THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA - Bochum

17.03.2020 | 16:31

07.03.2020, Matrix

Der orchestrale Nachtflug startet wieder. Und bevor das Corona-Virus den Konzertalltag abrupt stoppt, beehrt uns THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA – genauso wie im Winter 2018 – wieder im beschaulichen Bochum.

Und sind wir ehrlich: "Aeromantic", das nunmehr fünfte Ohrwurmfeuerwerk der Mannschaft um Captain Strid, ist einmal mehr ein rundum geglücktes Album geworden. Wir fackeln also nicht lange und machen uns an diesem Samstagabend auf den Weg nach Bochum, um uns nur von der feierwütigen Masse in der Matrix anstecken zu lassen.

Es ist ein schönes Gefühl, wieder einen Konzertabend in der Bochumer Matrix erleben zu dürfen. Für mich ist THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA ein Garant für grandiose Stimmung, Spielfreude und Spaß an den guten, alten Klängen des AOR. Da trifft es sich natürlich umso besser, wenn eine Melodic-Rock-Band wie ONE DESIRE auf der gesamten Tour den Supportslot innehat. Ich habe schon früh im Verdacht, dass der heutige Abend ein toller sein wird.

ONE DESIRE enttäuscht hierbei keinesfalls. Die Jungspunde um Frontmann André Linman haben vor rund drei Jahren mit dem selbstbetitelten Debüt ein tolles Werk vorgelegt, entsprechend agil und dynamisch zünden Hits wie das brandneue 'Down And Dirty' und 'Hurt' ab der ersten Sekunde. Der Matrix gefällt es und so füllt sich die Halle von Minute zu Minute mehr.

Auch heute besticht die Bochumer Location durch einen guten Sound und in Anbetracht der Tatsache, dass es beim Hauptact des heutigen Abends definitiv noch voller werden wird, mogelt man sich bei bekannten Stücken wie 'This Is Where The Heartbreak Begins' still und heimlich in die vordersten Reihen. Von dort aus kündigt Linman mit 'After You're Gone' gar ein neues Stück an, das den anderen jedoch in nichts nachsteht. Man darf sich also schon auf das bald erscheinende Zweitwerk freuen.

Für einen runden Abschluss sorgt letztendlich 'Buried Alive' und nicht wenige Zuschauer verlassen den Raum Richtung Merchandise-Stand, um sich mit Shirts und dem Debüt einzudecken. Die Finnen haben heute sicherlich den einen oder anderen Neufan dazugewonnen, den Namen ONE DESIRE wird man künftig noch öfter hören.

Nach einer angenehm kurzen Umbaupause hüllt sich die Matrix im dichten Nebel. Anna-Mia Bonde und Anna Brygard, die beiden Backgroundsängerinnen der Allstar-Truppe, lotsen den Nachtflug auf die Landebahn, es knistert, die Vorfreude ist bei jedem Anwesenden immens hoch. Und als dann die Band, angeführt von Björn Strid und Sharlee D' Angelo, endlich die Bühne entert und den Flugmodus einschaltet, kennt die Begeisterung kein Halten mehr. Großer Jubel bricht aus und bereits zu 'Servants Of The Air' gibt es enorm viel Dynamik und Bewegung im Publikum. Heute wird getanzt, Baby.

Björn, heute im weiß-grauen Sakko, klatscht und groovt während und nach 'Gemini', als gäbe es kein Morgen mehr. In jeder einzelnen Sekunde merkt man THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA diese unbändige Leidenschaft für die Ohrwurm-AOR-Klänge der 1970er Jahre an. Mit 'Divinyls', dem inoffiziellen Motto 'Living For The Nighttime' und dem übermenschlich genialen 'This Boys Last Summer' transportiert der Flugexpress diese in die Gegenwart und schmettert einen Gassenhauer nach dem anderen in die Menge.

Diese wird, wie sollte es anders sein, überwiegend mit brandaktuellem Material verwöhnt, doch mit 'Something Mysterious' und dem hingebungsvollen 'Paralyzed' dürfen natürlich auch alteingesessene Klassiker der vorherigen Alben nicht fehlen. So wechseln sich neues ('If Tonight Is Our Only Chance', 'Golden Swansdown') und nicht ganz so neues, aber dafür noch immer schlicht und ergreifend geiles Material ('Can’t Be That Bad') kunterbunt ab und die komplette Matrix kennt kein Halten.

Gestandene Metaller tanzen, jubeln und klatschen rhythmisch mit den Stewardessen und Strid, David Andersson grinst mit selbigen um die Wette und die restliche Band sorgt für einen ungeheuer genialen Groove. Weiter im Text geht es mit dem fast aktuellen 'Satellite' und 'Taurus', ehe 'The Last Of The Independent Romantics' so langsam den offiziellen Teil beendet. Ab und an gibt uns die Truppe ein wenig Zeit zum Verschnaufen, denn im Zugabenteil mobilisieren Strid und Co noch einmal alle Kräfte und zaubern mit 'Stiletto', 'Midnight Flyer' und 'West Ruth Ave' die obligatorischen THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA-Kracher aus dem Hut.

Ein letztes Mal wird noch einmal zum Takt geklatscht, applaudiert und jener Band gehuldigt, die es wie keine zweite versteht, die Matrix zum Tanzen und Kochen zu bringen. Und so verabschieden sich die Damen und Herren brav vom Publikum, nehmen noch einmal ein imaginäres Bad in der jubelnden Menge und lassen die Anwesenden mit einem wahren Ohrwurm-Overkill zurück.

Setliste: Servants Of The Air; Gemini; Divinyls; Living For The Nighttime; This Boy’s Last Summer; If Tonight Is Our Only Chance; Something Mysterious; Paralyzed; Can’t Be That Bad; Golden Swansdown; Transmisions; Taurus; Satellite; The Last Of The Independent Romantics; Stiletto; Midnight Flyer; West Ruth Ave

Nach dem Auftritt sind wir uns sicher, dass auch die neuen "Aeromantic"-Songs bestens ins Live-Repertoire passen. Der Auftritt auf dem Rock Hard Festival in diesem Jahr kann jedenfalls kommen und ich freue mich sehr, dass dann auch noch nicht vom Sound und der Hingabe der Band Infizierte inf den Genuss dieser wunderbaren Klänge kommen. THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA ist in den letzten Jahren weitaus mehr geworden als nur ein Geheimtipp, denn wenn selbst grummelige Death-Metaller, in sich gekehrte Black-Metaller und die härtesten Thrash-Metaller anfangen zu singen, tanzen, klatschen und grinsen, dann wird auch in den kommenden Jahren nur eine Band dahinter stecken!

Redakteur:
Marcel Rapp

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