Summer Breeze 2013 - Dinkelsbühl

14.10.2013 | 22:29

14.08.2013,

Das Wacken des Südens sorgt mal wieder für mächtig Laune und kommt einem trotz vier Bühnen doch immer wieder erstaunlich volksnah vor.

Samstag

ARKONA (Pain Stage)
Zugegeben, es fällt schon verdammt schwer in der gleißenden Mittagssonne dem Schatten des Pavillons einen Korb zu geben, und sich auf den Weg zur Bühne zu machen. Aber Auftritte von ARKONA versprechen immer gute Unterhaltung und das zu verpassen, wäre wirklich schade. Wobei das Jammern auf hohem Niveau ist, denn trotz dieser Temperaturen erklimmt Sängerin Mascha im bekannten Fell-Outfit die Bühne. In ihrer Haut, oder besser gesagt in ihren Fellen, möchte man nicht stecken. Dennoch fegt sie wie der Derwisch über die Bühne und stachelt die Menge zum Mitmachen an. Das gelingt trotz dieser Hitze wunderbar. Es scheint, als haben alle vor und auf der Bühne die Witterungsbedingungen kurzzeitig ausgeblendet. Die geforderte Wall Of Death wird erfolgreich umgesetzt und zu 'Slav'sja, Rus'' oder 'Yarilo wird ausgelassen getanzt und das Haar geschüttelt.
[Swen Reuter]

MOONSPELL (Main Stage)
Bei strahlendem Sonnenschein betreten die Portugiesen von MOONSPELL die Main Stage, um ihre mystisch-düsterere Kunst darzubieten. Zur Freude der Fotografenschar erscheint Frontmann Fernando in dekorativer Gladiatorenmaske und intoniert 'Axis Mundi' vom aktuellen Album "Alpha Noir", gefolgt vom Titelsong des Albums. Die Setlist der Band reicht bis zum Debüt "Wolfheart" anno 1995 zurück, woraus die beiden akustischen Leckerbissen 'Vampiria' und 'Alma Mater' serviert werden. Für das Duett 'Raven Claws' holt sich Fernando die Unterstützung der umtriebigen TRISTANIA-Nachtigall Mariangela Demurtas. Das Publikum bekommt zudem 'Opium' und 'Night Eternal' geboten. Als Reminiszenz an ihre Muttersprache bringen die Wölfe 'Em Nome do Medo', ebenfalls vom aktuellen Album, zu Gehör. Zum Abschluss geben die Musiker die ultimative MOONSPELL-Hymne zum Besten. 'Full Moon Madness' passt bei strahlendem Sonnenschein zwar nicht ganz zur Tageszeit, aber schließlich kann die Band ja nichts für den Slot. Gefeiert von der Meute bedankt sich ein sichtlich gerührter Fernando im Namen seiner Mitstreiter für den herzlichen Empfang und die entgegengebrachte Unterstützung. Er verabschiedet sich bis vielleicht zum nächsten Summer Breeze?! Darauf ein zünftiges Wolfsgeheul!
[Ramona Theuner]

KNORKATOR (Pain Stage)
Die Berliner Blödeltruppe macht selbst dann Spaß, wenn man sie mit genau der gleichen Show schon in diesem Festivalsommer gesehen hat. Vom Einladen sämtlicher Fotografen vom Graben auf die Bühne zwecks kollektiven Gruppenfotos bis hin zum überdimensionalen Ballon namens "Zorb Ball", in dem Sänger Stumpen sich einmal quer übers Publikum tragen lässt. Beziehungsweise sich eher wie blöde einen darin abstrampelt. Klar, dass man sich angesichts soviel Quatschs nicht innerhalb einiger Wochen ein komplett neues Programm einfallen lassen kann. Aber allein den halb schwarz tätowierten Glatzkopf Stumpen in seinem blauen 30er-Jahre-Ganzkörper-Badeanzug über die Bühne springen zu sehen, lohnt doch immer wieder einen Konzertbesuch. Sei es zum Opener 'Der ultimative Mann', zur BONEY M-Verarsche 'Ma Baker' oder zum jüngsten Ohrwurm 'Du nich'. Wenn Sidekick Alf mal nicht mitgrunzt, hackt er in seinem gelben Gewand wie irre auf seine acht (!) Keyboards ein, während der stets im roten Zwirn gedresste Gitarrist Buzz Dee unterstreicht, dass es die Chaoten auch durchaus musikalisch drauf haben. Vom feinen Humor des Trios plus Livemusiker mal ganz zu schweigen. Da darf eine Federballeinlage ebenso wenig fehlen wie der Death-Metal-Klassiker 'Böse' oder der Evergreen 'Wir werden alle sterben'. Das mitsingende, klatschende und crowdsurfende Publikum hat jedenfalls eine Menge zu lachen.
[Carsten Praeg]

HATE (Party Stage)

Die ohnehin schon in diesem Jahr durch den plötzlichen Tod ihres Bassisten Slawek "Mortifier" Archangielskij mit nicht viel Glück gesegneten Mitglieder der Band HATE haben auf dem diesjährigen Summer Breeze, ähnlich wie schon ihre Black-Metal-Vorgänger auf der Partystage, MARDUK, mit schweren technischen Problemen zu kämpfen. Eine Gitarre fällt während des vierten Songs 'Erebos' einfach aus und eine längere Fehlersuche verkürzt die Spielzeit erheblich. Nach gefühlten zehn Minuten kann das Set mit den letzten zwei Songs 'Sadness Will Last Forever' und 'Hex' fortgeführt werden und die Band bemüht sich, die Stimmung des doch sehr geduldigen Publikums aufrecht zu erhalten. Alles in allem ein dennoch gutes Konzert für die Herren aus Warschau.
[Benjamin Kutschus]

ENSIFERUM (Pain Stage)
Ebenso wie bei einigen anderen Bands steht das Konzert der Finnen noch bis kurz vor dem Auftritt wegen verlorener Instrumente, verursacht durch eine nicht namentlich genannte "bekannte AIR-Gesellschaft aus Berlin", auf der Kippe. Zum Glück hilft man sich als Musiker, gerade im Metalbereich, in einer solchen Notlage untereinander aus, womit der Auftritt mit geliehenen Instrumenten dennoch möglich ist. Die ersten zwei Lieder kommen vom ersten Album, welches den Bandnamen als Aufdruck trägt und auch in gleicher Reihenfolge auf dem Album angeordnet sind: 'Hero In A Dream' gefolgt von 'Token Of Time'. Leider macht sich da schon bemerkbar, dass die Pain Stage wie auch bei anderen Bands zuvor total übersteuert ist, was den Bass angeht. Da dies anscheinend ein wiederholtes Problem beim Breeze ist, dass die Pain Stage mit zu viel Bass aufwartet, liegt es nicht an den geliehenen Instrumenten. Wider aller Untiefen steuern die Krieger aber in die richtige Richtung mit 'Burning Leaves' von ihrem neuesten Album "Unsung Heroes" sowie 'One More Magic Potion' von ihrem dritten Studioalbum "Victory Songs". Die Menge tobt und Methörner recken sich in die Höhe. Der sechste Song ist nach Ansage des Frontmanns Petri Lindroos einer ganz besonderen Institution gewidmet - der Fluglinie, die die Instrumente verbummelt hat - 'Tale of Revenge' gefolgt von dem 'Battle Song'. Wenn das keine Kampfansage ist! Als Ausklang gibt es 'Lai Lai Hei' und 'Iron' vom zweiten Studioalbum "Iron", woraufhin die Band sich mit dem "Star Wars"-Thema von den Fans verabschiedete.
[Benjamin Kutschus]

PRO-PAIN (Party Stage)
Wieder mal im Zelt finde ich mich bei PRO-PAIN ein, die neben AGNOSTIC FRONT, HATEBREED und MADBALL als ein weiteres Hardcore-Urgestein auf dem Summer Breeze 2013 auftreten. Dass die letzte Platte "Straight To The Dome" schon rund ein Jahr auf dem Buckel hat, merkt man den Herren um Shouter Gary Meskil nicht an, die Jungs geben von erster Minute an alles, um die Meute zum Toben zu bringen. Dieses Vorhaben gelingt, wenn auch erst nach einem oder zwei Songs. Nachdem das Eis gebrochen ist, kennt das Publikum dann aber kein Halten mehr und geht ordentlich mit. Wir hören Titel wie 'Stand Tall' und 'Deathwish', bei dem die Amis einen Videoclip mitschneiden. Der Sound ist wieder mal verbesserungswürdig, die Gitarren matschig und die Drums zu laut. Auffällig ist, wie gut PRO-PAIN die scheinbar endlosen Besetzungswechsel in der Vergangenheit weggesteckt hat, jedenfalls merkt man den Jungs diese Vorgeschichte nicht an. Sehr gut kommt auch das starke '3 Minutes Of Hate' an, bevor mit 'Make War Not Love' ein solider Gig recht kurzweilig vorbei ist.
[Hagen Kempf]

GRAVE (Party Stage)
Direkt im Anschluss an PRO-PAIN bleibe ich im Zelt und freue mich auf die sympathischen Schweden GRAVE. Während der Umbaupause wird die Halle erschreckend leer und ich frage mich nicht zum ersten Mal während dieses Summer Breezes, ob ich wirklich so alt bin, wie ich mir hier vorkomme. Wirklich erschreckend, wie all die Urgesteine einer ganzen Szene heutzutage nur noch so wenige Menschen vor die Bühnen locken. Allgemein fällt mir dabei auf, dass ich tatsächlich sieben Achtel meiner Zeit, in denen ich Bands gesehen habe, im Party Zelt verbracht habe. Oje. Genug gejammert, GRAVE warten parallel mit schwedischem Death Metal erster Stunde auf. Trotz der wenigen Menschen vor der Bühne geben die Jungs um Sänger Ola Lindgren alles, wobei mich Ola im Laufe des Gigs wieder an meine Eingangsworte erinnern wird. Er kommentiert das Geackere auf der Bühne nämlich mit "I'm too old for this shit'. Wenigstens bin ich nicht der einzige, der sich so vorkommt. Richtig gut kommen vor allem 'Turning Black' und der Alltime-Favourite 'Into The Grave' an, auch wenn der Sound durchgehend nicht das Gelbe vom Ei ist. Leider bleiben die Gitarren matschig, innerhalb der Soli ist eine der Gitarren kaum hörbar.
[Hagen Kempf]

HATEBREED (Main Stage)
Eigentlich wäre PRO-PAIN der perfekte Anheizer für HATEBREED, doch die Landsleute müssen im Zelt ran und es geht auch so: Schon vor zwei Jahren konnten die New Yorker Nachbarn als Headliner unter Beweis stellen, dass sie auch beim Summer Breeze Publikum bestens ankommen. Und auch diesmal geht die Meute ordentlich steil, wenn der US-Fünfer standesgemäß mit dem Opener 'In Ashes They Shall Reap' loslegt, inklusive mächtig Bums und Mitgröl-Refrain, und sogleich das groovige 'Everyone Bleeds Now' hinterher schiebt. Aber by the way: Warum siezt einen der Kasper hinterm Red-Bull-Tresen auf der VIP-Tribüne eigentlich? Anyway, wer vorne im Moshpit ist, braucht eh keinen Energydrink: Spätestens mit 'Proven' ist Pogo angesagt, und Sänger Jamey Jasta hat nicht nur optisch längst die einstige New Yorker Szene-Ikone Evan Seinfeld vergessen gemacht. Höhepunkt: SLAYER's 'Ghosts Of War', das natürlich dem verstorbenen Jeff Hanneman gewidmet wird. Der Überhit 'I Will Be Heard' darf natürlich auch nicht fehlen, ehe 'Destroy Everything' den Fans nochmal alles abverlangt. Hardcore, baby!
[Carsten Praeg]

AMORPHIS (Pain Stage)
Mit dem Besuch eines Konzertes von AMORPHIS kann man an sich Nichts falsch machen, denn bis jetzt gab es da noch nie qualitative Aussetzer oder gar böse Überraschungen. Bis auf den Gig beim Wacken Open Air. Da musste man am heimischen Bildschirm entsetzt feststellen, dass die Jungs ein Akustik-Set vorbereitet haben. AMORPHIS trifft auf Saxophon. Autsch! Den zahlreichen Besuchern hier beim Summer Breeze bleibt dieses Experiment glücklicherweise erspart. So legen die Finnen mit 'Shades Of Gray' vom aktuellen Album "Circle" los. Dazu die kreisenden Dreadlocks von Sänger Tomi Joutsen und die Party ist perfekt. Vor und auf der Bühne wird also gebangt, was das Zeug hält, was man bei 'Silver Bride' oder 'On Rich And Poor' hervorragend tun kann. Allerdings hält einen davon zu oft der neue Volksport, auch Crowdsurfen genannt, ab. Mal ehrlich, zum Sound von AMORHIS will man nur Haare schütteln und nicht ständig irgendwelche Leute über sich sehen. Das trübt ein wenig den Gig, aber dafür kann die Band ja nichts. Mit dem Gassenhauer 'House Of Sleep' wird die Menge in die Nacht entlassen, die sehr zufrieden wirkt.
[Swen Reuter]

ENSLAVED (Party Stage)
Nach den Sound-Katastrophen, die zum Teil bisher im Zelt zu ertragen waren, habe ich mir wirklich Sorgen um ENSLAVED gemacht. Dieses Jahr bekommt die Band nicht einmal mehr eine "richtige" Bühne zum Spielen bereitgestellt. Glücklicherweise erweist sich diese Befürchtung als unnötig, die Norweger haben einen guten Sound, bei dem sich auch viele Details hervorragend heraushören lassen. Nicht nur der Sound stimmt, auch die Lightshow ist ordentlich, auch wenn sie nicht an CULT OF LUNA rankommt. Das Publikum ist sichtlich begeistert von dem, was die Jungs um Basser und Sänger Grutle Kjellson bieten, wir hören fleißiges Mitklatschen und lautes Gejohle zwischen den Songs. Die Songauswahl ist recht spartanisch, wobei die Band da wenig Schuld trifft, stehen doch nur fünfzig Minuten zur Verfügung. Vom aktuellen Album hören wir den Titeltrack 'Riitiir' sowie eine gänsehauterzeugende Darbietung von 'Roots Of The Mountain'. Ganz ganz großes Kino! Richtig geil auch 'Convoys To Nothingness', das ich schon lange nicht mehr live von ENSLAVED gesehen habe. Da lässt es sich fast verschmerzen, dass dies das erste Mal ein Konzert der Norweger ist, auf dem ich den Über-Song 'As Fire Swept Clean The Earth' vermissen muss. Ganz zum Schluss gibt es dann mit 'Alfadr Odinn' nochmal eine ganz alte Nummer auf die Ohren, bevor es auch schon wieder vorbei ist. Kein Song von "Vertebrae", keiner von "Isa" - es wird klar, man muss ENSLAVED auf einer Headliner-Tour sehen, wenn man zufrieden sein will. Großartig war der Auftritt trotzdem, man merkt den Norwegern jederzeit an, wie erfahren sie sind und wie souverän ein Auftritt aussehen kann, auch wenn man mit langen Songs und komplexen Strukturen antritt.
[Hagen Kempf]

TRISTANIA (Party Stage)
Langsam aber sicher neigt sich das Festival dem Ende entgegen. Halb elf abends im Zelt zu spielen, ist an sich eine feine Sache. Allerdings treten auf der Hauptbühne zur gleichen Zeit die übermächtigen Schweden IN FLAMES auf. Während auf dem Gelände fast nirgendwo mehr ein Durchkommen ist, haben sich hier nur eine Handvoll Besucher für den TRISTANIA-Gig eingefunden. Man kommt fast ohne Schwierigkeiten in die vorderen Reihen. Erst einmal unbeeindruckt davon legt die Band recht ordentlich los. 'Number' vom aktuellen Album "Darkest White" erklingt als erstes. Mariangela Demurtas heizt die Fans ordentlich an und liefert sich mit Gesangspartner Kjetil Nordhus das eine oder andere Gefecht, getreu dem Schema: "The Beauty And The Beast". Allerdings verschwinden in den Gesangspausen die jeweiligen Protagonisten, so dass es auf der Bühne wie auf dem Bahnhof zu geht. Einfach am Rand stehen bleiben und warten, bis man wieder dran ist, das geht scheinbar nicht. Aber der kleinen Publikumsschar ist das relativ egal, denn die Stimmung ist super. Die Sängerin demonstriert dazu noch eindrucksvoll, dass sie schick nach hinten headbangen kann. 'Beyond the Veil' kommt ebenso toll an wie das neue 'Darkest White' vom gleichnamigen Album. Kjetil Nordhus bedankt sich bei den Anwesenden, dass sie trotz des gleichzeitigen Gigs der IN FLAMES gekommen sind. Zudem verrät er, wie man ihn dafür ein Bier aus dem Kreuz leiern kann. Aber das an dieser Stelle zu verraten, das wäre blöd. So geht der kleine, aber feine Auftritt mit 'Requiem' zu Ende und es bleibt festzustellen, dass die Band jetzt wirklich sehr gefestigt und in sich stimmig wirkt, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war. Wollen wir mal hoffen, dass das so bleibt.
[Swen Reuter]

IN FLAMES (Main Stage)
So langsam sind die Zeiten vorbei, in der sich die Redaktionscrew in zwei Lager spaltet: Man darf sich auch einfach einen IN-FLAMES-Gig geben, ohne vorher Diskussionen führen zu müssen, dass die guten, alten Schwedentod-Zeiten doch viel besser waren. Manch einer sah die Schweden einst sogar schon mit "Clayman" auf dem absteigenden Ast. Was ihrem Erfolg aber bis heute keinen Abbruch getan hat, ganz im Gegenteil. Wie gut, dass die Schweden inzwischen wieder auf eine allzu übertriebene Bühnendeko verzichten und einfach vorwärts bollern. Sei es mit Klassikern à la 'Pinball Map', 'Only For The Weak' und 'The Hive' oder neueren Brechern wie 'The Mirror's Truth' oder 'Take This Life'. Melodiöse Gitarren dürfen bei den Miterfindern des Melodic Death natürlich trotzdem nicht fehlen, auch wenn diesmal auf eine reine Ballade verzichtet wird. Dementsprechend geht das Publkum mächtig mit, was den ohnehin immer zu Scherzen und Small Talk aufgelegten Sänger Anders Fridén (seit seinem Gang zum Friseur mal wieder mit Baseballmütze ausgestattet) noch mehr animiert. Ein bisschen Feuerbälle und eine Lightshow, die noch weit bis über den Zeltplatz hinaus strahlt, dürfen natürlich trotzdem nicht fehlen. Das Ganze mündet wie immer in einem gewaltigen Feuerwerk zu 'My Sweet Shadow', zwar einem Song vom vielleicht schwächsten Album der langen Bandgeschichte, der aber mit seinen Keyboards und seinem langen Outro nach wie vor für Gänsehaut beim Abgang der Band sorgt. Absolut würdiger Höhepunkt auf der Main Stage!
[Carsten Praeg]

ARCHITECTS (Party Stage)

Nachdem kurz bei IN FLAMES ein paar Tränen der Erinnerung an bessere Zeiten vergossen wurden, zurück ins Zelt zu ARCHITECTS. Die Briten um Shouter Sam Carter haben sich seit ihrem Debut 2006 eine ordentliche Fanbase erspielt, so ist das Zelt gut gefüllt und wir hören schon Sprechchöre, bevor ARCHITECTS überhaupt die Bühne betritt. Schnell wird klar, dass die Jungs nicht gekommen sind, um Gefangene zu machen, mit 'Alpha Omega' knallen sie dem Publikum gleich den ersten Kracher um die Ohren. Die Fans saugen alles dankbar auf, und rasten kollektiv aus, leider Kung-Fu und Kinder-Karate inklusive. Dennoch, der technisch anspruchsvolle Mix aus Metal- und Mathcore weiß zu überzeugen und wird sauber dargeboten. Der Sound ist druckvoll und hörbar, wenn auch etwas dumpf. Zum Schluss gibt es dann noch 'These Colours Don't Run' mitten ins Gesicht, bevor die ARCHITECTS unter Zugabe-Rufen die Bühne verlassen. Insgesamt eine überzeugende Performance, wenn man einmal von dem lächerlich-kindischen vor-der-Bühne-knien absieht, das der Sänger bei einem Titel fordert. Wer's braucht, gern, aber für so ein Theater bin ich zu alt.
[Hagen Kempf]

Dark Funeral (Pain Stage)

Und so wechseln die Besucher das letzte Mal von links nach rechts, um die Schweden von DARK FUNERAL zu sehen. Viele wissen nach dem Weggang des charismatischen Frontmannes Nachtgarm (der auch bei NEGATOR zu sehen ist) nicht, wer denn jetzt die Position am Mikrofon einnimmt. Pünktlich geht's los und siehe da: der altbekannte Caligula ist wieder auf der Bühne. Gleich losgeknüppelt, die Leute bangen gleich mit und es entsteht eine etwas ungewohnte Partystimmung. Ein kleiner Moshpit hier, ein Crowdsurfer da, und überall Partypandas. So kann man auch dem bösesten Headliner des Abends huldigen, denn DARK FUNERAL spielen professionell und routiniert ihre Show runter. Zu routiniert für meinen Geschmack. Keiner auf der Bühne bewegt sich wirklich und alle wirken ziemlich steif. Man merkt eben deutlich, dass der Kraftbolzen, der vor einem knappen halben Jahr die Band verlassen hat, fehlt. Natürlich werden Klassiker wie ´Secrets of the Black Arts´ abgefeiert wie es sich gehört, doch ein gewisser Unmut der Fans bezüglich des Sängers ist hier und da zu sehen. Soundtechnisch ist alles in Ordnung und auch die Songs werden fehlerfrei zelebriert, doch wer DARK FUNERAL mit Nachtgarm gesehen hat, der wird einen komischen Nachgeschmack haben. Mit 'My Funeral' geht  ein neuer, alter DARK FUNERAL Gig zu Ende, dem es zwar an Spannung fehlte, das aber mit Professionalität wieder wettmachte.
[Felix Bischoff]

PRIMORDIAL (Party Stage)
Das Finale einer Acht-Stunden-Schicht mit Dauerbeschallung ist für mich die Band PRIMORDIAL, die vor der Nachspielzeit bei LONG DISTANCE CALLING antritt. In einem gut gefüllten Zelt beginnen die Iren pünktlich um eins und gehen von Anfang an in die Vollen. Als Opener haben die Jungs um Sänger Alan Averill 'No Grave Deep Enough' vom schon etwas angestaubten aktuellen Longplayer "Redemption At The Puritan's Hand" gewählt, von dem wir im Laufe des Abends außerdem noch 'Bloodied Yet Unbowed' hören werden. Das Publikum beweist erstaunliche Ausdauer und geht trotz viertägiger Strapazen bei hochsommerlichen Temperaturen und der späten Stunde noch einmal richtig gut mit. Der Sound bei Primordial ist irgendwo zwischen akzeptabel und gut, die Songs sind definitiv gut zu erkennen und druckvoll. Sehr gut weiß auch 'Coffin Ships' zu gefallen, bei dem Sänger Alan in bekannter Weise äußerst ergriffen scheint. Als Rauswerfer hören wir 'Empire Falls' bevor eine unterhaltsame und gut dargebotene Show endet. Insgesamt ein starker Auftritt der Iren, die ihre Instrumente trotz der komplizierten Arrangements und Tempowechsel auch live meisterhaft beherrschen.
[Hagen Kempf]

LONG DISTANCE CALLING (Party Stage)
Schon als die ersten Töne erklingen, ist die alles entscheidende Frage ausgeräumt. Nicht "braucht LONG DISTANCE CALLING wirklich Gesang?"; selbst diese wird zu Nebensache im Schatten der Ereignisse: Denn Freude mischt sich gesellig mit unters Publikum: Der Sound ist gut! Was nicht selbstverständlich ist. Viele der Bands, die hier auf der Party Stage ihre Auftritte geben, gehen auf Grund der furchtbaren Toneinstellungen in einem matschigen Musikbrei unter, ohne wirklich gehört zu werden. Doch dies ist nicht der Fall für LDC. Und so schafft es die Band schon nach wenigen Minuten mit dem Lied 'Into The Black Wide Open', die Menge in ihren Bann zu ziehen. Egal ob direkt vor der Bühne im wilden Tanz, in den weiten Ausläufen des großen Zeltes oder draußen vor der Leinwand: die tragenden, harmonischen Klänge und die mal treibenden, mal schleppend schwelgenden Melodien schaffen eine zum letzten Konzert des Festivals passende Stimmung. Welche die Freude über die Musik und die erlebten Tage des Festivals, aber auch die leicht melancholisch angehauchte Abschiedsstimmung ob des nahenden Endes des Summer Breeze zu transportieren weiß. Nach dem Ende des zweiten Liedes 'Black Paper Planes' kommt mit 'Ductus' das erste Lied der vorletzten Platte, die den Titel der Band zum Namen trägt. Schon jetzt spiegeln sich die Emotionen der Band ob der Resonanz der Menge an Zuhörern deutlich sichtbar in den Gesichtern der Musiker wieder. Mit dem darauffolgenden 'The Man Within' räumen die Herrschaften dann auch jegliche Zweifel beiseite: die Liebäugeleien mit der Dimension "Gesang" müssen sich nicht verstecken! Und nach jedem Lied wird das Glänzen in den Augen der Jungs auf der Bühne ein bisschen strahlender. Als 'Arecibo' verhallt ist, folgt mit 'Metulsky Curse Revisited' das letzte Lied des Abends, in dem LDC noch einmal ihre Stärke darin beweisen, in ihren Liedern einen ausgeklügelten Spannungsbogen mit clever angestrebten Höhepunkten zu inszenieren. Mit einem Grinsen im Gesicht verneigt sich die Band ein letztes Mal, und ich gehe aus dem Zelt mit dem Gedanken, dass es doch irgendwie prima passt, dieses Konzert als Abschluss dieses Festivals.
[Lutz Kempf]

Redakteur:
Carsten Praeg

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