GORDON, MIKE - Overstep
Mehr über Gordon, Mike
- Genre:
- Rock, Bluegrass
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- ATO Records
- Release:
- 25.02.2014
- Ether
- Tiny Little World
- Jumping
- Yarmouth Road
- Say Something
- Face
- Paint
- Different World
- Peel
- Long Black Line
- Surface
Talk is cheap anyway, words can get overblown
Mike Gordon dürfte den wenigsten Lesern ein Begriff sein. Und Leute, das ändern wir jetzt. Also aufgemerkt: Mike Gordon, liebevoll auch Cactus genannt, ist der Bassist der US-amerikanischen Jam-Rock-Band PHISH. Er bildet mit Fishman, dem Drummer, also das Rückgrat für sämtliche Songs. Und auch wenn er in den ausgedehnten Jams auf der Bühne mal etwas abdriftet, bleibt er doch der bodenständigste Typ und sorgt dafür, dass Trey (Gitarre) und Page (Keyboard/Klavier) nach ausufernden Einlagen immer wieder zurück zur Basis und damit auf den Teppich finden.
Und dann ist da Mike Gordon, der alle Jubeljahre (und vor allem während der letzten Trennung nach 2004) auch solo in Erscheinung tritt. So bodenständig er bei PHISH ist, so abgedreht ist er, wenn er auf Solopfaden wandelt. Wie künstlerisch darf Musik sein? Diese Frage stellte sich besonders beim phasenweise arg vertrackten und einfach "sonderbar" (aber zu gleichen Teilen interessant und eigenständig) klingenden "The Green Sparrow"-Album von 2008.
Zur Beruhigung, diese Abstrakten Parts haben er und der höchst intelligente Gitarrist und Songwriter Scott Murawski auf dem 2014er Output "Overstep" deutlich zurückgefahren. Im Vordergrund steht oftmals weiterhin der Bass, und ausgehend davon sind sämtliche Songs auf "Overstep" wuchtiger und einfacher zu genießen. Das gipfelt im höchst melodischen 'Yarmouth Road', das ich kurzerhand im letzten Jahr zu meinem Song des Jahres gewählt habe. Der leichte Rhythmus und die vom Gesang und den fast Reggaeartig agierenden Instrumenten ausgehenden positiven Melodien stehen dabei in einem deutlichen Kontrast zum Text, in dem Gordon von einer verlorenen Liebe erzählt, für die er alles tun würde, nur um sie zurück zu bekommen, zurück ins eigene Heim. Ohne Happy End. Wer PHISH kennt, dürfte den Song schon 2013 live vernommen haben, er gehört seit seinem Debüt zum Live Repertoire (anders z.B. als 'Say Something', das auch schon mal live mit PHISH vorgetragen wurde, es aber nicht in die Dauerrotation geschafft hat).
Das zweite Highlight ist direkt der Opener, der leicht verträumt sofort in diese ganz eigene Klangwelt des Mike Gordon einlädt. Das ist zwar schon, wie erwähnt, ein gutes Stück zurückgefahren worden. Aber Mike Gordon ist Mike Gordon und Murawski spielt ja auch noch eine entscheidende Rolle. Wenn man open-minded bleibt und sich den Songs hingibt, findet man nach und nach ein Album vor, das den Hörer nicht mehr so schnell los lässt. Und ja, da stecken viele verrückte Melodien drin, gerne auch mal etwas versteckter. Dafür ist das Material weniger Jam-lastig. Es weicht also schon eine ganze Ecke von dem ab, was Cactus mit PHISH auf die Bühnen dieser Welt zaubert.
Wie künstlerisch darf Musik also sein? Es sei nur so viel verraten: das Entdecken macht Spaß und lässt man das Material mal in Ruhe auf sich wirken, macht's eventuell 'Klick' und man bekommt ein Gefühl für die Art, mit der Murawski und Gordon die Rockmusik angehen. Es finden sich aber auch für die nicht so mutigen Interessierten noch Songs auf "Overstep", die sofort gefallen dürften ('Yarmouth Road'! oder 'Say Something'!). Ich habe bewusst darauf verzichtet, die vertrackteren Songs beim Namen zu nennen. See for yourself!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe