NASTY - Shokka
Mehr über Nasty
- Genre:
- Hardcore
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- BDHW Records
- Release:
- 27.02.2015
- Shokka
- No
- Phoenix
- Lying When They Love Us
- The Heat
- Real Talk
- Fantasia Skit
- Fantasia
- Rebel With A Cause
- Gym Skit
- Politessenhass
- Interlude
- Irreversible
- Fire
- Outro
- Fire On The People (live)
- Hell On Earth (live)
- Slaves To The Rich (live)
"Sooo 'n Hals!" - Dicke-Eier-Aggro-Attacke
Eine Kreuzung aus metallischem New-School-Hardcore Marke HATEBREED, noch neumodischerem Deathcore à EMMURE sowie den schmutzigen Einschlägen hiesiger Hardcore-Punk-Bands und einer "Schwere-Jungs-Mentalität" der umstrittenen deutschen Gangsta-Rapper - das ist NASTY. Ja, das lässt Testosteron im Überfluss und massig blaue Flecken erahnen. Wer also auf mächtige Downbeat-Prügel steht und sich auskotzen will über sein Leben, die Gesellschaft oder die ätzenden Mitmenschen, ist mit "Shokka", dem jüngsten Output der Straßenkämpfer aus der belgisch-deutschen Grenzregion Maas-Rhein, bestens bedient. Für meinen zartbesaiteten Geschmack tragen die vier Herren auf ihrer aktuellen Veröffentlichung bloß ein paar abwechslungsarme Spuren zu dick auf.
Brachial, geradezu martialisch leitet der Titeltrack das in grellem Neonlook gehaltene Album ein, mit all den Trademarks die man von einer Band wie NASTY erwarten kann: Flottes Hardcore-Gemetzel trifft auf tonnenschweres, breaklastiges Riffing und maximal angepisstes Gebell. Dieser schnörkellose Brutalo-Stil wird durchweg beibehalten – was Wut und Aggressivität angeht, sehen selbst die Ostküsten-Vertreter gegen NASTY ziemlich alt aus. Und zunächst macht die kampfeslustige Mixtur mächtig Laune. Der kompromisslose Doppelschlag 'Shokka' und 'No' eröffnet mit größtmöglicher Härte ein Album, das mehr mit einer üblen Straßenschlägerei zu tun hat als mit Musik im harmonischen Sinn. Bei 'Phoenix' haut die Band mit deutschen Texten eine ultimative Kampfaufforderung an das niedergeschlagene, resignierte Fußvolk mitten in die Trägheit unserer Zeit. Solange diese Welt mit ihrer Ungerechtigkeit und Niederträchtigkeit besteht, hat Hardcore eine zeitlose Daseinsberechtigung, und NASTY liefert auch anno 2015 eine passende Hymne für den ganz persönlichen Widerstand. Fett, fetter, "Shokka"!
Trotzdem ermüdet die Platte zusehends, noch ehe die Halbzeit des kaum halbstündigen Albums erreicht ist. Auch die wenigen Interludes schaffen musikalisch keinen Mehrwert und bringen kaum Abwechslung in ein Werk, das letztlich nie über das immergleiche Schema hinaus kommt, nämlich den maximal aggressiven Wechsel aus schnellen Hardcore-Metzeleien und mächtigen Beatdown-Fausthieben. Dazu kommen noch ein paar lyrische Peinlichkeiten, bei denen NASTY in chauvinistisch-sexistisches Machogehabe verfällt ('Real Talk', 'Politessenhass'). Einzig das nachdenkliche, klassisch-metallische Outro weiß zu überraschen – huch, so können diese Grobiane also auch klingen? Wieso eigentlich nicht mehr davon?
NASTY liefert mit "Shokka" also genau das, was die hauseigenen Fans sowie Anhänger der jüngsten Hardcore-Auswüchse erwarten können. Wer auf Betonkrieger wie I AM REVENGE oder DEAD MAN'S CHEST steht, sollte auch mit den Grenzgängern aus Kelmis selig werden. Spielverderber wie der Verfasser dieser Zeilen dürften zumindest bei den energiegeladenen Liveattacken von NASTY auf ihre Kosten kommen. Trotzdem: Hardcore funktioniert auch bescheidener, gelegentlich sogar abwechslungsreicher, ohne an Bedeutung und Durchschlagskraft zu verlieren.
Anspieltipps: Shokka, Phoenix, Fire
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause