Summer Breeze 2016 - Dinkelsbühl

31.08.2016 | 21:51

18.08.2016,

Tatsächlich die erhoffte Brise des Sommers: das Summer Breeze Festival 2016.

Donnerstag, 18. August 2016

In Hildesheim säuselt Chris Harms seine Lieder noch von einem klassischen Ensemble begleitet ins Mikrophon, für sein Debüt auf dem SUMMER BREEZE setzt der LORD OF THE LOST-Frontmann auf Kontrastprogramm: Es wurde gegrowlt, was das Zeug hält. Die Jungs aus St. Pauli eröffnen ihren Slot mit 'The Love Of God', einer Nummer aus dem neuen Album 'Empyrean', welches Ende Juli erschien. Doch anstatt ihren neuen Cyber-Metal-Silberling den Besuchern weiter vorzustellen, belässt LORD OF THE LOST es bei diesem Song. Lieber greifen Chris und Co zu den bewährten Zutaten für einen guten Festival-Einstand auf dem BREEZE: Volldampf voraus und auch die letzten Verschlafenen mit harten Riffs und einer derben Metal-Show aus den Federn holen. Schade eigentlich, denn gerade auf die Industrial angehauchten Stücke und die wunderbare, klare Stimme von Chris hatte ich mich an diesem Tag besonders gefreut. Aber die Jungs von LORD OF THE LOST wären ohnehin nicht die gleichen Paradiesvögel, die sie sind, wenn sie nicht auch heute für einige Überraschungen zu haben wären: Eine Cover-Version eines großen Metal-Klassikers kündigt Chris Harms an und legt mit einer eigenwilligen Version von 'Backstreet's Back' der BACKSTREET BOYS eine flotte Sohle aufs Parkett! Beim Publikum kommt die Show-Einlage richtig gut an - zumindest habe ich niemanden gesehen, der nicht mitgesungen hat. Was LORD OF THE LOST auf der Pain-Stage abliefert ist schon mehr eine wilde Party vor und auf der Bühne anstelle eines Auftritts! Absolutes Highlight ist für mich dabei der Samba-Metal-Song 'La Bomba' als Rausschmeißer. Sogar eine (Zitat Chris Harms) 'Polonaise of Death' bildet sich in den ersten Reihen und zieht quer übers Gelände. Mehr Stimmung geht um 12 Uhr morgens gar nicht!

[Leoni Dowidat]

Nach den Industrial-Klängen der LORDS wird jetzt wieder der Djent-Sound ausgepackt. MONUMENTS ist auch eine der Bands, die ich auf Album nur erträglich finde, da abgesehen von den guten Refrains das djentübliche Geschrubbe dominiert und der aktuelle Sänger Chris Barretto sich hauptsächlich die Seele aus dem Leib schreit. Wobei ich finde, dass er dabei so abwechslungsreich zu Werke geht, wie es ihm dabei möglich ist, und ich ihn seinem Vorgänger Matthew Rose durchaus vorziehe. Obwohl das Publikum noch nicht so zahlreich vor der Bühne ausharrt, tauen die Anwesenden im Laufe des Gigs doch sichtbar auf und ein Pit ensteht genauso wie Crowdsurfer im Laufe des Auftrittes nach vorne transportiert werden. Höhepunkte des Sets sind die melodischen Teile, speziell bei 'Quasimodo' ist die Stimmung ausgezeichnet. Gegen Ende des Gigs lässt sich auch Chris Barretto von den Fans auf Händen tragen und die Band hat trotz der wenig eingängigen Lieder eine unterhaltsame Dreiviertelstunde Morgensport mit einer anschwellenden Menge Hartmusikfreunden fabriziert.

[Frank Jaeger]

Für die Redaktion beginnt der zweite Tag auf dem Summer Breeze bei strahlendem Sonnenschein und passend zum guten Wetter entert die ebenso gut gelaunte Band OMNIUM GATHERUM gegen Mittag die Pain Stage. Die Finnen haben gerade eine Asientour durch China, Japan und Korea absolviert. Doch vom Jetlag fehlt jede Spur und die Herren beginnen ohne viel Tamtam eine souveräne Show. Die Spielzeit ist wie immer sehr knapp, aber für ein Intro reicht es trotzdem und mit 'The Unknowing' schafft es sogar eine Ballade in die Setlist. Darüber hinaus dürfen natürlich bekannte Hits aus den letzten beiden Alben "Beyond" und "New World Shadows" nicht fehlen und für einige Nummern aus der aktuellen Scheibe "Grey Heavens" gibt es auch noch Platz. Die Band entscheidet sich dabei für die Singles 'Frontier', 'Skyline' und 'The Great Liberation'. Leider kenne ich darüber hinaus keine weiteren Songs und so wirkliches Interesse hat es in mir bisher noch nicht ausgelöst. Die anderen Besucher dagegen feiern ihre Idole ohne Vorbehalte ab und insbesondere der Klassiker 'Nail' versetzt die Massen in Ekstase. Eine "Metalparty" wie aus dem Bilderbuch und dank der verfrühten Show , die nämlich fünf Minuten vor dem eigentlichen Start begonnen hatte, gibt es zum Schluss noch genügend Puffer, um die Zugabe 'New Dynamic' zu spielen.
Setliste: Intro, The Great Liberation, Ego, Skyline, Nail, The Unknowing, Frontier, Sonic Sign, New World Shadows, New Dynamic

[Hang Mai Le]

Jetzt kommt wieder etwas, bei dem ich mehr auf meine Kosten komme als bei den ganzen Core-Kapellen im Billing, die eher etwas für den jüngeren Teil der Redaktion und der Anwesenden sind, denn auf dem Summer Breeze rage ich altersmäßig gehörig nach oben heraus. OHRENFEINDT stammt aus "Hamburch, Sankt Pauli", wie sie nicht müde werden zu betonen, und sie starten mit dem programmatischen 'Zeit Für Rock 'n' Roll', dem Opener des aktuellen Albums "Motor An". Das Rezept ist ganz simpel: Drei Mann bewerben sich als Deutschlands Antwort auf AC/DC. Das machen sie aber ganz ausgezeichnet und hochauthentisch, man nimmt den Jungs den Rocker und auch den Inhalt ihrer Lieder in jedem Moment ab, wenn sie zwischen typischen R 'n' R Lyrik und nachvollziehbaren Alltagstexten wie 'Auf Die Fresse Ist Umsonst' und 'Kalter Kaffee' pendeln. Die Drei nennen ihre Musik Vollgasrock und beweisen tatsächlich, dass die ganz einfache Spielart auch auf dem Summer Breeze funktioniert, was aber auch an der Band selbst liegt, bei der sogar langsamere Stücke wie 'Kalter Kaffee' mit viel Energie vorgetragen werden und deren Auftritt einfach durch und durch sympathisch wirkt. Dabei sind die unnachahmlichen Publikumsanimationen von Chris Laut in seiner norddeutschen Schnodderschnauze ein weiterer Höhepunkt, wenn er das Publikum, sobald deren Drehzahl etwas runtergefahren ist, fragt, ob dies ihr erstes Konzert sei. Was natürlich auch nicht fehlen darf ist die neue Hymne auf den FC St. Pauli, die kurz vor dem Ende des Gigs doch tatsächlich viele der Südsternchen hier zum Mitsingen bringt, obwohl der Anteil an Fans der Fußballpiraten eher übersichtlich sein dürfte. Egal, solche Musik geht auf Festivals immer und verfehlt nie seine Wirkung.
Setliste: Zeit für Rock’n’Roll, Auf die Fresse ist umsonst, Betriebsfest, Spiel mit dem Feuer, Kalter Kaffee, Motor an, Harley-luja, 1910, Rock’n’Roll-Sexgott, Strom

[Frank Jaeger]

Auf der Hauptbühne spielt EMMURE. Ich gucke mal rüber, da der Rest der Powermetal-Bande anderweitig beschäftigt ist. Metalcore ist grundsätzlich nichts, wovor ich zurückschrecke, allerdings merke ich bald, dass EMMURE nicht zu meinen Lieblingsbands aufsteigen wird. Zwar ist jedes Stück, dass die Jungs aus Connecticut spielen, für sich nicht schlecht, doch ist Musik und Stil wenig originell. Klar, dass der erste Song vorbei ist, bevor ich meine, dass er richtig begonnen hat, ist eine Überraschung, und auch im Folgenden sind die Lieder kurz und prägnant. Trotzdem wird mir das Dargebotene schnell langweilig, da der Coregesang auf Dauer doch recht monoton wirkt und die Posen und Gesten des Sängers Frankie Palmeri gepaart mit einem geradezu dem Gangsta Rap entlehnten Gesichtsaudruck zu sehr jedes erdenkliche Klischee erfüllen und mich einfach nicht beeindrucken. Aber das Publikum vor der Bühne denkt darüber offensichtlich deutlich anders und scheint viel Spaß an der Aggression und sogar an den genretypischsten Breakdowns zu haben. Spätestens nach dem dritten Song, bei dem ich mal gediegen kein einziges gebrülltes Wort verstehe, mache ich mich vom Acker und überlasse den Jüngeren das Feld, die EMMURE einen guten und fast schon frenetischen Empfang bereiten.

[Frank Jaeger]

Auch am heutigen Donnerstag ist die kleine Camel Stage wieder Garant für besonders engagierte Auftritte, wie ich bei den Spaniern GRAVEYARD feststelle. Die heißen zwar wie die schwedischen Retrorocker, haben sich aber gradlinigen Lärm zwischen Thrash und Death Metal auf die Fahnen geschrieben und holzen diesen ohne viele Schnörkel, aber mit extrem viel Energie in die nachmittägliche Hitze und ein zunehmend sonnenverbranntes Publikum. Da die Bands auf der kleinen Bühne stets nur eine sehr begrenzte Spielzeit haben, verplempert GRAVEYARD diese nicht groß mit Ansagen, sondern haut Song nach Song in die Menge, Riff jagt Riff und der Sänger röhrt wie besessen. Das ist zwar nichts für musikalische Feingeister, kann aber aufgrund der durchaus variantenreichen Riffs und ansprechenden Soli durchaus überzeugen und wird nie zu eindimensional oder gar langweilig. Stattdessen gibt es durchdachte old-School Brutalität mit schön hoher Geschwindigkeit auf die Ohren und so manch einer bleibt auf dem Weg zu den beiden großen Bühnen zunächst einmal hier stehen. So dürften die Spanier heute den einen oder anderen neuen Fan gewonnen haben, was nach dieser Leistung und einigen hörenswerten Alben mehr als verdient ist.

[Raphael Päbst]

 

Nach dem schnellen Abstecher zur Camel Stage für ein Foto von GRAVEYARD, bei der ich übrigens im Gegensatz zu Kollegen Rüdiger Stehle der Meinung bin, dass es die falsche GRAVEYARD-Band ist, da ich die Schweden den Spaniern jederzeit vorziehen würde, bin ich schon wieder auf Coremission. Diesmal sind die australischen DEEZ NUTS auf der Pain Stage angesagt, zu denen ich es mal ohne zu rennen schaffe. Gleich zu Beginn stelle ich fest, dass die Jungs aus Down Under ihren Core mit Sprechgesang würzen. Als ich noch so alt war wie die Buben nannten wir so etwas Crossover, nur das DEEZ NUTS etwas härter zu Werke gehen. Sänger JJ Peters hat das Publikum bestens im Griff und verbeitet Spaß, wo EMMURE kurz zuvor noch mit Aggression zu punkten verstand. Das hier gefält mir besser und coole Gesangsparts wie in 'What I Gotta Do' verbreiten Spaß unter den Fans, die der Band mit frühlichem Tanzen und Crowdsurfing danken. Auffällig ist, dass die Lieder allesamt ziemlich kurz sind, aber keiner verfehlt seine Wirkung und der Auftritt folgt dem Titel einer des gespielten Lieder: 'Tonight We're Going To Party Like There Is No Tomorrow'. Fein, auch wenn die Band ihre Spielzeit nicht vollständig ausnutzt. Das verstehe, wer will, notfalls spielt man halt eine Coverversion, aber 50 Minuten werden die jungen Kerle ja wohl durchhalten können, oder?

[Frank Jaeger]

Jetzt kommt wieder etwas Altes auf die Hauptbühne: EXODUS schickt sich an, die Coreohren mit einer echte Thrashramme durchzupusten. Nun wird nicht mehr gepost, jetzt folgt Musik, die ohne großes Gehabe auskommt, denn die EXODUSschen Riffmonster brauchen kein Lametta, die genügen roh und ungehobelt. Die erste Überraschung ist, dass sogar ein Song eines Albums aus der Ära mit dem schwer erträglichen Frontmann Rob Dukes in der Setliste auftaucht. Aber sonst regieren natürlich die mit dem zum dritten Mal zur Band gehörenden Steve Souza eingeprügelten Scheiben und vor allem die beiden ersten Alben, die den Ruhm von EXODUS erst begründetet. Vom neuen Werk "Blood In Blood Out" wird das Titelstück gespielt, und dann folgt schon einer der größten Klassiker der Band, 'And Then There Were None'. Es reckt sich ein Meer aus Fäusten gen Bühne, war ich schon bei den beiden Bands zuvor überrascht, wieviele Freunde der gepflegten Auf-Die-Fresse-Musik sich eingefunden hatten, so bin ich jetzt noch mehr beeindruckt, denn jetzt ist es wirklich voll. Die Musiker bangen sich wild durch das ganze Set, Steve Souza beschränkt sich auf seine Shouts und bewegt sich immer wieder über die Bühne, ohne irgendwelche Showelemente zu benötigen. Bis auf den bereits gespielten Klassiker und das später folgende 'Blacklist' dominiert die hohe Geschwindigkeit und das Publikum, mich eingeschlossen, dürfte diesen Gig noch eine Weile im Nacken spüren. Die Stunde mit einer der zweifellos besten Thrashbands des Planeten geht auf jeden Fall viel zu schnell zu Ende. Ich wüsste kaum, wie man die Setliste noch verbessern könnte und bin nach dem abschließenden Schlag des Tieres mehr als zufrieden. Ja, das war tatsächlich der beste Auftritt des Tages. Ich brauche jetzt eine Pause und etwas zu trinken.
Setliste: The Ballad Of Leonard And Charles, Blood In, Blood Out, And Then There Were None, Deranged, Exodus, Body Harvest, A Lesson In Violence, Blacklist, War Is My Shepherd, Bonded By Blood, The Toxic Waltz, Strike Of The Beast

[Frank Jaeger]

Wacken, Party.San und jetzt eben das Summer Breeze: Um EQUILIBRIUM kommt man in diesem Sommer auf den großen Festivals einfach nicht herum. Und das mit gutem Recht: Denn, was Robse und Co momentan abliefern ist einfach nur episch – 'Born To Be Epic' eben, um es mit einem Song der neuen "Armageddon"-Scheibe zu sagen. Nachdem das Quintett den Release des Silberlings vor einer Woche auf dem Party.San gefeiert hatte, steht auch heute alles im Zeichen von "Armageddon": Mit dem galoppierenden 'Erwachen' eröffnet EQUILIBRIUM den Slot und schiebt mit 'Prey', dem erwähnten 'Born To Be Epic' und 'Katharsis' gleich drei neue Stücke nach. Garniert wird die Show mit Ever-Greens der Bandgeschichte wie 'Waldschrein' oder 'Blut im Auge' – und auch wenn der ein oder andere Festivalbesucher in meiner Umgebung darüber mosert, dass EQUILIBRIUM seit einiger Zeit live kaum noch Trinklieder wie 'Met' rausholt, kann ich nur sagen: Alles richtig gemacht! Endlich nutzen die Jungs auch ihr gesangliches Potential voll aus – neben Frontmann Rob Dahns machen auch die Screams von Dom Crey und der klare Gesang von Réne Berthiaume dem Publikum ordentlich Dampf. Bisher habe ich es vor der Pain-Stage bei keinem Auftritt an diesem Tag so voll erlebt! Da frage ich mich nur, warum Robse das Publikum nach jedem Song so nachdrücklich ins Bett schicken wollte... Ob da jemand müde nach diesem Höhenflug war?

[Leoni Dowidat]

Mein persönlicher Finnlandmarathon geht gegen 18uhr mit WOLFHEART weiter. Obwohl die Band in Deutschland kein unbekanntes Blatt ist, haben die Herren bisher nur wenige Konzerte hier gespielt. Wer also die wenigen Möglichkeiten in Anspruch nimmt, macht sich also auf den Weg ins weiße Zelt alias zur T-Stage. Und diesem Ruf folgen viele. Nach dem recht ruhigem Intro wird mit 'Ghost Of Karelia' der erste Kracher ausgepackt und obwohl die Fans mit voller Elan mitmachen, scheint die Technik gegen die Musiker zu arbeiten. Die Backvocals und die Leadgitarre lassen sich nur erahnen und Drummer Joonas ist quasi der Einzige, den man so richtig hören kann. Es liegt nicht zuletzt an der Bühne selbst, die eine unglaublich schlechte Akustik hat. Man hat quasi das Gefühl, das ein Auftritt parallel im Zelt stattfindet und die Bands überlappen sich gegenseitig. Wie dem auch sei, mit dem offiziellen Einstieg ihres Schlagzeugers in WOLFHEART hat sich der Sound der Truppe meiner Meinung nach nochmals deutlich gesteigert und das diese Kombination funktioniert, wissen alle, die bereits BEFORE THE DAWN kennen. Gerade Lieder aus dem Debütalbum bekommen durch ihn einen ganz frischen Anstrich und wirken dadurch nochmals wuchtiger. Der Sound ist wie gesagt mehr schlecht als recht, aber die Resonanz des Publikums scheint trotzdem überwiegend positiv zu sein und als kleine Überraschung gibt es zum Abschluss auch noch einen neuen Song zu hören. Damit der Abgang auch besonders denkwürdig bleibt, werden dabei zusätzlich Pyros gezündet.
Setlist: Intro, Ghost of Karelia, The Hunt, Zero Gravity, Aeon Of Cold, Routa Pt. 2, Veri, ? (neuer Song)

[Hang Mai Le]

Nun ist es aber Zeit für die Väter des Göteborg-Sounds, die Band ohne deren Alben der melodische Death Metal, der Metalcore und der sogenannte Modern Metal wohl gänzlich anders klängen: AT THE GATES darf auf der Main Stage zeigen, dass man noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Und das tut die Band dann erst mal ohne große Worte, genauer ohne jegliche Worte, denn die ersten Songs werden ohne Ansagen und ohne Verschnaufpause heruntergezockt. Klassisches Riff und Lead reihen sich an Riff und Lead, selbst die Lieder, die man nicht kennt, erinnern einen direkt an Lieder, die man kennt, so sehr ist der Sound der Band in viele moderne metallische Spielarten übergegangen. AT THE GATES präsentiert sich energisch und gut eingespielt. Die Rhythmusabteilung hat den Groove, die Gitarren sägen um die Wette und Sänger Tomas Lindberg schreit sich die Seele aus dem Leib. Das ist musikalisch sehr beeindruckend, doch die sehr beschränkte Kommunikation mit dem Publikum lässt den Auftritt hier und da etwas hölzern und routiniert wirken. Als sich Lindberg dann doch zu ein paar Worten an die Gemeinde hinreißen lässt, verfliegt dieser Eindruck jedoch und die Band wirkt direkt wieder sympathisch. Dann geht es wieder weiter im Programm, Song folgt auf Song und es stellt sich nach einiger Zeit wieder dieses Gefühl ein, dass hier eine Band nicht 100% gibt. Das überragende Songmaterial kann darüber zwar größtenteils hinwegtäuschen, aber es bleibt der Eindruck, dass hier mehr drin gewesen wäre.

[Raphael Päbst]

 

Die Camel Stage lässt den dort auftretenden Bands zwar nur recht wenig Zeit, sich dem Publikum vorzustellen, doch auf der einen Seite wartet sie immer mit spannenden Acts auf, und zum anderen liegt sie so schön im Durchgangsbereich zwischen Hauptbühnen, Merchandise, Pressebereich und Zeltbühne, dass eben fast jeder regelmäßig dran vorbei laufen muss und oft dann auch mal länger hängen bleibt. Dies Gunst der Stunde nutzen die Schwaben von STALLION, um mit ihrem für das Summer Breeze doch sehr traditionell ausgerichteten Speed Metal die Leute auf ihre Seite zu ziehen, und das gelingt dem sympathischen Quintett mit seinen eingängigen Mitsinghymnen, dem schrillen Gesang von Fronter Pauly und den vom bunten, old-schooligen Outfit unterstützten energiegeladenen Bühnenauftritt dann doch recht spielend. Für sieben Stücke bleibt der Band Zeit, denn das Material ist knackig und kommt auf den Punkt, und so lässt sich die halbe Stunde dann doch ordentlich nutzen, wobei 'The Right One' und 'Wild Stallions' wohl den besten Zuspruch erhalten. Zwar hat sich nicht die ganz große Masse an Leuten vor der Kamelbühne versammelt, doch der Zuspruch ist auf jeden Fall ordentlich und mit dem starken Songmaterial vom Debütalbum "Rise And Ride" und der "Mounting The World"-EP hat sich die Truppe vom Bodensee sicher ein paar neue Freunde erspielt.

[Rüdiger Stehle]

Direkt im Anschluss betreten die Nachtgestalten von TRIBULATION die Bühne. Das aktuelle Studioalbum „The Children Of The Night“ zählte vergangenes Jahr zu meinen persönlichen Favoriten und auch live überzeugte die Scheibe bisher. Aus diesem Grund ist es auch nicht verwunderlich, dass sie die heutige Setlist überwiegend mitbestimmt. Mich wundert die gähnende Leere zu Beginn der Show, da die Schweden eigentlich eine ordentliche Größe mittlerweile erreicht haben, jedoch ändert sich dieser Zustand binnen drei Lieder und plötzlich wird es ganz schön eng im Zelt. Die Musiker legen bei ihrem Auftritt ziemlich viel Wert auf Aussehen und Bewegungen, besonders die Gitarristen neigen dazu ihr Instrument etwas zu filigran zu schwingen. Doch diese theatralische Besonderheit vermindert ihre Show in keiner Weise, sondern wirkt nur etwas androgyn. Auch in diesem Fall geht ziemlich viel Spielzeit für diverse Zwischenintros drauf, aber dennoch lässt sich dieser Auftritt als voller Erfolg verbuchen.
Setlist: Strange Gateways Beckon, Melancholia, Rånda, Ultra Silvam, The Motherhood of God, When the Sky Is Black With Devils

[Hang Mai Le]

Nach dem Melo-Death folgt wieder Metalcore, diesmal von ASKING ALEXANDRIA. Nach AT THE GATES folgt ein Publikumsaustausch, die Jugend kommt, die Altmetaller gehen, nur ich und ein paar musikalisch aufgeschlossene und ausdauernde Musikfreunde wechseln die Bühnen. Die Briten machen einen sehr abwechslungsreichen Metalcore mit großen Melodien und gerne auch Chorgesängen, was bedeutet, dass sie sich heute in die Riege der euphorisch aufgenommenen Irgendswas-mit-Core-Bands einreiht. Schon beim Opener 'I Won’t Give In' gibt es kein Halten mehr. Die Setliste besteht hauptsächlich aus den Singleauskoppelungen ihrer Alben, nur drei Lieder von elf durften nicht in den Genuss einer solchen Sonderbehandlung kommen. Das stellt natürlich einen echten Hitauftritt dar, und das wird von den zahlreich erschienenen Fans auch durch Mitsingen und den mittlerweile obligatorischen Crowdsurfern gewürdigt. Die Band um den neuen Frontmann und Blickfang Denis Stoff macht einen routinierten Rockstar-Eindruck, aber das gehört sicher einfach dazu. Dass ich ohne die Aufrufe zu einer Wall Of Death leben könnte wird nicht überraschen, aber so langsam beginnt es mich zu nerven. Braucht niemand, kostet nur Spielzeit und wird mittlerweile von so vielen Bands fabriziert, dass es nicht mehr als ein müdes Gähnen hervorzaubert. ASKING ALEXANDRIA hat das gar nicht nötig, die Stimmung ist doch bereits geradezu überbordend, bei den Kids hier sind sie echte Stars und ich habe das Gefühl, sie könnten an ihre Stunde Spielzeit locker noch eine weitere dranhängen, ohne dass die Meute müde werden würde. Doch mit dem programmatisch betitelten 'Final Episode (Let’s Change The Channel)' ist Feierabend und ASKING ALEXANDRIA hinterlässt ein glückliches Publikum, das sich nun den Weg an der Main Stage vorbeinbahnen muss, wo der Stilwechsel kaum drastischer hätte ausfallen können.
Setliste: I Won’t Give In, Run Free, The Death Of Me, Let It Sleep, Closure, Breathless, To The Stage, The Black, Not The American Average, A Prophecy, Final Episode (Let’s Change The Channel)

[Frank Jaeger]

Heimatgefühle auf dem SUMMER BREEZE: Als gebürtige Rhein-Hessin freue ich mich riesig darüber, dass mit THE NEW ROSES eine Band aus Wiesbaden auf der Camel-Stage steht. Und die Freude scheint nicht nur meinerseits zu sein: Schon beim Opener ‚Thirsty‘ hat Timmy Rough ein solch fettes Grinsen im Gesicht, dass er bald heller als die Bühnenlichter strahlt. Und der Sänger macht seinem Namen dabei alle Ehre: Unglaublich lässig röhrt er die Songs mit seiner rauen Kneipen-Stimme ins Mikro und liefert sich mit seinen beiden Gitarristen ein Solo-Duell nach dem anderen für die Fotografen und die Zuschauer. So gut aufgelegt spielen die Glam Rocker ihren ‚Whiskey Nightmare‘ sogar auf Zuruf aus dem Publikum. Zwar lässt sich darüber streiten, ob man jedes einzelne verdammte Lied mit epischen Gesangs- oder Gitarren-Soli zum Abschluss noch einmal künstlich in die Länge ziehen muss, aber nichtsdestotrotz:THE NEW ROSES zieht auf der kleinen Bühne mit jeder Nummer das Tempo weiter an. Und stoppt sich leider zum großen Finale selbst mit ihrer eigenen Set-List: An sich ein brillanter Song platzieren die vier ‚Without A Trace‘, mit dem sie es sogar in den Soundtrack der US-Serie „Sons Of Anarchy“ schafften, ganz ans Ende ihres Gigs – die langsame, bluesige Nummer als Rausschmeißer bringt mich schon am frühen Abend dann doch ein wenig zum Gähnen.

[Leoni Dowidat]

 

Kometenhaft trifft es wohl am besten, wenn man den Aufstieg der australischen Pubrocker beschreiben will. Noch vor wenigen Jahren kannte sie kein Mensch, jetzt ist AIRBOURNE als vorletzte Band des Tages beinahe schon einer der Headliner auf dem Summer Breeze. Vor allem bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich niemand darüber wundert, sondern dass AIRBOURNE den Co-Headlinerslot auch tatsächlich ausfüllt. Die Vier sind natürlich das personifizierte Rock 'n' Roll-Klischee, bestehend aus Schweiß, Bier und simplem Rock, und genau als diese Mischung präsentieren sie sich auch heute. 'Ready To Rock' heißt der verheißungsvolle Opener, der alle Trademarks der Band vereint, die da heißen: Klingt genauso wie AC/DC, ist nur im Schnitt etwas schneller. Sänger und Gitarrist Joel O’Keeffe beginnt das Konzert gleich mit nacktem Oberkörper und rockt, rockt, rockt. Der Spot auf den Frontmann lässt allerdings des Rest der Band im Schatten stehen, sodass zumeist aller Augen auf den Bandmittelpunkt gerichtet sind. Und Joel lässt nichts anbrennen und übernimmt das Zepter von Anfang an, lässt sich durch technische Probleme nicht irritieren, spielt mal wieder den Klettermax für sein Solo und schlägt Bierdosen an seinem Kopf auf. Das ist alles sehr unterhaltsam und die Lieder sind durchweg gut, allerdings hat die Band eines nicht: eine Präsenz wie AC/DC. Joel ist auch kein Angus, das lange Gitarrengedudel, mit dem die Band einen durchaus beträchtlichen Teil der opulenten Spielzeit füllt, ist eher geeignet, um die Fans zu einer Trinkpause zu bewegen. So gesehen ist AIRBOURNE eine Ergänzung für die großen Alten des australischen Hard Rocks, aber von Wachablösung kann auch weiterhin nicht die Rede sein, egal wie groß der Unterhaltungswert der Burschen sein mag. Es fehlen die über viele Jahre erarbeiteten Bandklassiker, ein 'Diamonds In The Rough' ist einfach ein 'Hell's Bells'. Trotzdem sehr schön und auch in seiner Simplizität gerade als Kontrast auf diesem sonst so anders gelagerten Festival ein abgenehmer Farbtupfer.
Setliste: Ready To Rock, Too Much, Too Young, Too Fast, Chewin’ The Fat, Diamond In The Rough, Girls In Black, Cheap Wine & Cheaper Women, Breakin’ Outta Hell, No Way But The Hard Way, Stand Up For Rock’n’Roll, Live It Up, Runnin’ Wild

[Frank Jaeger]

 

Es ließ sich leider nicht verhindern, dass ich in diesem Jahr erst dermaßen spät zum Summer Breeze anreisen konnte. Während ich am Donnerstagabend den elendig weiten Weg zurücklege, muss ich vor meinem geistigen Auge eine Band nach der nächsten aus meiner persönlichen Running Order herausstreichen, oftmals mit blutendem Herzen. Gedanklich hatte ich dies auch schon mit ENTOMBED A.D. getan, nur um zu meiner eigenen Freude beim Erstürmen des Geländes ein paar heisere Schreie aus dem Zelt zu vernehmen - nichts wie hin! Diese Art Kaltstart lasse ich mir doch mal gefallen: Eine der sympathischsten Death-Metal-Kapellen dieses Planeten groovt sich dermaßen lustvoll durch ihre Klassiker, dass ich auf jede Aufwärm- oder Dehnübung verzichte, sondern stattdessen direkt mit dem Rotieren meines haarbefreiten Schädels beginne. Endlich Festival, endlich Metal - und dann begrüßt mich L.G. Petrov mit seiner allesumarmenden Aura gefühlt auch noch persönlich. Der knuffige Teddybär des Elchtods freut sich um sein Leben, ich mich mit ihm, und als mein persönlicher ENTOMBED A.D.-Gig beim Ausklingen von 'Supposed To Rot' nach nicht einmal 20 Minuten schon wieder vorbei ist, bin ich angekommen - im Hier und Jetzt, bereit zu weiteren Schandtaten. Kaltstart? Mit ENTOMBED A.D. jederzeit wieder!

[Oliver Paßgang]

 

Da war es den ganzen Mittwoch und den Großteil des Donnerstages brülleheiß und kurz vor Beginn von FEAR FACTORY öffnen sich doch ernsthaft die Schleusen des Himmels und bescheren den Festivalbesuchern die kräftigste Dusche des diesjährigen Summerbreezes. Hätten sich die Wolken denn nicht noch eine Stunde bis zum Beginn SABATONs gedulden können? Na ja, während sich der Großteil der Musikliebhaber bei den umliegenden Imbissbuden um die letzten Quadratzentimeter Unterschlupf zankt, ist es im Starkregen vor der Bühne dafür umso überschaubarer. Wirklich schade, dass sich das schlechte Wetter so sehr auf die Aktivität und das Gemüt des Publikums auswirkt, denn FEAR FACTORY spielt eine abwechslungsreiche Setlist aus alten Klassikern ('Martyr', 'Demanufacture', 'Replica') und Songs der aktuellen Scheibe "Genexus" ('Dielectric', 'Soul Hacker', 'Regenerate'). Leider gelingen Frontroboter Burton C. Bell - wie es traurigerweise mittlerweile schon zur Gewohnheit geworden ist - einzelne, cleane Passagen bei Songs wie 'Archetype' oder 'Powershifter' überhaupt nicht mehr, dafür aber glücklicherweise alle anderen Gesangseinlagen inklusive der klaren Parts bei den neuen Songs. Dank des präzisen, treibenden Sounds sowie der hervorragenden Songauswahl lässt sich über die vereinzelten Stimmaussetzer und das konstant schlechte Wetter hinwegsehen, so dass sich im Nachhinein die Stunde im Dauerregen definitiv gelohnt hat. Seltsam nur, dass es der Regenmann bei exakt einer Zeitstunde belässt und passend zur Pause vor SABATON wieder aufhört...
Setliste: Demanufacture, Shock, What Will Become?, Soul Hacker, Powershifter, Edgecrusher, Resurrection, Regenerate, Archetype, Dielectric, Martyr, Replica

[Nils Hansmeier]

Es ist eine wirklich lange Zeit her, dass ich FEAR FACTORY zuletzt live erlebt habe. Ich muss auch zugeben, dass ich die Jungs ein wenig aus den Augen verloren habe, nachdem ich ein großer Freund der Frühphase bis "Obsolete" bin. Umso mehr freue ich mich jetzt auf den Auftritt, doch bereits bei AIRBOURNE öffnen sich die Regenpforten und zu Beginn der Industrial Band aus Los Angeles regnet es in Strömen. Das wäre eigentlich kein Problem, wenn ich nicht für die Fotos eingeteilt wäre. So versuche ich, schnell ein Foto zu schießen, packe meine Kamera aber zügig wieder ein, da sie als Unterseeboot wahrscheinlich keine allzu gute Figur machen wird. Dabei müsste ich doch jetzt, wo die Band mit dem Titellied des zweiten Albums "Demanufacture" loslegen, nackenschüttelnd in der Meute stehen. Na ja, dann eben beim nächsten Lied. Tatsächlich folgen zunächst noch weitere Lieder von den ersten Alben der Jungs, die kraftvoll dröhnen. Burton C. Bell klingt gut und schafft es, die Growls überzeugend zu präsentieren und weitgehend auch die melodischen Teile der brachialen Stücke, die uns FEAR FACTORY heute um die Ohren haut. Die Show ist dabei eher rudimentär, man spielt so seine Stücke und überlässt die Fans weitgehend dem Frontmann. Leider muss ich mich nach ein paar Stücken auf den Weg in den VIP-Bereich machen, wo ich meine Kamera trockenlegen werde, um für die nächsten Aufgaben gerüstet zu sein, aber was ich von dort aus höre, klingt weiterhin gut. Ich erkenne noch 'Hunter Killer' und 'Replica' und ärgere mich, nicht mehr vor der Bühne zu sein. Während der nächsten Clubtour werde ich das nachholen.

[Frank Jaeger]

 

Nun also der Headliner SABATON, eine Band, mit deren jüngeren Alben ich so meine Schwierigkeiten habe, wie auch mit einigen Programmpunkten der aktuellen Bühnenperformance. Der Regen, der FEAR FACTORY noch so übel mitgespielt hat, verzieht sich und als Intro bekommen wir das Bandeigene Cover von 'In The Army Now' vorgespielt, bei der Militärfixierung sicher eine gute Wahl und ein Hoffnungsschimmer, dass sich SABATON doch nicht immer so Ernst nimmt, wie es manchmal den Eindruck macht. Dann legt die Band los und greift im Laufe des Programms immer wieder auf Songs von "The Art Of War" zurück, was mich erfreut, da dies das letzte Album der Schweden ist, mit dem ich noch halbwegs etwas anfangen kann. Die Songs sind alle übermäßig eingängig und es fällt mir nicht sonderlich schwer, auch bei jenen mitzusingen, die ich vermutlich gerade zum ersten Mal höre. Die Stimmung im Publikum ist extrem gut und ich frage mich, warum genau diese Band solch einen Erfolg hat, ob es tatsächlich nötig ist, das Songwriting auf ein Minimum zu reduzieren, die Gitarren so weit wie möglich zurückzudrängen und über alles einen Keyboardzuckerguss epischer Proportionen zu gießen, um heutzutage noch solche Massen zu begeistern, was mich etwas wehmütig stimmt. Auch die Interaktion innerhalb der Band und mit dem Publikum wirkt nicht mehr so dynamisch und sympathisch wie in früheren Jahren, als SABATON noch in kleinen Hallen und als Vorband anderer Truppen unterwegs war. Heute wirken die Gags einstudiert, jeder Satz, den Frontmann Joakim sagt, scheint vorher geprobt zu sein. Allein, außer mir scheint es kaum jemanden zu stören und auch die Songs des neuen Albums "The Last Stand", welches an diesem Wochenende erscheint, kommen extrem gut an. Somit bleibt objektiv betrachtet ein gelungener Auftritt einer Band, die es schafft, viele Menschen für sich zu begeistern, ich bleibe jedoch leicht konsterniert zurück und freue mich lediglich über das abschließende 'Metal Crüe' und die Tatsache, dass die Ansagen heute nicht so peinlich waren wie noch letztes Jahr in Wacken. Ist ja auch was und immerhin regnet es nicht mehr.

[Raphael Päbst]

 

‚Sag mal, wer zur Hölle ist eigentlich dieser ABBATH, von dem ihr ständig redet ?‘
‚Sag mal, wer zur Hölle bist du eigentlich, dass du den altehrwürdigen ABBATH nicht kennst ?!‘, schoss es mir durch den Kopf, als mich mein - zugegebenermaßen nicht sonderlich Black Metal-begeisterter - Kollege nach der Bedeutung des nächsten Konzertes fragte.
Naja, immerhin schien ihm bewusst gewesen zu sein, dass auf der T-Stage nun irgendjemand Besonderes spielen würde, den man besser nicht verpassen sollte. Und mit dieser Einsicht war er beileibe nicht der Einzige: Das Summerbreeze Zelt zeigte sich bis auf die letzten Plätze gefüllt und schon lange vor Anschlag der ersten Saite hallten laute ‚ABBATH‘, ‚Ehhh‘ und ‚One by One‘ Aufforderungen durch die erwartungsvollen Menschenmassen.
Denn dem Großteil des Publikums schien glasklar zu sein, wer da gleich die Bühnenbretter zum Beben und die Zuschauer vor der Bühne zum ekstatischen Kopfschütteln und/oder Schmunzeln bringen würde: Olve Eikemo alias Abbath (Doom Occulta), seines Zeichens Aushängeschild der nach ihm benannten Band und den Fans des gepflegten Schwarzmetalls schon seit Anfang der 90er-Jahre als Frontmann und Gründungsmitglied der norwegischen Black Metal Legenden Immortal bekannt. Nachdem sich jedoch Abbath und die restlichen Immortal Mitglieder (Demonaz Doom Occulta, Horgh, Apollyon) im vergangenen Jahr nicht auf einen zukünftigen musikalischen Werdegang einigen konnten, veröffentlichte Abbath das neue Musikgut unter dem Banner seines eigenen Namens und bespielt seitdem die Bühnen Europas ohne seine langjährigen Weggefährten, dafür aber mit der tatkräftigen Unterstützung von King ov Hell (Bass, God Seed, Ex-Gorgoroth), Ole André Farstad (Guitar) und Gabe Seeber (Drums). Dabei werden gewohnheitsgemäß nicht nur Titel des selbstbetitelten Debüts, sondern auch eine Menge altbekannter Hits von Immortal sowie eine Nummer von Abbath’s damaligem Zweitprojekt ‚I‘ zum Besten gegeben; und das selbstverständlich in der typischen Art und Weise, wie es nur Abbath versteht, seine Konzerte zu beschreiten: mit der ihm ganz eigenen Mischung aus professionellem Musiker und atmosphärischer wie ironischer Selbstdarstellung.
So wird die euphorische Menge zu Beginn des Konzertes zunächst im verdunkelten Zelt mit einer stimmungsvollen Darbietung von Abbath's Fertigkeiten als Feuerspucker auf Betriebstemperatur gebracht, bevor eine ganze Batterie an Black Metal Hits auf das hungrige Publikum losgelassen wird. Zur Auflockerung der Nackenmuskulatur und der allgemeinen Stimmung gibt es zwischen den einzelnen Songs vom Mann der Stunde überdrehte Poserfiguren sowie die typischen, nuscheligen Ansagen, die normalerweise auch beim grimmigsten aller Black Metal Fans ein Schmunzeln auszulösen vermögen. In Kombination mit insgesamt fünf alten Tracks von Immortal und einem sehr guten, aktiven Publikum verfliegt die Stunde Spielzeit leider wie im Fluge, hinterlässt jedoch eine Menge zufriedener Gesichter und bis auf’s Äußerste beanspruchte Halswirbel. Selbst mein zwiegespaltener Kollege hebt nach dem Konzert den Daumen und erklärt ‚Wow, gerne mehr davon !‘. Tja, man lernt halt nie aus.
Setlist:
To War !, Winterbane, In My Kingdom Cold (Immortal), Nebular Ravens Winter (Immortal), Warriors (I), Ashes of the Damned, Tyrants (Immortal), One by One (Immortal), Count the Dead, All Shall Fall (Immortal)

"Sag mal, wer zur Hölle ist eigentlich dieser ABBATH, von dem ihr ständig redet ?"- "Sag mal, wer zur Hölle bist du eigentlich, dass du den altehrwürdigen ABBATH nicht kennst?!" schoss es mir durch den Kopf, als mich mein - zugegebenermaßen nicht sonderlich Black Metal-begeisterter - Kollege nach der Bedeutung des nächsten Konzertes fragte. Na ja, immerhin schien ihm bewusst gewesen zu sein, dass auf der T-Stage nun irgendjemand Besonderes spielen würde, den man besser nicht verpassen sollte. Und mit dieser Einsicht war er beileibe nicht der Einzige: Das Summerbreeze-Zelt zeigte sich bis auf die letzten Plätze gefüllt und schon lange vor Anschlag der ersten Saite hallten laute "ABBATH"-, "Ehhh"- und "One By One"-Aufforderungen durch die erwartungsvollen Menschenmassen. Denn dem Großteil des Publikums schien glasklar zu sein, wer da gleich die Bühnenbretter zum Beben und die Zuschauer vor der Bühne zum ekstatischen Kopfschütteln und/oder Schmunzeln bringen würde: Olve Eikemo alias Abbath (Doom Occulta), seines Zeichens Aushängeschild der nach ihm benannten Band und den Fans des gepflegten Schwarzmetalls schon seit Anfang der 90er-Jahre als Frontmann und Gründungsmitglied der norwegischen Black-Metal-Legende IMMORTAL bekannt. Nachdem sich jedoch Abbath und die restlichen Immortal Mitglieder (Demonaz Doom Occulta, Horgh, Apollyon) im vergangenen Jahr nicht auf einen zukünftigen musikalischen Werdegang einigen konnten, veröffentlichte Abbath das neue Musikgut unter dem Banner seines eigenen Namens und bespielt seitdem die Bühnen Europas ohne seine langjährigen Weggefährten, dafür aber mit der tatkräftigen Unterstützung von King ov Hell (Bass, God Seed, Ex-Gorgoroth), Ole André Farstad (Guitar) und Gabe Seeber (Drums). Dabei werden gewohnheitsgemäß nicht nur Titel des selbstbetitelten Debüts, sondern auch eine Menge altbekannter Hits von IMMORTAL sowie eine Nummer von Abbaths damaligem Zweitprojekt I zum Besten gegeben; und das selbstverständlich in der typischen Art und Weise, wie es nur Abbath versteht, seine Konzerte zu beschreiten: mit der ihm ganz eigenen Mischung aus professionellem Musiker und atmosphärischer wie ironischer Selbstdarstellung. So wird die euphorische Menge zu Beginn des Konzertes zunächst im verdunkelten Zelt mit einer stimmungsvollen Darbietung von Abbath's Fertigkeiten als Feuerspucker auf Betriebstemperatur gebracht, bevor eine ganze Batterie an Black-Metal-Hits auf das hungrige Publikum losgelassen wird. Zur Auflockerung der Nackenmuskulatur und der allgemeinen Stimmung gibt es zwischen den einzelnen Songs vom Mann der Stunde überdrehte Poserfiguren sowie die typischen, nuscheligen Ansagen, die normalerweise auch beim grimmigsten aller Black-Metal-Fans ein Schmunzeln auszulösen vermögen. In Kombination mit insgesamt fünf alten Tracks von IMMORTAL und einem sehr guten, aktiven Publikum verfliegt die Stunde Spielzeit leider wie im Fluge, hinterlässt jedoch eine Menge zufriedener Gesichter und bis aufs Äußerste beanspruchte Halswirbel. Selbst mein zwiegespaltener Kollege hebt nach dem Konzert den Daumen und erklärt "Wow, gerne mehr davon!". Tja, man lernt halt nie aus.
Setlist: To War!, Winterbane, In My Kingdom Cold (IMMORTAL), Nebular Ravens Winter (IMMORTAL), Warriors (I), Ashes of the Damned, Tyrants (IMMORTAL), One by One (IMMORTAL), Count the Dead, All Shall Fall (IMMORTAL)

[Nils Hansmeier]

 

Das Summer Breeze bringt traditionell jedes Jahr ein paar unbekannte Exoten auf die Bühne und dieses Mal gehört die japanische Melodic-Death-Metal-Band GYZE zu den glücklichen Auserwählten. In Deutschland sind sie recht unbekannt und Faktoren, wie ein Mitternachtsslot und ein Gig auf der kleinsten Bühne des Festivals wirken am Anfang auch ziemlich kontraproduktiv, aber erstaunlicherweise scheint es dennoch viele interessierte Besucher zu geben. Die japanische Genauigkeit und präzise Vorbereitung zeigt sich schon beim Soundcheck und auch später in ihrer Darbietung. Rein optisch könnten die Herren mit ihren teils gefärbten Haaren und den perfekt toupierten Frisuren der perfekte Mädchentraum für Visual Kei-Anhänger sein, doch musikalisch bewegen sie sich zwischen älteres CHILDREN OF BODOM und DRAGONFORCE. Aushängeschild des Trios ist Sänger und Gitarrist Ryoji, der trotz später Stunde und sinkenden Temperaturen mit nacktem Oberkörper ein Solo nach dem anderem zum Besten gibt. Immer wieder versucht er mit schwer verständlichem Englisch das Publikum zum Mitmachen zu animieren. Da die meisten die Songs jedoch nicht kennen, gelingt das nur mit mäßigem Erfolg. Irgendwann wird es dank Handbewegungen klar, was er möchte. Das eben genannte Problem hat später allerdings dann zur Folge, dass die gewünschte Wall of Death zu früh losging. Ich denke, dass diese Feuertaufe für die Band eine gute Übung ist, um mit dem Publikum auf der restlichen Europatournee warm zu werden.
Setlist: Intro, Black Bride, Fascinating Violence, Regain, In Grief, Final Revenge, Desire

[Hang Mai Le]

TESTAMENT habe ich in diesem Jahr bereits auf dem Bang Your Head Festival gesehen und war restlos begeistert. Seit mehr als drei Jahrzehnten beehren die Herren jetzt schon die Bühnen der Metal-Welt, und wie es scheint haben sie noch lange nicht genug. Gleich zu Beginn lassen sie es mit 'Over The Wall' mächtig krachen. Chuck Billy hat wieder einen halben Mikrostab, mit dem er Luftgitarre spielt, wenn er grad nicht singen muss, und die Saitenfraktion macht mächtig Alarm auf der Bühne und nutzt den gebotenen Platz weidlich aus, und die Kompositionen sind natürlich vom Allerfeinsten. Dabei zeigt sich wie schon auf dem Bang Your Head, dass Chuck Billy in brillanter Form ist und meiner Ansicht nach besser singt als je zuvor. Natürlich hilft da auch der schöne, klare Sound, der die Stücke gut zur Geltung bringt. Das Publikum scheint immer noch fit zu sein, da sich eine große Menge Menschen vor dem Rausschmeißer der Pain Stage versammelt hat und ich um mich herum zahlreiche laut mitgrölende TESTAMENT-Freunde habe. Die Setliste ist dabei die gleiche wie auf dem Band Your Head, sodass ich noch 'D.N.R. (Do Not Resuscitate)' abwarte, aber dann die Fahnen streiche. Nach über dreizehn Stunden Foto- und Textdienst muss ich mal langsam die Füße hochlegen, ich kann einfach nicht mehr stehen. Ich finde ja Festivaltage von 16 Stunden grundsätzlich zuviel, das halte ich nicht mehr durch. Schade, denn TESTAMENT ist keinesfalls schlechter als auf besagtem Festival im Juli.

[Frank Jaeger]

 

Es kommt einem so absurd vor, wenn eine Band, die man schon immer großartig fand, die auf Platte wie auch auf der Bühne stets abgeliefert und damit immer und immer wieder Vorfreude auf das nächste Mal geweckt hat, an einen Punkt gelangt, wo sie noch einmal einen draufsetzt. So geschehen ganz offensichtlich mit THE BLACK DAHLIA MURDER 2016: Bereits auf Tour Anfang des Jahres war die Chaostruppe herausragend, das heute hier als "zweiter Headliner" des Zeltes steht dem in keinster Weise nach. Die Amis liefern eine wie immer energiereiche Show mit viel Leidenschaft und noch mehr Spaß in den Backen, während sie nebenbei scheinbar spielerisch ihren technisch höchst anspruchsvollen, modernen Highspeed-Horror-Death-Metal vom Fleisch klöppeln, als könnte es morgen keine Chance mehr dazu geben. Dass die Party entsprechend am Start ist, muss an dieser Stelle wohl kaum mehr erwähnt werden. Frontbauch Trevor Strnad inszeniert sich wie immer als ästhetisches Highlight, was jedoch nur zu gut das unglaubliche Selbstbewusstsein dieser Band wiederspiegelt, das jede Facette eines solchen Konzerts so stark werden lässt. Da die Songauswahl zudem ebenfalls nahe an "perfekt" ist (danke für 'Deathmask Divine'!), kann das Fazit an dieser Stelle nur lauten: Fan-tas-tisch! Einer meiner Top drei-Gigs auf diesem Summer Breeze – ohne Wenn und auch ohne Aber!

[Oliver Paßgang]

Schlusslicht des Tages bildet die Doom-Metal-Band SWALLOW THE SUN. Die undankbarste Spielzeit auf einem Festival ist mittags oder spät in der Nacht und leider haben die Finnen hier den Kürzeren gezogen. Das Pech verfolgt sie leider weiter und auch bei der Technik gibt es Schwierigkeiten. Der Bass ist viel zu laut, sodass vor allem Sänger Mikko völlig in Grund und Boden gespielt wird. Das viel schlimmere Übel ereignet sich bei 'Cathedral Walls', als beim Refrain das Band ausfällt, obwohl es zunächst noch knappe zehn Sekunden läuft. Leider kann der Fehler nicht so schnell behoben werden und beim zweiten Einsatz kommt gar nichts mehr. Der totale Super Gau eigentlich. Weder Band, noch Fans scheinen darauf irgendwie zu reagieren und die doch eher düster ausgelegte Setlist sorgt bei den Anhänger der älteren Klänge nichtsdestotrotz für viel Freude. Entgegen der unglücklichen Umstände hat sich das lange wach bleiben immer noch lohnt.
Setliste: Intro, Womb Of The Winter, 10 Silver Bullets, Hate,Lead The Way!, Rooms and Shadows, Cathedral Walls, New Moon, Swallow (Horror Pt. 1)

[Hang Mai Le]

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Redakteur:
Oliver Paßgang

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