MISS LAVA - Red Supergiant
Mehr über Miss Lava
- Genre:
- Stoner Rock / Heavy Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Smallstone Reords/ Cargo
- Release:
- 23.08.2013
- Desert Mind
- Lay Down
- Feel My Grace
- Ride
- Crawl
- Hole To China
- Catch The Fire
- Murder Of Crows
- Motel Neon
- Yesterday's Gone
- Red Supergiant
Yeah, Portugal kann Stoner!
Im Stoner Rock noch nach neuen Ideen zu suchen, ist genauso hoffnungslos wie der Meistertitel für den FC St. Pauli. Ich verstehe auch nicht, warum immer an einem neuen Stoner Album bemängelt wird, es würde auf der Stelle treten und keine neuen Aspekte zum Genre beitragen. Wenn die Scheibe fett aus den Lautsprechern ballert und die Riffs mächtig wie trocken sind, ist mir das nur recht. Wenn KYUSS irgendwann in diesem Leben noch einmal eine Reunion startet (ich meine eine echte Reunion), bin ich mir sicher, das alle Kritiker des Genres ihren Leckerbissen finden. Bis dahin bin ich mit MISS LAVA sehr zufrieden. Und es ist mir dabei so egal, ob man alle Zutaten der Scheibe schon 100 Mal gehört hat.
Aber zurück zum Thema. "Red Supergiant" is coming to you straight from Portugal! Wer hätte gedacht, dass die Portugiesen im Stoner Genre bewandert sind? MISS LAVA liefern mit dem Album einen echten Brocken ab. Der Sound ist unglaublich massiv und druckvoll, dabei aber noch erdig genug, um einen gewissen Charme zu versprühen. Immer wieder bricht der vom Bass bestimmte Sound etwas auf und man kann zwar keine dynamischen, aber flotten und groovenden Riffs genießen. Etwa beim Opener 'Desert Mind', dessen Titel kaum passender sein könnte. Irgendwo öffnet der Sound im Refrain und im Anschluss im dann doch variablen Break die Pforten zum Psychedelischen. Ein interessanter Start in den "Red Supergiant".
'Lay Down' kann das Niveau nicht halten und an dieser recht frühen Stelle bricht das Album dann schon etwas ein. 'Feel My Grace' dagegen zieht wieder an und erinnert vor allem in den Strophen sehr an FAITH NO MORE, natürlich nur sehr viel schwerer. Das flotte Tempo im Refrain ist ein toller Kontrast zu den Strophen und das Bassintermezzo ist aller Ehren wert. Besonders, wenn dann die restlichen Instrumente einsetzen und alles in Grund und Boden stampfen. Hab ich die starke Gesangslinie im Chorus schon erwähnt?
'Ride' wurde (wie so manch anderer Song der Scheibe) schon im Vorfeld auf Youtube veröffentlicht und glänzt durch ein stimmiges Musikvideo. Der Song avancierte schnell zum Fan Favorite und wer könnte es den Fans verdenken? Die Riffwand, die einem entgegen geschleudert wird, haut einen wahrlich um, dabei wird die Geschwindigkeit und der Druck nur durch die Saiteninstrumente erzeugt, das Schlagzeug versucht irgendwie durchzubrechen, scheitert aber bei jedem Anlauf kläglich. Für die Strophen bricht der Song mit der Wucht und gewährt dem Gesang, den Text unterzubringen. Das Gitarrensolo gegen Ende und der Refrain erinnern mich zumindest sehr an KYUSS zu "And The Circus Leaves Town..." Zeiten.
Einen Tick abwechslungsreicher fallen 'Crawl' und 'Hole To China' aus. Nein, letzterer ist keine Huldigung an die großartigen CLUTCH (die ihrerseits ein Album sowie Track namens 'Slow Hole To China' verfasst haben). Musikalisch stimmt vielleicht das Genre, aber beide Songs klingen doch sehr verschieden. 'Slow Hole To China' ist vor allem wesentlich schneller und abgedrehter. MISS LAVA geht das gemütlicher an. Ein schleppender, sehr vom Bass getragener Rhythmus und eine minimal zurückgefahrene Gitarre zeichnen 'Hole To China' aus. Hier schlägt auch wieder ein wenig der Psychedelic-Sound zu. Insgesamt könnte der Song vom Klangbild her locker auf CORROSION OF CONFORMITY's "Deliverance" stehen. Nicht das schlechteste Vorbild. Der Gesang kommt manchmal sogar an Pepper's Stimme heran, der Vergleich drängt sich also nahezu auf.
Wieder unauffälliger wird’s im Anschluss, nur 'Motel Neon' glänzt mit einer starken Hard Rock Auslegung und einem vielleicht nicht innovativen, aber stimmigen Gitarrensolo und wieder einmal tollen Breaks.
Den Abschluss bilden das coole 'Yesterday's Gone' (fast schon unverschämt cool, dazu hervorragende Gitarren und ein tonnenschwerer Refrain!) und das Highlight, der Titeltrack 'Red Supergiant'. Eher gemächlich schleppen sich Schlagzeug und Bass durch den Song, der Gesang klingt mehr nach 60er Jahre 13TH FLOOR ELEVATORS, was den Song zu einer echten Überraschung macht. Das Bassspiel ist verdammt stark und sehr auffällig. Der Gesang ist eventuell ein Stück zu weit in den Hintergrund gerückt, aber wie die Scheibe dann ausklingt (eben mit dem tollen Bass)! Das hat Stil.
Endlich ist dieses Monster auch in Deutschland erhältlich, die Promotion nimmt wohl langsam Fahrt auf. Die Scheibe wurde nämlich vornehmlich in ihrem eigenen Land schon im letzten Jahr veröffentlicht. Entsprechende Videos kursieren also schon lange auf Youtube. Aber es ist gut und richtig, den "Red Supergiant" jetzt auch in anderen, in mehr Ländern anzubieten, denn das Material schreit geradezu nach einer (europaweiten) Tour. Vielleicht in kleineren Locations, voll gestopft mit schwitzenden Fans und dann eine wilde Performance, die die Fans mit dem druckvollen Sound umpustet. Das Potential ist auf jeden Fall vorhanden.
Im Endeffekt gibt es dann doch zu viele durchschnittliche Songs, die das Niveau immer wieder einbrechen lassen und so verwehren sie "Red Supergiant" eine höhere Benotung. Ja, das Material fetzt ordentlich und macht bestimmt vor allem live viel Spaß. Oder als Beschallung im Auto, bei heruntergelassenen Fenstern und mit einer coolen Sonnenbrille. So gen Sonnenuntergang (mit einem Mädel auf dem Beifahrersitz) kommt die Scheibe bestimmt verdammt gut. Aber für zu Hause... nun, sicher wird die bei mir das eine oder andere Mal rotieren, sie wird sich aber nicht festbeißen. Die Jungs sind allerdings auf einem verdammt guten Weg. Behaltet die Portugiesen im Auge!
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe