ANCHORESS, THE - Confessions of a Romance Novelist
Mehr über Anchoress, The
- Genre:
- Artpop
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Kscope (Edel)
- Release:
- 16.09.2016
- Long Year
- What Goes Around
- Doesn`t Kill You
- You And Only You (feat. PAUL DRAPER)
- One For Sorrow
- P.S. Fuck You
- Popular
- Bury Me
- Intermission (Notes To The Editor)
- Waiting To Breathe
- Chip On Your Shoulder
- Confessions Of A Romance Novelist
- Rivers Of Ice
- You And Only You (Acoustic Version)
- Bury Me (Acoustic Version)
- Long Year (Acoustic Version)
- Popular (Acoustic Version)
- What Goes Around (Acoustic Version)
Gut gemachte Popmusik.
Es kommt nicht oft vor, dass einem Album zur Bemusterung eine Literaturliste mit Empfehlungen beigelegt wird. Der blumige Titel dieses Albums bekräftigt den Eindruck, eine literaturwissenschaftliche Ausbildung vereinfache den Umgang mit THE ANCHORESS. So nennt sich die Waliserin Catherine Anne Davies, wenn sie mit ihrer Stimme und zahlreichen Instrumenten ihre Geschichten erzählt. So ganz wie eine Anachoretin verhält sich Davies aber nicht, schließlich wurde sie bei den letztjährigen Prog Awards mit dem "Limelight Award" als beste Newcomerin geehrt. Als nächste KATE BUSH wird sie derweilen schon gehandelt, kann also die Musik einlösen, was der Trubel verspricht?
Nun, für eine ausgiebige KATE BUSH-Gegenüberstellung kenne ich mich mit dem Œuvre BUSHs nicht gut genug aus, es wird also bei einer Betrachtung der 13 Songs bleiben müssen, mit denen uns THE ANCHORESS 50 Minuten lang zum Grübeln anregt. Wer hier allerdings Prog erwartet, kann sich eine eingehende Beschäftigung mit diesem Album ersparen. "Confessions Of A Romance Novelist" ist (Art)Pop der sanfteren Art, die Assoziationen reichen sogar bis in den fröhlichen Indie-Bereich. Traurig geht es hier nämlich selten zu. 'Bury Me' ist wohl der düsterste Song der Platte, wenngleich wir hier meilenweit von einer CHELSEA WOLFE oder SOPHIE HUNGER entfernt sind, die sich ja unter Prog-Fans beide einen gewissen Ruf erspielt haben. Das Gros der Lieder schwingt mit einer gewissen Leichtigkeit und Radio-Appeal durch die Gegend ('What Goes Around', 'Popular') oder geht als einwandfreie Popballade durch ('P.S. Fuck You'). Irgendwo zwischen MARIAH CAREY und ALANIS MORISSETTE. Das muss niemand mögen, aber THE ANCHORESS spielt so überzeugend auf, dass auch diese Songs Anziehungskraft besitzen. Der Grat zwischen Schmalz und Elegie war eben schon immer schmal.
Wer sich über die Musik hinaus mit den Texten der Künstlerin beschäftigt, hat eine spannende Entdeckungsreise in die Selbstreflexion der ANCHORESS vor sich, denn es geht laut Presse-Info vor allem um die verschiedenen Persönlichkeitsausprägungen, die sich eben in so unterschiedlichen Songs manifestieren, wie wir es hier erleben können. Haben wir hier die Songwriterin als Paradebeispiel einer sapiosexuellen Generation vor uns? Für meinen Geschmack spielt das Beiwerk hier eine etwas aufgeblähte Rolle. Wer Spaß an dem "sophisticated" Setting hat, bitteschön. Die Musik alleine sticht in meinen Ohren nicht genug aus dem heraus, was Labels wie Kscope sonst im Roaster haben. Schwächer als der Durchschnitt ist THE ANCHORESS aber auch nicht.
Einen Pluspunkt gibt es noch für die Bonus CD, welche fünf Songs des Albums in akustischen Versionen enthält, wo lediglich Streicher, Klavier und Stimme zu hören sind. Vor allem 'Bury Me' und 'Popular', zwei der ohnehin stärksten Songs des Albums, machen hier eine noch bessere Figur.
Anspieltipps: Popular, Bury Me
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Nils Macher