VICTORY und IVANHOE - Burgrieden

20.07.2014 | 14:17

28.06.2014, Riffelhof

Auf ein Neues - der niedersächsische Hard Rock-Express VICTORY zeigt im Burgrieden, wo der Hammer hängt!

Wer aus dem Großraum Ulm/Neu-Ulm kommt, der ist sich leidgeprüft bewusst, dass er sich auf lange, nervenaufreibende und staugeschwängerte Fahrten entlang der A8 einstellen muss, will man sich hartmetalischer Live-Klänge erfreuen. Die beiden Schwabenmetropolen sind und waren in dieser Hinsicht schon immer absolutes Ödland. Doch seit kurzer Zeit gibt es einen Silberstreif am Horizont – den Riffelhof, im kleinen und beschaulichen oberschwäbischen Burgrieden! Dorthin verirrten sich seit einigen Monaten in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder international bekannte Hardrock-Topacts wie z.B. KROKUS, PRETTY MAIDS (schon zweimal), und ähnliche, sowie in den folgenden Monaten GRAVE DIGGER und RAGE.

Da ich bisher nur Gutes von der Lokalität gehört habe und parallel mit VICTORY einer meiner absoluten Lieblingsacts aus den Neunzigern angekündigt war, musste ich nicht lange überlegen. Zur Sicherheit noch schnell ein Ticket rechtzeitig über einen Kollegen reservieren lassen, da bisher alle Veranstaltungen in dem kleinen, aber sehr feinen, Venue ausverkauft waren und schon konnte es (leider etwas verspätet) Richtung Burgrieden losgehen.

Vor Ort musse ich feststellen, dass ich mich doch eher vom Achtelfinal-Spiel der Brasilianer hätte loseisen sollen, denn dann hätte ich vielleicht ein paar Songs mehr vom Support IVANHOE mitbekommen. So bleibt mir nur die kurze und schmerzlose Erkenntnis, dass die Jungs spielerisch echt was auf der Pfanne haben, stilistisch nicht unbedingt zum Headliner passen und der Biergarten (inklusive des Thekenpersonals) des Riffelhofs, trotz dürftigem Wetter, ein echtes Schmuckstück ist.

Tja, und wäre das Wetter nicht so schlecht gewesen, das Bier umsonst und hätte VICTORY nicht gespielt, würde ich dort wohl noch immer sitzen. So bin ich aber rechtzeitig zum Showstart des niedersächsischen Hard Rock-Urgesteins vor der Bühne. Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine großen Erwartungen an das Kommende. Im Lauf der Jahre habe ich wegen der vielen Besetzungswechsel und temporären Auflösungen die Band etwas vom Radar verloren und bin demzufolge auf alle Eventualitäten vorbereitet.

Pünktlich um halb zehn geht es dann auch mit dem obligatorischen Opener 'Take The Pace' los. Wie mir, so feht es wohl auch einigen Anwesenden, die anfänglich doch etwas unterkühlt und abwartend auf Herman Frank und seine Mannen reagieren. Das mag vielleicht auch an dem zu Beginn etwas distanziert wirkenden Sänger Jioti liegen. Allerdings wird jedem sehr schnell klar, dass man es auf der Bühne mit keinen Grünschnäbeln zu tun hat, die sich vom Publikum einschüchtern oder verunsichern lassen. Schon nach wenigen Klassikern iat schließlich das Eis gebrochen und die Band, allen voran ein fortan sehr souverän agierender Frontmann, haben das Ruder und die begeisterten Zuschauer fest in der Hand. Was folgt ist ein Feuerwerk an alten Hits, hauptsächlich aus der Zeit von "Culture Killed The Native", "Temples Of Gold" bis "You Bought It - You Name It", angereichert mit weiteren Perlen der Bandgeschichte. Neben Stimmwunder Jioti Parcharidis setzt sich ein glänzend aufgelegter Herman Frank immer wieder passend mit stimmungsvollen Soli in Szene, ohne sich dabei von kleineren technischen Problemen die Laune verderben zu lassen. Nicht vergessen sollte man dabei die Hintermannschaft des ACCEPT-Klampfers, die spielfreudig und grundsolide eine 1A-Show abliefert. Allen voran Drummer Michael Wolpers, der durch sein unaufgeregtes, straightes und groovendes Drumming ein astreines Fundament für den Rest der Truppe legt. Es kommt heutzutage wirklich nicht mehr oft vor, dass man einen technisch so versierten Schlagzeuger sieht, der einfach nur songdienlich spielt und dabei nicht versucht, durch vertrackte Fills und Beats sich aufdringlich in Szene zu setzen. Das Motto "weniger ist oft mehr" geht im Falle von Herrn Wolpers super auf. Mein Respekt! Ich bin im Verlauf des Konzerts so von der
Gesamtsituation fasziniert und gefesselt, dass ich fast verpasse, dass nach äußerst kurzweiligen 90 Minuten Schicht im Schacht ist. Ohne Erwartungen gekommen und mit einer erstklassigen VICTORY-Vollbedienung in die regnerische Nacht entlassen! Was will man mehr, außer mehr davon?

Was ich persönlich etwas schade finde, ist die Tatsache, dass nur gut 150 Leute den Weg nach Burgrieden gefunden haben. Dieser magische Abend hätte ohne Zweifel eine volle Hütte verdient, aber König Fußball macht nun mal vor nix und niemandem halt. An VICTORY und dem Riffelhof kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Beide verdienen das hardrockende Prädikat "besonders wertvoll"!

Redakteur:
Oliver Kast

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