Up From The Ground VII - Gemünden

01.09.2003 | 10:38

15.08.2003, Mainwiesen

Samstag, 16.08.2003

Schlafen im Auto war keine gute Idee - schmerzende Knochen und verdrehte Gliedmaßen am Samstag Morgen zeigen gleich: Das wird ein toller Tag! Vielleicht wäre ein kuscheliges Plätzchen in einem Zelt auf dem nahe des Festivalgeländes befindlichen Campingplatz (hübsch von Bäumen abgeschirmt und von nächtlichen Partys heimgesucht) doch besser gewesen... . Egal. Erstmal die Schmerzen mit einem Bier bekämpfen gehen, dann ab zum nahegelegenen Gasthaus, um Frühstück bzw. Mittagessen einzunehmen. Zurück ca. zwei Stunden später - auf der Bühne schicken sich gerade PSYCHOTRON bei strahlendem Sonnenschein an, die "Menge" mit ihrer nicht zu verachtenden Mischung aus Power und Thrash Metal zu beschallen - wird zunächst die Metalbörse im äußersten Eck des Geländes neu- und schnäppchengierig beäugt. Resultat: Mit 10 € für einen normalen Longplayer, 15 € für eine DVD und zw. 15 und 20 € für Shirts ein echtes Vergnügen für Kleinpreisjäger. Und dazu noch sehr gut sortiert. Beim Verlassen des Händlerzelts stehen PSYCHOTRON noch immer auf den Brettern und bemühen sich redlich, mit Songs wie 'Open The Gate' und 'Eternal Stream' Stimmung zu verbreiten, besonders der Sänger zieht allen lahmen Reaktionen zum Trotz ein energiegeladenes Stageacting ab, das sich gewaschen hat. Leider ohne großen Erfolg - der Großteil der Besucher sitzt lieber, der Hitze entfliehend, im Schatten und trinkt Bier. A propos Bier: Dem allgemeinen Konsens folgend, dass die goldgelbe Brause auf dem Festivalgelände zu fad schmeckt, folgt im Anschluss ein Abstecher zur Tankstelle, dessen Besitzer uns freundlicherweise unterm Ladentisch einen Achterpack "schwarz" ohne Pfandzugabe verkauft. Nette Geste, die Freude ist groß.

Erneutes Auflaufen auf den Mainwiesen zu Beginn der samstäglichen Headlinershow: Gastgeber FINAL BREATH liefern eine explosive Show, deren Funke schnell aufs Publikum überspringt. Die Hitze des Tages ist verflogen - dafür wird's im Moshpit umso heißer. Die Leute gehen zum treibenden Death Metal der Festivalausrichter ab wie die Bekloppten. Songs der aktuellen Scheibe "Mind Explosion" und ältere Kaliber der "Flash-Burnt Crucifixes" machen aber auch wirklich Spaß - und sogar brandneues Material findet seinen Weg ans Publikumsohr. Definitiv eines der Highlights des Tages, breites Freudestrahlen sowohl auf als auch vor der Bühne sprechen Bände.

PUNGENT STENCH haben ziemlich einen an der Waffel. Aber das ist auch gut so - denn selbige Tatsache garantiert hohen Spaßfaktor bei Live-Gigs. Und so auch bei diesem. Anfänglich in langen Priestergewändern (wie aus dem Artwork des aktuellen Albums "Masters Of Moral - Servants Of Steel" bekannt) aufmarschiert, schmeißt das Trio nach den ersten zwei Stücke die Roben mit den (im Original Wiener Schmäh) Worten "es wird Zeit, dass die Mädels ein paar Ärsche zu sehen bekommen" hinfort und rockt in Unterwäsche bzw. SM-Outfit mit Lederriemen und Nietentanga weiter. Neues wie auch altbewährtes Material der mittlerweile mehr als 15 Jahre im Metal-Business herumtobenden Österreicher (lässt man Split und Reunion mal außen vor) knüppelt über die Zuhörer hinweg, PUNGENT STENCH sind bei bester Spiellaune und feuern ein rasantes Todes-Geschoss nach dem anderen ab. Kleine Arschwackel-Einlagen, sexy Posen mit der Gitarre oder angedeutetes - es sei mir der ordinäre Ausdruck verziehen - Arschficken inklusive. Keine Frage, mit diesem Gig haben Martin Schirenc und Co auf ein Neues bewiesen, dass sie noch lange nicht zum Alteisen gehören. Ein würdiger Headlinerposten, der durch viel Applaus der anwesenden Meute seine Bestätigung findet.

Die letzten im Bunde, DIE APOKALYPTISCHEN REITER, werden mit großem Jubel empfangen. Eindeutig der Act des Festivals. 'Vier Reiter stehen bereit' eröffnet die Show, Fuchs erweist sich als der Marathonläufer unter den Sängern und wetzt derartig auf der Bühne herum, dass ihm eigentlich die Lunge platzen müsste. Tut sie aber nicht - und voluminös schmettert, grunzt und trällert er Songs wie 'Licked By The Tongues Of Pride', 'Terra Nola', 'Warum' oder die unvermeidbare 'Reitermania' aus voller Kehle. Beeindruckend. Diese Energie ist ansteckend, und so hüpft nach kürzester Zeit die gesamte Mainwiese im galoppierenden Takt der REITER-Werke mit, wen scheren da noch Müdigkeit oder kaputte Füße. Das Finale des siebten Up From The Ground wird mit einer grandiosen Party aus Death-, Thrash-, Pop-, Gothic- und Folklore-Cocktails gefeiert, auf REITER-Art eben, der große Knall zum Schluss.
Und wer nach dieser schweißtreibenden Manie immer noch nicht genug hat, der feiert weiter bis zum Zapfenstreich in den frühen Morgenstunden (und findet sich mit den ersten Sonnenstrahlen erneut von verdrehten Gelenken geplagt auf seinem Autositz wieder...).


Fazit: Ein gemütliches Event, das mit seinen ca. 800 bis 1000 Besuchern zwar noch zu den "Kleinen" der Festivalfamilie zählt, seine Stellung in den kommenden Jahren aber mit Sicherheit gehörig ausbauen wird. Zumal FINAL BREATH sich als umsichtige Ausrichter erweisen, die genau die richtige Mischung aus Underground und Elite auf die Bühne bringen.
Up From The Ground Nummero 8, ich bin schon jetzt gespannt auf dich.

Redakteur:
Kathy Schütte

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