ALABAMA - Original Album Classics
Mehr über Alabama
- Genre:
- Southern/Country Rock
- Label:
- Rca Int. (Sony Music)
- Release:
- 13.09.2013
- My Home's In Alabama
- Hanging Up My Travelin' Shoes
- Why Lady Why
- Getting Over You
- I Wanna Come Over
- Tennessee River
- Some Other Place, Some Other Time
- Can't Forget About You
- Get It While It's Hot
- Keep On Dreamin'
- Feel So Right
- Love In The First Degree
- Burn Georgia Burn
- Ride The Train
- Fantasy
- Hollywood
- Old Flame
- Woman Back Home
- See The Embers, Feel The Flame
- I'm Stoned
- Mountain Music
- Close Enough To Perfect
- Words At Twenty Paces
- Changes Comin' On
- Green River
- Take Me Down
- You Turn Me On
- Never Be One
- Lovin' You Is Killin' Me
- Gonna Have A Party
- The Closer You Get
- Lady Down On Love
- She Put The Sad In All His Songs
- Red River
- What In The Name Of Love
- Dixieland Delight
- Very Special Love
- Dixie Boy
- Alabama Sky
- Lovin' Man
- Roll On (Eighteen Wheeler)
- Carolina Mountain Dewe
- The End Of The Lyin'
- I'm Not That Way Anymore
- If You're Gonna Play In Texas (You Gotta Have A Fiddle In The Band)
- (There's A) Fire In The Night
- When We Make Love
- Country Side Of Life
- The Boy
- Food On The Table
Die volle Packung Country Rock!
Sony hat mit den "Original Album Classics" eine überaus erfolgreiche Reihe erschaffen, die zumeist vier bis fünf Alben in einem Paket zu einem verhältnismäßig günstigen Preis auf dem Markt unterbringt. In dieser großartigen Reihe sind so illustre Bands wie LOVERBOY, HEART und ALABAMA, aber auch Künstler wie NINA HAGEN, PETER MAFFAY und STANLEY CLARKE vertreten. Die Bandbreite ist also enorm und tatsächlich verkaufte sich die Reihe bislang mehr als ordentlich. Für Fans wie Interessierte ist das eine fantastische Gelegenheit, sich einen Überblick über das Material des jeweiligen Künstlers bzw. der jeweiligen Band zu verschaffen, ohne gleich Gefahr zu laufen, pleite zu gehen.
Die vorliegende Ausgabe über die Kultband des Country Rock, ALABAMA, beinhaltet die fünf Alben "My Home's In Alabama", "Feels So Right", "Mountain Music", "The Closer You Get…" und "Roll On", also die ersten Alben von 1980 bis 1984. Besonders erfolgreich waren ALABAMA naturgemäß in den USA (32 Nummer 1 Singles), wo alle ihre Alben (bis auf das aktuellste) mindestens eine Platinauszeichnung einfahren konnten. In Europa ist die Band zwar durchaus bekannt, aber ein ähnlich großer Erfolg ist ihnen auf dem alten Kontinent verwehrt geblieben.
Nun bringt uns Sony diese Legende etwas näher. Neben drei gefälligen Alben beinhaltet das Set aber, wie eben erwähnt, auch die beiden erfolgreichsten und für viele besten Alben "Mountain Music" von 1982 und "The Closer You Get..." von 1983. Sie bieten nicht nur das lockerste, sondern auch das vermeintlich ausgefeilteste Songmaterial der Bandgeschichte und sind, zumindest im Falle der "Mountain Music", nicht zu unrecht die beliebtesten Alben.
Aber der Reihe nach: "My Home's In Alabama" ist ein ziemlich durschnittliches Country Album, das vielleicht ein wenig zu getragen wirkt. Wenn der Rock die Oberhand gewinnt, wie im Titeltrack oder bei 'Tennessee River', dann macht der Sound sehr viel Spaß, zeigt das enorme Potential des Gitarristen Jeff Cook und erinnert dabei außerdem an eine etwas leichtere Version von LYNYRD SKYNYRD. Zwar ist der Titeltrack immer noch keine Speedgranate, aber die Gitarre bekommt mehr Freiraum und darf ein wenig zeigen, was sie kann. Der Tempowechsel im letzten Drittel und das vordergründige Bassgezupfe lassen den Titeltrack zum Highlight des Albums mutieren. Nicht so pralle fallen die Balladen aus (vor allem 'I Wanna Come Over'), die einfach zu langweilig klingen. Balladen müssen aber nicht zwangsläufig langweilig sein, wie die folgenden Alben beweisen. Alles in allem durchschnittlich, mit ein oder zwei Glanztaten.
Auch auf dem Nachfolger "Feels So Right" gehört der Titeltrack zum stärksten Material der ganzen Scheibe, außerdem fällt schon mit den ersten Noten der verbesserte Sound auf. Der Klang ist jetzt klarer und variabler. Der Bass fühlt sich dieses Mal nicht wie ein außenstehendes Instrument an, sondern passt wesentlich angenehmer in den Gesamtsound. Hinzu kommt ein technisch besserer und vor allem besser dosierter Einsatz der Gitarre, der den ruhigeren, nahezu melancholischen Stücken mehr Abwechslung verleiht. Jetzt funktionieren auch die ruhigen Stücke und man möchte sich am liebsten in den Sessel fallen lassen, einen Schluck Whisky zu sich nehmen und einer verflossenen Liebe nachtrauern. Alle drei Singles sind außerdem in die Country Charts gekommen, das Album sogar in die Billboard Hot 100, kam insgesamt also wesentlich besser bei der Bevölkerung an als noch der Vorgänger. Diese Entwicklung sollte sich im Verlauf der Karriere weiter steigern.
Das dritte Album im Set ist das vielleicht bekannteste Werk von ALABAMA, "Mountain Music". Es wurde allerdings völlig unterschiedlich aufgenommen. Die einen feiern es als größte Errungenschaft der Bandgeschichte, andere schmettern es als "ewig gleichen Hinterwäldler Kram" ab. Natürlich kann man behaupten, ALABAMA würde immer noch nach ALABAMA klingen und sich weigern, einen Schritt nach vorne zu wagen. Oberflächlich gesehen stimmt das auch. Unter der Motorhaube haben die Jungs den Sound aber noch weiter verfeinert und ein endlich passendes Gespür dafür entwickelt, wie sie den Südstaatensound angemessen rüberbringen müssen. Der Gesang befindet sich auf dem qualitativen Höhepunkt und Mundharmonika sowie die Gitarre erschaffen oft eine tolle Grundlage für die kreativen Vocallines, die dann stilecht auch mit dem richtigen Akzent intoniert werden. Soundtechnisch liegt das Album irgendwo zwischen LYNYRD SKYNYRD und CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL im Countrygewand. Das wird vor allem beim hervorragenden CCR Cover von 'Green River' deutlich. Eine beeindruckende und höchst interessant klingende Variante des Klassikers (der Gesang!!). Mal ruhig und gefühlvoll, dann wieder flott und harmonisch bietet "Mountain Music" das unterhaltsamste, spaßigste Material des Box Sets.
"The Closer You Get..." und "Roll On" sind in der Folge dann ein Rückschritt in Originalität und Sound/Klang. Vor allem "The Closer You Get..." enttäuscht doch, gemessen an den Erwartungen. Allerdings scheint mir, als hätten sie nur versucht, das Erfolgsrezept von "Mountain Music" zu kopieren. Eine coole, verruchte und an den Blues angelehnte Nummer wie 'Words At Twenty Paces' lässt sich aber nicht einfach so noch einmal schreiben. So bleiben die beiden verbliebenen Alben der "Original Album Classics" von ALABAMA zwar bemüht und können angenehme Hintergrundbeschallung für den einen oder anderen Sonnenuntergang bieten, an das Highlight des Sets kommt aber keine Komposition der beiden Scheiben heran, obwohl der vom Gitarristen geschrieben Song 'Lovin' Man' noch am ehesten einen guten Drive und kurze kleine Gitarrenintermezzos liefert, aber versinnbildlicht, was an den beiden Alben ärgerlich ist. Im Prinzip sind die Songs gut, aber sie werden oft zu lustlos, vielleicht ZU abgebrüht eingespielt und wirken dann manchmal ermüdend. Es fehlt ihnen vor allem an Spontanität.
Man sollte die Alben des Sets als Neueinsteiger und interessierter Hörer in der Reihenfolge konsumieren, wie sie auf dem Backcover des Pappschubers aufgedruckt sind und hier in der Besprechung bearbeitet wurden. So ergibt sich ein steter Anstieg an Qualität, Originalität und Unterhaltung, gipfelnd in "Mountain Music", und wird dann mit zwei zwar sehr netten, aber etwas zu flachen und eintönigen Alben abgeschlossen. Aber um es noch einmal ausdrücklich zu sagen: ALABAMA spielt Country Musik, nicht mehr und nicht weniger. Einschließlich aller Vorurteile, die man damit vielleicht verbindet. Ruhige Stücke können sehr kitschig sein und die Texte sollte man idealerweise sowieso ignorieren.
Hinzu kommt eine zwiespältige Aufmachung. Die Scheiben stecken in Sleeves aus Pappe, die wiederum in einem dünnen Pappschuber stecken (Man kennt halt seine Pappenheimer - NM). Bei mehrmaligem Herausnehmen sind Kratzer auf den Discs also unvermeidlich. Die Artworks sind dagegen ganz nett geworden, sie sollen an die original Vinylausgaben erinnern und machen einen ordentlichen, zum Teil wirklich ansprechenden Eindruck ("Feels So Right"!). Alles in allem ist das Box Set für Neueinstiger besser geeignet als eine Best Of, weil man hier eben die angegebenen Alben komplett vor sich hat, um sich ein Bild vom Schaffen der Band zu machen. Mit allen Höhen und Tiefen. Außerdem bietet die "Original Album Classics" Reihe sowieso sehr viel Musik für wenig Geld.
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe