Theatre Of Tragedy - Frankfurt

12.04.2006 | 01:00

03.04.2006, Batschkapp

Während am Vortag eine kleine Schar von Altrockern die Frankfurter Batschkapp in Beschlag genommen hat, sind heute die Gothic-Fans am Zug. Wobei, so ganz stimmt das nicht, denn das Publikum ist schon gut gemischt. Von CALIBAN-Anbetern bis hin zu CANDLEMASS-Fans ist alles vertreten, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass leider die Anzahl der Fans heute nicht so groß wie es sich die Bands vielleicht gewünscht haben. Trotz frühlingshafter Temperaturen ziehen die meisten den Innenraum der Batschkapp vor. Und so lange müssen sie nicht ausharren, denn die erste Band - CATASTROPHE BALLET - besteigt schon gegen 20.50 Uhr die Bühne.

CATASTROPHE BALLET

Nach einem düsteren Intro legt das Quartett los. Zwar ist der Sound sehr basslastig, aber der Düsterrock der Truppe kommt für meinen Geschmack sehr gut rüber. Allen voran Sänger Eric Burton überzeugt durch seinen charismatischen Gesang und ist der einzige Aktivposten. Während seine Mitstreiter ein ordentliches Soundfundament legen, post Eric wie ein Großer. Der Sound erinnert mich an HIM mit einem Electrotouch, wohingegen sich die Rhythmusgruppe an WARRIOR SOUL auf ihren ersten beiden Alben orientiert. Mitten im Set ist dem Gitarristen auf einmal bei 'Love Is A Dream’ die Seite gerissen, was aber eh nicht allzu sehr auffällt, da, wie schon eingangs erwähnt, der Bass eine sehr dominante Stellung im Bandgefüge einnimmt. Als der liebe Mann danach im zweiten Drittel des Songs wieder mit einsteigt, hör ich ehrlich gesagt den Unterschied kaum heraus. Apropos Bassist: Der erinnert von seiner Stageperformance sehr stark an Mas (SAMAEL), da er auch leichtfüßig auf der Bühne hin- und hertänzelt.
Schlecht ist die Truppe keinesfalls, aber leider ist seitens des Publikums nicht mehr als Höflichkeitsapplaus drin.

Während der Umbaupause treffe ich vor der Halle zwei Mädels, die auf Gartenstühlen Platz genommen haben und zusammen eine Kippe rauchen. Zumindest schaut es so aus, denn als ich den Beiden von meinem Wasser bzw. dem Knäckebrot was anbieten möchte, bieten die mir einen Zug von ihrem Joint an. Tja, da prallen zwei Welten aufeinander: Da der gesunde Zwischensnack, dort die Spezialzigarette für zwischendurch. Ich muss euch ja nicht großartig erklären, dass diese Aktion zu einem großen Gelächter auf beiden Seiten führte...

GOTHMINISTER

Keine zwanzig Minuten später kommen dann die heimlichen Headliner des Abends auf die Bühne. Nach einem elektronisch angehauchten Intro geht das Quintett in die Vollen. Warum auf der Bühne zwei Gitarristen stehen, dafür aber kein Bassist, ist nicht nur mir ein Rätsel. Egal, bei dem stark an RAMMSTEIN mit einem Gothictouch angelehnten Sound tut das nichts zur Sache. Der Sänger wirkt mitsamt Schminke und Zylinder wie eine billige Kopie von KING DIAMOND. Aber auch seine Bandmitstreiter sind wie Pandabären geschminkt, worunter sie im Laufe des Sets böse zu leiden haben. Was die Bühnendeko angeht, so sticht vor allem das überdimensionale weiße Kreuz hervor, auf dem jeweils ein Teufels- und Skelettkopf aufgehängt sind. Auf der anderen Seite ist ein großes Podium, auf das der Sänger immer wieder raufsteigt, um seine gesangstechnischen Weisheiten der kleinen Menge vorzusingen. Inflationär streckt er die Teufelshörnchen der Menge entgegen, so dass es spätestens nach dem dritten Mal seine Wirkung verfehlt. Während dem gesamten Set geht mir nur eines durch den Kopf: Nehmen die das für bare Münze? Während sich die meisten über die Show und das Gehabe auf der Bühne scheckig lachen, gehen der andere wiederrum mit ernster und stoischer Miene gut ab. Die beste Stimmung herrscht während der pathetischen Nummer 'Monsters' vom aktuellen "Empire Of Dark Salvation"-Album, das auch als Single ausgekoppelt wurde. Nichtsdestotrotz muss man der Truppe zugestehen, dass sie die Gewinner des Abends sind. Die nicht beachteten "Zugabe""-Rufe münden in ein Pfeifkonzert, woraufhin sich die meisten Besucher aus der Kapp verabschieden.

THEATRE OF TRAGEDY haben danach keinen besonders guten Stand beim Publikum, denn schlagartig verlassen einige Fans die Kapp, was den Schluss zulässt, dass ein Teil der Fans ausschließlich nur wegen GOTHMINISTER gekommen sind. Bezeichnend hierfür ist eine Szenerie am Eingang, wo ein Mädel ihren zwei männlichen Begleitern folgendes um die Ohren haut: "Wenn die (THEATRE OF TRAGEDY - d. Verf.) nicht so gut sind, dann geh ich mit euch nie wieder auf ein Konzert!"

THEATRE OF TRAGEDY

Keine zwanzig Minuten kommt dann endlich der Headliner auf der Bühne, während im Hintergrund das Intro zum Albumopener und Titeltrack 'Storm' zu vernehmen ist. Gleich zu Beginn fällt auf, dass der Soundmann seinen Beruf verfehlt hat. Wie sonst lässt es sich erklären, dass von den Gitarren nichts zu hören ist, dafür aber die Drums zu laut abgemischt sind? Angesichts der Tatsache, dass auch noch zwei Gitarristen auf der Bühne "Trockenübungen" hinlegen, ist dieser Umstand noch peinlicher. TOT gehen live um einiges rauer zu Werke als auf CD, was vor allem den aktuellen Stücken sehr gut zu Gesicht steht. Nell, die eine schwarze Jeans und ein Korsett anhat, ist bestens bei Stimme und kann ihrer Vorgängerin Liv mehr als nur das Wasser reichen. Auf der anderen Seite ist Raymond, der mit einem weißen Hemd und einer Mehrzweckhose auf der Bühne steht und gerade bei den älteren Stücken sich die Seele aus dem Leib grunzt. Lorentz dominiert mit seinen Keyboards die meisten Stücke, und ist, im Gegensatz zu den Gitarristen, laut und deutlich zu hören.

Besonders putzig ist Nell, die nach den meisten Songs ein "vielen Danke!" nachschiebt. Ansonsten wedelt sie wie eine Lightversion von Sharon den Adel (WITHIN TEMPTATION) esoterisch mit ihren Armen, als ob sie Trockenschwimmübungen auf der Bühne absolviert. Trotzdem muss man TOT zugute halten, dass sich nicht, wie bei OBITUARY auf der "Frozen In Time"-Tour geschehen, sporadisch ein paar Klassiker in der Setlist verirrt haben, sondern jene Schwerpunktmäßig zum Zug gekommen sind. Die vier Songs von 'Storm' fallen dabei nicht allzu sehr ins Gewicht, was vor allem auch daran liegt, dass es sich um die stärkeren Stücke des Albums handelt.

Angesichts der wenigen Besucher ist es der Band besonders hoch anzurechnen, dass sie immerhin für zwei Zugaben zurück auf die Bühne kommen. Nach 80 Minuten ist der Spaß dann vorbei und sichtlich zufriedene Gesichter verlassen nach und nach die Halle. Was Fannähe angeht, so können sich viele Bands von TOT ebenfalls mehr als eine Scheibe abschneiden, denn kaum ist das Konzert fertig, findet sich ein Großteil der Bandmitglieder am Merchstand ein um mit den Fans zu fachsimpeln.

Ich persönlich würde es dem Sextett gönnen, wenn bei den weiteren Dates der Publikumszuspruch größer wird. Und die Soundprobleme sind auch ein Fall für sich, aber es gibt ja noch einige Konzerte wo der Soundmann hoffentlich zugunsten der Gitarrenfraktion auspegeln wird.

Setlist:
Storm
Lorelei
Bring Forth Ye Shadow
Venus
Silence
Cassandra
And When He Falleth
Fragment
Fade
Crash/Concrete
Episode
Begin And End
A Rose For The Dead
Ashes And Dreams
Machine
---
Image
A Hamlet For A Slothful Vassal

Redakteur:
Tolga Karabagli

Login

Neu registrieren