WHITESNAKE / THE TRACEELORDS - Karlsruhe

21.09.2004 | 09:45

04.09.2004, Europahalle

Nach 2003 kommen David Coverdale und Co. erneut nach Europa ohne ein neues Album im Gepäck zu haben. Bereits im Vorfeld war ich schon skeptisch, als ich erfuhr, dass der örtliche Veranstalter die Europahalle in Karlsruhe gebucht hat. Sehr optimistisch die jungen Leute von heute. Im letzten Jahr schafften es WHITESNAKE nicht einmal das Congreßcentrum B in Stuttgart zu füllen, das wohl so knapp 2500 Nasen fasst. Nachdem sich die Parkplatzsuche kurz vor acht als wenig problematisch abzeichnet, ist mir schon klar, dass heute abend mit Sicherheit die Halle nur zu einem Drittel gefüllt sein dürfte. So war es dann auch. Etwas mehr wie 2000 Besucher hatten an diesem warmen Samstagabend den Weg nach Karlsruhe gesucht um die Helden vergangener Zeiten abzufeiern.

Doch bevor es soweit ist, dürfen THE TRACEELORDS beweisen, was sie drauf haben. Auch wenn der locker, flockige Rock'n'Roll mit leichten Punkattitüden nicht Jedermanns/-frau Sache ist, rocken Andy Brings und Co. frei Schnauze drauf los. Zumindest in den ersten – teilweise aber noch spärlich besetzten – Reihen sind vereinzelt Regungen wahrzunehmen, die mit andauernder Spielzeit zunehmen. Was bei so geilen Mitgehnummern wie 'Get Out Alive', Sex, Money And Rock'n'Roll' oder der BONEY M-Nummer 'Daddy Cool' nicht verwunderlich ist. Ein gelungener Auftritt.

Setliste THE TRACEELORDS:
Get Out Alive
Take A Mental Picture
Mastercard
People My Age
Personal Tailor
Change My Name
Sex, Money And Rock'n'Roll
Daddy Cool

Pünktlich um 21 Uhr ist es dann soweit! Als Intro erklingt 'Absolution Blues', ein Stück das David Coverdale gemeinsam mit Jimmy Page während der COVERDALE/PAGE-Phase geschrieben hat. Nach und nach entern David Coverdale, Reb Beach (g), Marco Mendoza (b), Doug Aldrich (g), Tommy Aldridge (dr) und Timothy Drury (key) unter frenetischem Applaus die Bühne. Wie schon vor einem Jahr sieht David Coverdale richtig gut und erholt aus. Wenn ich an das Jahr 1997 zurückdenke, wo derselbe Mann noch richtig verlebt, verbraucht und blass auf der Bühne stand und mit Tränen in den Augen das Ende von WHITSNAKE bekannt gab, schaudert es mir. Niemals hätte ich an eine Rückkehr der "weißen Schlange" geglaubt. In Amerika ist man mittlerweile wieder zu einer richtig großen Nummer aufgestiegen und tourt seit über zwei Jahren erfolgreich durch die Arenen. In Europa reicht es zumindest noch für mittelgroße Hallen. Über den Sound möchte ich heute Abend nicht viele Worte verlieren, da es logisch ist, dass eine halbwegs ordentliche Akustik in einer nur zu einem Drittel gefüllten Arena wie die Europahalle schier unmöglich ist. Auch David Coverdale merkt man das intensive Touren der letzten Jahre an. Wobei größere Verfehlungen nicht auszumachen sind, klingt seine Stimme leicht angeschlagen und die ganz hohen Töne werden oft nicht ganz perfekt getroffen. Der Mann ist halt auch keine 30 mehr. Die aktuelle Begleitcombo zockt dafür sehr straight und absolut fehlerfrei, bleibt jedoch bis auf Basser Marco Mendoza (ex-THIN LIZZY, TED NUGGENT) und Gitarrist Doug Aldrich (ex-DIO) zumeist optisch im Hintergrund. Gerade das hünenhafte Halbblut sticht alleine schon von der Optik her ins Auge. Sollte einst in Bad Segeberg die Rolle des Winnetou neu besetzt werden, könnte man Mendoza getrost engagieren. David Coverdale post nach wie vor in bester Stadionrock-Manier und benutzt seinen Mikroständer mehr als einmal als Schwanzverlängerung. Musikalisch lässt man nichts anbrennen, bietet aber auch keinerlei Überraschungen.

In einem Interview hat Meister Coverdale erst kürzlich verlauten lassen, dass der US-Markt eher auf den typischen Stadionrock der Alben "1987" oder "Slip Of The Tongue" abfährt und Europa mehr auf die alten Klassiker aus der Ära "Slide It In" oder "Lovehunter" steht. Kommt drauf an, ich persönlich würde mich auch freuen mal ein paar Stücke von "Slip Of The Tongue" im Repertoir zu entdecken. Ebenso kann man höchstens mit einer Spielzeit von 90 Minuten rechnen, da die Liveshow so impulsiv und kraftzehrend sei, dass die Kondition nur für anderthalb Stunden ausreicht. Nun ja, wenn man anderthalb Stunden Gas gibt, ist es auch in Ordnung, vorausgesetzt man verlangt dann nicht 50 EUR für eine Karte. Der Kartenpreis für den heutigen Abend liegt bei 35 EUR und befindet sich im heutzutage leider normalen Bereich. 1997 wären wohl nur die Wenigsten bereit gewesen so viel Kohle hinzulegen. Die Setliste umfasst viele Meilensteine der Bandgeschichte, auch wenn ich persönlich auch mal gerne Stücke älteren Datums wie 'Slide It In', 'Guilty Of Love' oder neueren Datums wie 'Now Youre Gone' oder 'The Deeper The Love' gehört hätte. So begnüge ich mich halt mit 'Love Ain't No Stranger', 'Give Me All Your Love' oder 'Don't Break My Heart Again'.

Beeindruckend war auch das fünfminütige Schlagzeugsolo von Tommy Aldridge, der, nachdem er die Stöcke ins Publikum geworfen hatte, mit den bloßen Fäusten weiterspielte. Das Publikum erwies sich ebenfalls immer wieder als textsicher und unterstützte die Band tatkräftig. Insbesondere die Nummer 'Ain't No Love (In The Heart Of The City)' sorgt bei mir immer noch für Gänsehaut. Bei diesem Stück werden Erinnerungen an 1990 wach, als WHITESNAKE beim Superrock-Festival in Mannheim spielten und 50.000 Fans im Regen das Stück mitgesungen haben. Aber auch die 2004er Umsetzung kann sich hören lassen. Nach 'Here I Go Again' war dann vorerst einmal Schluss, doch WHITESNAKE ließen sich nicht lange bitten und setzten mit 'Take Me With You' vom 78er "Trouble"-Album und 'Still Of The Night' noch einen drauf. Bleibt nur zu hoffen, das die Band mal wieder den Drang verspürt neue Sachen zu komponieren und vielleicht an alten Erfolgen anknüpfen können. Trotz mancher Kritikpunkte ein gutes Konzert, welches in einer etwas kleineren Halle vielleicht auch mehr Atmosphäre gehabt hätte.

Setliste WHITESNAKE:
Absolution Blues
Love Ain't No Stranger
Ready And Willing
Is This Love
Give Me All Your Love
Judgement Day
Snake Dance
Crying In The Rain
Ain't No Love (In The Heart Of The City)
Don't Break My Heart Again
Fool For Your Lovin'
Here I Go Again
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Take me With You
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Still Of The Night

Redakteur:
Frank Hameister

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