HELLHEAD - Niemals zurück
Mehr über Hellhead
- Genre:
- Punk Rock / Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- 7Hard / Membran
- Release:
- 11.12.2015
- Frühling
- Sucker
- Neuer Morgen
- Guantanamo Express
- Monster
- Damals
- Schwarzer Rabe
- Black To Black
- Das Meer
- Hardpunk
- Denkmal / Männer vom Meer
Seemannspunk?
Irgendwie passt auf den ersten Blick nichts so richtig zusammen bei HELLHEADs zweitem Album "Niemals zurück". Ein episches Piratencover, ein nicht im Ansatz darauf abgestimmtes Bandlogo und ein deutscher Titel? Ich bin verwirrt, aber so gewinnt man zumindest mein Interesse. Was kann da aus den Boxen kommen? Ein ALESTORM-Abklatsch? Ein SANTIANO-Tribut?
Nein. Durchatmen. Die aus dem rauen Wilhelmshaven stammende Truppe bietet räudigen deutschen Punk Rock mit gehörigem Metal-Einschlag im Gitarrenspiel und guten Seemannstexten. Gesungen wird deutsch und grölig, gerifft wird hart, auch ein paar Soli versteckt die Band immer mal wieder in ihrem süffigen Gebräu.
Und HELLHEAD landet doch tatsächlich schon mit dem ersten Song einen Volltreffer. 'Frühling' nistet sich ohne Vorwarnung direkt im Gehörgang ein. Das ist herrlichstes deutsches Punkgut, wenngleich man sich an die Stilmischung und die Phrasierung von Sänger Mattes erst einmal gewöhnen muss. Ist dieser Schritt genommen, der wegen des an den Anfang gesetzten Ohrwurms möglichst sanft gestaltet wurde, steht dem Genuss von "Niemals zurück" nichts mehr im Wege. So klingt im Sound der Küstenbewohner immer mal wieder MOTÖRHEAD (man höre vor allem 'Sucker') oder IRON MAIDEN ('Schwarzer Rabe') durch; ein wenig BÖHSE ONKELZ (nur halt in gut) ist auch drin in der Mischung.
Die Musik ist also schon mal gefällig. Das i-Tüpfelchen steckt in diesem Fall aber in den Songtexten. Es wird oft nachdenklich aufs Meer geblickt, manches Mal wird es, wie es sich für Punk gehört, politisch ('Guantanamo Express'), es geht um Freundschaften und Seefahrt. Und eine Hymne für König Rock ist auch noch dabei. Niemals überkandidelt, sondern stets glaubhaft, präsentiert der Vierer seine Gedanken zum Leben. Man fühlt sich einfach wohl, auch weil die Texte, wie auch die Musik, nicht so glatt sind, sondern bereit zum dran Aufreiben.
Ganz großes Kino bieten die Norddeutschen dann beim abschließenden Song 'Denkmal / Männer vom Meer', in dem es um die Deportation der jüdischen Einwohner Jevers 1938 und das Gedenken an sie geht. Das ernste Thema wird im Song mit dem nötigen Respekt bearbeitet und trotzdem kommt am Ende ein Stück heraus, das fantastisch mit den anderen Tracks auf "Niemals zurück" harmoniert.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt - bei HELLHEAD passt irgendwie doch alles zusammen. Die Musik wird nicht jedem schmecken, aber das will sie auch gar nicht, denke ich. Mir schmeckt sie jedoch ganz vorzüglich.
Anspieltipps: Denkmal / Männer vom Meer, Frühling
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marius Luehring