Sundown Festival 2007 - Abtsgmünd

10.08.2007 | 16:16

25.05.2007, Festivalzelt

Der nächste Morgen ist angerückt, und nach einer spaßigen Fahrt durch Abtsgemünd wurden erstmal einige Kater-Killer wie Rollmops und ähnliches gekauft. Natürlich aber auch ein schönes Bier aus der Kühltruhe, was am Morgen sehr gut tat.

Wieder am Gelände angekommen, wartete dann auch schon wieder Arbeit auf uns, als dann die schwäbischen Metalcoreler SAW die Bühne betraten.
Die Jungs spielten ihr Set kraftvoll runter und bewiesen dabei ein sehr gutes Zusammenspiel. In den ersten Reihen wurde hingebungsvoll gebangt und die Band tatkräftig angefeuert. Die Truppe hat dies sichtlich genossen und nahm das zum Anlass, noch mehr Gas zu geben. Und je mehr Gas sie gaben, desto mehr ging auch das Publikum ab. So macht sogar mir Metalcore Spaß.
[Sebastian Schneider]

Nach der Band SAW betreten KARMA.CONNECT mit ihrer charismatischen Frontfrau Carmen Rodriguez die Bühne. Die Vierköpfige Band aus dem Raum Ulm/Ravensburg versteht sich gekonnt darauf, ihre frische Mischung aus funkigem Crossover-Rock, ausdrucksstarker Stimme und professioneller Bühnenperformance ans Publikum zu bringen. Schon beim ersten Stück lässt sich die außergewöhnliche Qualität der Band feststellen: hier sind Profis am Werk.
Schlagzeuger Martin und Bassist Stefan sorgen dafür, dass es ordentlich groovt, Gitarrist Alex steuert die harten Riffs dazu bei, und Sängerin Carmen brilliert mit ihrem gewaltigen Gesangsspektrum: ihre tiefe, kraftvolle Stimme begeistert das Publikum rasch und zieht es magisch in den Bann.
Schon nach dem ersten Stück steht das Publikum im Halbkreis vor der Bühne. Die Band legt mit einem rockigen, tighten zweiten Song nach, ein cleanes Gitarrensolo untermalt die Atmosphäre. In der ersten Reihe wird vereinzelt das Haar geschüttelt und nach und nach füllt sich das Zelt mit neugierigen Zuhörern.
Beim sechsten und letzten Stück 'Sitting In The Bar' wird es dann nochmals rockig, mit deutlichen Rock-'n'-Roll-Anklängen. Trotz lautem Applaus und Forderungen des Publikums spielt die Band keine Zugabe. Schade eigentlich, es war ein gelungener Auftritt. Ihren Applaus haben sie sich die Vier jedenfalls verdient.
[Kathrin Renz]

Am erfrischendsten war an diesem Tag der Auftritt von STEREO.PILOT. Nette Bühnenhelfer hatten wegen der starken Staubbildung im Zelt und der wahnsinnigen Hitze Wasserwerfer angeschlossen, die auch zur Erfrischung des Publikums genutzt wurden. Da sich zu dieser frühen Stunde nur ca. 50 Fans im Zelt befanden, kam man auch ganz sicher in den Genuss einer eiskalten Dusche. Der "Alternative Metal" der sympathischen Stuttgarter klang technisch recht gut, ließ allerdings etwas Abwechslung vermissen. Trotz allem war die Band hochmotiviert und versuchte, auch das Publikum mitzureißen.
[Christiane Thews / Benjamin Jeschek]

Höhepunkt des Abends waren für mich die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS. Selten habe ich eine Band gesehen, die es mit so viel Witz und erstaunlichen Können schafft, eine Musikrichtung so durch den Kakao zu ziehen. Die Jungs tragen eben nicht umsonst den Namen "JBO des Grindcore".
Musikalisch legten die Jungs mit einigen Songs des neuen Albums los und bestachen das Publikum immer wieder mit humorvollen Zwischenansagen, welche gekonnt die nächsten Songs einleiteten. Und wenn der nächste Blastbeat einsetzte, schnitt der Drummer so abstrakte Grimassen, dass man schon eher Angst davor bekam, wie er sein Gesicht entstellen konnte. Man stelle sich dabei einen Kopf vor, bei dem der Unterkiefer und der Rest des Schädels jeweils abwechselnd immer in die entgegen gesetzte Richtung schwangen. Konfuse Sache.
Die gute Laune die die Chaoten verbreiteten stellte aber alles in den Schatten was ich an diesen Samstag gesehen hatte. Jeder Fan machte mit und einige Crowdsurfer schwammen gen Wellenbrecher, an welchen ein Security mit einem Wasserschlauch die von der vorherrschenden Hitze geschwitzten Metaller etwas abkühlte. Leider konnten die GRINDFUCKERS am Ende keine Zugabe mehr geben und mussten daher leider das Konzert sozusagen unabgeschlossen beenden. Geil war der Gig aber trotzdem!

Als nächstes waren die Metalcore-Freaks NME.MINE an der Reihe. Musikalisch ging's hier sehr melodisch zugange und die Stimme des Sängers wechselte zwischen Kreisch-Attacken und cleanen Gesangsparts. Auch das Zusammenspiel der Band war sehr gut und klang jederzeit harmonisch. Dem Publikum schien der Auftritt gefallen zu haben, auch wenn ich das Stageacting etwas sehr mager fand.
[Sebastian Schneider]

Die mir bis dato unbekannte US-Horrorpunkband DEEP EYNDE um den stark geschminkten Frontmann Fate Fatal versuchte das Publikum mit solidem Rock 'n' Roll mitzureißen. Den Sound könnte man noch am ehesten mit den Genregrößen MISFITS vergleichen, jedoch hat die Band durchaus ihren eigenen Stil.
Diese Undergroundband aus Kalifornien konnte durch interessante Bühnenoutfits und abwechslungsreichen Sound auf sich aufmerksam machen.
[Christiane Thews + Benjamin Jeschek]

Da Leider der TRANSILVANIAN BEAT CLUB im Stau stand und daher nicht zum Sundown kommen konnte, wurden die Metalcoreler UNDERTOW spontan noch vorne gezogen und beglückten somit etwas früher ihre Fans. Der Trupp in Minimalbesetzung versprühte von Anfang an gute Laune und steuerte mit dem taktvollen Sound direkt die Nacken der Zuhörer und Zuschauer an und animierte zum Kopfschütteln. Die doomig, thrashige Mischung schien also sehr gut anzukommen, was besonders durch die Zahlreich erschienenden Fans deutlich wurde. Offensichtlich haben sich die Jungs schon einen Namen gemacht.
Sänger Joschi machte der Gig sichtlich Spaß und schenkte daher dem Publikum durchgehend ein Lächeln. So muss das sein.
Leider boten UNDERTOW nicht gerade viel Stageacting, was aber mit der Tatsache entschuldigt werden kann, dass die Band als Trio eine Menge zu tun hat. Vor allem der Frontmann muss neben seiner Kehle auch noch die Finger anstrengen.
Hinzu kommt noch, dass ich das Schlagzeug als etwas künstlich klingend empfand. Zu viel Trigger? ich weiß es nicht.
Aber Alles in Allem, ein spaßiger Gig.
[Sebastian Schneider]

Das Zelt beginnt sich langsam zu füllen. Grund dafür sind die Vier Dänen der Band VOLBEAT, welche sich mit ihrer exotisch-extravaganten anmutender Mischung aus Heavy Metal und Rock 'n' Roll a la Elvis Presley als wahrer Publikumsmagnet herausstellen. Ist das Zelt voll, können VOLBEAT loslegen. Schon nach Kürze ist die Meute nicht mehr zu bremsen. Arme werden in die Luft geschmissen, es wird gebangt und gepogt. Die Stimmung gleicht schon nach wenigen Minuten einem Maximum an Partylaune. Nach dem dritten Song wird die Band durch Sänger Michael kurz vorgestellt, bevor es dann mit kraftvoll-melodiösen Hits im Stil Johnny Cashs, des Idols der Band, weitergehen kann. Die Countryklänge bringen das Publikum ordentlich in Laune, ein fetter Groove wechselt in schnell VOLBEAT auch den gebührenden Applaus! Beim nächsten Song werden sogar T-Shirts (und goldene Handtäschchen...) vom begeisterten Fans in die Höhe gehalten, worauf hin die Band mit einem Stück nachlegt, das an Energie kaum noch zu überbieten scheint. Der Sänger steht souverän auf der Bühne, und weil ihm das nicht genug ist, sucht er auch gerne mal den direkten Kontakt zu seiner Hörerschaft, klettert von der Stage hinunter ins Publikum. Doch auch Fans auf der Bühne gehören bei VOLBEAT zum Programm. Auf alle Fälle: die Chemie stimmt! Definitiv einer der gelungensten und bestbesuchtesten Acts der beiden Tage.
[Kathrin Renz]

Die fünf Jungs von HEAVEN SHALL BURN aus Thüringen bewiesen von Anfang an eine hervorragende Live-Band zu sein. Zu Beginn ihres Auftritts strömten die Massen ins Zelt, bis dieses gerammelt voll war. Die gute Laune, die von der Bühne ausging, beflügelte das Publikum, etliche Crowdsurfer versuchten ihr Glück, um kurz vor der Bühne vom freundlichen Securitypersonal gebührend empfangen und auf den Boden abgesetzt zu werden. Auch diese Jungs provozierten einen Circle Pit, der sich zu ungeahnten Ausmaßen ausdehnte. Mindestens 100 wild gewordene Metaller machten aus dem Festzelt einen Hexenkessel. Für Fans war dieser Auftritt einer der Höhepunkte des Samstagabends.

Als vorletzte Band des Festivals standen die Finnen von ENSIFERUM auf dem Programm. Dieser Auftritt lockte trotz später Stunde sehr viele Menschen ins Festzelt. Mit 'Blood Is The Price Of Glory' stiegen die Jungs gleich mit einem Song ihres neuen Albums ein. Die Stimmung der Fans war während des gesamten Auftritts ausgezeichnet, viele Crowdsurfer versuchten sich ihren Weg zur Bühne zu bahnen, ein Meer aus bangenden Köpfen erfüllte die Halle mit Staub. Während des Songs 'Ahti', der ebenfalls vom neuen Album stammt, versuchte Petri, das Publikum durch einen kleinen Finnischexkurs ins Bühnengeschehen einzubinden.
Der Sound war sehr gut, die Show gewohnt perfekt, jedoch fehlten einige "Klassiker" wie 'Battle Song'. Stattdessen wurde nahezu das gesamte neue Album durchexerziert. Der guten Stimmung tat dies keinen Abbruch, und wie gewohnt hinterließen ENSIFERUM ein gutgelauntes und trinkfreudiges Publikum, dem dieser Auftritt sicher in guter Erinnerung bleiben wird.

Hinter diesem düster klingenden Namen SHADOW REICHENSTEIN verbirgt sich eine Horrorpunkband aus Texas. Als undankbarer letzter Auftritt des Festivals war das Festzelt nur noch wenig gefüllt. Trotz allem versuchte die Band, mit viel Energie noch einmal die letzten Kräfte des Publikums zu mobilisieren. Allerdings gelang das nicht wirklich, die monotone Stimme des Sängers so wie nicht besonders kreative Riffs konnten zumindest mich nicht sonderlich mitreißen.
Jedoch lohnte sich dieser Auftritt schon allein wegen der düster-krassen Optik der Band. Bespickt mit Weltkriegsrelikten wie Pickelhauben und riesigen eisernen Kreuzen waren die Jungs aus Dallas zumindest die Hingucker des Abends.
[Christiane Thews + Benjamin Jeschek]

Zusammengefasst kann ich besten Gewissens behaupten, dass das Sundown Festival 2007 absolut gelungen war. Selten erlebt man so ein schön kleines, familiäres Festival, wo organisatorisch alles super hingehauen hat und alles super stressfrei von Statten ging.
Blöderweise war der Zeltboden etwas sehr staubig, was aber durch die regelmäßigen Bewässerungsaktionen nicht weiter störte. Danach hatte man nur wunderbar weiße Stiefel.
Preislich kann ich das Festival absolut weiterempfehlen, denn für kleines Geld wird hier eine klasse musikalische Abwechslung und eine gemütliche Location mit direktem Anschluss zum Ort Abtsgemünd geboten.
Ich kann nur sagen: Weiter so!
[Sebastian Schneider]

Redakteur:
Sebastian Schneider

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