BLOOD RED SHOES - Blood Red Shoes
Mehr über Blood Red Shoes
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Jazz Life / [PIAS] Cooperative
- Release:
- 28.02.2014
- Welcome Home
- Everything All At Once
- An Animal
- Grey Smoke
- Far Away
- The Perfect Mess
- Behind A Wall
- Stranger
- Speech Coma
- Don't Get Caught
- Cigarettes In The Dark
- Tightwire
Das britische Duo wirbelt neuerdings dreckig durch Berlin.
Und bitte - die Hauptstadt ist hip genug, dass auch das britische Alternative-Rock-Duo (Independent sind sie ja mittlerweile nicht mehr) mitsamt ihrem ganzen Krempel herkamen, um ihr viertes Album in "neuem Umfeld" einzuspielen. Es hat durchaus funktioniert, die selbst betitelte Scheibe kommt ohne Ausfälle und mit nie da gewesener Rotzigkeit daher. Die verzerrte, ruppige Gitarre schwingt sich dabei sogar zum neuen Markenzeichen auf
Es ist im Grunde "nur" direkt vorgetragener Rock und dabei hilft es sicherlich, dass man als Duo zur Reduktion auf das Wesentliche gezwungen ist. In einer ähnlichen Konstellation haben die WHITE STRIPES vor etwas mehr als zehn Jahren mächtig Staub aufgewirbelt (nur dass bei denen die Dame am Schlagzeug sitzt und nicht die Klampfe schwingt). Es gibt aber auch viele weitere Beispiele dafür, dass ein Duo häufig harmonischer und besser aufeinander abgestimmt, ja im Zweifel sogar tighter agiert, als eine vier- oder fünfköpfige Band. Das trifft auch auf BLOOD RED SHOWS zu. Die Songs - egal, ob mit ruhigen, getragenen Klängen oder mit ordentlich Schmackes versehen - werden sehr flüssig und schnörkellos vorgetragen. Diese Nachvollziehbarkeit macht es dem Hörer leicht dranzubleiben, zumal die Stücke im Laufe der Zeit größtenteils noch wachsen. Von Abnutzungseffekten keine Spur.
Intensives Highlight ist der Gassenhauer 'An Animal' - treibend und wild bildet diese Nummer das unumstrittene Aushängeschild und könnte einer der Songs des Jahres 2014 werden. Demgegenüber werden mit zunehmender Spieldauer vermehrt die getrageneren Stücke eingestreut, bei denen der dunkle, charismatische Gesang von Laura-Mary Carter besonders zur Geltung kommt. Dennoch ist der Sound auf dem Album alles andere als glatt poliert, deutlich hörbare Kanten bis hin zu einem gewissen "Reibeisen-Klang" (u.a. 'The Perfect Mess', 'An Animal'), insbesondere beim Gitarrensound, verleihen "Blood Red Shows" deutliche Kontur und einen etwas herben, stellenweise sogar ruppigen Charme, selbst bei den ruhigeren Stücken. Als Ursache wird der Verzicht auf einen externen Produzenten und "Sound Engineer" bezeichnet - die Beiden schlossen sich einfach für mehrere Monate in einem Aufnahmeraum in Berlin-Kreuzberg ein, jammten vor sich hin und nahmen die Stücke ohne Einflussnahme von außen auf. Obwohl mir das fast etwas zu "überlegt" vorkommt, im Ergebnis ist der Unterschied zu früher zweifellos vernehmbar. Nach dem nach eigener Ausage "perfekten" Sound auf ihrem dritten Album "In Time To Voices" (2012) sei man nun eher auf der Suche nach den identitätsstiftenden "kleinen Unperfektheiten" gewesen.
Es gelingt dadurch schlicht und ergreifend mehr Rotzigkeit und mehr Druck im Gitarrenbereich zu erzeugen. Aber auch die Gesangsharmonien graben sich noch etwas tiefer ins Hirn als dies bei den "In Times To Voices"-Songs der Fall war. Wenn man sich 'Red River' von der letztjährigen "Water"-EP zu Gemüte führt, zeichnet dies doch recht deutlich den nun eingeschlagenen Weg vor. "Blood Red Shoes" ist ein Album, welches bis zum Ende spannend bleibt und das durch die sehr einprägsamen, harmonischen Songs und den dichten Sound seine Hörerschaft (sicherlich auch im so genannten "Mainstream-Bereich", was beispielsweise der Auftritt in der ProSieben-Sendung "Circus Halligalli" nahelegt) finden wird.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer