LINDISFARNE - Heading The Attack
Mehr über Lindisfarne
- Genre:
- Death Metal
- Heading The Attack
- Total Devastation
- The Spirit Of Archaic Wisdom
- Declaration Of War
- I Will Never Die For Heaven
- The Gates Of Valhalla
- Vengeance Of The Elder
- Answer The Mountains Call
- Belief
- Betrayed By Forgotten Dreams
- Dirty Leather Queen
- Camouflage
- Sworn Revenge
Passt ein Soldat, der sich auf dem Cover mit seinem Sturmgewehr im Gras tarnt, zu einer Band, die den Namen LINDISFARNE trägt? Nun, nur bedingt will man meinen, da die Geschichte von Lindisfarne doch untrennbar mit der Pagan-Metal-Szene verwoben scheint und diese gemeinhin doch eher den alten Wikingern als modernen Kriegern zugeneigt ist. Jedoch spielte die Band aus dem Bergischen Land ursprünglich Viking Metal mit schwarzmetallischen Wurzeln, was die Namenswahl erklären dürfte. Mit ihrem nunmehr dritten Studioalbum gehen die Musiker jedoch etwas andere Wege, was sich sowohl in einer starken Zunahme von Elementen des melodischen schwedischen Death Metals als auch in einer beginnenden textlichen Umorientierung zeigt, die jedoch noch nicht vollends abgeschlossen ist. So bezeichnet die Band selbst "Heading The Attack" auch folgerichtig als Übergangsalbum, was den Nagel auf den Kopf trifft. Daher finden sich neben den altbekannten heidnischen Themen auch völlig anders geartete Texte auf diesem Werk und auch musikalisch berühren die Stücke unterschiedliche Richtungen.
Mancher mag sich nun fragen, ob wir es denn nun mit einem zerfahrenen Album zu tun haben, doch derlei Befürchtungen kann ich zerstreuen. Sicher merkt man der Scheibe an, dass im Hause LINDISFARNE ein Wandel vonstatten geht, doch wirkt sich dies keineswegs negativ auf den Hörgenuss aus. Die Stücke passen trotz ihrer verschiedenen Ausrichtung sehr gut zusammen, und das Gesamtwerk lässt sich problemlos am Stück durchhören, ohne dass irgend etwas deplatziert wirken würde. Ein atmosphärisches Intro mit Samples modernen Kriegshandwerks leitet die Scheibe ein, und das sich anschließende 'Total Devastation' steht dann auch gleich für Death Metal der derberen Elchtod-Schiene. Streckenweise ziemlich hackend, aber mit einigen schönen Leads versehen. In eine ähnliche Kerbe schlägt zunächst auch das deutlich längere 'Spirit Of Archaic Wisdom', wobei hier in die infernalischen Blasts und Keifattacken auch diverse hymnisch stampfende Passagen eingeflochten werden, was die Band für Anhänger der führenden wikingischen Bart- und Methornträger-Band interessant machen könnte. Eben dieses eingängige, hymnische Element und die treibende Rhythmizität, welche die schwedischen Genrehelden auszeichnet, kommen bei 'Declaration Of War' noch deutlicher zur Geltung. Hier fällt besonders stark auf, was für coole Melodien die Truppe im Gepäck hat. Dagegen wirken aber manche Übergänge etwas holprig und auch der eine oder andere Upspeed-Part verliert die klaren Konturen. Dieses kleine Manko machen aber die coolen, leicht folkloristisch angehauchten Leadmelodien des Gitarrenduos zum Beispiel bei 'I Will Never Die For Heaven' wieder wett. 'The Gates Of Valhalla' ist für mich durch die schönen Wechsel zwischen kalter Raserei und epischen Passagen sowie durch den sehr prägnanten Refrain das Highlight des Albums. Im weiteren Verlauf geht die Reise dann wieder mehr in Richtung Death Metal, wobei der Charakter der meisten Stücke durch die bereits erwähnten Tempowechsel geprägt wird, wofür 'Vengeance Of The Elder' ein schönes Beispiel abgibt, das auch durch die Melodieführung zu gefallen weiß. Die Truppe setzt durchaus auf melodische Leads, verliert sich aber nicht im Skalengedudel oder in Anbetungen der eisernen Jungfrau, die weite Teile der Göteborger Szene vollführen, sondern orientiert sich nach wie vor eher an heidnisch anmutender Melodieführung, wie wir sie von vielen keltisch geprägten Bands kennen. Mit 'Dirty Leather Queen' gibt's aber auch eine sehr gelungene Referenz an den derben alten Stockholm-Sound, während das finale 'Sworn Revenge' mit seinen akustischen Gitarren und dem tiefen klaren Gesang noch ein letztes Mal richtiges Pagan-Feeling im Stile von ULVERs "Kveldssanger" atmet.
"Heading The Attack" ist demnach recht vielseitig und macht durchaus Laune, wobei ich aber auch sagen muss, dass die Band mich in den getragenen und melodischen Momenten deutlich mehr überzeugen kann, als wenn sie sich in die schnelleren Bereiche vorwagt und auf pure Aggression und Raserei setzt. So bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob die Richtung in die sich LINDISFARNE bewegt für mich persönlich eine positive Entwicklung darstellt, oder ob ich doch eher auf das Frühwerk zurückgreifen sollte. Fans von melodischem aber dennoch traditionellem Death Metal mit leichten Reminiszenzen an die Melodieführung und Epik des Pagan Metal sollen sich aber durchaus ermuntert fühlen, die Band auf ihrer Homepage zu besuchen und mal näher unter die Lupe zu nehmen. Dort könnt ihr auch die schön aufgemachte und in Eigenregie veröffentlichte neue Scheibe ordern.
Anspieltipps: I Will Never Die For Heaven, The Gates Of Valhalla, Dirty Leather Queen, Sworn Revenge
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle