LORN - Arrayed Claws
Mehr über Lorn
- Genre:
- Atmospheric Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- I, Voidhanger Records
- Release:
- 27.01.2017
- Disharmonic Feticism
- Abstract Trap
- Toybodim
- Süt-aq-Köl
- Aus Nebel Turm
Der Gegensatz aus Primitivität und Atmosphäre.
Wer den jüngeren Labelkatalog von I, Voidhanger Records einmal näher verfolgt hat, wird wissen, dass die Underground-Klangschmiede vor allem auf dem atmosphärischen Sektor der finsteren Musikkunst zuletzt einiges zu bieten hatte. Die bisherige Endstufe dieser Entwicklung offenbart sich auf dem neuen Album der Avantgarde-Spezialisten von LORN, die mit "Arrayed Claws" ein arg kontrastreiches Werk geschaffen und fast schon maschinelle Grooves mit nahezu epischen Instrumentalpassagen gekreuzt haben. Der Effekt bleibt nicht aus: LORN ist anno 2017 zwar nicht leicht zu konsumieren, aber musikalisch ein echter Hochgenuss, der von seinen wiederkehrenden Gegensätzen am Leben gehalten wird.
Dabei führt die Band ihr Publikum immer wieder gerne in die Irre und bestreitet schon im Opener 'Dosharmonic Feticism' einen Kampf um Homogenität, wie man ihn nicht alle Tage geboten bekommt. Das Industrial-Riffing, das hier mit mechanischer Präzision in den Orbit geschossen wird, hat etwas Anziehendes, wirkt aber wegen seiner sterilen Ausdrucksweise gleichzeitig irgendwie befremdlich. LORN mag es in den ersten Augenblicken besonders radikal, steigert sich zu einem Höchstmaß an fast schon brachialer Intensität und schafft einen Ambient-affinen Ausklang, der den Song zwar auf den Kopf stellt, ihn aber doch zusammenhält, bevor er regelrecht explodiert. Nicht viel anders schaut es im zweiten Longtrack von "Arrayed Claws" aus, wenngleich das Wechselspiel in 'Abstract Trap' noch deutlicher in den Fokus gerät. Spätestens hier ist man sich auch der Tatsache bewusst, welch geniale Combo hier die Finger im Spiel hat.
Und dennoch verharrt LORN nicht auf dem immergleichen Schema, sondern streckt die Fühler auch in die einzelnen Subgenres aus; 'Toybodim' ist ein astreiner, zeitgemäßer Black-Metal-Song, in 'Süt-aq-Köl' werden moderne Thrash-Gitarren hinzugefügt, und mit dem Schlussakord des melancholischen Instrumentals 'Aus Nebel Turm' noch einmal alles auf den Kopf gestellt - Horror-Feeling und Soundtrack-artige Klangflächen inklusive!
Die Kunst besteht letztlich darin, die Fassade niemals bröckeln zu lassen und das intensive Level beizubehalten, ganz egal in welche Richtung sich der Sound von LORN auch bewegt. Und diesen Kunstgriff beherrscht die Band offenbar aus dem Effeff und zelebriert ein anspruchsvolles, weitestgehend aber auch arg berauschendes Album, das nicht in der Label-eigenen Rangfolge eine Spitzenposition belegt. Der Bandcamp-Stream, der hier wärmstens empfohlen sei, gibt nähere Aufschlüsse und sollte auch den letzten Haderer sofort überzeugen!
Anspieltipps: Abstract Trap, Toybodim
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes