LUST, THE - My Dear Emptiness
Mehr über Lust, The
- Genre:
- Gothic / Melodic Metal
- Label:
- Sleaszy Rider
- Release:
- 20.01.2005
- The Seal (Intro)
- Revenge
- Whatever
- Days In Black
- My Dear Emptiness
- Half-Remembered
- Open
- Revelation
- For A While
- A Tribute To The Future (Outro)
Die Sängerinnen im Metal werden nicht nur immer zahlreicher, sondern auch immer jünger. Mirla, das Frontfräulein der russischen Melodic Metal Band THE LUST, ist gerade mal 16 Jahre alt und dennoch ohne Zweifel das Aushängeschild der Band. Sie hat nämlich weder eine raue Sirenenstimme, wie sie im Metal der Achtziger üblich war, noch trällert sie im derzeit überstrapazierten pseudo-klassischen Sopran vor sich hin. Sie singt gefühlvoll, mit natürlicher, völlig ungekünstelter und unaffektierter Stimme und bewegt sich dabei für eine Frau weitgehend in mittleren Tonlagen, kann aber durchaus auch mal Ausflüge in höhere Gefilde machen und dann wieder tiefer und dunkler singen. Gerade für Letzteres ist das melancholische, leicht gothiclastige 'Days In Black' ein sehr schönes Beispiel, während wirklich hohe Vocals insbesondere bei 'Half-Remembered' zum Tragen kommen.
Musikalisch handelt es sich bei THE LUST um zeitgemäßen melodischen Metal, der jedoch nicht zu sehr dem typischen europäischen Power Metal nahe steht, sondern stattdessen eher mit dem Gothic Metal der mittleren PARADISE LOST oder THEATRE OF TRAGEDY kokettiert. So versteigen sich die jungen Russen selten in irgendwelche hypermelodischen Hochgeschwindigkeitspassagen. Ausladende, atmosphärische Arrangements prägen die Musik, das neoklassische Element fehlt völlig, die Keyboards sind dennoch präsent und bisweilen gar dominant, werden jedoch eher dazu genutzt, Klanggemälde zu kreieren, als sich mit der Gitarre ein Dudelduell zu liefern. Gesanglich verschonen uns THE LUST zum Glück mit dem über Gebühr klischeehaften Wechselgesang zwischen Männlein und Weiblein, wobei Gitarrist Yan durchaus ein paar backing vocals beisteuern darf. Die werden aber sehr sparsam dosiert, so dass sich keine klebrige "die-Schöne-und-das-Biest-Romantik" ausbreiten kann.
Mit all dem schaffen es THE LUST hervorragend, einschmeichelnde Melodien gut zu verpacken und effektiv rüberzubringen. Dazu bieten treibende Songs wie 'Open' auch einen ordentlichen Groove, der den Hörer in Bewegung bringt. Einziges Manko der Scheibe ist für meinen Geschmack, dass ihr ein paar Ecken und Kanten mehr sehr gut tun würden. Gegen Ende der Scheibe bringen Titel wie 'Revelation' und vor allem das sehr gute 'For A While' zwar doch noch eine schöne Dosis gediegener Heaviness und wie der Opener 'Revenge' auch ein wenig Aggression, aber über weite Strecken bietet "My Dear Emptiness" doch ein bisschen viel easy-listening, was diejenigen Metaller, die ein durchgängiges Mindestmaß an Härte brauchen, ein wenig langweilen könnte. Romantische Seelen, die auch mit einer gesunden Portion Heaviness klarkommen, sollten THE LUST aber unbedingt mal eine Chance geben, denn der Mix aus Melodic Metal und Gothic hat durchaus seine bezaubernden Momente und durch Mirlas eigenständigen und sehr angenehmen Gesang auch einen hohen Wiedererkennungswert.
Anspieltipps: Revenge, Days In Black, Open
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle