MALASANERS - Footprints
Mehr über Malasaners
- Genre:
- Folk Rock/Punk
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Uncle M
- Release:
- 16.03.2018
- Sell The Night
- Workers On The Run
- My Time Before I Die
- But Not Today
- Long Live The GLory
- The Stars Are Falling
- Paris je t'aime
- I Just Can't Stay And Wait
- Footprints
- To The Border
- Ghostly Lover
- Fun Has Just Begun
- Your Wars
Ein in Deutschland lebender Spanier spielt irischen Folk Punk. Kann das klappen?
Es kann. Das hat Multiinstrumentalist Carlos del Pino Gonzales bereits auf dem Debütalbum "Spanish Eyes" bewiesen. Wie klappt es nun auf Album Nummer zwei aus dem Hause MALASAÑERS? Es gibt, was qualitativen irischen Folk Punk angeht, im Grunde nur zwei Möglichkeiten. Entweder man versucht sich (letztlich vergebens) daran, die ureigene Magie der ersten drei THE POGUES Alben zu erreichen, oder man eifert den mächtigen DROPKICK MURPHYS (oder meinetwegen auch FLOGGING MOLLY) nach. Ansonsten wird es schnell halbgar oder belanglos.
Diesbezüglich gilt für "Footprints" Entwarnung: Langweilig ist dieser Zweitling nicht. Aber eben auch keine makellose Blaupause des Genres. Im Vergleich zum Debüt fällt die dominantere und härtere E-Gitarre auf. An sich immer eine gute Idee, aber kein Qualitätsmerkmal per se, was zählt, sind die Lieder. Und die sind nicht mehr ganz so stark wie auf "Spanish Eyes". Aber der Reihe nach. 'Sell The Night' eröffnet mit Banjo und Stakkatoriff und riecht mächtig nach Boston. Ein gelungener, wenn auch etwas zu zahmer Opener. 'My Time Before I Die' lässt dann Debütatmosphäre aufleben: Da ist sie wieder, diese melancholische Stimmung, die die irische Musik so einmalig gut macht. 'Workers On The Run' erinnert dann (nicht nur textlich) wieder an die MURPHEYS, nur der Refrain ist leider etwas banal. Auch das ruhige und gemächliche 'But Not Today' hat zwar seine Momente, kann aber auf Dauer nicht überzeugen. Macht aber nichts, denn 'Long Live The Glory' wartet mit whiskeygetränkter und punkiger Stimmung auf, diesmal klappt die DROPKICK-Hommage. 'The Stars Are Falling' ist die erste große Überraschung: Wunderbare und innovative Melodieführung. Mir fällt auch nach längerem Überlegen keine Band ein, die solche Lieder schreibt: Die Eigenständigkeit steht dem Quintett ausgezeichnet! Das folgende 'Paris je t´aime' ist wieder generischer, trotzdem, spaßig. Das rockige 'I Just Can't Stay And Wait' zählt nicht unbedingt zu den Höhepunkten, weil Alleinstellungsmerkmale fehlen. Die besitzt der Titeltrack allerdings zur Genüge: Ska-Punk-Rhythmus, melancholische Gitarrenleads und dynamischer, sehr gefühlvoller Gesang. Es folgt 'To The Border', das mit seinem hypnotischen Aufbau und einer ordentlichen Portion Härte durchaus Eindruck schinden kann. 'Ghostly Lover' setzt auf Geschwindigkeit (hier könnte man auch den unseligen Begriff Speedfolk benutzen, was ich ausdrücklich nicht tue!), gefällt mit Mundharmonikaeinsatz und leicht rauen Vocals. Der jazzige Gitarrenbeginn von 'Fun Has Just Begun' führt in die falsche Richtung, spätestens der Refrain zeigt: Hier regiert wieder irische Melancholie! Was uns perfekt zum Abschluss des Album führt: 'Your Wars' startet sanft und steigert sich dann nach und nach zu einer sehr eindringlichen Hymne mit großartigen Melodien.
Solche POGUES-Momente sind auf dem Album für meinen Geschmack leider viel zu selten, zu oft wandelt die Band auf MURPHYS-Pfaden, was aber nicht immer gut funktioniert. So ist dieses Album im Vergleich zum Vorgänger, trotz der härteren Gitarre, in Summe poppiger, zu selten wirklich irisch und melancholisch. Aber nicht falsch verstehen: "Footprints" ist immer noch eine gelungene Scheibe, nur glaube ich, dass diese Bands so viel mehr kann. Zumindest ist man aber, das zeigen die Änderungen, um Weiterentwicklung bemüht. Den deutlich spanischen Akzent im Gesang finde ich übrigens eher sympathisch als störend. Irish Folk ist integrativ, und wer ihn mit so viel Gefühl spielt, wie dieser Spanier, der nun in der schönsten Stadt der Welt lebt, hat das verstanden.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Jakob Schnapp