CRIES HANNAH - Beloved, ... I Caught You When You Fell
Mehr über Cries Hannah
- Genre:
- Melodic Metalcore
- Label:
- Crash Music Inc.
- Release:
- 28.11.2006
- For Some Reason, Goodbye Just Doesn't Cut Cover It
- Romance Is Dead
- Acquittal
- Something To Remember You By
- Cutting Room Floor
- Without You (feat. KC Whitaker)
- The Wedding
- Bittersweet Forevers
- What We've Become
- Brush That Bled...
- This Heart, These Knives: Last Note
Der ungeschminkt schmirgelig sägende Demosound der Gitarren auf "Beloved, ... I Caught You When You Fell" dürfte polarisieren; ich finde ihn ziemlich schnofte [bitte wie? ... Anm. d. Red.], er ist raumfüllend ohne übermäßig gewollt fett zu klingen, klingt drahtig, sehnig und aggressiv. Nebenbei macht die Produktion deutlich, dass man sich durchaus vom Einheitsbrei des überproduzierten Zeitgeistes abheben kann, ohne darüber verweichlicht oder altbacken zu klingen. Zumal die Abmischung insgesamt professionell daherkommt.
So weit so gut. Allerdings folgen nun zwei große Aber: Denn erstens dürfte der sandpapierne Gitarrensound auch schon das einzige sein, was an diesem harmlos nett gemachten Metalcore-Album polarisiert; und zweitens ist ebendieser Gitarrensound auch schon das einzige, was ich an dem Album ziemlich schnofte finde – den Sound wohlgemerkt, nicht das Songwriting oder die Riffs an sich. Aber gut, des Rezensenten Pflicht ist es, das durchzuexerzieren, was die Band ihm vorexerziert hat. Also: Da wird ein bisschen thrashig geballert, ein wenig heavy gemettelt, viel geröhrt, hier und da mal dazwischen gedeathgrowlt, jede Menge rhythmisch an den Saiten gerupft, sowie melodisch eingängiger Gesang daruntergemischt, welcher regelmäßig aufs Neue in die obligaten Screamorgien ausbricht, dazwischen kommt ab und an ein sich im Kreis drehendes Solo an Schlagzeug und/oder Gitarre, in ausgewählten Songs auch mal eine nette Break-/Bridge-Kombination, und fertig ist der Lack.
Das ist überwiegend Moshpitmusik, die live und laut und mit entsprechend gruppendynamischem Bewegungsangebot vielleicht Spaß machen könnte; doch stichhaltige Gründe, mir sowas im trauten Heim öfters als nötig anzuhören, erschließen sich mir nicht, denn dafür klingt das alles zu schlichtweg Nullachtfuffzehn und in meinen Ohren auch völlig belanglos. Falls es irgendwo einen Radiosender geben sollte, der sich das Ziel gesetzt hat, zum FFH, 1Live, oder sonstigen Mainstream-Sender der härteren Gitarrenmusik zu werden, kann er CRIES HANNAH getrost in die Dauerrotation aufnehmen. Für absolute Genrefans – zumal der melodischeren Variante – ist das sicher nicht schlecht, weil die Band andrerseits auch nichts wirklich falsch macht (wo kaum Licht, da wenig Schatten), aber wer genreübergreifend hört und sich nicht nur an gut gemachtem Kunsthandwerk erfreut, wird hier irgendwann gähnend abschalten. Musik, die beim Hören nicht weh tut, mich emotional aber eher kalt lässt. Musik, für das Lehrbuch. Musik, zum Nebenbeihören. Abwechslung ist immerhin genug drin, und bei derart netten Songs wie 'Acquittal', 'Cutting Room Floor' oder 'This Hear, These Knives: Last Note' wippt mein Fuß auch gerne mal im Takt mit. Bloß kaufen würde ich mir das nicht. Erst recht nicht wegen derart dröge auf und ab wogenden Langweilern wie 'Without You' oder 'Bittersweet Forevers', die nach Schema F auf vier Minuten ausgewalzt wurden oder gar aufgrund der Dudelradiomelodie im Metalcoregewand 'Brush That Bled…'. Immerhin im qualitativen Mittelfeld des Albums bewegen sich das leicht punkig angehauchte 'The Wedding' mit seinem dazwischengestreuten, klassisch metallischen Klargesang, und das klaviergeprägte, balladeske Zwischenspiel 'What We've Become'.
Anspieltipps: Romance Is Dead, Acquittal, Without You, Brush That Bled
- Redakteur:
- Eike Schmitz