With Full Force XIII - Roitzschjora

10.08.2006 | 17:50

30.06.2006, Flugplatz

DO OR DIE
Als erste Band des Festivals stehen für mich die Metalcoreler DO OR DIE auf dem Plan. Und schlecht machen die Jungs ihre Sache nicht. Zwei Sänger bzw. Shouter sorgen für ordentlich Druck, der Rest der Truppe ist auch viel in Bewegung und das Publikum geht beim Circle Pit gut mit. Klar, musikalisch ist der an Bands wie HATEBREED angelehnte Mix aus schnellen Passagen und reichlich Mosh alles andere als originell, aber es reicht, um mitzunicken und sich den Schädel freipusten zu lassen. Gute Leistung!
[Herbert Chwalek]


DEVIL DRIVER
Die Band aus Californien um Frontman Dez Fafara gibt heute ihr Full Force-Debüt und das wird wirklich höchste Zeit. Eine Band, deren Stilmix sich so schwer beschreiben lässt, dass so absurde Konstruktionen wie Neo-Black-Death-Thrash-New-Metalcore entstehen, passt wohl nirgends besser hin, als aufs Full Force. Mit dem Opener 'End Of The Line' des letzten Albums "The Fury Of Our Makers Hand" gehts auch gleich brachial zur Sache und jedem ist klar, dass nun 40 Minuten Staubfressen angesagt sind. Die Band überzeugt auf ganzer Linie und Shouter Dez animiert das Publikum zu konditionellen Höchstleistungen. Songs, wie das melodische 'Sin & Sacrifice', das thrashige 'Bear Within The Madness' oder auch die obligatorischen Hits 'I Could Care Less' und 'Hold Back The Day' werden vom begeisterten Publikum abgefeiert. Kurz vor Ende der Gewaltorgie gibt's dann noch den ersten richtigen Full Force-Cirle-Pit, der nicht nur auf Grund des berühmten, geschmackvollen Roitschjora-Staubs unvergessen bleibt und Freude auf mehr macht.
[Chris Gaum]


KNUCKLEDUST
Tja, dann folgen die Engländer KNUCKLEDUST, deren letztes Album "Unbreakable" mit seinem schwer durchschlagkräftigen Hardcore für einiges Aufsehen sorgte. Der Gig auf dem WFF ist aber eher mal naja. Die Band zeigt sich zwar engagiert, hat aber mit leeren Reihen zu kämpfen und vor allem einem miesen Sound. Viel zu undifferenziert und die Gitarren sind auch um einiges zu leise. Schade, so kann die Band trotz der Kracher des letzten Albums nicht wirklich überzeugen. Gut ist das zwar immer noch, aber mehr nicht. Vollkommen unverständlich dann die Verkürzung der Spielzeit um zehn Minuten. Klar, Fußball fängt an, aber den einen oder anderen Song hätte ich gerne noch gehört. So ist es am Ende eingedenk des starken Albums eine kleine Enttäuschung.
[Herbert Chwalek]


TRIVIUM
Nach dem energiegeladenen Gig von DEVIL DRIVER passt TRIVIUM eigentlich perfekt in die Running Order. Etwas weniger brachial, dafür mehr melodisch und komplex macht sich ihre Mischung aus Death, Thrash und Heavy Metal richtig gut. Spätestens nach ein paar Minuten weiß ich, dass meine Entscheidung, die erste Halbzeit des Viertelfinalspiels auszulassen und dafür eine wahnsinnig talentierte Band aus Florida zu beobachten, richtig war. Optisch versuchen TRIVIUM heute absolut old-school zu erscheinen. Bassist Paola Gregoletto, mit seiner Jeans und den weißen Turnschuhen, könnte auch schon Mitte der 80er bei ANTHRAX mitgewirkt haben. Er wäre optisch nicht aufgefallen! Los geht's mit 'Like Light To The Flies' vom aktuellen "Ascendency"-Album. Insgesamt wird natürlich viel neues Material gespielt, aber auch die wenigen älteren Songs kommen gut an. Nach 40 Minuten gibt die Band bei 'A Gunshot To The Heaven' nochmal alles und Mat Harvey schreit sich zu 'Pull Harder On The Strings Of Your Martyr' wirklich die Seele aus dem Leib. Fantastischer Auftritt einer Wahnsinnsband und wer sich an diesem Nachmittag keine Beulen im Moshpit geholt hat, der hat was versäumt.
[Chris Gaum]


KINGS OF NUTHIN'
Ein Hackbrett, eine Trötenfraktion, Anzüge nebst Krawatten, ein Klavier, was ist das? Die KINGS OF NUTHIN'! Trotz parallelem Fußballspiel ist die Hardbowl ziemlich gut gefüllt und die Jungs, laut Ansage des Sängers schon seit einiger Zeit auf Tour, danken es dem Publikum mit einer energetischen Show. Der Psychobilly-Sound ist zwar nicht sonderlich heftig, dafür energiegeladen und mitreißend. Das sorgt auch beim Publikum vor der Bühne für Stimmung, so dass die Band gut abgefeiert wird. Höhepunkt des Sets ist die Feuereinlage, bei der sowohl Hackbrett wie auch Klavier brennen und die Jungs trotzdem ungerührt weiterzocken. Einziges Manko: die Tröten sind viel zu leise, aber da schafft der Sänger Abhilfe, indem er sein Mikro der Bläserfraktion hinhält. Alles in allem ein guter Auftritt, der Lust auf mehr macht.


THE BLACK DAHLIA MURDER
Auf Platte sind THE BLACK DAHLIA MURDER bislang nur gut, trotz einiger Kracher. Live hingegen entfacht der Ami-Fünfer ein wahres Inferno. Druckvoller Death/Thrash, der ohne Lücken daherkommt und mit viel Energie gespielt wird. Das ist eine wahre Dampfwalze, die da von der Bühne rollt und das Publikum mit Krachern wie 'Statutory Ape' oder 'Hymn For The Wretched' platt macht. Da auch der Sound verdammt gut ist, werden die Jungs ordentlich abgefeiert. Krönung des Ganzen ist aber klar Sänger Trevor, der mit Antifrisur, orangener Bermudashorts, Bierbauch und Hornbrille reichlich scheiße aussieht, on stage aber zum Freak mutiert und in Sachen Bühnenperformance alles gibt. Zum Abschluss ballern THE BLACK DAHLIA MURDER mit dem geilen 'Funeral Thirst' nochmal alles weg und spielen sich in das Herz des letzten Zuschauers. Grandioser Auftritt und ein definitives Highlight des Festivals!
[Herbert Chwalek]


Dass TRIVIUM [??? - guckst du konkret paar Zeilen nach oben - Anm. v. Stephan] und STONE SOUR der Fußballübertragung zum Opfer fallen, werden unsere werten Leser sicher verzeihen. ;-) [laut unserem internen Plan sollt sich doch alles vor der großen TV-Leinwand einfinden - Anm. v. Carsten] Zu Deutschland gegen Argentinien zieht es nun mal jeden vor die Leinwand, die vor der Zeltbühne aufgebaut wurde. Während der Großteil der Zuschauer auf die Idee kommt, dass man im Sitzen viel mehr sieht, will sich ein Teil der vorderen Reihen partout nicht auf sein Hinterteil setzen. "Rock Hard"-Chef Götz Kühnemund legt sich mit einem Nichtsitzwilligen an, während der Rest der Platznehmenden "setzt euch hin, wenn ihr Deutsche seid" singt. Zur Halbzeit ist mir das Spielchen dann doch zu blöd. Ab ins Pressezelt, wo Turbanträger Singh beim deutschen Ausgleichtreffer Götz um den Hals fällt. Ohrenbetäubender Jubel und haufenweise geschwenkte Deutschlandfahnen, als Nationalkeeper Lehmann den entscheidenden Elfmeter hält – da müssen selbst MADBALL noch zurückstecken.
[Carsten Praeg]


STONE SOUR/MADBALL
Nicht so schnell, mein Freund. Was nämlich nur die wenigsten mitgekriegt haben dürften - direkt neben der Hauptbühne befindet sich nämlich noch eine Leinwand, auf der auch Fußball gezeigt wird. Zwar ohne Ton (was bei den Verbalergüssen der Herren Kommentatoren einer Wohltat gleichkommt), aber dafür mit metallischer Beschallung. Wobei die Verbalergüsse des Frontmannes von STONE SOUR (Schlüpferknoten Corey Taylor) denen der Fußballkommentatoren durchaus ebenbürtig sind - O-Ton: "Mein Arsch guckt raus, ich muss mir erst mal die Hose hochziehen". Danke für die Information...
Auf jeden Fall kommen wir so doch in den Genuss von MADBALL und eben STONE SOUR, wobei das Ganze auf Grund der Umstände doch eher als Hintergrundmusik fungiert, sodass ich nicht wirklich fundierte Aussagen zu den Gigs treffen kann. Aber den Freddy von MADBALL, den hab ich doch ein, zwei Mal wie einen Flummi durch die Gegend hüpfen sehen... ;-)
[Stephan Voigtländer]


MADBALL
Tja, dumm gelaufen. Obwohl der Pit bei MADBALL von der ersten Sekunde an mal wieder aufs Feinste explodiert, hat die Band ein massives Problem. Währenddessen läuft nämlich auf der Leinwand neben der Bühne das Elfmeterschiessen zwischen Deutschland und Argentinien. Sänger Freddy macht das beste aus der Situation, lobt das deutsche Team, fragt immer wieder nach Aufmerksamkeit und spult ansonsten sein beeindruckendes Bühnenprogramm ab. Wenn Basser Hoya und Gitarrist Mitts die Säulen der Band sind, dann ist Freddy ihr Marathonmann. Kaum jemand ist so viel in Bewegung wie er, shoutet dabei mit soviel Power und wirkt dabei so sympathisch. Dazu kommen dann Hardcorehymnen wie 'Heavenhell' oder 'Set It Off' und schon stimmt alles. Schade, dass die zehnminütige Verspätung am Anfang die Spielzeit doch arg einschränkt, so dass nach 'Pride' dann ein guter Auftritt zu Ende ist, man sich aber noch den einen oder anderen Song gewünscht hätte. Trotz allem ein gewohnt geiler Gig der New Yorker Hardcore Heroen.
[Herbert Chwalek]


KREATOR
Auf Platte ziehe ich KREATOR den anderen beiden großen Teutonen-Thrashern SODOM und DESTRUCTION klar vor, aber live war dies für mich persönlich lange nicht so eindeutig verteilt. Die letzten Auftritte von Mille und Co., denen ich beiwohnen durfte, waren aber jedes Mal echte Highlights, so dass es auch dieses Mal auf dem With Full Force nicht schaden kann, sich nach 120 aufregenden Minuten Deutschland vs. Argentinien von KREATOR ordentlich den Allerwertesten versohlen zu lassen. So richtig gut gefüllt ist das weite Rund zwar nicht (einige Leute feiern wohl anderswo den Halbfinaleinzug), aber die Anwesenden gehen zu Hits wie 'Extreme Aggression', 'Enemy Of God' oder 'Violent Revolution' gut ab. Die Leute sind halt schon gut aufgewärmt nach "dieser Fußballgeschichte", wie es Mille leicht untertreibend formuliert.
Immer wieder nett anzuschauen ist es auf dem Full Force, wenn in der einsetzenden Abenddämmerung die Segel- und Motorflugzeuge, die vom hier ansässigen Fliegerclub Roitzschjora stammen, über dem Festivalgelände ihre Runden drehen, auch wenn das kurzzeitig vom Geschehen auf der Bühne ablenkt. Aber KREATOR brauchen eh nicht lange, um die Aufmerksamkeit wieder auf ihre formidable Thrash-Keule zu lenken. Sattes Pfund, das...
[Stephan Voigtländer]


SOULFLY
Es gibt inzwischen drei Bands, die zum festen WFF-Inventar gehören wie die Faust aufs Auge und von denen jedes Jahr mindestens eine auftritt: SLAYER, MOTÖRHEAD – und natürlich SOULFLY. Während das düstere Intro der aktuellen Scheibe läuft, betreten die Jungs um Ex-SEPULTURA-Masterbrain Max Cavalera die Bühne, die diesmal ganz schlicht ohne Tarnnetz-Firlefanz auskommt. Während 'Babylon' aus den Boxen kracht, haben die Securities erstmals richtig viel zu tun: Haufenweise Crowdsurfer aalen sich ihren Weg in Richtung Bühnengraben. Während man als Fotograf fast im Sekundentakt den Ellenbogen eines rotgedressten Scherriffs im Rücken hat, sind auch die Sanis im Dauerstress, denn einige Fans werden mit blutigen Armen oder Schädeln aus dem Moshpit gezogen. Derweil bekommt die erste Publikumsreihe von Max Cavalera Wasserflaschen zugeworfen. Der Brasilianer scheint richtig gut drauf zu sein, spuckt feist grinsend hinterher und brüllt "open the fucking pit, come on Deutschland!". Während er 'Prophecy' ins Mikro röhrt, springt sein Gitarren-Kollege wie wild im Kreis und bekommt massig Applaus, als er kurz darauf seine Doppelflinte auspackt und zu einem minutenlangen Solo ansetzt. Neben neuem Material wie 'I And I' oder dem von Dauerstrobolicht begleiteten 'Frontlines' dürfen natürlich auch SEPULTURA-Klassiker wie 'Roots' und 'Refuse / Resist' nicht fehlen.
Nach dem obligatorischen Tribal-Drum-Solo aller Bandmitglieder beendet 'Back To The Primitive' das reguläre Set. Dann plötzlich ziemlich verwackelte Publikums-Bilder auf der Leinwand an der linken Seite der dunklen Bühne: Max hat sich kurz die Kamera stibitzt. Inzwischen hat er sein "Soldier"-Shirt gegen ein rotes Deutschland-Trikot eingetauscht, schnallt sich eine Urban-farbene Gitarre um und brüllt 'Eye For An Eye' ins Mikro. Ganz groß, ganz weit vorn!
[Carsten Praeg]


CELTIC FROST
Schon mit dem über alle Zweifel erhabenen 'Procreation (Of The Wicked)' fegen CELTIC FROST alle Bedenken über ihre Reunion beiseite, um eindrucksvoll zu demonstrieren, dass sie auch nach über zwanzig Jahren nichts, aber auch gar nichts von ihrer Klasse verloren haben. Langsam, schleppend und vor allem gottverdammt heavy und intensiv, so wirkt die Band. Und auch wenn Thomas Gabriel Fischer aussieht wie ein Kinski-Double mit Wollmütze, beim ersten 'Uh' möchte man vor Freude heulen. Da auch der Sound und die Lightshow stimmen, wird der Auftritt zu einem Triumphzug der Finsternis. Neues wie 'Ain Elohim' ergänzt sich perfekt mit Klassikern wie 'Circle Of The Tyrants' und die Heaviness der Band sucht an diesem Wochenende ihresgleichen. Man wird von der Band einfach völlig in den Bann gezogen und staunt am Ende, staunt über diesen mächtigen Sound, der alles zermalmt. Keine Frage, so gut hätte wohl kaum einer die Band erwartet. Ich könnte jetzt noch ewig in Superlativen schwelgen, belasse es aber mal bei der Feststellung, dass CELTIC FROST auf ganzer Linie gewonnen haben und der Auftritt zu den besten des Wochenendes zählte. Grandioses Highlight! Wer nicht da war, hat definitiv eine großartige Band verpasst.
[Herbert Chwalek]


DISMEMBER
An diesem Wochenende hört man vor allem Glückwünsche zum Sieg gegen die Argentinier nach Elfmeterschießen. Doch so ganz herzlich sind die Schweden dann doch nicht und betonen wie auch DISMEMBER mehr die Hass-Liebe nach dem 2:0 gegen das Sverige-Team. Naja, dafür haben die Schweden laut Matti Karki True swedish Death Metal. Na gut, ihr Schweden! Der Punkt geht an euch! DISMEMBER zählen nicht ohne Grund neben ENTOMBED zu den festen Death-Metal-Größen aus Skandinavien. Musikalisch spielt man sich heute quer durch die Bandgeschichte, wobei die Songs 'Trendkiller' und 'Casket Garden' besonders abgefeiert werden. Doch auch die aktuelle Scheibe scheint ja ein richtiges Brett zu sein, was man mit dem Song 'Autopsy Of God' unterstreicht. Ansonsten ist das Drumming bei DISMEMBER passend zum Stil gewohnt primitiv, aber voll auf die Fresse. Die Saitenfraktion post heute in bester IRON MAIDEN-Manier, wozu dann auch passender Weise ein Coversong von der "X-Factor"-Scheibe nachgeschoben wird. Letztlich bleibt noch Herr Karki zu erwähnen, der nicht nur alles niederschreit, sondern mit seinen sehr unterhaltsamen Ansagen zu Songtiteln und Fußball die Knüppelnacht perfekt einleitet.
[Chris Gaum]


NAPALM DEATH
Großer Andrang (wie eigentlich immer) bei Birmingham's Finest. Mit langen Reden hält sich Barney Greenway dann auch gar nicht auf, sondern läutet gleich ein deftiges Brett ein. Die Granaten zünden zielsicher und man begeistert die Massen auch mit allen liebgewonnenen Hits à la 'Suffer The Children'. NAPALM DEATH sind halt ein Garant für Qualität, egal ob sie nachmittags unter der brutzelnden Sonne ranmüssen oder nach Mitternacht die Zeltbühne unsicher machen. Großer Vorteil des nächtlichen Auftritts ist natürlich, dass die Temperaturen deutlich angenehmer sind, was sich auch in Sachen Moshfreudigkeit des Publikums bemerkbar macht. Die Band ist mit sehr viel Elan und guter Laune bei der Sache, und so springt der Funke dann auch sofort über und eine unterhaltsame Portion Grindcore wird im Zelt verteilt.
[Stephan Voigtländer]


MYSTIC CIRCLE
So schlagartig, wie das Zelt vor NAPALM DEATH voll war, so schlagartig leert es sich auch wieder. Besonders groß scheint das Interesse an dem deutschen Schwarzmetall-Trio nicht zu sein, obwohl es losknüppelt wie der Deibel. Dennoch geht das Publikum nicht richtig mit, was wohl daran liegt, dass MYSTIC CIRCLE trotz Dauer-Doublebass zu gewollt rüber kommen. Ezpharess post mit schwarzer Kutte auf nacktem Oberkörper rum, während Sänger Beelzebub so böse wie nur möglich auf die ersten Reihen blickt. Um ihre Trueness zu unterstreichen, wird 'Raining Blood' angestimmt, gefolgt vom nächsten Coversong 'Circle Of The Tyrants'. Belzebubs Aufruf zum Hörnerzeigen kommen dann doch noch ein paar nach. Wie's aber wirklich gut gemacht wird, können MYSTIC CIRCLE anschließend von DARK FORTRESS lernen: Black Metall braucht eben nicht bloß viel Doublebass, sondern kann auch ohne Gaspedal richtig evil rüberkommen.
[Carsten Praeg]


DARK FORTRESS
Zu später Stunde erwartet mich eine mir bis dato eher unbekannte Black-Metal-Band. Zunächst bin ich auch wenig begeistert davon, dass Stephan mir die Jungs von DARK FORTRESS zugeteilt hat. Ich schleppe mich also nochmals vor die Zeltbühne und trauere dem Fass Bier, das gerade von meiner Freundin und den undankbaren Zeltnachbarn alleine geleert wird, schon etwas hinterher. Fuck off, nachdem ich mir zwei Becher heißen Met geholt habe und wieder bei der Knüppelnacht angekommen bin, verbessert sich meine Laune schlagartig. DARK FORTRESS sind ja der absolute Hammer! Musikalisch irgendwo zwischen CARPATHIAN FORREST, TSJUDER und DIMMU BORGIR anzusiedeln, überzeugt mich die Mischung aus Groove und Hass zu 100%. (Ich lasse mir jetzt auch nicht vorwerfen, dass das an der Uhrzeit oder gar dem damit verbundenen Alkoholpegel liegen würde.) Frontman Azathoth fällt mit seinem "Kill Me"-Aufdruck auf dem Shirt (dieser Aufforderung ist zum Glück niemand nachgekommen, sonst wären wir nämlich um einen verdammt geilen und sehr fiesen Black-Metal-Gig gebracht worden) positiv auf und kreischt die Hasstiraden in die Nacht hinaus. Leider kenne ich außer 'CataWomb' vom aktuellen Album "Séance" keinen Song, aber das stört mich auf Grund der mitreißenden Performance kaum. Das heißt jetzt nicht, dass das Stageacting der Band besonders auffällig wäre, noch sind irgendwelche Gore- oder Fireworkeffects zu erwähnen, aber es ist eben absolut Black Metal. (Zitat Carsten: "Weißt du, ich fand ja MYSTIC CIRCLE nicht schlecht, aber DARK FORTRESS, die waren irgendwie einfach... naja, die waren einfach da!") Wozu ich nur sagen kann: Genau! Und was noch besser ist, die sind nicht nur da gewesen, sondern auch 40 Minuten nicht mehr weg gegangen! Prost Carsten!!!
[Chris Gaum]


DISBELIEF
Worauf muss man als Festivalveranstalter achten, wenn man DEICIDE auf das Billing schiebt? Nun, man sollte auf jeden Fall einen Ersatzkandidaten in der Hinterhand haben, denn die Florida-Deather machen ihrem Ruf als eine der unzuverlässigsten Bands der Szene immer wieder alle Ehre. So geschehen auch auf dem diesjährigen With Full Force (Gründe für die kurzfristige Absage sind mir bislang keine bekannt).
Nun braucht sich aber wirklich keiner beschweren, wenn als "Ersatz" die Deathcore-Maschine DISBELIEF anrückt. Wenn auch stilistisch nicht ganz vergleichbar, so haben die Jungs aus Hessen denen aus Florida eh schon längst den Rang abgelaufen. Selbst zu so später Stunde (als vorletzte Band der Knüppelnacht spielt man eben vor einer ganzen Menge Alkleichen, die sich mal eben noch so auf den Beinen halten können) gibt sich die Band absolut motiviert und liefert mal wieder eine überzeugende Liveperformance ab. Ich habe die Jungs live überhaupt noch nie schlecht erlebt [ich allerdings auch schonmal besser - Anm. v. Carsten] und auch hier schafft man es, mit Deathcore-Granaten wie 'Sick' oder 'To The Sky' noch mal das Letzte aus den verbliebenen Anwesenden rauszukitzeln. DISBELIEF sind eine Macht, das wiederhole ich gerne immer wieder und wieder.
[Stephan Voigtländer]


ENDSTILLE
Wenn die Knüppelnacht ihrem Namen wirklich alle Ehre macht, dann in dem Moment, als ENDSTILLE die Zeltbühne betreten. Ein kurzes Ortungssignal, dann prügeln die vier Kieler mit 'Bless You ...God' los. Sänger Iblis hat sich zu seinem Corpsepaint und seinem riesigen Killernägelarmband auch noch mit Blut eingeschmiert und kreischt und keifert, als knie der Gehörnte persönlich auf der Monitorbox. Derweil hat sich der Basser Deutschlandhosenträger umgeschnallt, passend zum Sieg der deutschen Nationalelf? "Danke, dass ihr so zahlreich erschienen seit", sagt Iblis. Wohl eher ironisch, denn um fünf Uhr morgens stehen vielleicht noch knapp 200 Seelen vor der Bühne, auf die langsam die ersten Sonnenstrahlen fallen. Ezpharess von MYSTIC CIRCLE nimmt Anschauungsunterricht, wie Gitarrist Lars Wachtfels souverän die Riffs von 'Navigator' und der Bandhymne 'Bastard' abfeuert. "Wollt ihr noch wat hören?" fragt Iblis in seinem typischen norddeutschen Akzent, ehe 'Ripping Angleflesh' einen sautighten Gig beendet.
[Carsten Praeg]

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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