GEIST - Galeere
Galeere
Mehr über Geist
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Prophecy Productions
- Release:
- 02.05.2009
- Galeere
- Ein Winter auf See
- Durch lichtlose Tiefen
- Helike
- Unter toten Kapitänen
13.05.2009 | 07:25
Wer wohnt in der Ananas ganz tief im Meer? Nicht nur Sponge Bob ist ganz klar ein Star im Ozean, auch GEIST sind ganz vorne mit dabei...
Drei Jahre, ein Labelwechsel zu Prophecy und den Einstieg Sage und Schreibe dreier neuer Mitglieder mussten GEïST durchmachen, bevor sie uns mit ihrer neuen Langrille "Galeere" beehren konnten. Dass sich diese Odyssee - die irgendwie auch Grund für die Thematik des neuen Silberlings hätte sein können - durchaus gelohnt hat, beweisen die Bielefelder um Sänger Cypher D. Rex auf dem Nachfolger von "Kainsmal" durchaus.
Auffällig an "Galeere" ist zuerst einmal die lyrische Qualität, mit der GEïST vorgehen. Das Konzept der Platte bewegt sich irgendwo zwischen "Das Boot", Homers "Odyssee" und der drückenden und wahnsinnigen Atmosphäre eines Narrenschiffs. Dabei ist es den Jungs gelungen, weder lächerlich noch zu aufgesetzt zu wirken, die Thematik von "Galeere" harmoniert perfekt mit dem Black Metal mit leichten symphonischen Einflüssen, dem sich GEïST verschrieben haben. GEïST zeigen sich dabei allerdings etwas minimalistischer als die Kollegen von NOCTE OBDUCTA, die bei epischem Schwarzmetall aus Deutschland ja inzwischen schon standardmäßig als Maßstab herangezogen werden. Die Bielefelder gehen vielmehr etwas direkter und nicht so pompös an die Sache heran, wie das viele der genreverwandten Combos tun. Diese Tatsache bedeutet aber nicht, dass die Musik von GEïST weniger komplex daherkommt, die Jungs greifen nur weniger offensichtlich auf avantgardistische Elemente zurück, als das viele der Bands in diesem Metier tun.
Der Atmosphäre auf "Galeere" tut das keinen Abbruch, die Platte besticht durch den gezielten und dezenten Einsatz von allerlei "Seefahrtsgeräuschen" wie beispielsweise Morsezeichen, knarrenden Tauen, gegen den Bug schlagende Wellen, einer kurzen Schifferklaviersequenz (sehr cool: 'Ein Winter auf See') oder Echolot in Kombination mit komplexem sowie drückendem und melancholischem Riffing. Gerade in diesem Bereich trumpfen GEïST in beeindruckender Art und Weise auf, die Melancholie des Verlorenen, die Urgewalt des Meeres, die Einsamkeit und die Kälte des pechschwarzen Ozeans und besonders die Winzigkeit des Menschen in dieser Welt vertonen die Bielefelder mit erstaunlicher Präzision und Detailverliebtheit. "Galeere" könnte der perfekte Soundtrack für den wachsenden Wahnsinn einer Mannschaft auf einem Schiff sein, das sich auf dem pechschwarzen Ozean unter drückenden Wolken auf stürmischer See verirrt hat und wohl nie mehr in einen Hafen findet. Immer wieder wird das Bild durch Ausbrüche kurzer Raserei in Blastbeat-Form unterbrochen und kreiert so sowohl eine erschreckend realistische Stimmung als auch einen Grundton voller Verzweiflung und Verlorenheit, der den Hörer während der 51 Minuten Spielzeit nicht mehr loslässt. Von dem Besetzungswechsel an Gitarren und Keyboard merkt man glücklicherweise nichts, die neuen Jungs scheinen sich bei GEïST sichtlich wohl zu fühlen. Besonders beim großartigen 'Helike' wird dies deutlich, das treibende und geniale Riffing bei diesem Titel hat bei mir sofort einen Nerv getroffen. Auch die Produktion geht so weit in Ordnung und tut dem Genuss von "Galeere" keinen Abbruch.
GEïST haben mit "Galeere" eine beklemmend realistische Vision von der Rohheit und Wildheit des pechschwarzen unendlich weiten Ozeans geschaffen, die Atmosphäre des Silberlings sollte die meisten Hörer überzeugen können. Auch musikalisch brennt bei den Bielefeldern nichts an, GEïST gehen von der ersten bis zur letzten Minute mit beeindruckender Professionalität ans Werk. Zusammenfassend ist "Galeere" eine extrem starke Platte geworden, jeder, der Black Metal etwas abgewinnen kann, sollte GEïST definitiv zumindest eine Chance geben.
Anspieltipps: Durch lichtlose Tiefen, Ein Winter auf See, Helike
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Hagen Kempf