MöRK MUNIN - Mörk Munin
Mehr über Mörk Munin
- Genre:
- Black Metal
- Prologr
- I Mörke Skogen
- Misanthropic Sulphuric Winds Over Desolate Icy Wastelands
- The Conjuration Of The Fire God
- The Invocation Of The Nanna Gate
- In Conspiracy With Satan (BATHORY-Cover)
Wenn eine Band sich den Namen MÖRK MUNIN gibt, dann hat sie bei mir natürlich schon gleich mal einen kleinen Sympathiebonus. Immerhin ist Munin ja der Bruder des Raben Hugin, und das ist ja schon mal besser als nichts. Die Legende besagt, dass die Band bereits 1995 in Oslo gegründet wurde und damals ein Demo aufgenommen habe, das auf neun Stück limitiert war. Mehr Untergrund geht nicht, oder? Danach sind die Bandmitglieder mit den großartigen Pseudonymen dem Vernehmen nach in anderen norwegischen Schwarzwurzel-Kapellen tätig gewesen. Nun wollen es die dunklen Raben noch mal mit der alten Bruderschaft versuchen, und da man sich dem alten Geist des schwarzen Stahls verbunden fühlt, wird es natürlich keine Live-Konzerte und keinen Plattenvertrag geben, und der Sound soll so nekro sein, wie es nur geht.
Das sind ja tolle Aussichten, denkt sich der Rezensent und schiebt die Scheibe in den Schacht. Das Erstaunliche dabei ist, dass es das nordische Quintett doch tatsächlich schafft, eine authentische Frühneunziger-Atmosphäre zu erschaffen, ohne dabei aufgesetzt oder bemüht retro zu wirken. Das Demo klingt wirklich als käme es direkt aus der guten alten Zeit, als Black Metal noch neu und unheimlich war. Schon das Intro bei dem ein hallender Orgel-Synth durch ein Gewitter schallt, könnte kaum passender sein, und wenn die Norweger dann richtig loslegen, fühle ich mich irgendwie sehr deutlich in die eigene Jugend zurück versetzt, als ich 1992 verstört und fasziniert den ersten Scheiben von DARKTHRONE und dem irren Grafen gelauscht habe und dabei nicht so recht wusste, wie mir geschah. Genau diesen Sound transportieren MÖRK MUNIN in die Gegenwart, und sie machen es wirklich gut. 'I Mörke Skogen' beginnt ganz kurz mit Akustikgitarre und Bass, schlägt aber umgehend in einen schnörkellosen und eingängigen Black-Metal-Stampfer mit sehr prägnantem Refrain um. Ninibs dumpf und muffig klingendes Schlagwerk, die surrenden Gitarren von Igigi und Marratuk, Ishnigarrabs hintergründiger Bass und vor allem das unmenschliche, wahrlich rabenhafte Gekrächze und Gekreische von Shammash sind Zutaten, die den urigen Black Metal ausmachen, und die in den letzten zehn Jahren so viele Nachahmer so krampfhaft zu kopieren versucht haben. Doch nur ganz wenigen ist es so authentisch gelungen wie MÖRK MUNIN. So ist 'Misanthropic Sulphuric Winds Over Desolate Icy Wastelands' musikalisch wie auch in Sachen Titel eine schöne Referenz an die ganz frühen IMMORTAL, klingt aber dennoch - vor allem durch den Gesang - halbwegs eigenständig. Beim sehr starken 'The Conjuration Of The Fire God' treten die Jungs noch etwas mehr aufs Gaspedal und geizen auch nicht mit "Warrior-Uhs", während 'The Invocation Of The Nanna Gate' mit einem überraschend melodischen Solo um die Ecke kommt, dafür aber eine noch krankere Gesangsdarbietung bereit hält. Zum Abschluss gibt es eine ziemlich derbe Coverversion von BATHORYs Klassiker 'In Conspiracy With Satan', und dann hat der Spuk ein Ende.
Die schlicht aber ansprechend aufgemachte Eigenpressung kann zudem mit ein paar netten Details aufwarten. So ist das gesamte Booklet in Runenschrift verfasst. Es findet sich kein einziger lateinischer Buchstabe, so dass man manchmal doch ein wenig knobeln darf. Aber als echter Black-Metaller kann man ja schließlich Runen lesen, oder? Lustig ist insoweit der abschließende Vers, mit dem die Jungs - ebenfalls in Runenschrift - ganz deutlich sagen, was sie von rechtsextremen Tendenzen im Black Metal halten. Da steht nämlich ganz unverblümt: "Nazis are too stoopid to read runes." Das wäre also auch geklärt, so dass an Schwarzmetallfreunde der alten Schule eine ganz dringende Empfehlung geht, mal auf der bandeigenen MySpace-Seite die Hörprobe von 'The Conjuration Of The Fire God' anzutesten und danach am besten gleich das Demo zu verhaften. Bleibt nur die Frage, warum eine norwegische Band im Infoblatt ihren Bandnamen mit "ö" statt mit "ø" schreibt - wir rätseln noch.
Anspieltipps: I Mörke Skogen, The Conjuration Of The Fire God
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle