VOLBEAT - Stuttgart

15.12.2016 | 07:06

07.11.2016, Hanns-Martin-Schleyer-Halle

Die Dänen haben schon seit Jahren einen Lauf und befinden sich auf dem Sprung in den Rockolymp.

Dass VOLBEAT mittlerweile auch die breite Masse ansprechen, zeigt sich am heutigen Abend in der mit 12.000 Besuchern ausverkauften Hanns-Martin-Schleyer-Halle zu Stuttgart. Das Publikum ist bunt gemischt. Es steht der Altrocker neben dem Hipster, der Kuttenträger neben dem blondierten Modepüppchen am Absperrgitter, um der derzeit heißesten europäischen Band die Ehre zu erweisen.

Den Abend eröffnet CROBOT zu deren Darbietung ich leider nichts sagen kann, da ich das Quartett aus Pennsylvania dank zahlreicher Staus bei der Anreise nicht mehr zu Gesicht bekommen habe.

Immerhin gelingt es mir rechtzeitig zu AIRBOURNE in der Halle aufzuschlagen. Die Australier sind mittlerweile auch schon seit 15 Jahren im Geschäft und nutzen die Gunst der Stunde, einer breiten Masse ihr neues Album "Breakin' Outta Hell" vorzustellen, von dem es mit 'Rivalry', 'It's All For Rock 'n' Roll und dem Titeltrack immerhin drei Nummern den Weg ins Programm des Abends gefunden haben.

Über die Livequalitäten der Combo braucht man an und für sich nicht mehr viele Worte zu verlieren. Ohne großen Schnickschnack präsentieren Sänger und

Gitarrist Joel O'Keeffe und seine Mitstreiter ihren ehrlichen Rock 'n' Roll, so dass man schon nach wenigen Minuten förmlich den Schweiß in der Luft schmecken kann. Auch wenn sicherlich die meisten der Anwesenden am heutigen Abend wegen VOLBEAT die Reise nach Stuttgart auf sich genommen haben, werden die Australier amtlich abgefeiert und gerade bekanntere Stücke wie 'Too Much, Too Young, Too Fast' oder 'Runnin' Wild' finden den besten Anklang. Ein ordentlicher Einstieg, der die die Lust auf mehr weckt.

Setlist: Ready To Rock, Too Much... Too Young… Too Fast, Rivalry, Girls In Black, It's All For Rock 'n' Roll, Breakin' Outta Hell, Diamond In The Rough, Live It Up, Runnin' Wild

Nach der obligatorischen Umbaupause fällt der Vorhang zum Höhepunkt des Abends, Während aus den Boxen die ersten Klänge von 'The Devil's Bleeding Crown' ertönen, stürmt die Band auf die Bühne. Wer der Chef im Ring ist, wird sehr schnell deutlich: Michael Poulsen. Der charismatische Frontmann versteht es von Anbeginn das Publikum auf seine Seite zu ziehen, dass dankbar aus seiner Hand frisst. Man sollte nicht den Fehler machen und VOLBEAT als Trendband abstempeln. VOLBEAT ist mehr denn je eine Metalband mit einem Schuss Punk, einem Fitzelchen Country und einer Portion Rockabilly-Attitüde.

Schon bei der zweiten Nummer, einem Medley aus den Stücken 'Heaven Nor Hell/A Warrior's Call/I Only Want To Be With You', ist die Stimmung in der Halle ausgelassen und das Quartett startet seinen Siegeszug am heutigen Abend. Vorturner Michael Poulsen genießt förmlich den Anblick, den ihm das feiernde Volk bietet und saugt die sich entladende Energie bei seinen Ausflügen zum Bühnenrand auf.

Der sympathische Frontmann kann derzeit eigentlich nicht viel falsch machen. Einzig das Versprechen in Richtung Publikum beziehungsweise an die Crowdsurfer unter ihnen, demjenigen eine Gitarre zu schenken, der es als erster schafft, vom mittleren Wellenbrecher bis hin zum Bühnenrand getragen zu werden, bedarf es einer erneuten Aufforderung, ehe sich zwei mutige Surfer auf die Reise gen Bühne begeben. Tatsächlich bekommt der Gewinner eine Gitarre aus der Hand des Sängers überreicht, wobei der junge Mann sein Glück nicht so recht fassen kann und sichtlich gerührt die Bühne verlässt.

Musikalisch werden die üblichen Verdächtigen serviert, sodass keine Wünsche offenbleiben. Wobei das Motto des Abends eindeutig "Voll auf die Zwölf" heißt. Das musikalisch Dargebotene lässt nur wenig Raum zum Durchatmen, wobei auch die Band reichlich Meter macht und ihr Laufpensum nach 90 Minuten dem eines Fußballprofis in nichts nachsteht. In den vorderen Reihen tobt immer mehr der Mob und selbst in der letzten Reihe nickt der geneigte Hörer anerkennend mit dem Kopf oder wippt mit einem Fuß im Takt. Eskalation pur!

Meine persönlichen Highlights am heutigen Abend sind 'Lola Montez', 'Sad Man's Tongue', 'Fallen', 'Dead But Rising', sowie der Rausschmeißer 'Still Counting'. Zum Abschluss bekommt Geburtstagskind Rob Caggiano anlässlich seines 40. Wiegenfestes Torte ins Gesicht geschmissen, wobei auch die das breite Grinsen bei dem US-Amerikaner nicht verdecken können.

Ein wenig Kritik muss ich aber auch loswerden. Am Bühnenaufbau könnte man mal wieder ein wenig arbeiten, denn hier hat sich in den letzten Jahren nicht viel geändert. Nach wie vor gibt es eine Rampe hinter dem Drumkit, eingerahmt von zwei Videoleinwänden. Hier ist noch ein wenig Luft nach oben im Vergleich zu den etablierten Topacts. Die Magie einer VOLBEAT-Show lässt sich nur schwer beschreiben, diese muss man einfach leibhaftig erlebt haben. VOLBEAT sind bereit den letzten Schritt zu gehen und haben erneut den Abstand zu den derzeitigen Szenegrößen verringert.

Setlist: The Devil's Bleeding Crown, Heaven Nor Hell/A Warrior's Call/I Only Want To Be With You, Lola Montez, Let It Burn, Sad Man's Tongue, Hallelujah Goat, The Gates Of Babylon, Slaytan, Dead But Rising, 16 Dollars, Rebound, For Evigt, Fallen, Boa, Goodbye Forever. Zugabe: Black Rose, Doc Holliday, Seal The Deal, Still Counting

Redakteur:
Frank Hameister

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