LAST AVENUE - Identity
Mehr über Last Avenue
- Genre:
- Industrial / Alternative Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Dooweet
- Release:
- 03.11.2017
- We Run
- Essential Shadow
- Repellent & Violent
- Edgeless Life
- Partials
- Neon Animals
- Fear 2 Stay
- Stuck
Industrial Rock mit Wumms, aber ohne bleibende Ideen
Es ist schon lange her, dass man aus dem Industrial-Sektor etwas bemerkenswert Neues gehört hat. Die synthetische Untergruppe aus Rock, Hardcore und Elektro hat sich bekanntermaßen seit MINISTRY und den NINE INCH NAILS aufgrund chronischer Innovationsarmut selbst erledigt, und die gelegentlich noch aufkeimenden Sprösslinge der dritten Generation verwalten nur noch ohne großen Aufwand ein überschaubares Erbe. Diese ernüchterten Gedanken lassen sich auch bei "Identity" von LAST AVENUE nicht beiseite wischen.
Neben dem wenig markanten Band- bzw. Albumtitel erarbeiten sich die Franzosen auch musikalisch kaum Alleinstellungsmerkmale. Das Vorgängeralbum "Integration Protocol" wurde vom Kollegen Backes als wenig erbauliche Modern-Metal-Mixtur beschrieben, auf "Identity" höre ich in erster Linie eine rockig-stampfende Industrial-Mischung - ein bisschen MARILYN MANSON, eine Ladung FEAR FACTORY und dezentes US-Rock-Feeling charakterisieren die acht Tracks. Hört sich zunächst ganz interessant an, ja, doch nach dem eingängigen, saftig drückenden Opener 'We Run' und dem aggressiven, entfernt an SLIPKNOTschen Wahnsinn erinnernden 'Essential Shadow' sackt die Spannungskurve vorübergehend komplett ab. LAST AVENUE steht im Folgenden fast ausschließlich für gefällige, aber auch ziemlich unspannende Groove-Metal-Rhythmen und die von Björn beim Vorgänger genannte Ziellosigkeit einer Art synthetisch garnierten Modern-Metal-Konsenssuche. Da sind nette Breaks, sind Aggro-Gesangszeilen, sind spacige Flächensounds und Bassdrops - und in all dem Wust mit 'Neon Animals' und 'Fear 2 Stay' (zu Beginn mit feiner BJÖRK-meets-Metal-Interpretation) irgendwo auch noch zwei ordentliche Nummern versteckt. Insgesamt bleibt LAST AVENUE aber eben jene titelgebende Identität des aktuellen Bandoutputs schuldig.
Wie gesagt, in Sachen Industrial hat mich in den vergangenen Jahren kaum noch irgendetwas oder irgendwer so richtig aus den Latschen gekippt. "Identity" kann man sich gut anhören, wird hier und da vielleicht noch zum Headbangen animiert, aber nach der halbstündigen Spielzeit bleibt wenig haften, und man wird sich alsbald wieder anderen Spielwiesen widmen – oder hat vielleicht wieder Lust auf unsere Landsleuten von X-VIVO bekommen: Die Berliner sind mir in dieser Dekade als einzige nennenswerte Industrial-Entdeckung in Erinnerung geblieben.
Anspieltipps: We Run, Essential Shadow, Neon Animals
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause