WACKEN OPEN AIR 14 - Wacken

03.09.2003 | 03:48

31.07.2003,

FREITAG


TRUE METAL STAGE


EXTREME NOISE TERROR

Um es vorwegzunehmen: der Name war Programm. Auch wenn EXTREME NOISE
TERROR mit ihrer Grindvergangenheit schon längst abgeschlossen haben, hier wurde geholzt, dass es eine wahre Freude war.
Zwei Sänger waren am Start und die beiden gaben alles. Vor allem Dean Jones, der sogar mit Bierdose in der Hand infernalisch brüllen kann, war eine Augenweide, obwohl sich seine Ansagen eigentlich auf 'Cheers' beschränkten. Aber nicht nur er, sondern die gesamte Band versuchte, möglichst schnell möglichst viel Bier zu vernichten. Na gut, der Sound war am Anfang eher mal mittelmäßig und auch spielerisch rissen die Engländer keine Bäume aus, dafür war dieses Inferno schon geil.
Der Schlagzeuger knüppelte wie ein Berserker und die fiesen Riffs waren zum Teil wahre Göttergaben. Mit unter anderem 'Being And Nothing', 'When Gods Burn', 'Damage Limitations' und 'Awakening' wurden hauptsächlich Songs des letzten Albums auf das Publikum losgelassen, aber mit z.B. 'Bullshit Propaganda' zollten EXTREME NOISE TERROR auch ihren Roots Tribut. Die Reaktionen waren zwar nicht euphorisch, aber einen Achtungserfolg konnten die Engländer definitiv für sich verbuchen. Und irgendwie war das schon geil...
[Herbert Chwalek]


DIAMOND HEAD

Der Auftritt von DIAMOND HEAD löste im Vorfeld des Wacken Open Airs einige Diskussionen aus, da die Organisatoren immer beteuerten, dass die Band auf alle Fälle spielen würde, auf der offiziellen Band-Homepage aber genau das Gegenteil zu lesen war.
Wie so oft lag die Wahrheit irgendwo dazwischen, denn die Band die um 14:00 Uhr die True-Metal-Stage betrat, war nicht zu 100% DIAMOND HEAD. Die Instrumentalfraktion bestand zwar korrekterweise aus Brian Tatler (g.), Floyd Brennan (g.), Eddie Moohan (b.) und Karl Wilcox (dr.), aber für den Gesang war an diesem Nachmittag TYGERS OF PAN TANG-Sänger Jess Cox zuständig. Nach dem obligatorischen Intro legten die Engländer mit 'Wild On The Streets' los, und die hauptsächlich ältere Fanschar vor der Bühne ging gleich begeistert mit. Der jüngeren Metal-Generation scheint der Name DIAMOND HEAD dagegen nicht allzu viel zu sagen, und wenn, dann wird er meist nur in Verbindung mit den geläufigeren METALLICA-Coverversionen gebracht. Dementsprechend war die Stimmung immer dann am besten, wenn ein Song gespielt wurde, den James Hetfield & Co. auch schon verwurstet hatten ('The Prince', 'Helpless', 'It's Electric').
Auch die TYGERS OF PAN TANG-Historie wurde nicht ganz außer acht gelassen, und so gab es u.a. das sehr überzeugend dargebotene 'Insanity' mit seinem großartigen, länglichen Instrumentalteil zu hören. Natürlich warteten aber alle auf den DIAMOND HEAD-Klassiker schlechthin, nämlich 'Am I Evil', doch diesen hat sich das NWoBHM-Ensemble bis zum Schluss aufgehoben. Als das markante Anfangsriff - seltsamerweise vom Band - erklang, kannten die Leute vor der Bühne kein Halten mehr und die Band wurde richtig abgefeiert. Leider war danach - wie bereits angedeutet - Schluss, und die Fans fanden sich nach diesem musikalischen Exkurs in die frühen Achtziger Jahre wieder in 2003 wieder...
[Martin Schaich]


FREEDOM CALL

Überpünktlich legten die Melodic-Power-Metaller von FREEDOM CALL nach dem typischen Intro mit 'The Eyes Of The World' los und ließen gleich auch noch 'Flying High' - ebenfalls vom aktuellen Album "Eternity" - folgen. Leider hatte die Band zu Beginn ihres Auftritts erhebliche Probleme mit dem Sound, so dass der Gesang von Chris Bay so gut wie überhaupt nicht zu hören war, aber der von Anfang an großartigen Stimmung tat dies keinen Abbruch.
FREEDOM CALL wurden vom inzwischen sehr zahlreichen Publikum nach Strich und Faden abgefeiert und auch die Textzeilen wurden kräftig mitgesungen, sodass die technischen Schwierigkeiten gar nicht so sehr ins Gewicht fielen. Mit der Zeit bekamen die Verantwortlichen die Sound-Probleme aber in den Griff, und so konnte es ohne weitere Zwischenfälle weitergehen. Natürlich kamen auch die ersten beiden
FREEDOM CALL-Alben nicht zu kurz, und so gab es u.a. Songs wie 'Tears Of Taragon', 'Heart Of The Rainbow' und das vom Keyboard eingeleitete 'The Quest' zu hören. Die sehr eingängige, happy-metal-mäßige Musik von FREEDOM CALL funktioniert live selbstverständlich hervorragend, aber auch Frontmann Chris trug mit entsprechenden Ansagen seinen Teil dazu bei, dass die Stimmung im Publikum am Limit blieb. So bezeichnete er die Fans vor der Bühne beispielsweise als "Warriors of Wacken", bevor der zugehörige Song ('Warriors') folgte.
Mit der Bandhymne 'We Are One', die erneut begeistert aufgenommen wurde, setzten FREEDOM CALL den Schlusspunkt hinter einen ziemlich guten Auftritt. - Musikalisch kann man von dieser Band natürlich halten, was man will, aber die Live-Qualitäten von Chris Bay & Co. sind unbestritten...
[Martin Schaich]


PRIMAL FEAR

PRIMAL FEAR gehören sicherlich nicht zu den Bands, die man nur sehr selten auf Festivals zu sehen bekommt, aber dennoch lohnt es sich eigentlich immer, sich die Jungs anzugucken. Und auch der Auftritt in Wacken kann zweifelsohne auf der Haben-Seite verbucht werden...
PRIMAL FEAR beginnen ihren Auftritt genauso wie ihr aktuelles Album, nämlich mit dem Intro 'Countdown To Insanity' und dem sich - nach einem regelrechten Donnerschlag - anschließenden Titeltrack 'Black Sun'. Mit 'Chainbreaker' schieben sie gleich noch einen Song vom Debüt-Album nach, und so dauert es nicht lange, bis die Band das Publikum im Griff hatte.
Etwas irritierend erscheint es zunächst, dass Frontsirene Ralf Scheepers alle seine Ansagen in Englisch macht, aber damit trägt er nur dem Umstand Rechnung, dass das Wacken Open Air inzwischen zu einem internationalen Event geworden ist. Bei der Songauswahl haben PRIMAL FEAR sämtliche Alben berücksichtigt, und so gibt es neben weiteren Songs vom aktuellen Output "Black Sun" ('Armageddon', 'Fear (Dogs Of War)') auch Stücke von den Vorgängerscheiben "Nuclear Fire" ('Nuclear Fire', 'Eye Of An Eagle', 'Angel In Black') und "Jaws Of Death" ('Under Your Spell', 'Final Embrace') zu hören.
Sogar einen nagelneuen Song hatten Mat Sinner & Co. mitgebracht, und zwar 'Sea Of Flames', das einen Vorgeschmack auf das nächste PRIMAL FEAR-Album geben sollte.
Die Schwaben wurden und werden - nicht zuletzt aufgrund von Ralfs Gesang - immer wieder mit JUDAS PRIEST verglichen, und diesem Umstand trugen sie auch dieses Mal wieder Rechnung, in dem sie einen Song dieser britischen Metal-Legende ('Metal Gods') coverten.
Nach einer knappen Stunde wollten PRIMAL FEAR ihren Auftritt bereits beenden, doch da hatte das Publikum etwas dagegen, das die Band gehörig abfeierte und auf eine Zugabe bestand, die es in Form von 'Silver & Gold' schließlich auch gab. - Selbstverständlich fehlte es diesem Gig auch nicht an den für Ralf typischen Mitsingspielchen, und auch die Pyro-Effekten kamen nicht zu kurz, sodass es ein rundum gelungener Auftritt war...
[Martin Schaich]


GAMMA RAY

GAMMA RAY sind sicherlich - neben BLIND GUARDIAN - das Aushängeschild für Heavy Metal "made in Germany", und dementsprechend konnte man eigentlich kaum einen schlechten Auftritt von Kai Hansen & Co. erwarten. Und - um es vorwegzunehmen - es wurde sicherlich niemand enttäuscht. Okay, fast niemand, denn Leute, die unbedingt solche Gassenhauer wie 'Rebellion In Dreamland' hören müssen, um zufrieden zu sein, hatten das Nachsehen, denn gerade "Land Of The Free" war das einzige Album, das bei der Songauswahl überhaupt nicht berücksichtigt wurde.
GAMMA RAY legten - nach dem obligatorischen Intro - mit 'Gardens Of The Sinner' los und ließen sogleich den Quasi-Titeltrack des aktuellen Albums, 'New World Order' folgen. Wie schon verschiedene andere Bands an diesem Tag musste sich auch Kai mit technischen Problemen herumärgern, da zunächst absolut kein Gesang zu hören war. Das schadete der guten Stimmung, die von Beginn an herrschte, aber überhaupt nicht, und schon bei 'New World Order' wurde begeistert und lautstark mitgesungen.
Der guten Laune zuträglich war natürlich auch, dass die Ansagen von Kai wieder einmal recht unterhaltsam waren ("Wir sind GAMMA RAY, aber das könnt ihr ja auch dort hinten nachlesen..."). Im Vordergrund stand aber die Musik, und so folgten die beiden "Powerplant"-Songs 'Armaggeddon' und 'Heavy Metal Universe', in das Kai die verschiedensten Gitarrenriffs eingestreut hatte und das natürlich auch nicht ohne einen ausführlichen Mitsingteil auskommen konnte.
Mit 'One With The World', 'Last Before The Storm' und 'Rising Star / Shine On' (incl. Lachanfall von Kai) ging es dann weiter, quer durch die GAMMA RAY-Historie, und sogar das Debüt-Album "Heading For Tomorrow" wurde mit 'The Silence' berücksichtigt, bei dem Kai gesangliche Unterstützung durch seinen ehemaligen Mitstreiter Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR) bekam. Die aktuelle Scheibe "No World Order" kam aber natürlich auch nicht zu kurz, und so wurde neben 'Heart Of The Unicorn' auch noch 'Heaven Or Hell' gespielt.
Für den Abschluss hatten sich GAMMA RAY dann noch etwas Besonderes aufgehoben, und zwar den HELLOWEEN-Uralt-Klassiker 'Victim Of Fate', der äußert überzeugend dargeboten wurde und wieder einmal zeigte, dass Kai Hansen eben doch zu den besten Gitarristen zu zählen ist. - Alles in allem also ein (weiterer) großartiger Auftritt einer großartigen Band...
[Martin Schaich]


TWISTED SISTER

Nachdem zum einen ICED EARTH ihre Headliner-Position mangels Sänger abgeben mussten und zum anderen TWISTED SISTER einen geschichtsträchtigen Auftritt beim Bang Your Head hinlegten, war es für die Veranstalter des Wacken Open Airs naheliegend, die Herren Dee Snider (v.), Jay Jay French (g.), Eddie Ojeda (g.), Mark Mendoza (b.) und A.J. Pero (dr.) zu verpflichten...
Wie schon fünf Wochen zuvor, legten TWISTED SISTER (das "fuckin'" spare ich mir bei diesem Bericht ausnahmsweise ;-)) auch dieses Mal wieder - nach dem AC/DC-Intro 'It's A Long Way To The Top (If You Wanna Rock 'n' Roll)' - mit dem Dreierpack 'What You Don't Know (Sure Can Hurt You)', The Kids Are Back' und 'Stay Hungry' los und ließen zu keiner Sekunde auch nur irgendetwas anbrennen. Auf der Bühne war eigentlich das komplette Konzert über sehr viel Bewegung, aber der mit Abstand Agilste war wieer einmal Dee, der ein wahnsinniges Laufpensum absolvierte.
In seiner anschließenden Ansage erinnerte er an sein vor drei Jahren gemachtes Versprechen, dass er nach Wacken zurückkommen und dann auch seine 'alten Freunde' von TWISTED SISTER mitbringen würde - irgendwie kam mir das doch sehr, sehr bekannt vor. Wie auch immer - Dee präsentierte sich erneut als hervorragender Entertainer und hatte das Publikum zu jeder Zeit fest im Griff hat. Musikalisch ging es dann mit Songs wie 'Destroyer', 'Like A Knife In The Back' oder 'Under The Blade' weiter. Die Songauswahl ließ auch dieses Mal keine Wünsche offen - kein Wunder, war sie doch zu der in Balingen identisch -, und so wurden in der Folge Hits wie beispielsweise 'You Can't Stop Rock 'n' Roll', 'I Am (I'm Me)' oder auch 'Ride To Live, Live To Ride' auf die begeisterte Menge losgelassen.
Der Höhepunkt eines jeden TWISTED-SISTER-Konzerts wird aber wohl immer 'We're Not Gonna Take It' bleiben, das auch in Wacken vom Publikum lautstark mitgegrölt wurde. Im Vergleich zu den Balinger Fans waren die Leute in Wacken aber geradezu verhalten, sodass das Gänsehaut-Feeling bei diesem Song dieses Mal leider ausblieb - ebenso wie bei der anschließenden Ballade 'The Price'. Danach folgte 'I Believe In Rock 'n' Roll' und das großartige 'Burn In Hell', das wieder von einer eindrucksvollen Licht-Show begleitet wurde. Den eigentlichen Auftritt beschlossen TWISTED SISTER mit 'I Wanna Rock', bei dem das Publikum noch einmal lautstark mitgrölen durfte.
Danach verließ die Band zwar die Bühne, doch ohne Zugabe wollten sich die Fans auch in Wacken nicht abspeisen lassen. Ein paar Minuten später ertönte dann auch schon das Intro zu 'Come Out And Play' und TWISTED SISTER kehrten auf die Bühne zurück. Nach 'Come Out And Play' gab es dann - auch das kennt man ja schon - noch eine längere Abschiedsrede von Dee, in der er noch einmal jedes Bandmitglied einzeln vorstellte, ehe sich TWISTED SISTER mit 'S.M.F.' endgültig verabschiedeten...
Sicherlich boten TWISTED SISTER auch in Wacken wieder einen grandiosen Auftritt und sie wurden auch hier ihrer Headliner-Rolle mehr als gerecht, aber im Vergleich zum Konzert in Balingen war es eine ganze Klasse schlechter. Dabei möchte ich der Band gar keine Schuld geben, denn ich bin der Meinung, dass das einzig und allein am Publikum lag, das bei weitem nicht so mitging wie das beim Bang Your Head. - Schade!
[Martin Schaich]

Setlist:

Intro (It's A Long Way To The Top (If You Wanna Rock'n'Roll))
What You Don't Know (Sure Can Hurt You)
The Kids Are Back
Stay Hungry
Destroyer
Like A Knife In The Back
Under The Blade
You Can't Stop Rock 'n' Roll
I Am (I'm Me)
The Fire Still Burns
Ride To Live, Live To Ride
Shoot 'em Down
We're Not Gonna Take It
The Price
I Believe In Rock 'n' Roll
Burn In Hell
I Wanna Rock
---
Come Out And Play
S.M.F.


BLACK METAL STAGE


DEW-SCENTED

Morgens um elf auf die Bühne zu müssen, liegt wohl keiner Band wirklich. Aber die Thrasher von DEW-SCENTED machten das Beste daraus, zumal auch erstaunlich viele Fans den Weg vor die Bühne gefunden hatten.
Schade nur, dass der Mischer offensichtlich zu viel gesoffen hatte oder taub war, denn die Bassdrum ballerte gnadenlos alles zu, so dass vor allem die Gitarren sich nicht wirklich entfalten konnten. Im Laufe des Gigs besserte sich das zwar, aber von einem guten bzw. angemessenen Sound kann keine Rede sein. Aber was solls, dafür war die Band spielerisch extrem gut drauf, dann noch ständig am Bangen und die Songauswahl hatte es auch in sich.
Der Schwerpunkt lag natürlich auf dem letztjährigen Kracher "Inwards", von dem 'Bitter End', 'dem genialen 'Life Ending Path', 'Reprisal', dem Titelsong und 'Unconditional' doch einige Songs gespielt wurden. Ein paar neue Songs gabs auch noch zu hören, wobei vor allem 'Cities Of The Dead' verdammt gut rüberkam. Trotz der schon erwähnten Schwächen beim Sound eine verdammt coole Show, die von den Fans auch dementsprechend honoriert wurde. Als Opener einfach klasse!
[Herbert Chwalek]

THE CROWN

Rock'n'Roll, Baby! Was tat das gut, THE CROWN wieder mit Alt-Sänger Johan Lindstrand zu sehen - der Typ sieht mittlerweile nicht nur fast aus wie Elvis, sondern hat vor allem so viel puren, unverfälschten Rock im Blut, dass die Schweden mit ihrer Mucke auch gut auf dem Woodstock angekommen wären. Und dass jedes zweite Wort "fucking" war ist eh Metal.
Ganz egal ob ältere Abrissbirnen wie 'Under The Whip' oder eher Death'n'Roll-Geschosse wie' The Executioner', 'Total Satan' oder 'Blitzkrieg Witchkraft' - die Krone war heute eine einsame Macht, mit der sich sogar die altgedienten Recken von DISMEMBER ernsthaft messen mussten. Ein staubtrockener, brachialer Sound prüfte die Belastbarkeit der Unterleibregionen gnadenlos, die Sonne brezelte als gäbe es kein Morgen mehr und die Setlist hätte besser nicht zusammengestellt sein können.
Als dann die ersten Töne von '1999: Revolution 666' erklangen, stand fest: Das hier ist die Hölle auf Erden, und schöner könnte selbst das Paradies nicht sein. Grandios.
Randnotizen: "Possessed 13" wird dem neuen Song nach zu urteilen gar mächtigst grooven, Elvis spielt Death Metal und Tompa Lindberg hat nie wirklich zur Band gepasst. Prost!
[Rouven Dorn]


SENTENCED

Dem guten Ville muss wohl jemand endlich mal klar gemacht haben, dass es bei Konzerten auch ein Publikum gibt, mit dem man kommunizieren kann - die zahlreich versammelte Wacken-Audience kam nämlich in den seltenen Genuss einer zumindest kurzen Ansprache des ansonsten eher ruhigeren Fronters.
Zwar hatte "Wir kamen gestern an, haben ein paar Leute getroffen, es gefällt uns gut hier...äh, lasst uns über die finnische Mentalität sprechen: 'No One There'" nicht wirklich viel Gehalt, aber eine willkommene Abwechslung war das allemal. Ach ja, gut bei Stimme war Herr Laihiala natürlich auch. Ansonsten waren die restlichen Mannen
aus Suomi in bester Spiellaune, selbst der zurückhaltende Sami Lopakka zeigte zumindest ansatzweise etwas wie Stageacting. Songtechnisch hätte man sich auch nicht besser präsentieren können, ganz egal ob ältere Kompositionen ('Sun Won't Shine', 'Bleed', 'Noose', 'Nephente') oder neuere Werke wie 'Cross My Heart And Hope To Die', 'The Luxury Of A Grave' sowie das abschließende Selbstmord-Medley aus 'The Suicider' und 'Excuse Me While I Kill Myself' - die Finnen haben allem Anschein nach eine fast schon beängstigende Konstanz auf einem ziemlich hohen Level gefunden.
Die absolute Krönung war aber dann ein fehlerfrei und ziemlich beeindruckendes 'The Trooper'-Cover. Wenn Ville zu dem Zeitpunkt noch die Growls ausgepackt hätte...
Sehr schön zu sehen, dass von den musikalischen Auflösungs-erscheinungen namens "Crimson" nicht mal mehr eine Spur übrig geblieben ist. Man nehme diesen rundum gelungenen und wirklich tollen Auftritt als neuen Maßstab und freue sich auf die nächste Scheibe. Wenn die nur halb so gut wird wie die Laune auf der Bühne darf man sich auf ein neues Meisterwerk gefasst machen. Wir warten.
[Rouven Dorn]


TESTAMENT

Sie kamen, sie sahen und sie siegten. Wer aufgrund der Krebserkrankung von Chuck Billy und der damit verbundenen Bühnenabstinenz Zweifel an der Klasse von TESTAMENT hatte, der wurde ganz schnell eines Besseren belehrt. Vor allem Chuck Billy war in Höchstform. Der Gesang kam astrein rüber, von einer Erkrankung oder gar Formschwäche war überhaupt nichts zu spüren.
Der Rest der Band wollte ihrem Air Guitar spielenden Frontmann natürlich in nichts nachstehen, so dass das Stageacting wirklich allerhöchsten Ansprüchen genügte. Und vom technischen her agieren bei TESTAMENT allesamt routinierte Könner, da konnte gar nichts passieren. Schön war auch, dass die "First Strike Still Deadly"-Scheibe, auf der die Band alte Klassiker neu bearbeitet hat, im Mittelpunkt des Gigs stand. Und wer freut sich nicht, wenn 'Alone In The Dark', 'Into The Pit' (sehr, sehr mächtig!!), 'Over The Wall' oder 'Disciples Of The Watch' ertönen?
Zusammen mit Krachern wie 'D.N.R.', 'True Believer', 'Practice What You Preach' oder 'Low' ergab das eine äußerst stimmige Mischung, die von den Fans ordentlich abgefeiert wurde. TESTAMENT haben bewiesen, dass sie noch lange nicht tot sind, eine Show die man definitiv als Highlight bezeichnen muss!
[Herbert Chwalek]

IN FLAMES

Da ist es wieder: Kaum ist eine Band etwas größer, bekannter und erfolgreicher, so sprießen die Neider oder Aus-Prinzip-Schlechtfinder wie Pilze aus dem Boden. Von "arrogant" über "dilletantisch" reichten die negativen Comments, die mir vor, während und nach des IN FLAMES-Gigs entgegenkamen. Die positiven beinhalteten Adjektive wie "gigantisch" und "monumental".
Die letzte Gruppe hatte im Übrigen Recht: Was IN FLAMES zu später Stunde auf der großen Bühne boten, das war eines Headliners wirklich würdig. Das lag nicht nur an der Tatsache, dass man mit Pyros, Feuer-Effekten und einem richtig großen Feuerwerk nicht gerade sehr sparsam umging (immerhin passt's zum Bandnamen ;-)), sondern vor allem an der abgebrühten und makellos professionellen Performance der Truppe. Vor gut vier Jahren attestierte man den Göteborgern noch mangelndes Selbstbewusstsein auf der Bühne, lahmarschiges Stageacting und mangelnde Fannähe - davon war an diesem Abend nicht eine Spur zu sehen.
Auch wenn Anders Friden wohl nie als Meister der langen Ansprachen in die Annalen des Metals eingehen wird, seinen Job erledigte der gute Souverän. Etwas nervig fand ich lediglich seine Versuche, bei den älteren Songs eine Mischung aus Growls und cleanem Gesang anzusetzen - das muss nicht wirklich sein. Funktioniert bei den neuen Sachen toll, aber 'Gyroscope' hör' ich dann doch lieber in der rauhen Originalversion.
Musik gab es im Übrigen auch noch, und zwar einen prächtigen Querschnitt aus allen Schaffensphasen. 'Beyond Space' gleichberechtigt neben 'Episode 666', 'Moonshield' und 'Only For The Weak' (Gänsehaut!), 'Trigger' zündete ebenso wie 'System', 'Cloud Connected' oder 'Colony'. Ganz egal welche Platten man favorisiert, hier musste jeder zugeben, dass sich IN FLAMES auf der Bühne auf einem gleichbleibend hohen Niveau zeigen - und wer's aus Prinzip scheiße findet hat schlicht und einfach Pech gehabt.
[Rouven Dorn]

Redakteur:
Herbert Chwalek

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