LEAFBLADE - Beyond, Beyond
Mehr über Leafblade
- Genre:
- Akustik/ Ambient/ Folk/Mittelalter/ Mystik
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Angelic Records/ Aftermath Music
- Release:
- 10.09.2009
- The Whispers Of Cavras Unas
- The Roots And The Stones
- The Farewell Dance
- Rune Song
- Spirit Child
- The Spirit Of Solitude
- A Celtic Brooding In Rnaissance Man
- The Winter Waking
- Valle Crucis
- Beyond, Beyond
- Sunset Eagle
Lasst uns endlich den Winter wecken, leise...
Sean Jude ist ein seit Jahren in der Mystik-Szene bekannter Musiker, Schreiber und Gitarrist. Wenn hier von einer "Szene" die Rede sein kann. Nationalitäten und Grenzen spielen ja hier eine lächerliche Rolle. Wer von uns Rationalos und Rationalinnen weiß schon, wer oder was hier an uns gerade vorbei oder durch uns durch den Äther schwebt. Was, wenn unser Zeitempfinden nur eines von unzählig möglichen ist? Der Brite Sean Jude also versucht, seine allgegenwärtige Poesie durch Traumbeschreibungen, Imaginationen, die Mysterien der Natur für die "normalmenschliche" Auffassungsgabe greifbar, hörbar zu übersetzen.
Dass es dabei sehr gediegen zugeht, versteht sich ja von selbst. Zur Unterstützung und Sichtbarkeit dieser fließenden Bestrebungen konnte der langwierige Freund und ANATHEMA-Doppelkopf Daniel Cavanagh gewonnen werden. Er, selbst mit seiner Hauptband seit langem in die tiefen und sacht-seichen Gewässer der Töne eingetaucht, komplettiert des Druiden Ansinnen mit seiner ebenfalls zurückhaltenden Art, Musik zu erleben und zu erschaffen.
So sitzen beide, der Mystiker und der "Der-Aus-Dem-Doom-Kam" nebeneinander und sinnieren über Kelten, Vögel, Flüsterungen der Mutter Natur, Runen oder den Geist der Welt an sich. Die Barden erschaffen damit eine Stimmung, die nun im ergräulichen Herbste über die kalten Rümpfe und die matten Handrücken schleicht, um zum Herze vorzudringen und es zu erwärmen. Akustikgitarren wandeln durchs gräserne Gemüt, feine Männerstimmchen lustwandeln durch eine romantische Dämmerung, welche von Ruinen, alten Fußwegen und schwebenden Farnen durchwoben ist. Wie Hauch auf Hauch summen sich die Traurigkeiten und Begehrlichkeiten an uns vorbei, sie sickern immer tiefer in die Befindung.
Der Barden Gesang ist das ein oder andere Mal für uns Modernisten vielleicht etwas zu sinnend-weinerlich geraten. Das kann in euphorischen und klaren Momenten dann auch mal, sagen wir mal, "überholt" wirken. Ist aber bei Weitem noch nicht STING-isch geraten, der sich ja in letzter Zeit zum bebarteten Mittelaltersangeskönig verwandelt hat.
Jude & Cavanagh schaffen es, trotz des deutlichen Mittelalterbezuges, über die Mehrheit der Zeit nicht altbacken oder peinlich bemüht zu wirken. Nein, Hörerlein, nein, diese Musik hat etwas kindlich Verwunschenes. Neben der schönen Erinnerung an die Reinheit der Frühe und Jugend schimmert auch die Schwermut unseres Alters und des kalten ungerechten Abends durch die ausufernden Äste der Trauerweide. "Beyond, Beyond" beschreibt zwar das Jenseitige und Versteckte dieser Welt, ist aber mitten aus deren Mitte herausgetrennt worden.
Zeit, sich mal wieder Zeit zu nehmen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben