NAHEMAH - The Second Philosophy
Mehr über Nahemah
- Genre:
- Progressive Dark Metal
- Label:
- Lifeforce Records
- Release:
- 26.01.2007
- Siamese
- Killing My Architect
- Nothing
- Like A Butterfly In A Storm
- Change
- Labyrinthine Straight Ways
- Subterranean Airports
- Phoenix
- Today Sunshine Ain't The Same
- The Speech
Dass düsterer bzw. melancholischer Metal nicht ausgelutscht und nach ganzen Trauerweidenwäldern klingen muss, wird leider viel zu selten deutlich. NAHEMAH sind jedoch solch ein Fall, der sich nicht darauf beschränkt, die gängigen Klischees zu bedienen. Sie verbreiten zwar eine düstere Grundstimmung auf ihrer Platte, klingen gleichzeitig aber so vielseitig und originell, dass es eine wahre Freude ist. Obwohl dieser melancholische Grundton vorherrschend ist, reicht die Bandbreite von Düstermetal über Melodic Death bis hin zu frischem Rock - hier ist also für jeden was dabei. Beeindruckend ist angesichts dieser Vielseitigkeit vor allem die Tatsache, wie gut das auf "The Second Philosophy" alles zusammenpasst und wie schlüssig die durchaus anspruchsvollen Kompositionen rüberkommen.
NAHEMAH sind Spanier und warten hier mit ihrem dritten Album auf. Und man kann Lifeforce Records nur gratulieren, die hier einen sehr guten Griff getan haben und die Spanier nach zwei in Eigenregie produzierten Scheiben unter Vertrag nahmen.
Nun möchte der Leser natürlich gerne konkrete Vergleiche genannt bekommen, und die in der Labelinfo aufgeführten OPETH, DARK TRANQUILLITY und MOGWAI kann man sicherlich im Sound NAHEMAHs wiederfinden. Mich erinnert das Ganze stellenweise aber auch an die viel zu unterbewerteten Finnen von RAPTURE, die sich ihrerseits allerdings über weite Strecken durch eine recht deutliche Nähe zu ANATHEMA hervortaten, während bei NAHEMAH die Einflüsse deutlicher vielfältiger sind und von Death Metal bis Progressive Rock reichen. Man sollte sich also am besten von der üblichen Kategorisierung lösen, und mit "The Second Philosophy" einfach ein sehr vielseitiges und mitreißendes Album genießen.
Auf diesem kann man auch nach einem Dutzend Durchläufen noch jede Menge neue Details entdecken, aber das wirklich Tolle ist die Homogenität des Songmaterials, welche trotz der gebotenen hohen Bandbreite kein Problem für NAHEMAH darstellt. Die Songs sind weder zu überladen noch zu komplex, man kann der Musik immer gut folgen, der so genannte rote Faden geht nie verloren. Was das Ganze zusammenhält, sind hierbei vor allem die melodischen, melancholischen Riffs, welche als tragendes Element fungieren. Im Gegensatz dazu wird der Gesang auch schon mal einen Gang zurückgenommen, aber auch dieses Element überzeugt durch seine Vielseitigkeit, von durchdringendem Growling bis zu harmonischem Clean-Gesang wird alles aufgeboten. Die getragenen, bedächtigen Passagen sind zwar in der Überhand, aber auch lautmalerisches Getöse in bester Death-Metal-Manier findet seinen Platz auf "The Second Philosophy".
'Labyrinthine Straight Ways' klingt sogar mit Saxophon-Klängen aus, welche im Song 'Phoenix' ebenfalls noch einmal auftauchen, und auch das passt einfach wie die Faust aufs Auge. Dabei wäre es wünschenswert, wenn man die Verwendung einer für diese Stilrichtung eher ungewöhnlichen Instrumentierung, wie bei diesen beiden Stücken geschehen, in Zukunft noch weiter verstärken würde - das könnte sehr spannend werden und den Hörgenuss zusätzlich steigern.
Zum Ende der Scheibe hin kommen dann atmosphärische und verträumte Stücke ('Today Sunshine Ain't The Same', 'The Speech'), die "The Second Philosophy" ganz gediegen und ruhig ausklingen lassen. Insgesamt also eine Scheibe, die von düster und melodisch bis hin zu rockig und progressiv alle Kennzeichen guter Musik vereint.
Es ist eine Tatsache, dass viel zu selten in der Metalszene interessante Alben auf die Hörerschaft losgelassen werden, die musikalisch hochwertige Kost bieten und davon leben, sich nicht von Stilgrenzen aufhalten zu lassen. NAHEMAHs drittes Werk ist solch ein Exemplar, schlicht und ergreifend ein absolut faszinierendes Album. Je öfter ich die Scheibe höre, desto beeindruckter bin ich. Es befindet sich kein einziger Ausfall unter den zehn Songs auf "The Second Philosophy", sondern vielmehr eine Stunde spannender und packender Hörgenuss pur.
Anspieltipps: Killing My Architect, Change, Labyrinthine Straight Ways
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer