LAST CHAPTER - Paths To Always
Mehr über Last Chapter
- Genre:
- Doom
- Label:
- Brainticket
- Paths To Always
- A Little Slumber
- Three, Two, One...
- Dead End Ride
- In Time
- F. N. G.
- The Yard
Ob es an der musikalischen Ausrichtung liegt oder an der Tatsache, dass die Doomster von LAST CHAPTER so lange nach einem adäquaten Sängerersatz suchen mußten, um den Nachfolger des '97er Debüts "The Living Waters" einzuspielen, entzieht sich meiner Kenntnis.
Fakt ist auf jeden Fall, daß Shawn Green, der hier das mächtige Erbe von Robert Lowe (SOLITUDE AETURNUS) antritt, bereits nach den ersten Klängen des wuchtigen Openers "Pathways To Always" einen sehr positiven Eindruck zu hinterlassen vermag. Okay, er erinnert nicht selten an Mr. Osbourne, aber das ist ja nicht zwingend negativ zu bewerten. Denn der Großvater der dunklen Seite des Rock'n'Rolls vermag ja zumindest mit seiner Stimme immer noch vollends zu überzeugen. Über den Rest will ich mich jetzt mal nicht weiter auslassen. Shawn jetzt aber als Plagiat abzustempeln wäre völlig falsch. Spätestens im erstaunlich flotten "Dead End Ride" überrascht er mit einer theatralisch voluminösen Stimme, die angenehm klar klingt. Überhaupt ist er es, der das teils etwas zähflüssige Material der Texaner mit einem melodiösen Flair ausstattet.
Musikalisch bewegen sich die fünf Jungs genau in der Schnittmenge des schlürfend-schleppenden SABBATH-Sounds und der epischen Variante solcher Götter wie eben SOLITUDE AETURNUS und CANDLEMASS. Während der Sound eher nach Wüste klingt - nicht ohne Grund verweisen sie auf FU MANCHU als Inspiration - orientieren sich die Songstrukturen der größtenteils sehr langen Nummern eher an den Kollegen aus der lokalen Nachbarschaft. Und dabei gelingt es LAST CHAPTER ganz hervorragend, eine melancholische Grundstimmung zu erzeugen, die aber immer wieder durch herzzerreißende Melodielinien aufgelockert wird. Testet nur mal "F.N.G." an, welches anmutend eingeleitet nach einigen Minuten zur abgestoppten Depressivwalze mutiert. Darüber der leidende Gesang, der hier größtenteils biblische Hiobsbotschaften verkündet - und begeistert ist die Trauergemeinde.
Fand ich das Debut damals noch zu sperrig, so muß ich sagen, daß sich LAST CHAPTER mit ihrem Zweitwerk mächtig weiterentwickelt haben. Man hört hier einfach, dass die Jungs seit Jahren sehr aktiv getourt sind und somit Songs gebastelt haben, die nicht erst beim zehnten Durchlauf irgendwo hängenbleiben. Mag auch daran liegen, dass man heutzutage als komplette Band agiert und nicht mehr als Projekt angesehen wird, das auf prominente Schützenhilfe angewiesen ist, wie es noch durch den Gastsängerslot von Robert Lowe auf dem Debut der Fall war.
Klar, man sollte auch dieses Album zwei bis drei Mal laufen lassen, bis es sich komplett entfaltet. Aber dann wird man seine Vielseitigkeit entdecken und feststellen, dass die Jungs sehr viel mit Sounds herumgebastelt haben. So wabert der Bass von Terri Pritchard, der ja nebenbei auch noch bei LIQUID SOUND COMPANY zupft, teilweise sehr spacig aus den Speakern, und die eingeflochtenen Keyboardsequenzen kommen auch sehr spooky rüber.
Insgesamt ein Album für alle Doomanhänger. Aber auch Freunde von düster-emotionaler Musik, bei der man lange auf Entdeckungsreise gehen kann, sollten hier mal ein paar Ohren riskieren.
Anspieltipps: A Little Slumber, F.N.G., In Time
- Redakteur:
- Holger Andrae