AND THERE WILL BE BLOOD - Obitus
Mehr über And There Will Be Blood
- Genre:
- Modern Death Metal / Deathcore
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Deafground Records
- Release:
- 09.06.2017
- Hell Is Open
- These Numbers Blur
- Belial
- Orphan
- Rotten
- Pages Of Misery
- The Three Beggars
- Last Breath
- Blackness
- The Sun
Brutaler, komplexer, besser?
Der Sound ist noch derselbe, doch in weiten Teilen ist AND THERE WILL BE BLOOD auf "Obitus" nicht wiederzuerkennen. Die Band klingt auf ihrem ersten Langspieler runderneuert, und mein Fazit der 2013er EP "Oppressor" – fetter, aber wenig innovativer Deathcore-Sound – lässt sich auf das aktuelle Werk der Niedersachsen kein zweites Mal anwenden. Der Fünfer hat sich hörbar einiges vor- und anno 2017 einen selbstbewussteren Stand eingenommen als vor drei Jahren, die Idealbalance mit "Obitus" aber noch nicht gefunden.
Nach einer kurzen Elektorgeknister-Einstimmung rollt mit 'Hell Is Open' zunächst eine geradezu festliche Groove-Metal-Walze heran, mit einem Eröffnungsriff das Großes erhoffen lässt. Wieder fett und dynamisch produziert, sticht vor allem die bissigere, variablere Schreiperformance von Lars Wollschläger heraus. Hier holt die Truppe aus der Gemengelage zwischen DESPISED ICON und THY ART IS MURDER alles heraus was die einstigen Genrevorreiter übrig gelassen haben. Ein überzeugender Auftakt, der jedoch noch nicht erahnen lässt, wie umfassend die Osnabrücker im weiteren Verlauf ihr Soundungetüm erneuert haben. Ab 'These Numbers Blur' beginnt eine wüste Modern-Death-Metal-Irrfahrt, mit technischem Geriffe, groovigen Zwischenteilen, Breakdowns und garstigem Gebrüll. Die Nähe zu den Nachbarn von NEAERA und dem dualen Wahnsinn von DESPISED ICON ist unverkennbar, allerdings erwischt man bei AND THERE WILL BE BLOOD noch nicht den idealen Grat zwischen komplexer Härte und nachvollziehbaren, songdienlichen Strukturen.
Bezeichnenderweise bleiben bei mir auch nach mehreren Durchläufen neben dem starken Opener und dem angenehm metallischen 'Rotten' nur zwei Elemente hängen: Das melodische Gitarrenlead von 'Belial' und das simple Synthie-Muster, das 'Blackness' durchzieht. Ersteres dient tatsächlich als Markierung eines Kehrverses und ist so eingängig, dass es mir tagelang nicht aus dem Kopf geht, schwebt aber ziemlich isoliert über dem restlichen Song, der hinter der zugegebenermaßen schönen Melodie verschwindet. Und die etwas quietschige Klangfolge bei 'Blackness' hat zwar Wiedererkennungswert, nervt allerdings mehr als dass sie dem Lied nutzt (aus dem mit seiner morbide-tragischen Atmosphäre, den schleppenden Rhythmen und der abermals etwas eingängigeren Gitarrenarbeit deutlich mehr hätte herausgeholt werden können).
Die gesteigerte Komplexität ist also zu begrüßen, nur geht hierbei leider des Öfteren die Musikalität verloren. Auch in Sachen zeitgemäßem Death Metal markante Highlights und dynamische Atempausen zu setzen, das haben Kapellen wie BILLY BOY IN POISON oder NEAERA bei aller Komplexität besser hinbekommen. Doch der positive Trend im Hause AND THERE WILL BE BLOOD ist klar erkennbar und lässt hoffen, dass die Herren bis zum nächsten Album die Balance finden, die ihre fetten und fordernden Songs benötigen, um sich bei der Hörerschaft festzusetzen, und nicht nur anerkennendes Kopfnicken zu ernten.
Anspieltipps: Hell Is Open, Belial, Rotten
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause