ICARUS' DOWNFALL - Elements
Mehr über Icarus' Downfall
- Genre:
- Metalcore / Deathcore
- ∅-Note:
- 4.50
- Label:
- Eigen
- Release:
- 21.09.2013
- Innocent Diamond
- Doomed
- On Molten Wings
- Back In Town
- Times Have Changed
- Instrumental
- The Journey Ends
- Forever Alone
Das Maß ist längst voll
Es gibt Momente in der Tätigkeit als Musikjournalist, in denen man sich ernsthaft fragt, ob man die aufgebrachte Zeit für die Besprechung einer Neuerscheinung nicht anderweitig sinnvoller verwenden sollte. Gerade wenn man sich dem Herzblut verpflichtet fühlt, welches die Musiker in ihr Schaffen investiert haben, und auch auf den ersten Blick ungenießbare oder langweilige Veröffentlichungen mehrere Male durchackert, um auf irgendeine Weise doch noch einen zunächst unauffindbaren Zugang zur dargebotenen Musik aufzuspüren. In Sachen Metalcore ist das Maß ohnehin längst voll, und besagte Frage muss, von erschreckend wenigen Ausnahmen abgesehen, nur allzu häufig bejaht werden. Umso fassungsloser nimmt man immer wieder die nicht enden wollende Flut an halbgaren Alben zur Kenntnis, denen es an allen Ecken und Enden an Wesentlichem mangelt. "Elements" von ICARUS' DOWNFALL ist ein solcher Kandidat, der meiner Ansicht nach in vielerlei Hinsicht zeigt, wie öde Metalcore in den 10er Jahren viel zu häufig klingt, und wie oft junge Musiker ihre Talente und Möglichkeiten mit uninspiriertem Kopieren der großen Vorbilder vergeuden.
Auf "Elements" packen die vier Herren und eine Dame aus Münster alles zusammen, was in den letzten Jahren unter den Bezeichnungen Death- und Metalcore rund um den Planeten abgeliefert wurde. Dabei steht ICARUS' DOWNFALL keineswegs für eine risikofreie Herangehensweise an das gängige Material – die acht Songs biedern sich nur selten mit eingängigen Mitsingeinlagen oder Wohlfühlstrukturen an; der Wille, nicht mit der Masse zu schwimmen, ist klar erkennbar. Aus mehreren Gründen scheitert dieser Versuch in meinen Ohren dennoch: Zuallererst hapert es beim Songwriting ganz gewaltig. Kaum ein Track des Albums vermag wirklich Spannung aufzubauen und mitzureißen; mit 'Innocent Diamond' liefert die Band beispielsweise einen beinahe konkurrenzlos schwachen Opener ab: Scheinbar lustlos wird hier wenig spannender Todesstahl mit Deathcore-Grooves und BLACK DAHLIA MURDER-Riffing gepaart, und... genau, es fehlen noch zwei, drei Breakdowns, das war's dann aber auch. Überhaupt grenzt es hier und da schon an Dreistigkeit, wie ungeniert und offensichtlich man sich teilweise bei den bekannten Genregrößen bedient hat: THE BLACK DAHLIA MURDER stand für 'Doomed' nicht nur Pate, sondern hat ganz offenkundig unfreiwillig im Genpool mitgemischt; das melodische 'Instrumental' zitiert AS I LAY DYING und KILLSWITCH ENGAGE, und die offenkundige Nähe zu NEAERA zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album. Ach ja, AUGUST BURNS RED und WHITECHAPEL liefen wahrscheinlich auch des Öfteren im Proberaum... Aber sei's drum. Leider fehlt der lauen, spannungsarmen Produktion auch noch jegliche Dynamik, und als wär's damit nicht genug, fallen bei genauer Betrachtung auch zahlreiche Songtexte gelinde gesagt recht schlicht aus (ernsthaft, lyrische Ergüsse wie jene vom HATEBREED-Abklatsch 'Back In Town' würde eine der zahllosen Durchschnitts-NYHC-Kombos besser zustande bekommen).
Was bleibt auf der Habenseite zu nennen? Von dem passablen Schwergewicht 'On Molten Wings' und dem melancholischen 'Forever Alone' abgesehen nicht viel. Dabei wären die fünf Musiker vom technischen Standpunkt gesehen sicherlich in der Lage, einen konkurrenzfähigeren Beitrag abzuliefern als das halbgare "Elements". Doch trotz gelegentlich vertretbarem Zitieren der großen Vorbilder und dem eifrigen Bemühen, unkonventionell zu klingen, fällt besagter, hinter einem eleganten Cover verpackter Silberling bestenfalls unter die Kategorie "Ferner Liefen". Die eingangs erwähnte Tragik besteht darin, dass auch "Elements" mit Sicherheit nicht der Letzte seiner Art gewesen sein wird...
- Note:
- 4.50
- Redakteur:
- Timon Krause