LIVHZUENA - Dark Mirror Neurons
Mehr über Livhzuena
- Genre:
- Technical Death Metal / Progressive Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Klonosphere Records
- Release:
- 22.05.2015
- Mars
- Nälli
- Wave The Banner
- Shadows And Matter
- Quantic Quake Monster
- Void
- Dark Mirror Neurons
Anspruchsvolles, aber seelenloses Technikgemetzel.
Technischer Death Metal aus Frankreich hat Konjunktur, seit GOJIRA dem Genre vor etlichen Jahren den Weg bereitete. Und in der Theorie steht die Nachwuchstruppe LIVHZUENA den etablierten Vorbildern in nichts nach. Sieben Tracks bietet das Debütalbum "Dark Mirror Neurons", vollgepackt mit abwechslungsreichen, vertrackten Arrangements, eingebettet in ein vollkommen ausdifferenziertes Klanggewand. Das anspruchsvolle Geballer der Herrschaften vom südwestlichen Ausläufer des Ärmelkanals schindet beim ersten Hördurchgang denn auch mächtig Eindruck – Junge, Junge, ist man geneigt zu sagen, das drückt ja mächtig, und intelligent mit ihren Instrumenten umgehen können die Typen auch!
Nach mehr als einem halben Duzend Durchläufen bleibt von "Dark Mirror Neurons" bei mir allerdings erstaunlich wenig hängen. Das mag am wählerischen Gehör des Rezensenten liegen – zugegebenermaßen fehlt mir im Bereich des technischen Todessstahls oftmals der emotionale Zugang. Wenn man bei LIVHZUENA allerdings nochmal den (angesichts der auffälligen Ähnlichkeit naheliegenden) Vergleich mit GOJIRA bemüht, darf konstatiert werden, dass der Sound der Genreveteranen schlichtweg organischer und atmosphärischer daherkommt. Dieses gewisse Etwas, dieses Aufflackern der Lebensgeister in einem ansonsten kalten, futuristischen Universum vermag bei GOJIRA immer wieder Emotionen zu wecken – und da regt sich in meinen Ohren auch beim intensiven Eindringen in die Klangwelt von LIVHZUENA herzlich wenig. Der Opener 'Mars' mag ja mit mächtigem LAMB OF GOD-Riffing, einer progressiven Struktur, coolen Rhythmusvariationen und gelungenen MACHINE HEAD-Reminiszenzen glänzen, klingt aber eben mehr nach Studienarbeit denn Seelenspiegel der beteiligten Musiker. Ziemlich eindimensional fällt auch die Gesangsperformance von Schreihals Franck aus; permanentes Genörgle gepaart mit abgehacktem Riffing – puh, file under "anstrengend", sag ich mal. Und selbiges Urteil gilt leider für die Mehrzahl der Songs auf "Dark Mirror Neurons".
Ja, bei 'Nälli' sowie dem abschließenden Titeltrack kommt immerhin gelegentlich so etwas wie emotionale Tiefe und entsprechend auch etwas Abwechslung vom ermüdenden Technik-Gehacke auf: Bei 'Nälli' in Form eines klagenden Halftime-Refrains, beim fast neunminütigen 'Dark Mirror Neurons' durch eine deutlich zurückgenommenere Einleitung, tatsächlich melodiegebenden Gitarrenleads und einer halbwegs dynamischen Spannungskurve. Das reicht allerdings nicht aus, um dem Album insgesamt ein "menschliches" Antlitz zu verleihen.
Wer sich an einer technisch exzellenten Darbietung ergötzen will, keinen Wert auf große Gefühle in seinem Metal legt bzw. Freude daran hat, in ebendiesem angestrengt nachvollziehbare Rhythmusfragmente zu suchen, wird mit LIVHZUENA wahrscheinlich nur unwesentlich weniger Spaß haben als mit MESHUGGAH, GOJIRA & Co. Ich persönlich kann mir "Dark Mirror Neurons" gut anhören und den Franzosen meine Anerkennung aussprechen, ob der fetten Riffs, ob ihrer beeindruckenden handwerklichen Fertigkeiten. Spuren hinterlässt dieser klinisch kalte Death Metal bei mir allerdings ebenso wenige wie steriles, minimalinvasives Operationsequipment.
Anspieltipps: Nälli, Dark Mirror Neurons
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause