WUCAN - Ulm

23.02.2016 | 19:54

23.01.2016, Roxy Music Club

Der Kräuterhexe auf der Spur!

Spontan ist immer am Besten. Also auf nach Ulm ins Roxy, einen neuen Club auf meiner Liste, und auf zu WUCAN. Diese Youngster kenne ich aber schon länger, auf dem Hammer Of Doom 2014 wurde ich angefixt, die EP "Vikarma" hat mich in den Bann gezogen und das Volllängen-Debüt "Sow The Wind" (zehn Punkte!) dann völlig verzaubert. Es kann also nur gut werden.

Zu spät war ich für die Vorband, früh genug aber für ein Vorfreude-Bier. Und dann geht es schon los mit 'King Korea'. Leider nimmt das Publikum einen Sicherheits-Abstand zur Bühne ein, als wäre Sängerin Francis eine Gift-Schlange. Oder Kräuterhexe. Ist sie aber nicht. Mit viel Charme und noch mehr Stimme führt sie das Publikum während zwei Minuten musikalischem Vorgeplänkel in WUCANs Musik ein, doch dann explodiert die Band. Der Sound ist super, die Musiker grooven tight und die logische Reaktion darauf wäre Bewegung. Zappeln. Rocken. Bangen. Das tut aber nur einer im Raum und der kommt sich nach einiger Zeit etwas doof vor. Ich sage aber nicht, wer das ist.

Meinen so geliebten Schlusspart von ‘King Korea’ lässt man leider weg, man will wohl die Energie aufrecht halten und geht fließend in das zackig-doomige 'Owl Eyes' über. Ja, es ist ein Traum. Ich stelle mir vor, wie die Band vor tausendkehlig mitsingenden Leuten auf den Sommerfestivals Stimmung macht. Davon sind wir aber heute stimmungsmäßig recht weit weg. Was nicht heißt, dass das Publikum den Gig nicht genießt, lauter Applaus ist nach den Songs die angemessene Reaktion auf diese tolle Band. Es folgen die "Vikarma"-Songs 'Franis Vikarma' und WUCANs erster Song, das tolle 'Dopetrotter' und Francis wechselt manchmal in Windeseile von Gesang zur Querflöte, spielt nebenbei auch noch Gitarre und zwischendurch ein ganz seltsames Instrument (Kenner nennen es ein Themerin), das ohne Berührung die wildesten psychedelischen Geräusche produziert und nebenbei auch eine genial-wahnsinnige Gestik und Mimik im Gesicht der Sängerin verursacht. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt der Band und wenn sie ihre langen, spitzen Schreie loslässt, muss ich sogar tatsächlich kurzzeitig an eine Hexe oder Furie denken. Das ist jetzt aber ganz und gar nicht böse gemeint, liebe Francis, deine Performance ist mitreißend!

Leider ist der Set insgesamt etwas kurz, aber das ist verständlich, denn WUCANs neuer Schlagzeuger Phil spielt soeben seinen ersten Gig. Wie gut werden die, wenn sie erst einmal richtig eingespielt sind? Den regulären Set beschließt dann zugleich das Highlight des Abends, vielleicht ja sogar das Song-Highlight des ganzen Jahres 2015, der Longtrack 'Wandersmann'. Nochmal gibt es alles, was WUCAN ausmacht, von großartigen Lyrics, tanzbaren Groove-Passagen, ausschweifenden Psychedelic-Improvisationen (plus Wackelkontakt am Themerin) bis zu allerbestem Minenspiel von Frau Tobolsky. Danach ist der Jubel euphorisch und die Band wird zweimal zur Zugabe gerufen. Zu meiner Überraschung gibt es mit 'Am I Evil' (DIAMOND HEAD) und BUDGIEs 'Crash Course In Brain Surgery' zwei (Proto-)Metal-Klassiker. Beide Songs hat damals eine ebenso junge, talentierte Band namens METALLICA auch gecovert. Ob das ein Omen ist? Ich glaube, diese Band wird mal groß!

Setlist: King Korea, Owl Eyes, Franis Vikarma, Dopetrotter, Looking In The Past, Father Storm, Wandersmann

Zugabe: Am I Evil (DIAMOND HEAD-Cover), Crash Course In Brain Surgery (BUDGIE)

Redakteur:
Thomas Becker

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