LYKAION - The Things I've Left
Mehr über Lykaion
- Genre:
- Metal
- Desert Of Emotions
- Not A Farewell
- Serenity
- Emptiness
LYKAION sollten sich schleunigst einen neuen Bandnamen suchen. Der aktuelle bedeutet zwar übersetzt "Wolfsberg", was schon irgendwie Metal ist; man kann ihn sich aber leider nicht merken. Und ab 0,2 Promille dürfte zudem Schwung in die Buchstabenreihenfolge kommen, so dass sich Mund-zu-Mund-Propaganda schwierig gestalten könnte. Bei vielen Kapellen wäre das auch vollkommen egal, weil man die jeweiligen Platten und Songs ohnehin ganz schnell aus dem Gedächtnis streicht; die Italiener können allerdings Eindruck schinden.
In der Info beschreibt das Quintett seinen Sound als Mischung aus NEVERMORE, OPETH, KATATONIA und ANATHEMA, so dass die Messlatte sofort ganz oben und die Gefahr, am Ende mit Mann und Maus abzusaufen, bei ungefähr 95 Prozent liegt. Allerdings tritt dann das Unerwartete ein: Die vier Songs von "The Things I've Left" sind ausgereift, zudem für 'ne Eigenpressung astrein und druckvoll produziert und müssten den vier Jungs plus Gesangsfrau einen Deal bringen, wenn das Musikbusiness nicht von Willkür und Taubheit durchseucht wäre. Eigentlich sollte man schon nach den ersten Riffs von 'Desert Of Emotions' (ganz stark!) merken, dass in der Vergangenheit zehntausend schlechtere Kapellen mit 'nem Plattenvertrag bedacht wurden. Dass die beiden Axtschwinger Alessandro Sforza und Fabio Valentini für NEVERMOREs Höllenklampfer Jeff Loomis jeden Tag 'ne Kerze anzünden, kann man vermuten, macht den Song aber letztlich auch nicht übler, zumal die Parallelen zu dem Seattle-Fünfer wie bereits angedeutet nur ein Teil des Ganzen sind. Wenn bei 'Not A Farewell' plötzlich KATATONIA-Dark-Rock-Stimmung aufkommt oder die Akustikgitarre aus der Ecke geholt wird, kann man Vergleiche mit den Amis sofort knicken. Und da ist ja auch noch Tiziana Palmieri. Die Dame singt kraftvoll, hat jede Menge Hardrock in der Stimme, kann bei Bedarf auch auf die sanfte Gangart umschalten und bringt damit all das mit, was die Gothic-Jodel-Tanten aus Schnarchhausen nicht haben. Ihre Gesangslinien versieht sie zudem mit ein paar hübschen Widerhaken; Poppiges wird man auch unterm Elektronenmikroskop nicht entdecken, was den Hörgenuss verlängert.
In der Summe ergibt das eine EP, die man sich nicht entgehen lassen darf, wenn man mit den genannten Acts was anfangen kann (OPETH mal ausgeklammert; die sind eher nicht präsent), und die im Dickicht der deallosen Combos maximal alle zwei Jahre auftaucht. Einfach http://www.myspace.com/lykaion besuchen, wo die Tracks zu finden sind, Silberling ordern und vielleicht noch einen neuen Bandnamen vorschlagen.
Anspieltipp: alles!
- Redakteur:
- Oliver Schneider