern auch von älteren Langplatten, wie zum Beispiel ´The Nocturnal Silence´. Was auch schon der letzte Song eines soliden Konzertes einer Band ist, die man nicht alle Tage zu Gesicht bekommt.
[Felix Bischoff]

DER W (Main Stage)
So langsam entdeckt Stepan Weidner alias DER W nach und nach die deutschen Metalfestivals für sich. Dabei verhalf der frühere ONKELZ-Mastermind mit seiner Ex-Band einst schon dem Wacken Open Air ein Stück weit zu seiner heutigen Größe. Was liegt da näher, als auch endlich mal auf dem Wacken des Südens vorbei zu schneien. Und Stephan hat sichtlich Spaß, als er und seine Mannen breitgrinsend mit dem Rocker 'Furor' loslegen. Erste kleine Moshpits bilden sich, während die Songs vom Publikum textsicher bis zum FOH mitgesungen werden. Zwischendurch greift Weidner immer wieder selbst zur Klampfe, um sich mit seinem Gitarristen Dirk Czuya oder Basser Henning Menke zu duellieren. Einzig und allein die Ballade 'In stürmischer See' nimmt zwischendurch mal den Fuß vom Gaspedal, ansonsten wird mit 'Kampf den Kopien' oder 'Mein bester Feind' Vollgas gegeben. 'Der W Zwo Drei' leitet die Zugabe ein, 'Geschichtenhasser' und den Rausschmeißer 'Pack schlägt sich, Pack verträgt sich' gibt’s noch obendrauf. Die Stimmung in der Band ist bestens, selbst, als Schlagzeuger JC Dwyer mal grinsend daneben schlägt. Nach einem kurzen "Dankeschön" muss ein durchgeschwitzter, aber zufriedener Stephan Weidner hinter der Bühne noch für unzählige Fotos mit Securities oder weiblichen Anhängern posieren, ehe er im Shuttlebus den Weg zum weit entfernten Bandcontainer antreten darf.
[Carsten Praeg]

POWERWOLF (Pain Stage)

Der Power Metal zum Mitmachen in Form von POWERWOLF lockt sehr viele Zuschauer an. Vor der kleineren Außenbühne ist es brechend voll und zahlreiche "POWERWOLF!"-Rufe schallen über das Gelände, ehe sich überhaupt etwas tut. Die Senkrechtstarter um Sänger "Vielen Dankeschön!"-Attila Dorn legen nach dem Intro 'Lupus Daemonis' mit 'Sanctified With Dynamite' los und präsentieren dazu eine tolle Show mit allerlei Pyrotechnik. Hat man allerdings vor kurzem erst eine Show der Band gesehen, verschwindet die anfängliche Euphorie über diesen Auftritt recht schnell. Es gibt haargenau die gleichen Gags und die gleichen Ansagen. Alles scheint doch recht einstudiert zu sein. Platz für Spontanität findet sich kaum. Natürlich ist das bei anderen Bands auch nicht viel anders, aber hier ist dieser "Dienst nach Vorschrift" irgendwie besonders zu spüren. Die gleichen Mitmachspielchen in Form von Publikum teilen, Jungs und Mädels, die grölen müssen, und die gleiche derbe Frage mit der Latte im Bett vor 'Resurrection By Erection'. Auch heute wird die Frage "Hattet ihr Spaß?" in allen Tonlagen ausgerufen. Aber solange es dem Publikum gefällt, geht das in Ordnung. Doch wie gesagt, etwas Spontanes an Unterhaltung wäre schon schön gewesen. Das vorgetragene 'Kreuzfeuer' ist ein wirkliches Highlight in der Show. Dazu gibt es ein riesiges brennendes Kreuz zu sehen. Es geht also auch ohne Albernheiten, die Menge zu überzeugen. Die feiert ihre Helden jedoch frenetisch und mit 'Lupus Dei' findet der Auftritt einen gelungenen Abschluss, wenngleich er bei mir einen sehr zwiespältigen Eindruck hinterlässt.
[Swen Reuter]

ATROCITY (Party Stage)

Eigentlich war der Auftritt von ATROCITY für das diesjährige Summer Breeze gar nicht geplant. Aber da BENEDICTION sehr kurzfristig absagen musste, sprang diese Band als Ersatz ein. Da die Jungs aus der Gegend sind, bietet sich das schließlich an. Zumal Alexander Krull sowieso am nächsten Tag mit der Gattin (LEAVES' EYES) auf der Bühne steht. Allerdings spielt zeitgleich POWERWOLF, was zu einer überschaubaren Besucherzahl führt. Den Jungs ist das relativ egal und sie machen den Anwesenden ordentlich Dampf mit 'Fatal Step' oder 'Blut'. Sehr zur Freude der Fans bleiben diverse Coverversionen von Songs aus den achtziger Jahren in der Schublade. Dafür sind die spärlich bekleideten Damen mit am Start. Die findet der Kameramann wohl auch ganz toll, denn der filmt von ganz unten...
[Swen Reuter]

SABATON (Main Stage)
Gute Laune und beste Stimmung sind bei einem Auftritt von SABATON schon von Haus aus garantiert. Das ist auch heute Abend so, als die Schweden den Donnerstag auf der Main Stage beenden. Es hat sich ein riesiges Menschenmeer vor der Bühne gebildet, was bis weit nach hinten reicht. Über den kompletten Summer Breeze-Acker hört man "SABATON!" und "Noch ein Bier!"-Rufe. Dabei geht die Show noch lange nicht los. Beste Stimmung also vor der Bühne. Hinter den Kulissen wohl nicht ganz, denn SABATON sind ebenfalls ein Opfer von Air Berlin geworden und müssen auf Instrumente der Kollegen von FEAR FACTORY und ALESTORM zurückgreifen. Von diesem Umstand bekommen die Zuschauer aber erst einmal nichts mit, denn ein übermotivierter und gut gelaunter Sänger schießt auf die Bühne, nachdem das obligatorische 'The Final Countdown' und das Intro 'The March To War' verstummt ist. 'Ghost Division' läutet diese tolle Show ein, bei der die Pyrotechnik und die hochschießenden Flammen nicht fehlen dürfen. Joakim avanciert wie gewöhnlich zur Plaudertasche und schüttet das eine oder andere Bier auf ex in sich hinein. Die Fans sind begeistert und bekommen 'Swedish Pagans' oder 'Panzerkampf' um die Ohren gehauen. Der Sänger macht im Publikum jemanden aus, der die gleiche Weste wie er trägt. Da die Frage, ob es auch Größe M sei, bejaht wird, kommt es zum Westentausch mit dem Fan. Allerdings muss Joakim danach feststellen, dass es eine L-Größe ist. Das böse "F-Wort" fällt seitens des Sängers und mit einem Lächeln zieht er sich das Teil an. Den Fan wird es freuen, das gute Stück direkt vom Frontmann ergattert zu haben. Ob das aber wirklich ein Original ist, bleibt ungewiss, schließlich hat es beim Wacken Open Air auch solch einen Tausch gegeben. Gut gelaunt geht es mit 'Cliffs Of Gallipoli' weiter. Während des Konzertes entschuldigt sich der Sänger dafür, dass bei der Autogrammstunde nicht alle Fans ein Autogramm bekommen haben, da es aus Zeitgründen nicht machbar war. Schuld ist eben besagte Fluggesellschaft, die das Gepäck und die Instrumente der Band nicht fand. Er bedankt sich auch bei den Kollegen, die mit ihrem Equipment ausgeholfen haben. Bevor die Band verschwindet und das bekannte Zugabe-Spiel beginnt, wird 'En livstid i krig' in die Runde geschmissen, was eine willkommene Abwechslung ist. Die Jungs können ja schließlich schwedisch singen! Zum Finale erklingen die bekannten Mitsinglieder 'The Art Of War', 'Primo Victoria' und 'Metal Crüe'. Ein letztes Mal wird alles an Showeffekten herausgeholt, ehe ein toller Auftritt zu Ende geht. Die Fans applaudieren noch lange und fordern mehr, aber es ist definitiv Schluss.
[Swen Reuter]

CULT OF LUNA (Party Stage)
Lange habe ich mich auf die Post-Metaller CULT OF LUNA gefreut, die ich bisher noch nicht live genießen durfte. Nachdem ich in den letzten Jahren immer wieder von den Kollegen von den spektakulären Auftritten der Schweden gehörte habe, finde ich mich also kurz nach halb elf mit einer stattlichen Menge Fans im Zelt ein und bekomme eine Show geboten, die mir wirklich mehrfach eine Gänsehaut auf den Rücken zaubert. Der Sound ist zum ersten Mal (zumindest gemessen an allen Bands, die ich bisher so im Zelt gesehen habe) richtig gut und klar. CULT OF LUNA gelingt es schon beim ersten Song ('The One'), fast das komplette Publikum in Trance zu versetzen, nicht zuletzt wegen der über alles erhabenen Lichtshow, die die Jungs mitgebracht haben. An dieser Stelle ziehe ich den Hut vor dem Kollegen an den Reglern, es ist beeindruckend, was der gute Mann (oder Frau) da gezaubert hat. Wir hören im Anschluss eine unglaublich ergreifende Darbietung von 'I: The Weapon' - Wahnsinn. Wir erleben bestens aufgelegte Gitarristen, die beiden Drummer der Schweden zeigen sich hervorragend aufeinander eingespielt. Neben mir machen zwei Jungs genau das, was man zu dieser Musik machen sollte: Sie legen sich mit geschlossenen Augen auf den Boden und schweben metaphorisch wahrscheinlich unterhalb der Zeltdecke. Leider ein Dilemma, da man so die krasse Lichtshow verpasst. Nach fünfzig viel zu kurzen Minuten lassen CULT OF LUNA ein paar tausend offene Münder zurück und sind für mich ganz klar der Match-Winner des ganzen Festivals. Das merkt man auch an den Plattenständen, an denen am Samstag nicht eine CD der Jungs mehr aufzutreiben war.
[Hagen Kempf]

DYING FETUS (Party Stage)
Okay, auch eine Methode, um wieder in die Realität zu finden. Zwanzig Minuten nach CULT OF LUNA wird das Publikum mit einem Schlag ins Gesicht und anschließend in die Magengrube von DYING FETUS wieder zurück auf den Boden der Tatsachen geholt. Die Jungs um Ochsenfrosch John Gallagher (abartig, wie tief der Mann growlen kann) nehmen von Anfang an keine Gefangenen und ballern dem Pit Kracher wie 'Homicidal Retribution' und 'Praise The Lord (Opium For The Masses)' um die Ohren. Der Sound geht in Ordnung, Johns Gitarre könnte durchaus ein wenig lauter sein. Trotzdem fällt auf: Wahnsinn, wie druckvoll die drei (!) Amis unterwegs sind. Das kriegen viele Bands mit sechs oder mehr Personen auf der Bühne nicht hin. Das kommt auch bei der Meute gut an, die sich ausgiebig in großen Circle Pits selbst feiert. Der Rauswerfer ist dann der unglaublich tight gespielte und sowieso geniale Kracher 'One Shot, One Kill', bevor es auch wieder viel zu schnell vorbei ist. Stark!
[Hagen Kempf]

Saltatio Mortis (Pain Stage)
Die Band, von der während des gesamten Festivals gefühlt am meisten zu hören ist, ist SALTATIO MORTIS. Der letzte Headliner am Donnerstag übernimmt einen Teil seiner Zuschauer einfach von den Vorgängern von SABATON, denn das neue Album "Das schwarze Einmaleins" ist in aller Munde. So schnuppern einige Besucher bei den Karlsruher Todestänzern mal rein und bleiben im Großen und Ganzen sogar bis zum Schluss. Eingestiegen wird nach einem kurzen Intro mit dem Song 'Ode an die Feindschaft' und der stattliche Frontmann Alea gibt nicht nur seinen durchtrainierten Körper, sondern natürlich auch seinen Gesang zum Besten. Der Sound ist relativ gut, obwohl man sich die Gitarren vereinzelt etwas lauter wünschen würde. Die Setlist konzentriert sich eher auf die letzten drei Alben der Band und fokussiert seinen Höhepunkt auf den neuen Song 'Wachstum über alles', der seine Ansage ausnahmsweise vom Schlagzeuger erhält. Dazu wird schön Gymnastik gemacht (Alea hat streng geheime Verbindungen zur Yoga-Szene), denn während der Ansage werden die Fans zum Sitzen aufgefordert, um dann kollektiv zum Beginn des Stückes aufzuspringen. Denn obwohl sich eine ernste, antikapitalistische Aussage hinter dem Lied verbirgt, das viele Elemente aus der deutschen Nationalhymne beinhaltet, ist Feiern ausdrücklich erlaubt. Einen würdigen Abschluss findet man auf der 2007er Scheibe  "Aus der Asche" mit dem Gassenhauer ´Spielmannsschwur´, bevor sich SALTATIO MORTIS verabschien und die Fans sich aufmachen, um weiter zu feiern.
[Felix Bischoff]

HAGGARD (Party Stage)

Direkt im Anschluss und mit etwas Verspätung gibt es für mich und ein paar tausend Andere dann HAGGARD. Nach dem letzten Album "Tales Of Ithiria" (2008) ist es ja bekanntlich relativ ruhig um die Münchner Jungs und Mädels geworden, die als zusätzliche Herausforderung einen Haufen zu koordinierende Instrumente, Sänger und Sängerinnen auf der Bühne platzieren. Der Sound bei HAGGARD ist gut, besonders gemessen an dem, was unsere Ohren auf der Party Stage 2013 sonst so zugemutet wurde. Respekt an die Technik, der es gelingt, die Münchner nicht im Soundchaos untergehen zu lassen, was bei so vielen Protagonisten durchaus schnell passieren kann. Auch die Auswahl der Songs kann sich sehen lassen, besonders die Kracher 'Of A Might Divine' und 'Per Aspera Ad Astra' wissen ausnahmslos zu überzeugen. Mir fällt wieder auf, wie gut Sänger Asis Growls klingen, der Mann hat wirklich ein starkes Organ. Interessant mutet auch die ausladende Bühnenakrobatik und das theatralische Gemoshe der Leadsängerin an. Einziger Kritikpunkt des Abends bleibt, dass Sänger Asis sich vorher wirklich mal zwei Minuten nehmen könnte, um die Namen seiner Musiker zu lernen, wenn er sie schon vorstellen möchte. So gab es ordentlich Gejohle in der Masse, als dieser den Namen einer seiner Geigerinnen nicht kennt. Trotzdem, HAGGARD liefern eine gute Show und ernten entsprechend verdienten Applaus.
[Hagen Kempf]


Redakteur:
Swen Reuter

Login

Neu registrieren